Kind mit Lidrandentzündung
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Lidrandentzündung: Ursachen, Symptome und Behandlung

Von: Dr. med. univ. Lisa Raberger (Medizinautorin und Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

Gereizte Augen, geröteter Lidrand und verklebte Wimpern – die Lidrandentzündung ist eine häufige Hauterkrankung der Augenlider. Mit Geduld können Symptome bereits mit pflegenden Maßnahmen zu Hause gelindert werden. Erfahren Sie mehr zu Ursachen, Symptomen und Behandlung.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen zur Lidrandentzündung

Eine Lidrandentzündung sollte immer ärztlich abgeklärt werden, um die Ursache und Therapiestrategie festzulegen. Die Reinigung der Talgdrüsen, eine anschließende Lidrandhygiene und befeuchtende Augentropfen können die Symptome bei Fehlfunktion der Meibomdrüsen lindern.

 

Symptome der Lidrandentzündung werden meist innerhalb von drei bis vier Wochen nach Therapiebeginn gelindert.

Bei Bläschenbildung und starker Verklebung der Augenlider sollte umgehend ärztlicher Rat eingeholt werden. Generell sollte bei Verdacht auf eine Lidrandentzündung immer ein Besuch in der augenärztlichen Praxis erfolgen, um mögliche Ursachen abzuklären und die individuell passende Behandlung einzuleiten.

Was ist eine Lidrandentzündung?

Die Lidrandentzündung ist eine häufige Hauterkrankung des Augenlids und wird in der Medizin als Blepharitis bezeichnet. In vielen Fällen verursacht eine Fehlfunktion der Talgdrüsen in den Augenlidern verklebte Wimpern und gereizte Augen – zwei Symptome der Lidrandentzündung. Bei etwa 60 bis 80 Prozent der Personen mit trockenen Augen handelt es sich um eine Talgdrüsen-Fehlfunktion. Die Lidrandentzündung kann akut oder chronisch verlaufen.

Welche Symptome verursacht eine Lidrandentzündung?

Eine akute Lidrandentzündung äußert sich durch einen plötzlichen Symptombeginn, während die chronische Form schleichend beginnt.

Folgende Symptome sind möglich:

  • Tränende Augen
  • Müde Augen
  • Gerötete Bindehäute
  • Geschwollene, verklebte oder gerötete Lidränder
  • Talg, Krusten und Hautschuppen an den Lidern und Wimpern
  • Juckreiz und Schmerzen der Augenlider
  • Sehschwankungen
  • Lichtempfindlichkeit

Ursachen der Lidrandentzündung

Die beiden häufigsten Ursachen für Lidrandentzündungen sind Fehlfunktionen der Talgdrüsen der Augenlider oder ein Befall mit Bakterien.

  • Lidrandentzündung und Krankheitserreger: In manchen Fällen ist der Lidrand von Bakterien besiedelt, was eine Entzündung fördert. Meist handelt es sich um Staphylokokken (Staphylokokken-Blepharitis). Diese Art der Blepharitis ist überwiegend eine akute Form (plötzlicher Symptombeginn). Seltener verursachen auch Viren, wie das Herpes Simplex Virus, eine Blepharitis.

  • Lidrandentzündung und Talgdrüsen: Meibom- und Zeissdrüsen produzieren fettreichen Talg. Sind sie verstopft oder anders beeinträchtigt, kann dies zur Lidrandentzündung führen (seborrhoische Blepharitis). Diese Form der Blepharitis gehört zu den chronischen Formen (langsamer Symptombeginn) und ist nicht ansteckend.

Welche Funktion haben Meibomdrüsen am Auge?

Die Augenoberfläche ist mit einem dünnen Tränenfilm umgeben, damit die Augenlider problemlos schließen können und das Auge vor Umgebungseinflüssen geschützt ist. Da der Tränenfilm einen hohen Wasseranteil hat, muss er vor Verdunstung geschützt werden. Diese Aufgabe wird von den Meibomdrüsen übernommen. Etwa 70 Meibomdrüsen befinden sich pro Auge auf dem Unter- und Oberlid.

Funktionsstörung der Meibomdrüsen – was nun?

Können Meibomdrüsen nicht ausreichend Talg produzieren oder sind verstopft, verdunstet der Tränenfilm aufgrund der fehlenden Fettschicht – die Folge sind trockene Augen, Rötung und schlussendlich eine Blepharitis. Ist der Ausführungsgang der Talgdrüse verstopft, können schmerzhafte Gersten- oder Hagelkörner die Folge sein.

Ursachen für verstopfte Talgdrüsen können sein:

  • Veranlagung
  • Befall mit Milben (Demodex folliculorum-Blepharitis)
  • Make-up am Lidrand oder künstliche Wimpern
  • Verklebte oder verkrustete Lidränder
  • Hauterkrankungen wie Rosacea oder Neurodermitis (Atopische Dermatitis), Talgdrüsenüberfunktion (seborrhoischer Hauttyp)
  • Unzureichendes Blinzeln, zum Beispiel durch lange Bildschirmzeit

Weitere Faktoren, die eine Lidrandentzündung begünstigen können:

  • Staub, Wind, Hitze (zum Beispiel Heizungsluft) und Kälte (zum Beispiel Klimaanlage)
  • Zigarettenrauch
  • Erkrankungen: Sicca-Syndrom, Diabetes mellitus, Gicht
  • Allergien

Diagnose der Lidrandentzündung

Die Diagnose der Lidrandentzündung erfolgt durch Augen*ärztinnen. Die Augen werden dabei genau untersucht (zum Beispiel mit einer Spaltlampe) und die Krankengeschichte erhoben. Wird ein Befall mit Krankheitserregern wie Bakterien vermutet, kann ein Abstrich notwendig sein.

Fördert eine allgemeine (Haut-)Erkrankung die Lidrandentzündung, ist eine Abklärung in der hausärztlichen Praxis oder durch Hautärzt*innen sinnvoll.

Welche Behandlungsmöglichkeiten einer Lidrandentzündung gibt es?

Bei einer Lidrandentzündung sollte primär die Ursache behandelt und auslösende Faktoren gemieden werden. Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, um die Beschwerden einer Lidrandentzündung zu mildern:

Augentropfen

Mit befeuchtenden Augentropfen werden trockene und gereizte Augen wieder mit Feuchtigkeit versorgt. Die Augentropfen sollten regelmäßig und mehrmals täglich angewendet werden. Dickflüssige Augentropfen halten länger an, können jedoch die Sicht etwas beeinträchtigen. Deshalb ist es sinnvoll, dickflüssige Augentropfen vor dem Zubettgehen und dünnflüssige tagsüber angewendet werden. Es wird empfohlen, Augentropfen ohne zugesetzte Konservierungsmittel zu kaufen. Konservierungsmittel wie Benzalkoniumchlorid können bei längerer Anwendung die Augen reizen oder sogar schädigen.

Der Markt bietet eine breite Auswahl an Augentropfen. Ärzt*innen und Apotheker*innen helfen bei der Auswahl der individuell passenden Mittel.

Lidpflege

Mithilfe von drei Pflegeschritten können die Symptome einer Lidrandentzündung bei verstopften Meibomdrüsen gelindert werden.

  • 1. Drüsenreinigung: Hierbei wird gestauter Talg aus den Drüsen entfernt. Dabei werden warme Auflagen für fünf bis zehn Minuten auf die geschlossenen Augenlider gelegt. Es eignen sich zum Beispiel Kompressen, ein sauberer Waschlappen oder spezielle Gelmasken aus der Apotheke. Dadurch wird der gestaute Talg flüssig und kann anschließend ausmassiert werden. Hinweis: Nur frische Waschlappen und Kompressen verwenden und diese nicht zweimal ungewaschen hintereinander anwenden.

  • Anschließend wird das Augenlid mit frisch gewaschenen Fingern massiert, wobei der Finger gefühlvoll von oben Richtung Lidrand streicht. Dadurch wird das Sekret entfernt und die Talgdrüsen sind wieder frei.

  • 2. Lidrandhygiene: Für die Lidrandhygiene werden spezielle Pflegeprodukte für Augenlider aus der Apotheke und nicht fusselnde Wattepads oder Wattestäbchen benötigt. Verklebungen an den Augenlidern und Wimpern können so entfernt werden. Es existieren zahlreiche Zubereitungsformen wie Lotion oder Flüssigkeiten. Augenärzt*innen beraten individuell, welches Produkt geeignet ist. Hinweis: Für jedes Auge ein frisches Wattepad/Wattestäbchen verwenden und anschließend im Müll entsorgen.

  • 3. Augen befeuchten: Befeuchtende Augentropfen ersetzen den Tränenfilm und können Trockenheitsgefühle lindern.

Kontaktlinsen, Make-up und weitere Kosmetika sollten während der Therapiezeit vermieden werden, um die Augen nicht weiter zu reizen.

Medikamente

Es kann sein, dass Augenärzt*innen kortisonhaltige oder andere auf das Immunsystem wirkende Augentropfen verschreiben, um die Immunreaktion auf körpereigene Zerfallsprodukte zu lindern.

Bei starkem Befall mit Bakterien kommen bei Bedarf Antibiotika zur Behandlung der Augen (lokal) oder als Tablettenform (systemisch) zum Einsatz.

Liegt ein sehr starker Befall mit Demodexmilben vor, empfehlen medizinische Leitlinien unter anderem Teebaumöl.

In ausgewählten Fällen können verschlossene Meibomdrüsen durch Ärzt*innen mit einer Sonde wieder eröffnet werden.

Verlauf der Lidrandentzündung

Die akute Form der Blepharitis heilt bei entsprechender Therapie meist rasch ab, kann jedoch in eine chronische Form übergehen.

Die chronische Lidrandentzündung entsteht langsam über Wochen bis Monate, bis die Beschwerden immer deutlicher für die Betroffenen zu spüren sind. Bleibt eine Lidrandentzündung unbehandelt und besteht über Monate bis Jahre, können die Meibomdrüsen verkümmern und ihre Talgproduktion einstellen. Dadurch bleiben Beschwerden wie trockene oder gereizte Augen chronisch vorhanden.

Auch wenn eine veranlagte Fehlfunktion (chronische Form) der Meibomdrüsen nicht heilbar ist, können die Symptome therapeutisch gelindert werden. Eine Besserung tritt vorwiegend nach drei bis vier Wochen ein. Der Erfolg der Behandlung hängt von der Geduld und Regelmäßigkeit der Lidpflege ab, da ansonsten die Meibomdrüsen erneut verstopfen. Auch wenn eine chronische Lidrandentzündung störend und unangenehm sein kann, führt sie meist nicht zu Narben auf der Hornhaut oder zum Sehverlust.

Lidrandentzündung vorbeugen

Sowohl bei der Behandlung als auch bei der Vorbeugung der Lidrandentzündung sind Eigeninitiative und eine konsequente Lidrandpflege gefragt.

Sind die Symptome erstmal abgeklungen, fehlt der Leidensdruck und Betroffene beenden häufig die regelmäßige Lidrandpflege – die Meibomdrüsen können wieder verstopfen und die Symptome beginnen erneut.

Personen mit chronischer Blepharitis können im Laufe der Zeit Auslöser oft frühzeitig erkennen und so eine Verschlechterung gezielt verhindern. Sind etwa eine Unverträglichkeit von Kosmetika, Zug aus der Klimaanlage oder Allergien die Ursachen, können diese gemieden werden.