Kopf-Hals-Tumor
Ein Kopf-Hals-Tumor ist eine bösartige (maligne) Erkrankung im Mund-Nasen-Rachen-Raum oder Hals. In Deutschland bilden sich die meisten Kopf-Hals-Tumoren in Mundhöhle, Kehlkopf und Rachen: Jedes Jahr treten etwa 4.000 neue Fälle von Kehlkopfkrebs sowie fast 13.000 Fälle von Mundhöhlenkrebs oder Rachenkrebs auf, wobei Männer deutlich häufiger betroffen sind als Frauen.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Überblick
Als wichtigste Ursache für Kopf-Hals-Tumoren gilt Rauchen. Auch andere Arten von Tabakkonsum, übermäßiger Alkoholkonsum, Virusinfektionen (v.a. HPV), schlechte Mundhygiene und häufiger Kontakt mit Schadstoffen (z.B. Asbest) erhöhen das Risiko, einen Kopf-Hals-Tumor zu entwickeln.
Welche Beschwerden von einem Kopf-Hals-Tumor ausgehen, hängt von den jeweils betroffenen Bereichen und der Größe des Tumors ab: Während Tumoren in der Mundhöhle typischerweise mit einem Fremdkörpergefühl verbunden sind, bilden bei Rachenkrebs Schluckbeschwerden und bei Kehlkopfkrebs eher Heiserkeit die zunächst auffälligsten Symptome.
Eine sichere Diagnose bietet bei einem Kopf-Hals-Tumor eine Gewebeprobe, die der Arzt bei einer Spiegelung (Endoskopie) gewinnt. Um die geeignete Therapie festlegen zu können, ist es außerdem erforderlich, die Größe und Ausdehnung des Tumors genau zu bestimmen und festzustellen, ob sich bereits Tochtergeschwulste (Metastasen) gebildet haben.
Die gegen einen Kopf-Hals-Tumor eingesetzte Behandlung zielt darauf ab, die wichtigsten Organfunktionen im Kopf-Hals-Bereich nach Möglichkeit zu erhalten, um die Lebensqualität der Betroffenen so wenig wie möglich einzuschränken. Bei den meisten Kopf-Hals-Tumoren sind eine Operation und eine Strahlentherapie empfehlenswert. Das Ausmaß der Operation richtet sich nach der Lage des Tumors und dem Stadium der Krebserkrankung. In selteneren Fällen bestrahlt man einen Kopftumor oder Halstumor auch ohne vorangegangene Operation. Als ergänzende Maßnahmen stehen die Chemotherapie und die Immuntherapie zur Verfügung.
Die Aussicht auf Heilung ist umso besser, je frühzeitiger es gelingt, einen Kopf-Hals-Tumor zu diagnostizieren. Wer dem Krebs vorbeugen möchte, sollte:
- aufs Rauchen verzichtet,
- den Alkoholkonsum einschränken und
- auf eine sorgfältige Mundhygiene achten.
Definition
Der Begriff Kopf-Hals-Tumor bezeichnet eine Vielzahl von Krebserkrankungen, die im Bereich von Kopf und Hals auftreten können. Im Einzelnen können Kopf-Hals-Tumoren folgende Bereiche betreffen:
- Mund bzw. Mundhöhle (Mundhöhlenkrebs):
- Lippe
- Zunge
- Mundboden
- Zahnfleisch
- Gaumen
- Speicheldrüsen
- Rachen (Rachenkrebs)
- Kehlkopf (Kehlkopfkrebs)
- Nase und Nasennebenhöhlen (Nasenkrebs, Nasennebenhöhlenkrebs)
- der äußere Hals (z.B. bei Schilddrüsenkrebs)
Dabei ist die Tumorart davon abhängig, aus welcher Art Gewebe der Kopf-Hals-Tumor entsteht. Kopf-Hals-Tumoren treten als folgende Tumorarten auf:
- Karzinome, die sich aus der Schleimhaut entwickeln (die meisten dieser Kopf-Hals-Tumoren sind sogenannte Plattenepithelkarzinome),
- Lymphome, die ihren Ursprung im lymphatischen Gewebe haben (die häufigsten Lymphome sind Non-Hodgkin-Lymphome), und
- Sarkome, die sich vom Binde- und Stützgewebe ableiten.
Häufigkeit
In Deutschland entwickeln schätzungsweise 50 von 100.000 Menschen jährlich einen Kopf-Hals-Tumor – mit größter Häufigkeit ist dabei der Mundhöhlen- und Rachenbereich betroffen: Jedes Jahr treten etwa 13.000 neue Fälle von Mundhöhlenkrebs und Rachenkrebs auf, wobei Männer fast 3-mal öfter vertreten sind als Frauen.
Damit bilden Kopf-Hals-Tumoren in Mundhöhle und Rachen bei Männern die fünfthäufigste Krebserkrankung überhaupt.
Der am häufigsten von einem Kopf-Hals-Tumor betroffene Einzelbereich ist dagegen der Kehlkopf: Kehlkopfkrebs tritt in Deutschland jedes Jahr bei etwa 3.600 Männern und 500 Frauen auf.
Überwiegend tritt der Kopf-Hals-Tumor nach dem 60. Lebensjahr auf; die Häufigkeit von Kopf-Hals-Tumoren bei jüngeren Menschen steigt jedoch, wofür man unter anderem den schon frühen Konsum von Nikotin und Alkohol verantwortlich macht. In manchen Gegenden der Welt sind Tumoren im Bereich von Kopf und Hals aufgrund verbreiteter Gewohnheiten, die zu den Risikofaktoren für Krebs im Kopf-Hals-Bereich zählen (z.B. Kauen von Kautabak oder Betelnuss), besonders häufig.
Ursachen
Ein Kopf-Hals-Tumor kann sehr unterschiedliche Ursachen haben – je nachdem, um welchen Tumortyp es sich handelt. Allerdings sind nicht bei jedem Tumor im Kopf-Hals-Bereich die Entstehungsursachen im Einzelnen geklärt.
Relativ eindeutig ist der Zusammenhang zwischen der Entstehung von Kopf-Hals-Tumoren sowie dem Konsum von Alkoholund Tabak. Eine mangelhafte Mundhygiene begünstigt einen Kopf-Hals-Tumor zusätzlich.
Auch Ernährungsfaktoren und Umwelteinflüsse können einen Kopf-Hals-Tumor verursachen. Wer beruflich mit bestimmten Schadstoffen (wie Asbest, Chrom und Nickel in Farben und Lacken, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) in Kontakt kommt, hat ebenfalls ein erhöhtes Risiko für Krebserkrankungen im Kopf-Hals-Bereich.
Dass beispielsweise der Kopf-Hals-Tumor im Bereich des Kehlkopfs (Kehlkopfkrebs bzw. Larynxkarzinom) vor allem durch Rauchen entsteht, zeigt sich dadurch, dass diese Krebsart bei Nichtrauchern nur sehr selten vorkommt. Andere Arten des Tabakkonsums begünstigen eher andere Formen von Kopftumor oder Halstumor:
- Während Zigarren- und Zigarettenrauchen die Entstehung von Kehlkopfkrebs und Rachenkrebs fördern,
- erhöht das Kauen von Tabak das Risiko für Krebserkrankungen der Wangenschleimhaut und des Zahnfleischs
- und entwickeln Pfeifenraucher eher einen Lippen- und Zungentumor.
An der Entstehung von Kopf-Hals-Tumoren können außerdem erbliche Faktoren beteiligt sein. So sind beispielsweise bei bestimmten Lymphomen (sog. B-Zell-Lymphome), die im Kopf-Hals-Bereich auftreten können, bestimmte Veränderungen im Erbgut typisch. Des Weiteren kommen als Ursachen für einen Kopf-Hals-Tumor ein geschwächtes Immunsystem (wie bei HIV-Infektionen oder nach Organtransplantationen) sowie bestimmte Virusinfektionen infrage – zum Beispiel:
- findet sich beim Burkitt-Lymphom, einem sehr bösartigen Non-Hodgkin-Lymphom, häufig das Epstein-Barr-Virus und
- gelingt es bei einem Plattenepithelkarzinom der Zunge oder Mundhöhle nicht selten, das humane Papilloma-Virus (HPV) bzw. seine DNA nachzuweisen.
Symptome
Die mit einem Kopf-Hals-Tumor verbundenen Symptome hängen davon ab, welche Struktur von der Krebserkrankung betroffen ist:
Bei Kopf-Hals-Tumoren im Mundbereich kommt es häufig zu Veränderungen an der Schleimhaut: Dann können Schwellungen, Verfärbungen oder hartnäckige Geschwüre auf den Kopf-Hals-Tumor hinweisen.
Typisches Symptom für Mundhöhlenkrebs ist ein Fremdkörpergefühl. Mit zunehmender Größe kann der Tumor – je nachdem, wo er sich befindet – außerdem die Zunge in ihrer Beweglichkeit einschränken und Schluckbeschwerden verursachen. Speicheldrüsentumoren verursachen häufig eine mit Schmerzen verbundene Schwellung.
Bei Rachenkrebs stehen Schluckbeschwerden im Vordergrund. Hingegen kann ein Kopf-Hals-Tumor im Kehlkopfbereich durch länger anhaltende Heiserkeit auffallen. Außerdem können bei Kehlkopfkrebs folgende Symptome auftreten:
- Kratzen im Hals
- Fremdkörpergefühl
- Halsschmerzen
- Schluckstörungen
- ständiges Husten
- Atembeschwerden
Wenn sich bei einem Kopf-Hals-Tumor bereits Lymphknotenmetastasen im Kopf-Hals-Bereich gebildet haben, können weitere Symptome hinzukommen: Dann sind diese Metastasen möglicherweise als derbe, wenig schmerzhafte Schwellungen zu tasten.
Diagnose
Bei Verdacht auf einen Kopf-Hals-Tumor stehen am Anfang der Diagnose eine ausführliche Befragung zu den Beschwerden und möglichen Risikofaktoren (wie Rauchen) sowie eine gründliche körperliche Untersuchung.
Viele Kopf-Hals-Tumoren sind schon mit bloßem Auge zu erkennen. Andere kann ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt erst durch eine Spiegelung (Endoskopie) entdecken. Um die Diagnose zu sichern, ist eine Gewebeprobe aus dem Kopf-Hals-Tumor mit anschließender feingeweblicher (histologischer) Untersuchung (sog. Biopsie) erforderlich.
Um festlegen zu können, welches Therapieverfahren gegen den Kopf-Hals-Tumor am besten geeignet ist, muss der Arzt bei der Diagnose die Größe und Ausdehnung des Tumors genau bestimmen. Entscheidend für die Behandlung ist auch, ob sich bereits Tochtergeschwulste (Metastasen) gebildet haben: Ein Kopftumor oder Halstumor streut zunächst vor allem über die Lymphwege in die Halslymphknoten; Fernmetastasen in andere Organe sind hingegen selten.
Um festzustellen, wie weit sich der Kopf-Hals-Tumor ausgedehnt hat, sind bildgebende Verfahren wie die Computertomographie (CT) oder die Magnetresonanztomographie (MRT) geeignet. Die Halslymphknoten kann der Arzt bei diesen Untersuchungen ebenfalls zuverlässig beurteilen; sie sind aber auch (je nach Lage) mit Ultraschall gut zu erkennen. Um Metastasen in der Lunge ausschließen zu können, kommt eine Röntgenuntersuchung zum Einsatz. Möglicherweise sind, je nach Art des jeweiligen Tumors, weitere diagnostische Verfahren notwendig.
Therapie
Bei einem Kopf-Hals-Tumor hängt die Therapie vor allem davon ab, um welchen Typ von Tumor es sich handelt, wo er liegt, wie groß er ist und wie weit er sich ausgebreitet hat. Außerdem spielt Ihr Gesundheitszustand bei der Wahl der Behandlung eine Rolle. Grundsätzlich stehen gegen Kopf-Hals-Tumoren folgende Methoden zur Verfügung:
- operative Verfahren
- Laserchirurgie
- weitere kombinierte Verfahren mit Laser
- Strahlentherapie
- Chemotherapie
In jedem Fall werden Ihre Ärzte versuchen, den Kopf-Hals-Tumor so zu behandeln, dass die wichtigsten Organfunktionen im Kopf-Hals-Bereich erhalten bleiben, um Ihre Lebensqualität so wenig wie möglich einzuschränken.
Operation
Bei einem noch nicht zu weit fortgeschrittenen Kopf-Hals-Tumor zielt die Therapie grundsätzlich darauf ab, die Krebserkrankung durch eine Operation zu heilen. Das Ausmaß der Operation richtet sich nach der Lage des Tumors und dem jeweiligen Tumorstadium.
Tumoroperationen im Kopf-Hals-Bereich stellen hohe Anforderungen an den Operateur. Daher ist es ratsam, einen Kopf-Hals-Tumor nur in einem spezialisierten Zentrum behandeln zu lassen.
Wenn der Kopf-Hals-Tumor gestreut hat, besteht die Operation darin, den Tumor und die Halslymphknoten zu entfernen. Beim gängigen Verfahren entfernt der Operateur die Strukturen im Hals in unterschiedlichem Ausmaß. Diesen Eingriff bezeichnet man als Neck Dissection:
- Bei der radikalen Neck Dissection nimmt der Operateur neben allen Lymphknoten eine Vene und einen Nerv (die beide am Hals verlaufen) sowie einen Muskel heraus.
- Bei der abgewandelten radikalen Neck Dissection ist es üblich, alle Halslymphknoten zu entfernen, aber mindestens ein oder mehrere nicht-lymphatische Strukturen zu erhalten.
- Die selektive Neck Dissection besteht darin, nur bestimmte Lymphknotengruppen auszuräumen und nicht-lymphatische Strukturen bei der Operation möglichst zu erhalten.
- Bei der erweiterten radikalen Neck Dissection ist der chirurgische Eingriff auf zusätzliche Lymphknotengruppen oder andere Gewebe ausgedehnt.
Wenn bei Ihrem Kopf-Hals-Tumor die Operation alleine keinen ausreichenden Erfolg verspricht, ist es möglich, sie durch eine Strahlenbehandlung oder eine kombinierte Strahlen-Chemotherapie zu ergänzen (sog. adjuvante Therapie).
Lasertherapien
Bei einem Kopf-Hals-Tumor kann zur Therapie auch ein Laser zum Einsatz kommen. Es stehen verschiedene Lasertherapien zur Verfügung:
- Für die endoskopische Laserchirurgie von Kopf-Hals-Tumoren kann der Arzt einen Kohlendioxid-Laser (CO2 -Laser) verwenden. Dieser Laser dringt nicht sehr tief in das Gewebe ein, sodass er sich vor allem zur Behandlung von Tumoren der Schleimhäute eignet. Voraussetzung ist, dass der Arzt den Tumor mit dem Endoskop gut einstellen kann. Besonders für oberhalb der Stimmritze liegende (supraglottische) Kehlkopftumoren, Karzinome der Stimmlippen und Tumoren des Rachens kommt die endoskopische Laserchirurgie infrage. Hier gilt allerdings, dass die Zellschäden nur oberflächlich sein dürfen, da dieser Laser keine Tiefenwirkung besitzt.
- Für die Laser-Thermotherapie verwendet man einen Laser mit infraroter Wellenlänge, der bis zu zehn Millimeter tief in das Gewebe eindringt. Das Ziel besteht darin, den Kopf-Hals-Tumor durch die entstehende Hitze einzuschmelzen und somit sein Volumen zu verringern.
- Für die photodynamische Lasertherapie bekommen Sie eine Substanz (sog. Photosensibilisator) verabreicht, die sich vermehrt im Tumorgewebe ablagert und es so lichtempfindlich macht. Anschließend bestrahlt der Arzt den Tumor mit Laserlicht: Unter dieser Lichteinwirkung setzt der Photosensibilisator Reaktionen in Gang, die Zellen und Gefäße zerstören. Auf diese Weise lassen sich Schleimhäute von Mundhöhle, Rachen und Kehlkopf und Plattenepithelkarzinome in Anfangsstadien behandeln.
Weitere mögliche Behandlungsverfahren gegen einen Kopf-Hals-Tumor sind die Strahlen-, Chemo- und Immuntherapie.
Strahlentherapie
Bei einem Kopf-Hals-Tumor kann auch eine Bestrahlung zur Therapie sinnvoll sein. Das geeignete Schema der Strahlentherapie, die richtige Bestrahlungsdosis und die Behandlungsdauer hängen von der Art des Tumors ab. Zudem stehen je nach Lage des Tumors verschiedene Bestrahlungstechniken zur Verfügung. Möglich ist die Strahlenbehandlung:
- zusätzlich zur operativen Therapie,
- ohne vorausgegangene Operation oder
- auch in Kombination mit einer Chemotherapie.
Welche Vorgehensweise für Sie die richtige ist, hängt von vielen Faktoren ab: Zu berücksichtigen sind Art, Größe und Lage des Tumors, eventuell vorhandene Tochtergeschwulste (Metastasen), Schädigungen an benachbarten Strukturen und besonders die Frage, ob es gelingen kann, die wichtigsten Organfunktionen zu erhalten. Auch Ihr Allgemeinzustand und Begleiterkrankungen sind entscheidend für die Wahl der Behandlungsmaßnahmen.
Lautet die Entscheidung, Ihren Kopf-Hals-Tumor zu operieren, kommt danach eine Strahlentherapie infrage, wenn:
- es dem Operateur nicht gelingt, das gesamte Tumorgewebe zu entfernen,
- die Sicherheitsränder um den Tumor herum sehr knapp waren oder
- der Tumor bereits Tochtergeschwulste in Lymphknoten oder anderen Organen gebildet hat.
Wenn eine Operation bei Ihnen nicht infrage kommt, ist es möglich, den Kopf-Hals-Tumor mit einer Kombination aus (entweder gleichzeitig oder nacheinander eingesetzter) Strahlentherapie und Chemotherapie oder Antikörpertherapie zu behandeln.
Bei bereits fortgeschrittenen Kopf-Hals-Tumoren hat sich eine komplexe Behandlung aus Bestrahlung, Chemotherapie und zielgerichtetem Einsatz von Antikörpern als besonders wirksam erwiesen.
Chemotherapie
Gegen einen Kopf-Hals-Tumor stehen zur Therapie auch Medikamente (sog. Zytostatika) zur Verfügung. Eine solche Chemotherapie kann bei Kopf-Hals-Tumoren zum Einsatz kommen, wenn:
- eine Operation nicht zur Behandlung geeignet ist oder
- die Krebserkrankung schon weit fortgeschritten ist.
Meistens erfolgt die Chemotherapie bei einem Kopf-Hals-Tumor zusammen mit einer Bestrahlung als sogenannte Radiochemotherapie. In seltenen Fällen setzen Ärzte die Kombination aus Chemo- und Strahlentherapie auch vor einer geplanten Operation ein, um die Heilungschancen zu erhöhen. Der alleinige Einsatz von Chemotherapeutika kommt bei Fernmetastasen oder bei erneut aufgetretenen Tumoren (sog. Rezidiven) infrage.
Man unterscheidet bei der Chemotherapie die Monochemotherapie (Gabe einer Substanz) von der Polychemotherapie (Zusammenwirken mehrerer Substanzen). Welche Behandlung für Sie am besten geeignet ist, hängt von Ihrem Alter, Ihrem Allgemeinzustand und davon ab, ob Sie neben dem Kopf-Hals-Tumor weitere Erkrankungen haben. Weil die Krebsmedikamente nicht nur bösartig entartetes, sondern auch gesundes Gewebe schädigen, können sie jedes Organ mehr oder weniger in Mitleidenschaft ziehen. Die möglichen Nebenwirkungen der Chemotherapie machen es deshalb erforderlich, Nutzen und Risiken individuell abzuwägen.
Immuntherapie
Bei einem Kopf-Hals-Tumor können auch Antikörper einen Beitrag zur Therapie leisten. Für diese sogenannte Immuntherapie steht der Wirkstoff Cetuximab als Ergänzung zur Strahlen- oder Chemotherapie zur Verfügung. Dieser Antikörper wirkt wie folgt gegen den Krebs:
- An den Tumorzellen finden sich meist zahlreiche Bindungsstellen für einen bestimmten Wachstumsfaktor.
- Wenn dieser an den Stellen andockt, regt er das das Zellwachstum an.
- Cetuximab blockiert diese Bindungsstellen und stört so gezielt das Tumorwachstum.
Damit unterscheidet sich Cetuximab in seiner Wirkungsweise deutlich von den zur Chemotherapie eingesetzten Medikamenten, die als Zellgift wirken und so entartetes und gesundes Gewebe gleichermaßen schädigen. Außerdem hemmt die Immuntherapie nicht nur das Wachstum der Tumorzellen, sondern sorgt auch dafür, dass eine Strahlen- und Chemotherapie besser gegen den Kopf-Hals-Tumor wirkt. So verspricht die zusätzliche Therapie mit Cetuximab größere Erfolge als die alleinige Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren durch Bestrahlung und Chemotherapeutika.
Verlauf
Prognose
Bei einem Kopf-Hals-Tumor hängt der Verlauf in hohem Maß vom Zeitpunkt der Diagnose ab, wobei die Prognose nach Art und Ausmaß des jeweiligen Tumors beträchtlich schwankt: Die besten Heilungsaussichten haben kleine Kopf-Hals-Tumoren ohne Lymphknotenmetastasen.
Komplikationen
Ein Kopf-Hals-Tumor kann im weiteren Verlauf je nach Lage zu unterschiedlichen Komplikationen führen. So können sich durch den Tumor zum einen Kaufunktions- und Schluckstörungen und folglich Probleme beim Essen ergeben, welche die Lebensqualität der Betroffenen erheblich einschränken können. Mögliche schwerwiegende Komplikationen bei Tumoren im Kopf-Hals-Bereich sind Sprechbehinderungen und eine eingeschränkte Atmung, die erkrankungs- oder auch behandlungsbedingt auftreten.
Nachsorge
Bei einem Kopf-Hals-Tumor ist nach Abschluss der Behandlung eine Nachsorge sehr wichtig: Sie besteht vor allem aus regelmäßigen Untersuchungen des gesamten Kopf-Hals-Bereichs, um einen möglichen Rückfall frühzeitig zu erkennen und behandeln zu können. Diese Kontrollen finden am besten in möglichst zeitlich kurzen Abständen statt.
Vorbeugen
Einem Kopf-Hals-Tumor können Sie vorbeugen, indem Sie die bekannten Risikofaktoren vermeiden: Wichtigster Risikofaktor für die Entstehung von Kopf-Hals-Tumoren ist das Rauchen, weshalb der Verzicht auf Zigaretten usw. besonders zu empfehlen ist. Dies zeigt sich beispielsweise darin, dass Kehlkopfkrebs zwar der häufigste Krebstyp im Kopf-Hals-Bereich ist, er bei Nichtrauchern aber kaum vorkommt.
Um das Risiko für einen Kopf-Hals-Tumor möglichst gering zu halten, ist es zudem ratsam, dass Sie:
- auch auf andere Formen von Tabakkonsum verzichten,
- Ihren Alkoholkonsum einschränken und
- auf eine sorgfältige Mundhygiene achten.
Vor allem bei hohem Tabak- oder Alkoholkonsum sind entsprechend regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen bei einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt empfehlenswert, denn: Je früher es gelingt, einen Kopf-Hals-Tumor zu entdecken und zu behandeln, desto besser sind die Heilungschancen.