Sinnbild Leberkrebs: Mann hält Modell einer Leber vor seinen Bauch.
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Leberkrebs: Anzeichen, Ursachen & Lebenserwartung

Von: Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education), Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 01.12.2023

Leberkrebs entsteht fast immer infolge einer Leberzirrhose. Aufgrund der unspezifischen Beschwerden wird Leberkrebs oft erst spät festgestellt. Mögliche Ursachen und Risikofaktoren, welche Behandlung infrage kommt und wie sich Leberkrebs auf die Lebenserwartung auswirkt, erfahren Sie hier. 

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Fragen und Antworten zum Thema Leberkrebs

Leberkrebs macht sich im frühen Stadium in der Regel durch unspezifische, allgemeine Beschwerden bemerkbar. Möglich sind etwa Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Gewichtsverlust. Im weiteren Verlauf kommen Beschwerden wie Gelbsucht oder Bauchwasser (Aszites) hinzu. Jedoch können für derartige Symptome auch harmlose Ursachen infrage kommen, weshalb eine ärztliche Untersuchung wichtig ist. 

Wird Leberkrebs früh diagnostiziert und behandelt, stehen die Heilungschancen gut. Im Endstadium und bei ausgeprägter Leberschädigung ist eine Heilung meist nicht möglich.

Die Prognose und Lebenserwartung bei Menschen mit Leberkrebs unterscheiden sich je nach Stadium, dem Grad der Leberschädigung und vorliegenden Metastasen. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt insgesamt bei etwa 15 Prozent. Bei frühzeitiger Diagnose ist sie oft günstiger und liegt zwischen 50 und 70 Prozent. Betroffene mit Leberkrebs und Metastasen versterben meist innerhalb von 6 Monaten. 

Chemotherapien zählen bei vielen Krebserkrankungen zur Standardtherapie. Bei Leberkrebs kommt eine systemische Chemotherapie nur im Einzelfall zum Einsatz. Häufig wird jedoch auf eine lokale Chemotherapie gebaut, bei der Chemotherapeutika direkt in den Tumor verabreicht werden.

Was ist Leberkrebs?

Bei Leberkrebs (Leberkarzinom) handelt es sich um einen bösartigen Tumor in der Leber. Fachleute unterscheiden zwischen dem primären und dem sekundären Leberkrebs

  • primärer Leberkrebs: Bei dieser Form bildet sich ein bösartiger Tumor aus Leberzellen. Meist handelt es sich um Leberzellkrebs, der auch als hepatozelluläres Karzinom (HCC) bezeichnet wird. Auch Gallengangkrebs (entwickelt sich aus Zellen der Gallengänge in der Leber) und das Angiosarkom (geht aus Blutgefäßen der Leber hervor) zählen zur primären Form.

  • sekundäres Leberkarzinom: Dabei handelt es sich um Lebermetastasen, die nicht aus Zellen der Leber entstehen. Die Krebszellen stammen von einem Tumor, der an einer anderen Stelle im Körper vorliegt und in die Leber gestreut hat. Oft kommt es zu Lebermetastasen infolge von Krebserkrankungen des Magen-Darm-Trakts. Lebermetastasen kommen wesentlich häufiger vor als primärer Leberkrebs.

Wichtig: Der häufigste primäre Leberkrebs ist das hepatozelluläre Karzinom. In diesem Text liegt der weitere Fokus deshalb auch auf dieser Art. 

Häufigkeit: Leberkrebs ist vergleichsweise selten

Leberkrebs ist im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen selten. Rund 9.500 Menschen in Deutschland erkranken jährlich an der primären Form – Tendenz ist steigend. Oft ist die Erkrankung bei der Diagnose bereits weit fortgeschritten. Männer sind häufiger als Frauen betroffen. Zum Zeitpunkt der Diagnose sind Männer im Mittel 71 und Frauen 75 Jahre alt.

Welche Symptome sind bei Leberkrebs möglich?

In einem frühen Stadium bereitet Leberkrebs in der Regel keine Beschwerden. Kommt es zu Symptomen, sind die meist unspezifisch und allgemein, wie: 

Im weiteren Verlauf kann es bei Leberkrebs zu Wasseransammlungen im Bauchraum (Aszites) und in den Beinen (Ödemen) kommen. Da die Gallenflüssigkeit bei einem fortgeschrittenem Leberkarzinom oft nicht richtig abfließen kann, kann eine Gelbsucht (Ikterus) entstehen. Typische Anzeichen hierfür sind gelbliche Verfärbungen des Augenweiß, der Haut und der Schleimhäute. Auch der Urin wirkt oft dunkler, der Stuhl hingegen heller. Zudem kommt es zu einem ausgeprägten Juckreiz der Haut.

Derartige Beschwerden können viele Ursachen haben und sind nicht zwangsläufig ein Anzeichen für Leberkrebs. Wer solche Symptome über einen längeren Zeitraum bemerkt, solltet sich ärztlich untersuchen lassen. Nur so kann die genaue Ursache diagnostiziert und unter Umständen entsprechend behandelt werden. 

Leberkrebs: Ursachen und Risikofaktoren

In 9 von 10 Fällen entsteht primärer Leberkrebs infolge einer dauerhaften Leberschädigung im Rahmen einer Leberzirrhose. Diese bildet sich meist durch

  • jahrelangen, exzessiven Alkoholkonsum oder
  • eine chronische Leberentzündung (vor allem Hepatitis C und Hepatitis B). 

Daneben gibt es weitere Faktoren, die das Risiko eines Leberkarzinoms erhöhen: 

Leberkrebs: Behandlung oft schwierig

Leberkarzinome sind bei der Diagnosestellung meist im fortgeschrittenen Stadium, weshalb die Therapie oft schwierig ist. Grundsätzlich richtet sich die Behandlung nach dem Stadium des Lebertumors und hängt von Faktoren ab, wie:

  • Größe und Lage des Tumors 
  • Zustand der Leber
  • vorliegenden Metastasen 
  • Gesundheitszustand und Alter der betroffenen Person 

Auch die individuellen Wünsche von Patient*innen sind ein wichtiger Punkt, um eine geeignete Therapie zu bestimmen. Mögliche zugrunde liegende Erkrankungen wie eine Infektion mit Hepatitis-B- oder Hepatitis-C-Viren müssen zudem behandelt werden. 

Operationen zur Therapie von Leberkrebs

Eine operative Behandlung von Leberkrebs gilt als Mittel der Wahl, sofern das Lebergewebe noch gesund ist, also keine fortgeschrittene Zirrhose vorliegt. Insbesondere kleine Tumoren lassen sich oft operativ entfernen, was sich positiv auf die Prognose und Lebenserwartung auswirkt. 

Fachleute können den tumorösen Teil der Leber und umliegendes, gesundes Gewebe herausschneiden. So sollen möglichst alle Krebszellen eliminiert werden. Die Leber kann sich in der Regel gut regenerieren, weshalb eine Teilentfernung die Funktion oft nicht einschränkt.

Wann wird eine Lebertransplantation durchgeführt?

Bei einer starken Schädigung der Leber und fortgeschrittenem Karzinom kann eine Lebertransplantation infrage kommen. Eine Teilentfernung erzielt dann in der Regel keine Besserung mehr. Eine Lebertransplantation ist ein großer, belastender Eingriff, der nur für wenige Personen mit gutem Allgemeinbefinden infrage kommt. Auch passende Spenderorgane sind selten. 

Nach einer Transplantation müssen Patient*innen ihr Leben lang Medikamente einnehmen, die ein Abstoßen des Organs verhindern sollen. 

Zerstörung des Lebertumors

Lässt sich der Tumor nicht mehr operativ entfernen, können Fachleute eine Ablation durchführen. Dabei wird der Lebertumor an Ort und Stelle mithilfe einer speziellen Sonde durch Hitze zerstört. Mögliche Hitzeverfahren sind die Radiofrequenzablation (mithilfe von Radiofrequenzwellen) oder Mikrowellenablation (durch Ultraschall). 

Eine solche Behandlung kommt bei Leberkrebs infrage, wenn: 

  • der Tumor kleiner als drei Zentimeter ist. 
  • die Funktion der Leber eingeschränkt ist. 
  • eine Operation nicht möglich ist. 

Behandlung von Leberkrebs im Endstadium 

Lässt sich der Leberkrebs nicht operativ entfernen und kann auch keine Lebertransplantation durchgeführt werden, ist in der Regel keine Heilung mehr möglich. Die Behandlung zielt dann darauf ab,

  • Krebsherde zu entfernen,
  • das Krebswachstum zu verlangsamen und
  • die Lebensqualität von Betroffenen zu verbessern.

Um das Krebswachstum möglichst einzudämmen, können Fachleute auf sogenannte arterielle Behandlungsverfahren zurückgreifen. Dabei wird gesundes Lebergewebe über die Pfortader (Lebervene) versorgt und Tumoren gezielt über die Leberarterie beeinflusst.

Eine solche, örtlich angewendete Therapieoption ist beispielsweise die minimalinvasive, transarterielle Chemoembolisation (TACE) oder transarterielle Radioembolisation (SIRT/TARE), die Lebertumoren von innen zerstören. Fachleute führen dabei durch einen Gefäßkatheter Medikamente oder radioaktive Substanzen direkt in den Tumor. Möglicherweise kann auch eine Hochpräzisions-Strahlentherapie zum Einsatz kommen. 

Leberkarzinom: Ergänzende Maßnahmen im Endstadium

Fortgeschrittener Leberkrebs im Endstadium und Lebermetastasen erfordern oft eine systemische Therapie mit Medikamenten, meist mit dem Wirkstoff Sorafenib. Patient*innen nehmen diesen in Form von Tabletten ein, was das Wachstum der Krebszellen verlangsamen soll. Einige Nebenwirkungen der Medikamente sind zum Beispiel 

  • Durchfall, 
  • Müdigkeit, 
  • Infektanfälligkeit und 
  • entzündliche Schwellungen an Händen und Füßen.

Im Endstadium von Leberkrebs und bei tumorbedingten Beschwerden ist eine supportive Therapie besonders wichtig. Ziel der Behandlung ist, die Symptome zu lindern und Lebensqualität zu verbessern. Zum Einsatz kommen können beispielsweise:

  • Schmerzmittel
  • spezielles Bewegungstraining gegen chronische Müdigkeit (Fatigue)
  • Punktion des Bauchraums, um Bauchwasser abzuleiten
  • Kortison gegen Juckreiz

Eine Krebserkrankung beeinträchtigt nicht nur den Körper, sondern auch die Psyche. Hilfe in Krisensituationen und Beratung bieten psychoonkologische Praxen, die speziell für den psychologischen Umgang mit Krebs ausgebildet sind. Hier finden sowohl Betroffene als auch Angehörige Unterstützung. 

Wie wird Leberkrebs diagnostiziert?

Besteht der Verdacht auf ein Leberkarzinom, sind einige Untersuchungen erforderlich. Oft wird Leberkrebs bei Routineuntersuchungen zufällig entdeckt, dann ist das Karzinom meist schon im fortgeschrittenem oder Endstadium. Zunächst steht ein ausführliches ärztliches Gespräch über die genauen Beschwerden, Vorerkrankungen und dem Lebensstil an (Anamnese). Darauf folgt in der Regel eine körperliche Untersuchung, bei der Leber und andere Organe im Bauchraum abgetastet werden. 

Um die Diagnose zu sichern, sind weitere Untersuchungen nötig. Zum Einsatz kommen können: 

  • bildgebende Verfahren: Möglich sind etwa ein Ultraschall, eine Computertomographie (CT) und eine Magnetresonanztomographie (MRT), meist mit Kontrastmittel. Dabei können Leber, Gallenblase und Gallengänge sowie Nieren und Milz genauer untersucht werden. 

  • Blutuntersuchung: Weitere Hinweise für Leberkrebs finden sich oft im Blutbild. Wichtig können etwa nachgewiesene Hepatitisviren oder bestimmte Tumormarker sein.

  • Gewebeprobe (Biopsie): Durch eine feingewebliche Untersuchung der Leber kann herausgefunden werden, ob Krebszellen vorhanden sind. 

Um einen primären Leberkrebs von Lebermetastasen sicher abzugrenzen, veranlassen Ärzt*innen oft eine Magenspiegelung (Gastroskopie) und eine Darmspiegelung (Koloskopie). So lässt sich herausfinden, ob der Krebs in der Leber von einem anderen Tumor gestreut hat. 

Leberkrebs: Verlauf, Prognose und Lebenserwartung

Je früher Leberkrebs diagnostiziert wird, desto günstiger sind Prognose und Heilungschancen. In den meisten Fällen erfolgt die Diagnose jedoch im fortgeschrittenen Stadium, weshalb die Prognose oft ungünstig und die Lebenserwartung stark beeinträchtigt ist. 

Etwa 80 Prozent der Erkrankungen sind so weit fortgeschritten, dass keine Operation mehr möglich ist. Insgesamt liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei 15 Prozent. Im Fall einer frühzeitigen Diagnose liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei 50 bis 70 Prozent. Betroffene mit metastasierendem Leberkrebs versterben oft innerhalb der nächsten 6 Monate.

Nachsorge ist bei Leberkrebs besonders wichtig

Wurde der Lebertumor erfolgreich behandelt, müssen regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen wahrgenommen werden. Diese haben zum Ziel,

  • mögliche neue Tumoren frühzeitig zu erkennen (Rezidiv),
  • etwaige Folgen der Operation sowie 
  • Begleiterkrankungen wie eine Leberzirrhose zu therapieren und 
  • Betroffene bei körperlichen, seelischen und möglichen sozialen Problemen zu unterstützen.

Welche Nachsorgeuntersuchungen in welchen Abständen nötig sind, wird individuell festgelegt. Zu möglichen Untersuchungen zählen zum Beispiel eine Blutuntersuchung mit Bestimmung der Leberwerte und eine Magnetresonanztomographie mit Kontrastmittel.

Lässt sich Leberkrebs vorbeugen?

Da primärer Leberkrebs meist infolge einer Leberzirrhose entsteht, ist die beste Methode daher, eine Leberzirrhose zu verhindern.

Diese Maßnahmen können dabei helfen: 

  • Alkohol nur in geringem Maße, bestenfalls gar nicht konsumieren
  • Übergewicht abbauen
  • gesunde, ausgewogene Ernährungsweise
  • Verzicht auf Nikotin
  • regelmäßige Bewegung und Sport 
  • Impfung gegen Hepatitis B

Regelmäßige Untersuchungen für Risikogruppen

Wer zu einer Risikogruppe gehört und etwa an einer Leberzirrhose oder Hepatitis leidet, sollte sich in regelmäßigen Abständen untersuchen lassen. Fachleute können einen Ultraschall durchführen und Tumormarker im Blut bestimmen, um Leberkrebs frühestmöglich zu diagnostizieren.