Morton-Neurom – wenn Nerven im Fuß überlastet sind
Beim Morton-Neurom sind Nerven im Vorderfuß durch Überlastung und dauerhaften Druck chronisch gereizt. Betroffene haben zunächst anfallsartige, später auch dauerhafte Schmerzen. Lesen Sie hier, warum es zu der Erkrankung kommt und wie sich diese behandeln lässt.
Was ist ein Morton-Neurom?
Unter dem Begriff Neurom verstehen Fachleute eine gutartige, knotenförmige Wucherung und Verdickung von Nervengewebe. Sie tritt in der Regel als Reaktion auf eine Verletzung oder chronische Fehlbelastung auf. Beim Morton-Neurom handelt es sich allerdings streng genommen nicht um eine Verdickung des Nervengewebes selbst, sondern um eine Verdickung der Bindegewebshülle, die die betroffenen Nerven umgibt. Das sind in diesem Fall die zwischen den Mittelfußknochen bis in die Zehen (Vorfuß) hinein verlaufenden Zwischenzehennerven (Interdigitalnerven).
Andere geläufige Bezeichnungen für das Morton-Neurom sind Morton-Neuralgie und Morton-Metatarsalgie. Unter dem Begriff Neuralgie verstehen Fachleute Schmerzen, die im Versorgungsgebiet eines Nervs auftreten. Metatarsalgie hingegen bedeutet Vorfußschmerz und ist ein Oberbegriff für verschiedene Erkrankungen, die zu Schmerzen im Vorfuß führen.
Die schmerzhaften Schwellungen bilden sich beim Morton-Neurom im Bereich der fünf Mittelfußknochen, meist an ihren verdickten Enden, den Mittelfußköpfchen. In der Regel tritt das Morton-Neurom zwischen dem zweiten und dritten oder dem dritten und vierten Zeh auf, wobei die Zählung bei der Großzehe beginnt. Grund ist eine übermäßige Belastung der Mittelfußköpfchen, beispielsweise infolge einer Fußfehlstellung, die zu einem verstärkten Druck auf die Interdigitalnerven führt.
Das Morton-Neurom ist die häufigste Mittelfußerkrankung bei Frauen, die etwa fünfmal so oft darunter leiden wie Männer. Auch bei Sportläufer*innen kommt die Erkrankung häufiger vor. Sie kann auf einen Fuß beschränkt sein, aber auch beide Füße betreffen, zum Teil bilden sich mehrere Neurome an einem Fuß.
Welche Symptome treten beim Morton-Neurom auf?
Typisch für das Morton-Neurom sind anfallsartige, stechende oder brennende Schmerzen in Mittel- und Vorfuß. Sie treten bevorzugt auf, wenn Betroffene enge Schuhe tragen und den Fuß belasten und verschwinden beim Ausziehen der Schuhe und Entlastung des Fußes wieder. Häufig strahlen die Schmerzen bis in die Zehen hinein, zum Teil sind sie von Missempfindungen wie Taubheitsgefühl oder Kribbeln begleitet. Bei einigen Menschen mit Morton-Neurom kommt es im Verlauf zu Dauerschmerzen, die auch in Ruhe – zum Beispiel in der Nacht – bestehen bleiben.
Was sind die Ursachen eines Morton-Neuroms?
Wichtige Ursachen eines Morton-Neuroms sind Fehl- und Überbelastung: Durch übermäßigen Druck auf die den Mittel- und Vorfuß versorgenden Nerven schwillt deren umgebende bindegewebige Hülle an und übt dadurch Druck auf die Nervenfasern aus. Der eingeengte Nerv verursacht seinerseits die für die Erkrankung charakteristischen Schmerzen und Missempfindungen.
Zu einer Überlastung kommt es beispielsweise durch
- langes Stehen,
- intensives Lauftraining oder
- Übergewicht.
Bei Frauen steht das Morton-Neurom häufig mit der Schuhmode in Verbindung: Schmale, spitz zulaufende Schuhe mit hohen Absätzen engen den Fuß ein und führen zu einer Fehlbelastung des Fußgewölbes.
Außerdem begünstigen hohe, enge Schuhe bestimmte Fußfehlstellungen, die ebenfalls ein Morton-Neurom nach sich ziehen können. Dazu zählt insbesondere der Spreizfuß, bei dem das Quergewölbe des Fußes einsinkt, die Mittelfußknochen auseinanderweichen und die Mittelfußköpfchen zwei bis vier in Bodenkontakt kommen. Hierdurch erhöht sich der Druck auf die im Bereich der Fußsohle verlaufenden Nervenfasern.
Wie erfolgt beim Morton-Neurom die Diagnose?
Der Verdacht auf ein Morton-Neurom ergibt sich in der Regel schon durch die typischen Beschwerden, insbesondere den stechenden, zum Teil in die Zehen ausstrahlenden Schmerz bei Belastung. Dieser Schmerz lässt sich bei der körperlichen Untersuchung auch durch Druck auf bestimmte Punkte im Bereich der Mittelfußköpfchen und der Zwischenzehenräume auslösen (Klingelknopf-Zeichen und Mulder-Zeichen). Die Form des Fußes und die Abrollbewegung beim Gehen liefern zudem Hinweise auf Fußfehlstellungen, die ein Morton-Neurom begünstigen können.
Sind die Verdickungen der die Nerven umgebenden Bindegewebshüllen groß genug, lassen sie sich unter Umständen bereits bei der Untersuchung ertasten. Manchmal wird bei der Untersuchung ein Schmerzmittel lokal an den gereizten Nerv gespritzt. Wirkt das Schmerzmittel effektiv, kann es sich um ein Morton-Neurom handeln.
Für einen sicheren Nachweis des Morton-Neuroms und um andere Ursachen für die Schmerzen auszuschließen, sind zusätzlich bildgebende Untersuchungen erforderlich. Dazu zählen eine Röntgenaufnahme sowie eine Magnetresonanztomographie (MRT). Auf diese Weise lassen sich nicht nur die Neurome sichtbar machen, sondern auch andere Erkrankungen wie Knochenbrüche (zum Beispiel eine Fraktur der Mittelfußköpfchen), Schleimbeutelentzündungen oder entzündliche Gelenkerkrankungen nachweisen.
Wie sieht die Behandlung beim Morton-Neurom aus?
Besonders kleine Morton-Neurome sind oft konservativ, das heißt ohne Operation, behandelbar. Dabei steht im Vordergrund, die Fußmuskulatur durch geeignete physiotherapeutische Übungen zu stärken. Unterstützend sind orthopädische Einlagen ratsam, die den Fuß an der betroffenen Stelle entlasten und den Druck auf den gereizten Nerv verringern. Damit dies optimal gelingt, ist es sinnvoll, auf enges Schuhwerk zu verzichten. Je nach Stärke der Beschwerden kommen beim Morton-Neurom auch Schmerzmittel zum Einsatz.
Sind die Beschwerden chronisch oder besonders stark ausgeprägt und lassen sie sich durch eine konservative Therapie nicht ausreichend lindern, ist unter Umständen eine Operation sinnvoll. Dabei wird entweder das Neurom selbst entfernt oder aber mehr Platz für den verdickten Nerv geschaffen, um ihn zu entlasten. Dazu entfernt das Operationsteam im Rahmen eines minimalinvasiven Eingriffs einen Teil des Mittelfußköpfchens.
Wie ist der Verlauf beim Morton-Neurom?
In der Regel verursacht das Morton-Neurom zunehmende Schmerzen, die unbehandelt chronisch werden und auch bei Nichtbelastung bestehen bleiben können.
Ist im Falle eines schweren Krankheitsverlaufs eine Operation erforderlich, führt diese in vielen Fällen zu guten oder sogar sehr guten Ergebnissen. In seltenen Fällen kann es aber zu einem Rückfall mit erneuter Bildung eines Morton-Neuroms kommen.
Lässt sich einem Morton-Neurom vorbeugen?
Je nach Ursache lässt sich einem Morton-Neurom vorbeugen. So ist es beispielsweise sinnvoll, Über- und Fehlbelastungen des Fußes zu vermeiden, beispielsweise durch geeignetes Schuhwerk oder durch Vermeidung von Übergewicht. Auch Fußfehlstellungen, die ein Morton-Neurom begünstigen, bilden sich auf diese Weise unter Umständen gar nicht erst. Liegt bereits eine Fußfehlstellung vor, ist eine ärztliche Behandlung wichtig, um Komplikationen zu vermeiden.