Arachnophobie – die Angst vor Spinnen
Bei der Arachnophobie (Spinnenangst) handelt es sich um eine Tierphobie, die meist Menschen weiblichen Geschlechts betrifft. Sie ist in der Regel leicht behandelbar, jedoch bedarf es dabei oft eines großen Maßes an Überwindung. Lesen Sie hier, wie sich die Angst vor den Spinnentieren bemerkbar macht und wo sie herrührt.
Was ist Arachnophobie?
Die Arachnophobie ist die am weitesten verbreitete Tierphobie. Dabei handelt es sich um eine spezifische Phobie: Diese ist in der Regel gegen Objekte gerichtet, die der Natur entspringen und mitunter noch eine Gefahr für den Menschen darstellen können, wie tiefes Wasser, Gewitter, bestimmte Tiere. Aber auch Objekte, die heute nicht mehr gefährlich sind, es aber vor vielen tausend Jahren waren, z. B. heimische Spinnen, können Gegenstand der Phobie sein. Objekte nicht natürlichen Ursprungs, die in der heutigen Zeit jedoch eine Gefahr darstellen können, wie Steckdosen, lösen in der Regel keine Phobie aus.
Obwohl es sich bei Arachnophobie um eine gut behandelbare Angststörung handelt, bleiben 60 Prozent der Menschen, die mit einer Spinnenphobie leben, unbehandelt – trotz großen Leidensdrucks. Es sind mehr Frauen als Männer betroffen.
Welche Symptome treten bei Arachnophobie auf?
In der Regel ist den Phobikern und Phobikerinnen bewusst, dass ihre Angst vor den heimischen und nicht giftigen Spinnen übertrieben ist. Oft ist auch nicht die Furcht vor einem Spinnenbiss der Auslöser der Spinnenphobie: Bei Betroffenen löst oft das Bewegungsmuster der Achtbeiner belastende Symptome wie Ekel oder Panik aus. Diese kann so weit gehen, dass Menschen sich in ihrem Leben einschränken und Orte vermeiden, an denen sie auf Spinnen treffen könnten.
Folgende Symptome sind ebenfalls typisch für die Spinnenangst
- Übelkeit
- Herzrasen (Tachykardie)
- Andauernde Unruhe
- Atemnot
- Das Gefühl, nicht mehr klar denken zu können
- Schwindel
Was verursacht eine Arachnophobie?
Angst ist eine entwicklungsgeschichtlich wichtige Emotion, die davor schützen soll, dass Menschen sich in Gefahr begeben, wie sie beispielsweise von tiefem Wasser, gefährlichen Abhängen, Gewitter oder bestimmten Tieren ausgehen kann. Menschen, die diese Dinge fürchteten, hatten anderen gegenüber oft einen Überlebensvorteil. Phobien jedoch stellen ein fehlreguliertes Angstempfinden dar und sind immer gegen etwas Bestimmtes gerichtet, z. B. Spinnen. Die genaue Ursache für die Spinnenphobie wurde lange wissenschaftlich diskutiert.
Frühe Theorien gehen davon aus, dass Phobien von direkter negativer Erfahrung ausgelöst oder aber durch Beobachtung anderer erlernt werden. Demnach kann es sein, dass Kinder eines Phobikers oder einer Phobikerin das beobachtete Verhalten der Eltern gegenüber Spinnen annehmen und so die gleiche Phobie entwickeln.
Dieser Annahme steht jedoch entgegen, dass viele häufige Phobien, darunter die Spinnenangst, nicht auf negative Erfahrung zurückgeführt werden können. So zeigen manche Tiere, beispielsweise Zooaffen, Angst vor einer Schlange, auch wenn sie zuvor noch nie einer begegnet sind.
Neueren Erkenntnissen zufolge ist die Spinnenangst angeboren: Bereits sechs Monate alte Babys reagieren gestresst, wenn sie eine Spinne sehen. Zudem besteht die Annahme, dass Tiere, die der menschlichen Silhouette am wenigsten ähneln, am häufigsten Ängste erzeugen.
Wie erfolgt bei Arachnophobie die Diagnose?
Menschen, die sich nicht sicher sind, ob es sich bei ihrem Unbehagen gegenüber Spinnentieren bereits um eine Phobie handelt, können dies anhand von Onlinetests in Erfahrung bringen. Kommen beim Anblick einer Spinne jedoch bereits Panik und Furcht auf oder schränken diese den Alltag so weit ein, dass ein Gang in den Schuppen oder den Keller nicht mehr möglich ist, ist es ratsam, in der hausärztlichen Praxis vorstellig zu werden. Hier lässt sich anhand der im Gespräch erörterten Symptome feststellen, ob eine psychotherapeutische Behandlung nötig ist.
Wie sieht die Behandlung von Arachnophobie aus?
Eine psychotherapeutische Behandlung erfolgt nur, wenn die Symptome die Lebensqualität relevant einschränken. Bewährt hat sich die Expositionstherapie (auch Konfrontationstherapie genannt), eine Form der Verhaltenstherapie. Dabei kommen der Patient oder die Patientin unter therapeutischer Anleitung mit einer Spinne in Kontakt. Während der Sitzung bestimmt die Person selbst, wie weit die Konfrontation geht, das heißt, ob die Spinne zunächst nur begutachtet oder direkt auf die Hand genommen wird. In der Regel wird während der Therapie darauf geachtet, dass kein Druck oder gar Schockmomente entstehen, um den Behandlungserfolg nicht zu gefährden.
Die Arachnophobie zählt zu den gut behandelbaren Ängsten: Um die Spinnenangst zu überwinden oder zumindest einen für sich gesunden Umgang mit Spinnen zu finden, benötigt es in der Regel vier bis sechs Behandlungsstunden.
Oft scheuen besonders jüngere Menschen mit Angst vor Spinnentieren den Gang zur Klinik oder psychotherapeutischen Praxis – hier könnte eine virtuelle Expositionstherapie hilfreich sein. Dabei kommt eine virtuelle Brille zum Einsatz, die eine reale Situation im Keller oder auf dem Dachboden widerspiegelt – oft können dieser Therapieform noch spielerische Elemente hinzugefügt werden. Auch Handy-Apps ermöglichen es, gegen die Spinnenangst vorzugehen. So ist es mit diesen beispielsweise möglich, eine Spinne aus der Ferne und von Näherem zu betrachten. Mit der Handykamera lässt sich in einem weiteren Schritt eine virtuelle Spinne auf den Handrücken setzen.
Die virtuelle Expositionstherapie kann für den Einstieg in die Therapie geeignet sein, jedoch scheint sie weniger wirksam zu sein als die Expositionstherapie am lebenden Spinnentier unter einer behutsamen psychotherapeutischen Begleitung. Beide Behandlungsmethoden sind jedoch erfolgversprechender als reine Entspannungsmethoden. Hilfreich kann es sein, sich zusätzlich in Selbsthilfegruppen auszutauschen.
Wie verläuft eine Arachnophobie?
Bei Menschen, die ihre Angst vor Spinnen nicht behandeln lassen, verstärkt sich die Angst möglicherweise – die körperlichen Symptome wie Herzklopfen bestätigen zudem die vermeintliche Gefahr, die von einer Spinne ausgehen kann. In der Folge neigen betroffene Menschen häufig dazu, Situationen zu vermeiden, in denen sie einer Spinne begegnen könnten. Dadurch verstärkt sich die Phobie meist.
Lässt sich einer Arachnophobie vorbeugen?
Einer Spinnenangst lässt sich nicht per se vorbeugen. Allerdings erscheint es sinnvoll, als Eltern in Gegenwart der Kinder nicht ängstlich auf Spinnen zu reagieren, um nicht von Beginn an Ängste zu säen.