Parodontitis: Behandlung, Symptome & Ursachen
Bei einer Parodontitis handelt es sich um eine Entzündung des Zahnhalteapparats, die sich in der Regel infolge einer Zahnfleischentzündung bildet. Oft bleibt die Erkrankung lange unentdeckt, da sich Symptome nur schleichend entwickeln. Dann drohen schlimmstenfalls Komplikationen wie ein Zahnverlust. Welche Symptome sind Warnzeichen und wie erfolgt die Behandlung?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Fragen und Antworten zum Thema Parodontitis
Parodontose ist der Sammelbegriff für Erkrankungen des Zahnhalteapparats, bei dem das Zahnfleisch ohne Entzündung zurückgeht. Bei einer Parodontitis liegt eine zusätzliche Entzündung vor. Oftmals werden beide Begriffe synonym verwendet, was jedoch nicht korrekt ist. Die Bezeichnung Parodontose gilt inzwischen als veraltet.
Auslöser ist eine Infektion mit Bakterien. In der Regel geht der Erkrankung eine unbehandelte Zahnfleischentzündung voraus.
Eine Parodontitis ist ansteckend, da sie durch Bakterien verursacht wird. Diese können etwa durch Kontakt mit infektiösem Speichel übertragen werden. Doch nicht bei allen Menschen kommt es auch zu einem Ausbruch der Krankheit.
Seit Juli 2021 übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die Behandlung. Zuvor muss von der zahnärztlichen Praxis ein Antrag an die entsprechende Krankenkasse gestellt werden.
Was ist eine Parodontitis?
Bei einer Parodontitis – veraltet auch Parodontose – handelt es sich um eine Entzündung des Zahnbetts, genauer gesagt des Zahnhalteapparats. Auslöser ist eine bakterielle Infektion, die zunächst eine Zahnfleischentzündung verursacht. Breitet sich diese auf den Kieferknochen aus und erfolgt keine Behandlung, kann sich eine Parodontitis entwickeln. Schlimmstenfalls droht ein Zahnverlust. Durch ihren langsamen und schleichenden Verlauf bleibt die Erkrankung jedoch meist lange unauffällig und wird daher häufig erst sehr spät diagnostiziert.
Häufigkeit
Parodontitis zählt zu den häufigsten Infektionskrankheiten. Rund 35 Millionen Deutsche sind betroffen. Insbesondere mit dem Alter steigt das Risiko: Etwa die Hälfte aller 35-Jährigen und circa zwei Drittel der 65-Jährigen leiden unter der entzündlichen Krankheit.
Parodontitis: Wie erfolgt die Behandlung?
Haben sich Zahnfleischtaschen gebildet, die mindestens vier Millimeter tief sind, muss eine Parodontitis behandelt werden. Wichtig ist zum einen, akute Beschwerden zu lindern. Zum anderen sollen ein Fortschreiten der Erkrankung gestoppt und mögliche Folgen verhindert werden. Ziel der Behandlung ist es, sämtliche Zahnfleischtaschen zu entfernen.
Die genaue Behandlung hängt vom Schweregrad ab, erfolgt jedoch meist nach einem bestimmten Schema.
Aufklärung über die richtige Mundhygiene
Eine wichtige Maßnahme ist die Aufklärung über die richtige Mundhygiene. Nur regelmäßiges, gründliches Zähneputzen und das Verwenden von Mundspülungen und Zahnseide kann die Parodontitis auch langfristig lindern. Fachleute können Patient*innen hierbei professionell und individuell beraten. Auch über Risikofaktoren wie Rauchen oder Diabetes mellitus klären Ärzt*innen auf.
Vorbehandlung und geschlossene Behandlung bei Parodontitis
Zur Vorbehandlung einer Parodontitis dient in der Regel eine professionelle Zahnreinigung. Dabei entfernt das medizinische Fachpersonal Beläge auf den Zähnen (Plaque) sowie Zahnstein und reinigt Zahntaschen, die oft ein Nährboden für Bakterien sind. Mitunter sind hierfür mehrere Sitzungen notwendig.
Teilweise erfolgt die Behandlung unter örtlicher Betäubung, insbesondere wenn unterhalb des Zahnfleischrands und an den Zahnwurzeln behandelt werden muss. Diese Therapie wird auch als geschlossene Behandlung bezeichnet.
Weitere Schritte der Behandlung
In der Regel sind weitere Therapiemaßnahmen erforderlich:
Antibiotika: Um möglichst alle auslösenden Bakterien zu eliminieren, erhalten Betroffene häufig Antibiotika. Diese werden entweder lokal aufgetragen oder oral eingenommen.
Kontrolltermin: Nach etwa 6 bis 12 Wochen wird der Behandlungserfolg überprüft. Sind noch Zahnfleischtaschen sichtbar, folgen in der Regel weitere Therapiemaßnahmen.
chirurgischer Eingriff: Bei einer fortgeschrittenen Erkrankung kann eine offene, chirurgische Behandlung notwendig sein. Dabei werden Zahnfleischtaschen chirurgisch entfernt.
Im Anschluss an die Behandlung erhalten Betroffene oft Arzneimittel, die das Bakterienwachstum hemmen und so Entzündungen vorbeugen sollen. Zur Bekämpfung der Bakterien im Mund kommen meist Spüllösungen (z. B. mit dem Wirkstoff Chlorhexidin) zum Einsatz. Manchmal wird Betroffenen auch erneut Antibiotika in Form von Tabletten verschrieben.
Nachbehandlung ist essenziell
Nach abgeschlossener und erfolgreicher Behandlung ist es besonders wichtig, regelmäßige Kontrolltermine und Nachbehandlungen wahrzunehmen. Nur so lassen sich erneute Entzündungen frühzeitig erkennen. Allgemeine Tipps zur Zahnpflege und Mundhygiene sollten beherzigt werden. Auch regelmäßige professionelle Zahnreinigungen sind für einen nachhaltigen Therapieerfolg wichtig.
Parodontitis: Symptome entwickeln sich schleichend
Eine Parodontitis entwickelt sich schleichend und unbemerkt. Auch Schmerzen bleiben oft lange aus. In der Regel macht sich eine leichte Parodontitis zuerst durch eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis) mit Rötungen und Schwellungen des Zahnfleischs sowie Zahnfleischbluten bemerkbar.
Einige Betroffene registrieren auch einen veränderten, süßlichen Mundgeruch. Oft ist er ein typisches Anzeichen für eine bakterielle Infektion. Bei einer fortgeschrittener Erkrankung treten auch Schmerzen an der betroffenen Stelle auf.
Weitere für eine schwere Parodontitis typische Symptome sind:
- Rückbildung des Zahnfleischs
- freiliegende Zahnhälse
- schmerzempfindliche Zähne, etwa auf Kälte oder Wärme
- eitriger Ausfluss aus dem Zahnfleischrand, teils tastbare Eiterblase (Abszess) am Zahnfleisch
- lockere Zähne
- schlimmstenfalls Zahnverlust
Parodontitis: Ursachen und Risikofaktoren
Eine Parodontitis entwickelt sich in der Regel infolge einer Zahnfleischentzündung, die durch eine bakterielle Infektion entsteht. Schreitet die bakterielle Zahnfleischentzündung weiter fort, kann sich das Zahnfleisch immer mehr vom Zahn lösen und Zahnfleischtaschen bilden. Diese bieten eine besonders günstige Umgebung für die Bakterien. Die Keime lassen sich dann nicht mehr durch eine normale tägliche Zahnpflege entfernen. In der Folge können sich die Bakterien ungestört weiter vermehren und letztlich Zähne und Knochen befallen.
Was begünstigt eine Parodontitis?
Einige Risikofaktoren begünstigen Zahnfleischentzündungen und somit auch eine Parodontitis. Dazu zählen:
- mangelnde Zahnpflege
- Rauchen
- mechanische Reize, etwa durch schlechtsitzenden Zahnersatz oder durch Zähneknirschen
- Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus
- hormonelle Umstellungen, vor allem während der Schwangerschaft
- bestimmte Medikamente zur Behandlung von Herz- und Gefäßkrankheiten
- Stress
- erbliche Veranlagung
- schwaches Immunsystem
Wie wird eine Parodontitis diagnostiziert?
Zunächst untersucht der*die Zahnarzt*Zahnärztin den Mundraum und die Zähne der betroffenen Person. Dabei sind vorhandene Zahnbeläge (Plaque) und der Zustand des Zahnfleischs von Interesse. Auch Fragen zu Beschwerden wie häufiges Zahnfleischbluten werden geklärt.
Dann folgt eine genauere Untersuchung der Zahnfleischtaschen. Mithilfe eines speziellen Instruments (Parodontalsonde) tasten Fachleute die Zahnfleischtaschen ab und messen, wie tief diese sind und ob Entzündungen vorliegen. Diese spezielle Untersuchung wird als Parodontaler Screening Index (PSI) bezeichnet und gibt Aufschluss darüber, wie fortgeschritten die Erkrankung ist. Gesetzlich Versicherte haben alle zwei Jahre Anspruch auf eine solche Kontrolle.
Unter Umständen kann zudem ein Speicheltest angeordnet werden, um die Bakterienart zu bestimmen. Eine Röntgenuntersuchung kann zeigen, ob der Kieferknochen entzündet ist und ob ein Knochenabbau vorliegt.
Parodontitis: Verlauf und Prognose
Eine Parodontitis entwickelt sich in der Regel langsam und verläuft häufig in Schüben. Oft ist sie sehr hartnäckig und begleitet Betroffene manchmal ein Leben lang. Dabei kann die Erkrankung immer wiederkehren und das Gewebe im weiteren Verlauf schädigen. Mit einer guten Zahnpflege und Mundhygiene lässt sich in der Regel ein erneutes Auftreten verhindern. Auch regelmäßige zahnärztliche Kontrollen tragen zu einem positiven Verlauf bei. Frühzeitig erkannt und behandelt, ist die Prognose gut.
Parodontitis mit einfachen Maßnahmen vorbeugen
Einer Parodontitis lässt sich mit vielen Maßnahmen meist effektiv vorbeugen:
- regelmäßiges und gründliches Zähneputzen
- Mundspülungen verwenden
- Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder Interdentalbürstchen reinigen
- regelmäßige zahnärztliche Kontrolltermine wahrnehmen, bestenfalls halbjährlich
- professionelle Zahnreinigung, idealerweise zweimal im Jahr
- auf Nikotinkonsum verzichten