Eine Frau hat starke Schmerzen im Nierenbereich.
© GettyImages/Rabizo

Nierenbecken­entzündung: Ursachen, Behandlung und Hausmittel

Von: Brit Weirich (Medizinautorin, M.A. Mehrsprachige Kommunikation), Lydia Klöckner (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 01.08.2024

Fieber, Abgeschlagenheit, heftige Flankenschmerzen – bei einer Nierenbeckenentzündung fühlen sich die Betroffenen plötzlich sehr krank. Die Infektion ist meist akut, kann unbehandelt aber chronisch werden und ernste Folgen haben. Wie entsteht die Erkrankung, wie lange dauert sie und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? 

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Nierenbeckenentzündung

Ja, das kommt vor allem bei der chronischen Form vor. Diese kann über einen längeren Zeitraum symptomlos verlaufen. Treten Beschwerden auf, sind diese meist subtiler und unspezifischer als bei der akuten Form. 

Die Dauer beläuft sich meist auf fünf bis zehn Tage, wenn Antibiotika verordnet und konsequent eingenommen werden. 

Nein, eine ärztliche Behandlung ist dringend erforderlich. Lediglich leichte Fälle von Harnwegsinfektionen, die nur die Blase betreffen, können in einigen Fällen ohne Therapie abklingen. 

Was ist eine Nierenbeckenentzündung?

Eine Nierenbeckenentzündung ist ein bakterieller Infekt des Nierenbeckens und des Nierengewebes. 

Fachleute bezeichnen die Erkrankung auch als Pyelonephritis (griech.: nephros = Niere, pyelos = Becken). Sie zählt zu den häufigsten Nierenbeschwerden und betrifft vor allem Frauen.

Eine Aufgabe der Nieren ist es, das Blut von Stoffen zu reinigen, die der Körper nicht benötigt. Aus diesem körpereigenen Abfall bildet sich der Urin, der sich im Nierenbecken sammelt und dann über den Harnleiter in die Blase fließt, die ihn schließlich ausscheidet. Gelangen Keime in die Blase, kann diese sich entzünden. Wenn die Keime weiter aufsteigen, entzünden sich auch Harnleiter und Nieren. 

Symptome einer Nierenbeckenentzündung

Die bakterielle Infektion äußert sich neben den Harnwegsbeschwerden durch ein starkes allgemeines Krankheitsgefühl. Denn während eine Blasenentzündung vor allem örtlich begrenzte Beschwerden hervorruft, reagiert bei einer Nierenbeckenentzündung der ganze Organismus. 

Typische Symptome sind:

Chronische Nierenbeckenentzündung

Wenn die Entzündung in Schüben immer wieder neu aufflammt, sprechen Fachleute von einer chronischen Nierenbeckenentzündung. Zwischen einzelnen Schüben kann diese Form symptomarm verlaufen. Jedoch führt sie nach einer gewissen Zeit immer wieder zu Beschwerden, die sich von denen der akuten Infektion unterscheiden können:

Da die Nieren auch an der Blutbildung beteiligt sind, kann die chronische Pyelonephritis Symptome einer Blutarmut (Anämie) mit sich bringen. Darüber hinaus steigt häufig der Blutdruck, weil die Nieren weniger Flüssigkeit ausscheiden.

Wie wird eine Nierenbeckenentzündung behandelt?

Eine Nierenbeckenentzündung wird mit Antibiotika behandelt. Meist muss der*die Patient*in dafür nicht ins Krankenhaus, sondern kann die verschriebenen Medikamente zu Hause einnehmen.

Bei starken Beschwerden verabreicht der*die Arzt*Ärztin zunächst ein sogenanntes Breitbandantibiotikum, das viele verschiedene Bakterienarten abtöten kann. Anschließend wird mithilfe einer Urinprobe ermittelt, welche Bakterienart den Infekt ausgelöst hat. So kann das Breitbandantibiotikum im nächsten Schritt durch ein anderes Antibiotikum ersetzt werden, das den vorliegenden Krankheitserreger gezielter bekämpft.

In vielen Fällen warten Ärzt*innen aber auch ab, was die Urinprobe ergibt, sodass direkt ein passender Wirkstoff eingesetzt werden kann. 

Ist die Entzündung nicht zu stark, erhält der*die Patient*in das Antibiotikum in Tablettenform. Bei einer ausgeprägten Infektion besteht jedoch die Gefahr einer Sepsis. In diesem Fall wird die betroffene Person in der Regel ins Krankenhaus eingewiesen, wo ihr das Antibiotikum über eine Infusion verabreicht wird.

Helfen Hausmittel bei einer Nierenbeckenentzündung?

Viel Trinken, Bettruhe, Wärme: Was bei anderen Harnwegsinfektionen hilft, fördert auch bei einer Nierenbeckenentzündung die Genesung – allerdings nur als unterstützende Maßnahmen und nicht als Alternative zur Antibiotikatherapie. Während eine Blasenentzündung mitunter von selbst wieder abklingt, sind Antibiotika bei einer Nierenbeckenentzündung immer notwendig.

Aus Sorge vor den mit den Antibiotika verbundenen Nebenwirkungen versuchen es manche Menschen zunächst mit pflanzlichen Hausmitteln wie Cranberry-Saft. Doch das ist riskant. Zwar gibt es Hinweise darauf, dass Cranberrys eine schützende Wirkung vor entsprechenden Infektionen entfalten. Gegen bestehende Infekte helfen sie aber nicht.

Fachleute raten daher davon ab, die Erkrankung allein mit Cranberry-Saft oder anderen Hausmitteln zu therapieren.

Hausmittel zur Vorbeugung

Eine Nierenbeckenentzündung lässt sich zwar nicht mit Hausmitteln heilen, es gibt aber durchaus Maßnahmen, die zur Vorbeugung beitragen können. Hilfreich sind beispielsweise Tees und andere zuckerfreie Getränke: Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sorgt dafür, dass der Harntrakt regelmäßig durchgespült wird. Dadurch haben es Krankheitserreger schwerer, sich dort festzusetzen und auszubreiten.

Ein sehr beliebtes Hausmittel zur Vorbeugung von Harnwegsinfekten sind Cranberrys und daraus hergestellte Säfte, Konzentrate und Kapseln. Tatsächlich haben einige Studien gezeigt, dass diese Beeren Stoffe enthalten, die Bakterien daran hindern, sich an der Harnblase und Harnröhre festzusetzen.

Allerdings ist noch nicht klar, ob die Wirkung ausreicht, um Infekten wirksam vorzubeugen. Bisherige Studien kamen zu widersprüchlichen Ergebnissen. 

Weitere Maßnahmen zur Vorbeugung

Auch wenn eine Nierenbeckenentzündung nicht ansteckend ist, lässt sich das Risiko durch eine Reihe von Hygienemaßnahmen verhindern. Denn Auslöser ist häufig eine sogenannte Schmierinfektion, bei der Darmbakterien in die Harnwege aufsteigen.

Folgende Tipps helfen dabei, die Risikofaktoren so gering wie möglich zu halten:

  • Nach dem Stuhlgang sollte der After von vorne nach hinten abgewischt werden, damit keine Darmbakterien in Harnröhre, Blase, Harnleiter und Nieren gelangen.

  • Unterwäsche sollte regelmäßig gewechselt werden.

  • Auch beim Geschlechtsverkehr können Darmkeime in die Harnwege gelangen. Verhindern lässt sich dies durch eine ausreichende Genitalhygiene. Analverkehr und vaginaler Verkehr sollten nicht ohne Hygienemaßnahmen aufeinander folgen.

Nierenbeckenentzündung: Was sind die Ursachen?

Verschiedene Erreger können eine Nierenbeckenentzündung auslösen. In den meisten Fällen – bei etwa 70 bis 80 von 100 Erkrankten – sind Darmbakterien der Art Escherichia coli die Ursache. Seltener wird die Krankheit durch andere Bakterienarten (z. B. Proteus mirabilis, Klebsiellen) oder Pilze verursacht.

Wie erfolgt die Ansteckung?

Harnwegsinfekte entstehen häufig durch sogenannte Schmierinfektionen: Wenn ein Gegenstand oder Körperteil zunächst mit dem After und anschließend mit dem Scheideneingang beziehungsweise dem Penis in Berührung kommt, können Darmbakterien in die Blase und von dort aus in den Nierenbereich gelangen. 

Normalerweise kann der Körper die Keime bekämpfen und ausschwemmen. Zu einer Erkrankung kommt es in der Regel nur, wenn das Immunsystem geschwächt ist oder der Harn nicht richtig abfließen kann. Der sogenannte Restharn bietet Keimen gute Wachstumsmöglichkeiten.

Ursache für Harnabflussstörungen sind meist Erkrankungen wie:

Auch Fremdkörper wie Katheter können eine Entzündung verursachen.

Warum sind Frauen häufiger betroffen als Männer?

Frauen haben eine kürzere Harnröhre, sodass Bakterien bei ihnen einfacher in die Blase und von dort über die Harnleiter ins Nierenbecken gelangen können. Wenn Männer mit zunehmendem Alter erkranken, ist der Grund meist eine vergrößerte Prostata, die den Harnabfluss behindert.

Wie wird eine Nierenbeckenentzündung diagnostiziert?

Eine Nierenbeckenentzündung lässt sich häufig schon an den charakteristischen Beschwerden erkennen. Da insbesondere die chronische Erkrankungsform symptomarm verlaufen kann, sind für eine sichere Diagnose aber weitere Untersuchungen nötig. 

Im ersten Schritt klopft der*die Arzt*Ärztin vorsichtig die Nierengegend des*der Patient*in ab. Löst dies Schmerzen aus, sind die Nieren wahrscheinlich entzündet. Fachleute sprechen dann vom Nierenklopfschmerz. 

Folgende Untersuchungen sind für die Diagnose ebenfalls relevant:

  • Urinuntersuchung (Urinanalyse): Mit einem Teststreifen lässt sich schnell ermitteln, ob der Urin weiße und rote Blutkörperchen enthält. Beides sind Anzeichen für einen Harnwegsinfekt.

  • Blutuntersuchung: Im Falle einer Infektion sind die Entzündungswerte im Blut erhöht. Sind darüber hinaus die Harnstoff- und Kreatininwerte angestiegen, deutet dies darauf hin, dass die Funktion der Nieren beeinträchtigt ist. Dazu kommt es vor allem bei chronischen Nierenbeckenentzündungen.

Wichtig ist auch, dass die Ursache der Entzündung ermittelt wird. Ein häufiger Grund sind etwa Harnabflussstörungen. Um diese zu erkennen, wird eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) durchgeführt. 

Nierenbeckenentzündung: Dauer & Verlauf

Wird eine akute Nierenbeckenentzündung rasch diagnostiziert und mit Antibiotika behandelt, tritt nach wenigen Tagen in der Regel eine deutliche Besserung der Symptome ein. Nach fünf bis zehn Tagen ist die Erkrankung meist durchgestanden. 

Bei manchen Erkrankten tritt die Entzündung immer wieder auf, wird also chronisch. Das passiert insgesamt selten und normalerweise nur bei Menschen, bei denen der Harnabfluss aufgrund von Fehlbildungen oder Vorerkrankungen dauerhaft beeinträchtigt ist.

Mögliche Komplikationen

Eine Nierenbeckenentzündung kann unterschiedliche Komplikationen mit sich bringen:

  • Aus einer zunächst einfachen Form kann eine eitrige Nierenbeckenentzündung und im Extremfall ein Nierenabszess entstehen.

  • Dabei können die Bakterien ins Blut gelangen und eine sogenannte Urosepsis verursachen, also eine von den Harnwegen ausgehende Blutvergiftung.

  • Darüber hinaus kommt es unter Umständen zu Blut im Urin (sog. Hämaturie).

Eine akute Erkrankungsform kann vor allem dann mit Komplikationen verbunden sein, wenn die Ansteckung im Verlauf eines Krankenhausaufenthalts stattfindet. Die Behandlung ist dann schwieriger, weil häufig viele verschiedene Erreger beteiligt sind.

Unter bestimmten Umständen erhöht sich außerdem das Risiko, dass sich aus der akuten eine chronische Pyelonephritis entwickelt, zum Beispiel bei:

Eine Nierenbeckenentzündung verläuft in der Schwangerschaft zwar oft unauffällig (jeder zweite Fall bleibt unerkannt), dennoch kann die Erkrankung ernste Folgen haben und im schlimmsten Fall eine Frühgeburt oder Fehlgeburt auslösen.

Wenn eine chronische Nierenbeckenentzündung die Nierenfunktion beeinträchtigt, kann das zu Bluthochdruck und einer Störung des Elektrolythaushalts führen. Ein fortschreitendes Nierenversagen infolge einer Pyelonephritis ist eher selten (1 von 1.000 Fällen).