Leistenzerrung – schmerzhafte Muskelverletzung
Die Leistenzerrung wird auch als Adduktorenzerrung bezeichnet. Sie äußert sich durch akut einsetzende, stechende Schmerzen in der Leistengegend oder auf der Innenseite der Oberschenkel. Lesen Sie hier, wie behandelt wird und wie sich vorbeugen lässt.
Zusammenfassung
- Definition: Verletzung der Adduktoren nach plötzlicher Überlastung. Kommt sehr häufig bei Menschen vor, die beispielsweise Fußball als Leistungssport betreiben.
- Symptome: Plötzlich einschießende Schmerzen in der Leistengegend oder auf der Oberschenkelinnenseite. Das Bein ist meist kaum belastbar, zudem schmerzen die für die Sportart typischen Beinbewegungen.
- Ursachen: Eine Leistenzerrung entsteht oft, wenn die angespannte Adduktorenmuskulatur plötzlich gedehnt wird.
- Diagnose: In der Regel ist die Diagnose bereits durch die Beschreibung der Beschwerden klar. Um das Ausmaß der Verletzung festzustellen und andere Erkrankungen auszuschließen, bieten sich zudem bildgebende Verfahren für die Diagnose an.
- Behandlung: Normalerweise reicht die konservative Behandlung aus. Diese beinhaltet Schonung und Physiotherapie, sobald die Schmerzen abgeklungen sind und Bewegung schmerzfrei möglich ist. Nur wenn es zu einem Muskelabriss gekommen ist, kann eine Operation nötig sein.
- Verlauf: Der Verlauf ist abhängig vom Ausmaß der Verletzung. Eine leichte Zerrung kann innerhalb von zwei Wochen ausgestanden sein. Eine stärkere Zerrung oder ein Muskelfaserriss können unter Umständen drei Monate oder länger in Anspruch nehmen.
Leistenzerrung: Was ist das?
Bei einer Leistenzerrung (Adduktorenzerrung) handelt es sich um eine Überlastung der Adduktorenmuskulatur auf der Innenseite des Oberschenkels. Diese ermöglicht es, das Bein in Richtung Körpermitte zu ziehen. Einer akuten Zerrung geht beispielsweise eine ruckartige Seitwärtsbewegung des Beins voraus. Durch die Grätsche kommt es zu einer plötzlichen Überlastung durch Überdehnung der Adduktoren.
Besonders Menschen, die Leistungssport mit intensiver Beinarbeit betreiben, ziehen sich eine akute Leistenzerrung oder einen Muskelfaserriss zu. Im Freizeitsport kommt diese Verletzung ebenfalls vor.
Eine Leistenzerrung kann sich allerdings auch über einen längeren Zeitraum entwickeln oder chronisch werden, zum Beispiel wenn die Adduktoren moderat, aber dauerhaft überlastet und die Sehnen der Adduktorenmuskeln entzündet sind.
Leistenzerrung: Welche Symptome sind möglich?
Je nachdem, um welche Art von Leistenzerrung es sich handelt, unterscheiden sich die Symptome. Eine akute Leistenzerrung äußert sich durch plötzlich einschießende Leistenschmerzen oder Schmerzen an der Oberschenkelmuskulatur auf der Innenseite. Sie treten sofort nach der Bewegung auf, die zur Verletzung geführt hat.
Die akute Leistenzerrung lässt sich in folgende Schweregrade einteilen:
Grad I: Der Muskel ist überdehnt und es tritt während oder nach einer sportlichen Aktivität ein leichter Schmerz auf. Häufig besteht unterschwellig ein Spannungsgefühl. Oft ist der Bewegungsradius nicht wesentlich eingeschränkt.
Grad II: Der Muskel ist gezerrt, eventuell sind Muskelfasern gerissen. Die Belastung sowie der Druck auf den Muskel sind sofort schmerzhaft. Das Bein ist nicht mehr wie gewohnt belastbar, die Außenrotation schmerzt ebenso wie die Seitwärtsbewegung.
Grad III: Es liegt ein Muskel- oder Sehnenriss vor, das Bein schmerzt und Gehen ist in der Regel nicht mehr möglich. Es treten Schwellungen oder Blutergüsse am Oberschenkel oder an der Leiste auf.
Eine chronische Zerrung hingegen äußert sich oft diffus und durch graduell zunehmende Schmerzen in der Leistengegend oder im Oberschenkel. Oft sind beide Körperbereiche auch druckempfindlich. Zusätzlich kann das Bein schmerzen, wenn es zum Körper hingeführt oder abgespreizt (abduziert) wird.
Was tun bei einer Leistenzerrung?
Bei der Leistenzerrung lindern die Maßnahmen der Erstversorgung bereits die Beschwerden. Diese folgt der PECH-Regel:
- Pause,
- Eis,
- Compression (Kompression) und
- Hochlagern.
Die Kompression mithilfe einer elastischen Binde hilft, Blutungen und Schwellungen zu verringern. Gehstützen entlasten das betroffene Bein und ermöglichen in den ersten Tagen das Gehen. Gegen die Schmerzen erhält die verletzte Person entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen.
Erst wenn Beinbewegungen ohne Schmerzen ausgeführt werden können, erfolgen physiotherapeutische Maßnahmen. Diese umfassen leichte Kräftigungsübungen für die Beine, bei denen gleichzeitig die Muskeln gedehnt werden. Zudem ist es wichtig, die Hüft- und Rumpfmuskulatur zu stärken. Hat sich die gezerrte Muskulatur erholt und schmerzt sie bei Aktivität nicht mehr, sind Rad- und Lauftraining möglich. Der Leistungssport sollte erst wieder aufgenommen werden, wenn die sportartspezifischen Bewegungen wie schnelle Richtungswechsel schmerzfrei möglich sind.
In der Regel ist bei einer Leistenzerrung keine Operation nötig. Reißt jedoch eine Adduktorensehne, über welche der Muskel mit dem Skelett verbunden ist, lässt sich diese über Knochenanker oder Schraubensysteme wieder befestigen.
Wie verläuft eine Leistenzerrung?
Eine Leistenzerrung heilt je nach Grad der Verletzung innerhalb weniger Wochen oder Monate aus, wenn das Bein geschont wird. Allerdings kann die Heilung auch mehr Zeit in Anspruch nehmen. Es ist wichtig, nicht zu früh mit der Physiotherapie anzufangen, um weitere Schäden an der Muskulatur zu vermeiden. Um eine Chronifizierung und damit dauerhafte Schmerzen zu vermeiden, sollten die Muskeln allmählich aufgebaut werden.
Wie kommt es zu einer Leistenzerrung?
Die Adduktorengruppe wird aus sechs Muskeln gebildet. Alle sind über Sehnen an den Enden mit der Hüfte und dem Oberschenkelknochen verbunden. Die Aufgabe der Adduktorenmuskeln ist es unter anderem, die Beine zur Körpermitte zu ziehen und die Außen- und Innenrotation der Oberschenkel zu ermöglichen. Gleichzeitig stabilisieren sie die Hüfte und ermöglichen auch hier eine Rotation und Streckung.
Bei einer Zerrung oder einem Muskelfaserriss können die Schmerzen daher nicht nur an der Leiste, sondern auch entlang des Oberschenkels auftreten. Die Abduktoren führen die Gegenbewegung aus, also das Abspreizen des Beins nach außen. Diese Muskelgruppe befindet sich an der Oberschenkelaußenseite und am Gesäß.
Zu einer akuten Leistenzerrung kommt es, wenn die gegenspielenden Muskelgruppen gleichzeitig aktiv sind. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn eine fußballspielende Person während der Schussbewegung mit dem Fußinnenrist mit einer Person aus dem gegnerischen Team zusammenstößt und das Bein so nach außen von der Körpermitte weggedrückt wird. Dies führt zu einer plötzlichen Gegenbewegung, welche die angespannten Adduktoren übermäßig dehnt und die Abduktoren auf der Oberschenkelaußenseite anspannt. Es kommt zu Mikroverletzungen oder -rissen in Muskulatur und Sehnen.
Besonders anfällig für eine Verletzung sind die Adduktoren am Übergang zur Sehne. An diesen Stellen sind die einzelnen Muskelfasern weniger flexibel als jene, die sich mehr in der Muskelmitte befinden. Daher können hier leichter Muskelzerrungen oder Muskelfaserrisse entstehen.
Eine chronische Leistenzerrung entwickelt sich in der Regel als Folge einer
- muskulären Dysbalance, wie durch eine schiefe Hüfte oder eine im Vergleich zu den Adduktoren stärker ausgeprägte Abduktorenmuskulatur,
- altersbedingten Bindegewebsschwäche oder
- einer vorausgegangenen Adduktorenverletzung bei Leistungssportler*innen.
Auch das männliche Geschlecht stellt einen Risikofaktor für die Leistenzerrung dar.
Leistenzerrung: Wie wird sie diagnostiziert?
Bei einer Leistenzerrung ist die hausärztliche Praxis die erste Anlaufstelle. Erst wenn es zu Komplikationen kommt, kann es sinnvoll sein, eine orthopädische oder sportmedizinische Praxis aufzusuchen. Oftmals reichen die Symptombeschreibung und eine Funktionsüberprüfung des betroffenen Beins aus, um die Diagnose zu stellen. Allerdings unterscheidet sich das Schmerzempfinden von Mensch zu Mensch, und eine Leistenzerrung kann als sehr schmerzhaft wahrgenommen werden. Um dann einen Muskelabriss auszuschließen und das tatsächliche Ausmaß der Verletzung darzustellen, eignen sich bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie. Auf diese Weise lassen sich auch Erkrankungen ausschließen, die ähnliche Symptome haben wie die Leistenzerrung. Dazu zählen unter anderem:
- Hüfterkrankungen, wie Brüche, Hüftarthrose, Hüftdysplasie oder Hüftimpingement
- Rückenerkrankungen, wie lumbaler Bandscheibenvorfall oder Blockierungen entlang der Wirbelsäule
- Innere Erkrankungen, wie Endometriose, Eierstockkrebs oder ein Leistenbruch
Lässt sich einer Leistenzerrung vorbeugen?
Um einer Leistenzerrung vorzubeugen, ist das Aufwärmen vor jeder sportlichen Aktivität das A und O. Auch ist eine gestärkte und gut gedehnte Adduktorenmuskulatur weniger anfällig für Verletzungen dieser Art. Während der Physiotherapie erlernen Betroffene oftmals geeignete Übungen, die sich leicht zu Hause durchführen lassen.
Doch auch wenn die Muskulatur warm und geschmeidig ist, kann es zu Verletzungen kommen. Typische Sportarten, die neben Fußball ein erhöhtes Risiko für eine Adduktorenzerrung oder einen Muskelfaserriss mitbringen, sind unter anderem:
- Sprinten
- Eishockey
- Basketball
- Tennis
- Eiskunstlauf
- Reiten
- Karate
- Hürdenlauf