Kreuzbandriss: Symptome, Behandlung und Dauer
Ein Kreuzbandriss entsteht meist infolge eines Unfalls, beim Skifahren oder bei Kontaktsportarten wie Handball. Reißt das vordere oder hintere Kreuzband, spüren Betroffene starke Schmerzen im Knie und hören oftmals ein lautes Knallgeräusch. Mit welchen Symptomen kann sich ein Kreuzbandriss noch äußern und wann ist eine OP unumgänglich?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen zum Thema Kreuzbandriss
Wer einen Kreuzbandriss hat, spürt im Moment des Risses meist starke Schmerzen im Knie und hört zugleich ein lautes Knallgeräusch. In der Folge schwillt das Kniegelenk an, die Bewegung ist deutlich eingeschränkt und es kommt zu einem Ruheschmerz, der unter Belastung stärker wird.
Wie lange es dauert, bis der Kreuzbandriss vollständig geheilt ist und keine Schmerzen mehr auftreten, ist unterschiedlich. In der Regel erstreckt sich die Dauer etwa zwischen sechs bis neun Monaten. Wie lange einzelne Betroffene krank sind und nicht arbeiten können, ist abhängig vom Heilungsprozess und Beruf.
Frühestens nach etwa zwei Monaten können Patient*innen oftmals wieder Sportarten mit geringer Belastung durchführen, beispielsweise Radfahren auf ebener Strecke. Schwimmen ist mitunter nach drei Monaten wieder möglich, moderates Joggen nach vier Monaten. Intensive Sportarten wie etwa Ballsport ist oft erst nach neun bis zwölf Monaten wieder möglich.
Was ist ein Kreuzbandriss?
Bei einem Kreuzbandriss (auch Kreuzbandruptur) kommt es zu einem teilweisen oder vollständigen Riss eines Kreuzbandes im Knie. Dabei kann sowohl das vordere als auch das hintere Kreuzband betroffen sein, wobei ein vorderer Kreuzbandriss wesentlich häufiger vorkommt.
Die Kreuzbänder dienen – neben den Seitenbändern – der Stabilisierung des Kniegelenks, schützen vor Verrenkungen und sichern Bewegungsabläufe. Die beiden Kreuzbänder verbinden im Kniegelenk den Oberschenkelknochen (Femur) mit dem Schienbein (Tibia).
Häufigkeit: Vorderer und hinterer Kreuzbandriss
In Deutschland kommt es bei rund 50.000 Menschen jährlich zu einer vorderen Kreuzbandruptur (VKB-Ruptur). In den meisten Fällen sind Patient*innen zwischen 15 und 25 Jahre alt, wobei Männer häufiger als Frauen betroffen sind. Frauen, die Ballsport betreiben, sind jedoch einem 2- bis 5-fach höheren Risiko ausgesetzt als männliche Ballsportler.
Das hintere Kreuzband reißt hingegen bei nur 5.000 Personen im Jahr, wobei auch hier Männer insgesamt häufiger als Frauen betroffen sind. Im Durchschnitt sind Patient*innen einer hinteren Kreuzbandruptur (HKB-Ruptur) rund 32,7 Jahre alt.
Kreuzbandriss: Welche Symptome sind möglich?
In der Regel spüren Betroffene im Moment, in dem das Kreuzband reißt, äußerst starke Schmerzen im Knie. Mitunter ist der Kreuzbandriss selbst auch durch ein lautes, knackendes Geräusch zu hören.
Typischerweise geht ein Kreuzbandriss mit weiteren Symptomen einher:
- Schwellung des Kniegelenks, was die Bewegung einschränkt
- Gefühl der Instabilität und Gangunsicherheit
- Einknicken des Gelenks beim Gehen (Giving-way-Phänomen)
- Bluterguss um oder im Kniegelenk
- anhaltender, stechender Schmerz im Knie durch Anschwellen der Gelenkkapsel
- Probleme bei der Beugung und Streckung des Gelenks
Nicht immer muss es bei einem Kreuzbandriss zu derartig eindeutigen Symptomen kommen. Mitunter kann auch einige Zeit vergehen, bis Betroffene etwa aufgrund von Instabilität oder Gangunsicherheiten eine Knieverletzung bemerken und deshalb ärztlichen Rat aufsuchen.
Vorderer und hinterer Kreuzbandriss: Unterschiedliche Symptome
Die bei einem Kreuzbandriss auftretenden Symptome hängen teils davon ab, welches Kreuzband betroffen ist. Kennzeichnend für einen Riss des hinteren Kreuzbandes ist, dass sich das Schienbein gegenüber dem Oberschenkel nach hinten verschieben lässt. In der Regel kommt es zu Schwellungen und Schmerzen in der Kniekehle, aber auch im vorderen Kniebereich.
Ist das vordere Kreuzband gerissen, lässt sich hingegen das Schienbein nach vorne verschieben. Das Knie ist vor allem beim Herunterlaufen von Treppen äußerst instabil und schmerzt.
Meistens kommt es bei einem Kreuzbandriss zu weiteren Symptomen einer umfassenderen Knieverletzung, wenn etwa gleichzeitig der Innenmeniskus oder das Innenband verletzt sind. Ein Kreuzbandriss kann aber auch ohne weitere Verletzungen, also isoliert auftreten.
Video: Bänderdehnung oder Bänderriss?
Kreuzbandriss: Wie erfolgt die Behandlung?
Bei einem akuten Kreuzbandriss sollten Betroffene zunächst das Knie nicht weiter belasten, das Bein hochlagern und das Gelenk kühlen. Zudem kann es sinnvoll sein, einen Druckverband anzulegen und schmerzlindernde Medikamente wie Ibuprofen einzunehmen. Wichtig ist jedoch, dass bei Verdacht auf einen Kreuzbandriss umgehend ärztlicher Rat eingeholt wird. Die weitere Behandlung erfolgt dann entweder konservativ oder durch operative Rekonstruktion des Kreuzbandes.
Konservative Therapie bei Kreuzbandriss
Wenn das Ausmaß der Knieverletzung es erlaubt, kann der Kreuzbandriss ohne Operation behandelt werden: Eine rein konservative Therapie kommt zum Beispiel dann infrage, wenn
- Betroffene nicht sportlich aktiv sind,
- kein Instabilitätsgefühl vorliegt,
- eine Operation aus Altersgründen nicht ratsam ist,
- es sich um eine Teilruptur handelt und mindestens 75 Prozent des Bandes intakt sind,
- keine weiteren Verletzungen vorliegen und
- bei einem knöchernen Ausriss dieser nicht verschoben ist.
Außerdem ist bei einem hinteren Kreuzbandriss die konservative Behandlung gebräuchlicher als bei vorderen Kreuzbandrupturen. Im Fokus stehen dabei gezieltes und konsequentes Aufbautraining der Oberschenkelmuskulatur, um das Kniegelenk zu stabilisieren. Die Behandlung beginnt sofort nach dem ursächlichen Unfall mit einer Kältetherapie und Physiotherapie.
Kreuzbandriss: Wann ist eine OP nötig?
Fachleute führen eine Kreuzbandriss-OP durch, wenn:
- weitere Verletzungen der Bänder oder Menisken vorliegen
- Betroffene sportlich aktiv sind
- Patient*innen einer körperlichen Arbeit nachgehen
- die konservative Behandlung keinen Erfolg zeigt
Eine Kreuzband-OP kann direkt nach dem Unfall durchgeführt werden, ist aber auch später noch möglich. In den meisten Fällen findet die Operation vier bis sechs Wochen nach der Kreuzbandruptur statt.
Die gängigste Operationsmethode ist der Kreuzbandersatz (Kreuzbandplastik). Dazu sind nur kleine Schnitte nötig: Fachleute bringen das Sehnentransplantat mithilfe einer Kniegelenkspiegelung (Arthroskopie) im Verlauf des Kreuzbands über Bohrkanäle im Oberschenkelknochen und Schienbein an und befestigen es dort mit kleinen Stiften, Schrauben oder Köpfen.
Als Sehnentransplantat eignet sich besonders ein Teil der eigenen Sehne zwischen Kniescheibe und Schienbein (Patellasehne). Häufiger wird jedoch auf die Grazilis- und Semitendinosussehne vom Oberschenkel zurückgegriffen. Der Vorteil bei der Semitendinosussehne besteht vor allem darin, dass die Entnahmestelle weniger schmerzhaft verheilt als die der Patellasehne. Auch eine Verwendung der Quadrizepssehne ist möglich.
In selteneren Fällen kann das gerissene Kreuzband wieder zusammengenäht werden. Diese Kreuzband-Naht durch Refixation kann jedoch nur bei vorderen Kreuzbandrissen durchgeführt werden und wenn der Riss nicht älter als drei Wochen ist.
Kreuzbandriss: Nachbehandlung
Im Anschluss an die operative Therapie ist eine Nachbehandlung erforderlich, um den Behandlungserfolg zu gewährleisten. Da Patient*innen nach der Kreuzband-OP das betroffene Kniegelenk nicht sofort vollständig belasten dürfen, erhalten sie eine spezielle Schiene. Diese Knieschiene muss – je nach Stabilität des Kreuzbandersatzes – sechs bis zwölf Wochen getragen werden.
In der Regel startet bereits kurze Zeit nach der Operation die Physiotherapie, bei der vor allem die Oberschenkelmuskulatur trainiert und das Knie schrittweise immer häufiger und stärkerer Belastung ausgesetzt wird.
Ursachen: Was führt zu einem Kreuzbandriss?
Ein Kreuzbandriss entsteht in der Regel aufgrund von Krafteinwirkungen auf das Kniegelenk. So kann zum Beispiel übermäßiges Bücken, Strecken oder Verdrehen des Kniegelenks dazu führen, dass ein Kreuzband teilweise oder vollständig reißt. Je nach Art der Ruptur unterscheiden sich die Ursachen:
Ein vorderer Kreuzbandriss entsteht oft ohne äußere Einwirkungen, etwa wenn das Kniegelenk bei angespannten Oberschenkelmuskeln überstreckt oder gewaltsam gebeugt wird. Häufig tritt die vordere Kreuzbandruptur bei Sportarten mit schnellen Richtungswechseln auf, wie zum Beispiel beim Handball, Fußball oder anderen Ballsportarten sowie beim Skifahren.
Ein hinterer Kreuzbandriss kann auftreten, wenn direkte äußere Gewalt auf das gebeugte Knie einwirkt – zum Beispiel durch einen Aufprall bei einem Verkehrsunfall – oder wenn Betroffene das Gelenk gewaltsam überstrecken.
Eine vollständige Verrenkung (Luxation) des Kniegelenks führt meist zu einer Ruptur beider Kreuzbänder, wobei auch die restlichen Bänder der Kniegelenkkapsel gerissen sein können.
Wie lässt sich ein Kreuzbandriss diagnostizieren?
Da ein Kreuzbandriss typische Kniebeschwerden verursacht, ist er für die*den Ärztin*Arzt in der Regel einfach zu erkennen. Zunächst werden im Rahmen der Anamnese einige Fragen zu den genauen Symptomen, dem möglichen Unfallhergang und früheren Knieverletzungen gestellt.
Dann schließen sich verschiedene körperliche Untersuchungen und Tests an. Dazu zählen:
Lachmann-Test: Bei diesem Test hält die*der Ärztin*Arzt das Knie in einem Winkel von 20 bis 30 Grad gebeugt und zieht den Unterschenkel wie eine Schublade nach vorne. Zum Vergleich wird dieser Test auch am gesunden Bein durchgeführt. Je nachdem, wie weit sich der Unterschenkel gegen den Oberschenkel verschieben lässt, ist dies ein Zeichen für einen Kreuzbandriss.
Schubladentest: Mithilfe des Schubladentests lässt sich ermitteln, ob das vordere oder hintere Kreuzband gerissen ist. Ist es möglich, das Schienbein wie eine Schublade gegenüber dem Oberschenkel nach hinten zu verschieben, ist das hintere Kreuzband gerissen; lässt sich das Schienbein hingegen nach vorne verschieben, liegt ein vorderer Kreuzbandriss vor.
Um die Diagnose zu sichern und um Frakturen auszuschließen, folgen bildgebende Untersuchungsverfahren wie eine Röntgenaufnahme oder Magnetresonanztomographie (MRT). Seltener wird eine Kniegelenkspiegelung (Arthroskopie) zur Diagnose einer Kreuzbandruptur eingesetzt.
Kreuzbandriss: Verlauf, Prognose und Komplikationen
Nach einem Kreuzbandriss hängen Verlauf und Prognose vor allem vom Alter und der sportlichen Aktivität der Betroffenen ab.
Ein konsequent behandelter Kreuzbandriss nimmt meist einen guten Verlauf. Sowohl bei der operativ als auch bei der konservativ behandelten Kreuzbandruptur ist es jedoch wichtig, die Beinmuskulatur zu trainieren.
Rund acht von zehn Patient*innen erreichen nach einer Operation wieder denselben Leistungsstand wie vor der Verletzung. Ohne Behandlung kann ein Kreuzbandriss auf Dauer zu einem Meniskus- und Knorpelschaden im Gelenk (Arthrose) führen. Je nachdem, ob weitere Begleitverletzungen wie ein Meniskusriss vorliegen, raten Fachleute Leistungssportler*innen jedoch auch dazu, mit der Sportart aufzuhören.
Mögliche Komplikationen nach Kreuzbandriss-OP
Postoperative Komplikationen sind bei einem Kreuzbandriss selten: Die meisten Menschen vertragen das eingesetzte Transplantat, das ihr gerissenes Kreuzband im Knie ersetzen soll, sehr gut, wenn es aus körpereigenem Gewebe (Sehne) besteht – die Heilung verläuft dann problemlos. Selten können auch Einschränkungen der Beugung und Streckung verbleiben.
Nur in Ausnahmefällen ist das Kniegelenk nach einer operativ behandelten Kreuzbandruptur bleibend oder zunehmend instabil.
Lässt sich einem Kreuzbandriss vorbeugen?
Ein Kreuzbandriss lässt sich durchaus verhindern. Vor allem Menschen, die sportlich aktiv sind, sollten diese Punkte beachten:
- vor jeder sportlichen Betätigung Muskulatur gut aufwärmen
- Koordinationsfähigkeiten durch Sprungschulung und Lauftraining verbessern
- Beinmuskulatur stärken
- optimale Ausrüstung passend zur Sportart
- knieschonende Sportarten ausüben, etwa Schwimmen oder Radfahren
- breitbeinig Skifahren, mehr Stabilität durch größere Auflagefläche