Frau mit Nierensteine fasst sich an die schmerzende Niere.
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Nierensteine: Ursachen, Behandlung und Verlauf

Von: Dr. med. univ. Lisa Raberger (Medizinautorin und Ärztin), Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 04.09.2024

Nierensteine können entstehen, wenn gelöste Stoffe im Harn fest werden. Die Steine verursachen häufig keine Symptome. Bleiben sie jedoch im Harnleiter oder in der Harnröhre stecken, sind starke Beschwerden möglich. Erfahren Sie hier mehr zu den möglichen Anzeichen und was Betroffene tun sollten.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Nierensteinen

Nierensteine können durch ein Ungleichgewicht der im Harn enthaltenen Substanzen entstehen. Ein hoher Konsum von oxalsäurehaltigen Lebensmitteln (wie Rhabarber, Spinat oder Spargel), Stoffwechselerkrankungen oder genetische Faktoren sind mögliche Risikofaktoren.

Betroffene sollten viel trinken, um den Steinabgang zu fördern. Kurzfristig können Schmerzmittel eingenommen werden. Bei starken Schmerzen sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. 

Große Steine (meist ab 7 Millimetern), die nicht von selbst abgehen, starke Schmerzen oder Komplikationen wie Nierenstau und Infektionen verursachen, müssen entfernt werden. Die Entfernung erfolgt durch Stoßwellentherapie oder operativ.

Was sind Nierensteine?

Nierensteine sind Kristalle, die sich aus normalerweise im Harn gelösten Stoffen bilden. Unter bestimmten Bedingungen kann es passieren, dass einige der gelösten Stoffe im Harn kristallisieren und sich als Steine im Harntrakt ansammeln. Ihre Größe kann von wenigen Millimetern (etwa Reiskorngröße) bis zu mehreren Zentimetern reichen. Meist treten sie nur in einer Niere auf.

Erreichen die Steine eine gewisse Größe, können sie stecken bleiben und zu einer schmerzhaften Nierenkolik (Urolithiasis) führen. Je nachdem, wo sie sich ablagern, handelt es sich um

  • Nierensteine (Nephrolithiasis),
  • Harnleitersteine (Ureterolithiasis),
  • Blasensteine (Zystolithiasis) oder
  • Harnröhrensteine (Urethralithiasis).

Etwa 9 Prozent der Frauen und 19 Prozent der Männer sind im Laufe ihres Lebens von Nierensteinen betroffen. Patient*innen sind meist zwischen 40 und 60 Jahre alt.

Hinweis: Im Nierengewebe kann sich auch Calcium ablagern. Fachleute sprechen dann von einer Nephrokalzinose. Eine Nephrokalzinose und Nierensteine können einzeln, aber auch zusammen auftreten.

Nierensteine: Verschiedene Steinarten

Je nach Zusammensetzung lassen sich die Steine in verschiedene Arten einteilen:

  • Calcium-Oxalat-Steine (Calciumsteine) machen 80 bis 90 Prozent aller Steine aus
  • Harnsäuresteine (Uratsteine) liegen bei 5 bis 10 Prozent der Betroffenen vor
  • Struvit-Steine (auch Infektsteine) entstehen oft im Zusammenhang mit Harnwegsinfektionen und machen rund 10 Prozent der Steine aus
  • sehr selten handelt es sich um Zystin- oder Xanthin-Steine

Nierensteine: Welche Symptome sind möglich?

Welche Symptome auftreten, hängt von der Größe und Lage der Nierensteine ab. Kleine Steine können unbemerkt durch die Harnleiter in die Blase wandern und beim Urinieren ausgespült werden.

Größere Nierensteine gehen häufig mit einigen Symptomen einher. Bleibt ein Kristall stecken, folgen oft krampf- oder wehenartige, stechende Schmerzen (sog. Harnleiterkoliken). Diese beginnen meist in der Flanke und strahlen entlang des Harnleiters in den Unterbauch aus. 

Tiefsitzende Nierensteine können bis in die Genitalien ausstrahlen und dort Schmerzen auslösen. Bewegt sich der Nierenstein durch die Harnwege weiter, wandert meist auch der Schmerz.

Wenn ein Stein die Harnleiterwand verletzt, kann es zu Blut im Urin kommen. Dieses muss nicht immer für das Auge sichtbar sein. Mitunter entwickelt sich auch eine Harnwegsinfektion, die mit folgenden Symptomen einhergehen kann: 

Neben Nierensteinen können diese Symptome auch auf andere Erkrankungen wie eine Blinddarmentzündung oder eine Hodentorsion hinweisen. Nur durch eine ärztliche Untersuchung kann die genaue Ursache herausgefunden werden.

Nierensteine: Ursachen und Risikofaktoren

Nierensteine entstehen, wenn flüssige Bestandteile im Urin auskristallisieren. Folgende Erkrankungen und Ernährungsgewohnheiten können die Steinbildung begünstigen:

  • zu geringe Flüssigkeitsaufnahme: Fehlt es dem Körper an Flüssigkeit, reduziert sich die Urinproduktion. Der Urin konzentriert sich stark, was sich mitunter durch eine intensive Farbe und einen ungewöhnlichen Geruch zeigt. Gelöste Stoffe im Harn wie Calcium, Phosphat und Oxalsäure können sich dann zu Kristallen formen.

  • oxalsäurehaltige Ernährung: Wer häufig Produkte mit Oxalsäure konsumiert, erhöht das Risiko für Nierensteine. Diese kommt in Form von Salzen (Oxalaten) etwa in Rhabarber, Spinat, Spargel, Schokolade, Kakao, aber auch in Blumenkohl oder Beeren vor und kann sich im Urin mit Calcium verbinden und Steine bilden.

  • Harnstau: Ist der Harnleiter bereits verengt, zum Beispiel durch eine vorhergegangene Operation, können bereits kleinere Nierensteine stecken bleiben und zu einer Nierenkolik führen.

  • Harnwegsinfekte: Harnwegsinfekte können dazu führen, dass der pH-Wert des Urins steigt und basisch wird. Das erhöht das Risiko für Nierensteine und zugleich für erneute Harnwegsinfekte.

  • Stoffwechselerkrankungen: Auch verschiedene Erkrankungen wie Gicht oder eine Überfunktion der Nebenschilddrüse können Nierensteine begünstigen.

Weitere Ursachen und Risikofaktoren für Nierensteine

Zu den weiteren Risikofaktoren zählen:

  • Übergewicht
  • familiäre Veranlagung 
  • Bettlägerigkeit über mindestens ein bis zwei Wochen
  • anatomische Besonderheiten oder Fehlbildungen im Harntrakt, zum Beispiel eine Hufeisenniere oder Nierenzyste
  • künstlicher Darmausgang
  • chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn

Diagnose von Nierensteinen

Zunächst stellt die*der Ärztin*Arzt Fragen zu den genauen Beschwerden und möglichen Vorerkrankungen. Danach schließt sich eine körperliche Untersuchung an, bei welcher der Bauch abgetastet und die Gegend rund um die Nieren abgeklopft wird.

Für die eindeutige Abklärung wird eine Untersuchung mit dem Ultraschallgerät durchgeführt. In manchen Fällen kommt auch eine Computertomographie (CT) zum Einsatz.
Darüber hinaus wird der Urin untersucht, um eine Infektion auszuschließen.

Eine Blutuntersuchung verrät mehr über die Nierenfunktion, die Konzentration von Harnsäure und Elektrolyte (z. B. Calcium). Geben die Ergebnisse aus dem Labor weitere Hinweise auf eine zugrunde liegende Erkrankung, ordnen Fachleute in der Regel weitere Untersuchungen zur Abklärung an.

Nierensteine: Wie erfolgt die Behandlung?

Bei kleinen Nierensteinen mit einem Durchmesser bis zu 7 Millimetern kann abgewartet werden, ob sich der Stein von allein löst. Vor allem Bewegung kann dabei helfen, den Nierenstein schneller abzuleiten.

Gegen die oftmals starken Schmerzen erhalten Betroffene Schmerzmittel wie Paracetamol, Diclofenac und/oder Metamizol. Die Medikamente sollen auch die Blasenmuskeln entspannen und eine weitere Anschwellung des Harnleiters verringern. Bei einem Harnwegsinfekt können auch Antibiotika verordnet werden.

Muskelentspannende Medikamente wie Alphablocker werden unterstützend gegeben, um die Ausscheidung des Steins zu fördern.

Ist es unwahrscheinlich, dass der Nierenstein von allein abgeht, raten Fachleute mitunter zu einer Entfernung.

Zertrümmern mit Stoßwellen

Ärzt*innen können Nierensteine mithilfe der sogenannten extrakorporalen Stoßwellenlithotripsie (ESWL) von außen zertrümmern. Dazu wird eine Sonde auf die Haut gesetzt, die Stoßwellen aussendet. Die Wellen zertrümmern die Nierensteine in kleine Teile. Diese werden dann mit dem Harn von selbst ausgeschieden. Die meisten Steine können auf diese Art entfernt werden.

Wann ist eine operative Entfernung notwendig?

Bei Nierensteinen mit einem Durchmesser von zwei Zentimetern oder mehr reicht eine Stoßwellenbehandlung nicht aus. Eine offene Operation kommt heute nur noch selten zum Einsatz. In der Regel nutzen Ärzt*innen folgende endoskopische Verfahren:

  • Ureterorenoskopie (URS): Fachleute führen durch die Harnröhre ein Endoskop (schlauchförmiges Instrument mit Lichtquelle und Kamera) und Operationsinstrumente ein. Mit einem Laser werden die Steine zerkleinert und mit einem Steinfangkörbchen oder einer Zange die Bruchstücke herausgeholt.

  • Perkutane Nephrolitholapaxie (PNL): Dabei wird ein kleiner Hautschnitt gesetzt, durch den das Endoskop und die Operationsinstrumente direkt ins Nierenbecken oder in die Hohlräume der Niere eingeführt werden. Besonders große Steine werden mit dieser Methode entfernt.

Nierensteine: Verlauf und Prognose

Etwa 95 Prozent der Harnsteine unter 5 Millimetern Durchmesser scheidet der Körper von selbst aus. Auch rund die Hälfte aller Steine zwischen 5 und 10 Millimeter gehen von selbst ab. Oftmals dauert es 1 bis 2 Wochen, bis ein Nierenstein mit dem Urin ausgeschieden wird. Dauert es länger als 4 Wochen, raten Fachleute zu einer Behandlung. Auch Steine, die über 10 Millimeter groß sind, müssen behandelt werden.

Unbehandelt können Nierensteine einige Folgen und Komplikationen mit sich bringen. Möglich sind etwa: 

Bei etwa der Hälfte der Betroffenen treten in den nächsten 10 Jahren erneut Nierensteine auf. Deshalb sind regelmäßige Kontrollen und vorbeugende Maßnahmen besonders wichtig.

Wie lässt sich Nierensteinen vorbeugen?

Mithilfe einiger Maßnahmen und Tipps kann der Bildung von Nierensteinen vorgebeugt werden:

  • Trinkmenge erhöhen: Eine Flüssigkeitszufuhr von mindestens 2 Litern täglich, bestenfalls Wasser oder ungesüßter Tee, kann dabei helfen, den Urin zu verdünnen und einer Steinbildung vorzubeugen. 

  • Ernährungsumstellung: Eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung mit vielen pflanzlichen Lebensmitteln ist empfehlenswert. Lebensmittel mit Oxalsäure wie Spinat, Rhabarber, Rote Bete, grüner und schwarzer Tee sowie Schokolade und Kakao sollten nur in Maßen gegessen werden. Zudem sind maximal 6 Gramm Salz pro Tag ratsam.

  • Bewegung: Regelmäßige Bewegung und ein normales Körpergewicht können das Risiko eines Steinleidens reduzieren. 

Manche Personen haben etwa familiär bedingt oder aufgrund von Vorerkrankungen ein hohes Risiko für Nierensteine. Besonders wichtig ist dann die Kontrolle des pH-Werts im Urin, der auch mit Teststreifen zu Hause gemessen werden kann. Unter Umständen erhalten Betroffene pH-Wert ausgleichende Medikamente. Darüber hinaus ist es wichtig, mögliche zugrunde liegende Erkrankungen wie Gicht entsprechend zu behandeln.