Eierstockkrebs: Person hält Model in der Hand und zeigt auf die Eierstöcke.
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Eierstockkrebs: Anzeichen und Prognose eines Ovarialkarzinoms

Von: Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 08.03.2024

Eierstockkrebs ist ein bösartiger Tumor der Eierstöcke. In den meisten Fällen wird die Krebserkrankung im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert, was sich negativ auf die Prognose auswirkt. Oft sind Frauen nach den Wechseljahren betroffen. Erfahren Sie, welche Anzeichen auf Eierstockkrebs hinweisen können und welche Behandlung infrage kommt.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Eierstockkrebs

Bei Frauen mit Eierstockkrebs kommt es in den meisten Fällen erst im fortgeschrittenen Stadium zu Beschwerden. Erste Anzeichen sind unspezifisch und können auch harmlose Ursachen haben. Möglich sind etwa Müdigkeit, Leistungsschwäche, Menstruationsstörungen und Verdauungsprobleme wie Blähungen oder Verstopfung. Im weiteren Verlauf kann es zu Bauchwassersucht (Aszites) mit Zunahme des Bauchumfangs kommen.

Frauen sind bei der Diagnose im Durchschnitt 68 Jahre alt. Grundsätzlich können jedoch Frauen jeden Alters erkranken.

Das lässt sich pauschal nicht beantworten. Bösartige Ovarialkarzinome bilden jedoch schnell Metastasen (Tochtergeschwulste), insbesondere im Bauchraum und im Bauchfell. Breiten sich die Tumorzellen über Blut- und Lymphbahnen aus, können auch Metastasen in der Lunge, Leber oder in den Lymphknoten entstehen. 

Ob Eierstockkrebs heilbar ist, hängt vom Zeitpunkt der Diagnose und dem Stadium des Tumors ab. Frühzeitig erkannt und vollständig entfernt, stehen die Heilungschancen bei Eierstockkrebs gut. Oftmals ist die Krebserkrankung bei der Diagnose jedoch schon weit fortgeschritten, was sich ungünstig auf die Prognose auswirkt.

Was ist Eierstockkrebs?

Bei Eierstockkrebs, medizinisch Ovarialkarzinom, handelt es sich um bösartige Tumoren der Eierstöcke (Ovarien). Die Krebserkrankung kann entstehen, wenn sich Zellen von einem oder beiden Ovarien bösartig verändern und unkontrolliert ausbreiten. Die Eierstöcke liegen im kleinen Becken rechts und links neben der Gebärmutter. Sie zählen zu den weiblichen Geschlechtsorganen und produzieren Eizellen und Hormone.

Häufigkeit

In Deutschland erkranken jährlich etwa 7.200 Frauen an Tumoren an den Eierstöcken. Es handelt sich nach Brust- und Gebärmutterkrebs um die dritthäufigste gynäkologische Krebserkrankung in Deutschland. Frauen sind bei der Diagnose im Mittel 68 Jahre alt – ein Ovarialkarzinom kann jedoch in jedem Alter auftreten.

Eierstockkrebs: Formen und Stadien

Je nachdem, aus welchem Gewebe die Tumorzellen hervorgegangen sind, unterscheiden Fachleute unterschiedliche Formen: 

  • epitheliale Tumoren: Bei rund 9 von 10 Frauen liegt ein epithelialer Tumor vor. Die Zellen entstammen der obersten Zellschicht (Epithel) der Eierstöcke. Zu dieser Art werden auch die Borderline-Eierstocktumoren gezählt, die sich nicht eindeutig als gut- oder bösartig einteilen lassen.

  • Keimstrang-Stroma-Tumoren: Diese Art ist wesentlich seltener und entartet aus Zellen des Stützgewebes.

  • Keimzelltumoren: Eine sehr seltene Form, die bereits Kinder und junge Frauen betreffen kann. Ursächlich sind im Eierstock ausgebildete, entartete Eizellen.

Ovarialkarzinome: Einteilung in Stadien

Nach der sogenannten FIGO-Klassifikation (International Federation of Gynecology and Obstetrics) teilen Fachleute Eierstockkrebs je nach Ausdehnung in vier verschiedene Tumorstadien ein:

  • FIGO I: Der Eierstockkrebs befällt nur Eierstockgewebe (es können ein oder beide Eierstöcke betroffen sein).

  • FIGO II: Das Ovarialkarzinom hat sich im Becken ausgebreitet.

  • FIGO III: Der Eierstockkrebs hat Metastasen in der Bauchhöhle (sog. Peritonealkarzinose) oder in den Lymphknoten gebildet.

  • FIGO IV: Tumorgewebe befindet sich bereits außerhalb der Bauchhöhle (z. B. Metastasen in der Lunge).

Eierstockkrebs: Symptome meist erst im fortgeschrittenen Stadium

Eierstockkrebs bleibt lange unbemerkt, da sich meist erst im fortgeschrittenen Stadium Symptome bemerkbar machen. Erste Anzeichen sind zudem meist unspezifisch. Möglich sind etwa:

  • Leistungsschwäche
  • Bauchschmerzen
  • Verstopfung
  • Blähungen
  • Völlegefühl
  • häufiges Wasserlassen
  • Menstruationsstörungen, wie Zwischenblutungen oder Blutungen nach den Wechseljahren

Diese Anzeichen können auf Eierstockkrebs hinweisen, sind aber oft auch Symptome für harmlose Erkrankungen.

Hat der Eierstockkrebs bereits gestreut und Metastasen in der Bauchhöhle gebildet, sammelt sich meist vermehrt Wasser im Bauch an (Aszites). Betroffene Frauen stellen eine Zunahme des Bauchumfangs fest, obwohl sie manchmal – bedingt durch die fortgeschrittene Krebserkrankung – gleichzeitig an Gewicht verlieren. Auch der Tumor selbst kann durch seine Größe eine Zunahme des Bauchumfangs verursachen.

Eierstockkrebs: Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursachen von Eierstockkrebs sind bisher weitgehend unbekannt. Grundsätzlich steigt mit zunehmendem Alter die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken – so auch an Eierstockkrebs. Es gibt jedoch weitere Faktoren, die das Risiko erhöhen, an einem Ovarialkarzinom zu erkranken. Dazu zählen:

  • steigendes Alter
  • schädliche Umwelteinflüsse
  • ungesunde Ernährungsgewohnheiten
  • Übergewicht (Adipositas)
  • Unfruchtbarkeit
  • Kinderlosigkeit
  • hohe Anzahl an Eisprüngen
  • Hormontherapie nach den Wechseljahren

Genetische Mutationen erhöhen das Risiko

Bestimmte Veränderungen der Erbinformation (Mutationen) können ebenfalls das Risiko eines Ovarialkarzinoms erhöhen. Bei etwa einer von vier betroffenen Frauen scheinen genetische Ursachen verantwortlich zu sein. In diesen Fällen tritt Eierstockkrebs innerhalb einer Familie gehäuft auf und kommt gleichzeitig mit anderen Krebserkrankungen wie Brustkrebs vor. Mutationen bestimmter Gene (sog. Brustkrebsgene BRCA 1 und BRCA 2) spielen dabei wahrscheinlich eine entscheidende Rolle. Jedoch kommt es in manchen Familien auch vermehrt zu Fällen, ohne bekannte Genmutationen. 

Eierstockkrebs: Diagnose meist im fortgeschrittenen Stadium

Bei Verdacht auf Eierstockkrebs sind einige Untersuchungen notwendig, um eine schnelle Diagnose zu erhalten. Zunächst stellt die*der Frauenärztin*Frauenarzt Fragen zu den genauen Beschwerden, möglichen Vorerkrankungen und Krankheitsfällen in der Familie. 

Danach folgt eine körperliche Untersuchung, bei der die Scheide von außen und innen begutachtet wird. Mithilfe eines vaginalen Ultraschalls (Sonographie) können die Eierstöcke nach Auffälligkeiten untersucht werden.

Zudem können weitere bildgebende Verfahren zum Einsatz kommen, wie: 

  • Magnetresonanztomographie (MRT)
  • Computertomographie (CT)
  • Positronen-Emissions-Tomographie (PET)

Letztlich kann nur durch eine Operation eine sichere Diagnose gestellt werden. Dabei entnehmen Fachleute Gewebe (Biopsie) und untersuchen es anschließend mikroskopisch. So können bösartige Tumorzellen von gesunden Zellen unterschieden werden. 

Wie erfolgt die Therapie bei Eierstockkrebs?

Bei Eierstockkrebs besteht die Therapie im Wesentlichen aus zwei Verfahren: Operation und Chemotherapie. Die Wahl der Behandlung hängt in erster Linie von

  • dem Tumorstadium,
  • der Art des Tumors und
  • dem Gesundheitszustand der Patientin ab.

Bei der Mehrzahl der Betroffenen wird die Operation mit einer anschließenden Chemotherapie kombiniert.

Operation bei Ovarialkarzinom

Beim Ovarialkarzinom hängt die Prognose entscheidend davon ab, ob der Tumor komplett entfernt werden konnte. In den meisten Fällen werden deshalb

  • beide Eierstöcke,
  • Gebärmutter,
  • Eileiter,
  • das sogenannte große Netz, ein Teil des Bauchfells,
  • der Blinddarm sowie
  • nahegelegene Lymphknoten im Bereich des Beckens entfernt.

Abweichungen von dieser Operation kommen in Ausnahmefällen wie sehr frühem Erkrankungsstadium oder eindeutig einseitigem Tumorbefall infrage. Neben der möglichst vollständigen Entfernung des Tumors verfolgt die Operation auch diagnostische Ziele: So kann die*der Ärztin*Arzt Gewebeproben aus verdächtigen, vergrößerten Lymphknoten entnehmen und den gesamten Bauchraum systematisch nach Metastasen absuchen.

Chemotherapie bei Eierstockkrebs

Eierstockkrebs reagiert empfindlich auf eine Therapie mit Zytostatika – das sind Medikamente, die im Rahmen einer Chemotherapie eingesetzt werden, um Krebszellen abzutöten. Die Chemotherapie ist also beim Ovarialkarzinom ein geeignetes Verfahren, um nach der Operation gegen Tumorreste und Metastasen vorzugehen.

Am wirksamsten sind bei Eierstockkrebs platinhaltige Substanzen wie Carboplatin, die in Kombination mit anderen Wirkstoffen wie Paclitaxel verabreicht werden.

Zielgerichtete Therapie 

In manchen Fällen können zusätzliche Medikamente wie der Antikörper Bevacizumab oder ein PARP-Inhibitor (z. B. Olaparib) die Ergebnisse einer Chemotherapie verbessern: Sie stören gezielt bestimmte Eigenschaften des Tumors und können so zum Beispiel verhindern, dass der Tumor vermehrt neue Blutgefäße bildet. Die Krebszellen werden dann schlechter mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, was das Tumorwachstum ausbremsen oder verzögern kann. 

Supportive Behandlung bei Eierstockkrebs

Die erforderlichen Maßnahmen zur Therapie wie eine Operation und insbesondere eine Chemotherapie sind mit einigen Nebenwirkungen verbunden. Ziel einer supportiven Behandlung ist es, belastende Symptome wie Schmerzen oder Übelkeit zu lindern und die Lebensqualität Betroffener zu steigern.

Auch eine psychoonkologische Beratung und Unterstützung kann sowohl Patientinnen als auch Angehörigen beim Umgang mit der Erkrankung helfen. 

Vor Beginn einer Therapie werden im Blut spezielle Zellproteine bestimmt – sogenannte Tumormarker. Die Tumormarker sind beim Ovarialkarzinom weniger für die Diagnose von Bedeutung, sondern dienen vielmehr der Kontrolle des Krankheitsverlaufs. Steigt der Tumormarker-Wert nach der Therapie wieder an, deutet dies auf einen Tumorrückfall (Rezidiv) oder auch auf gewachsene Metastasen hin.

Eierstockkrebs: Verlauf, Prognose und Lebenserwartung

Verlauf und Prognose bei Eierstockkrebs hängen zum einen von der Tumorart ab, zum anderen auch vom Zeitpunkt der Diagnose. Frühzeitig erkannt und vollständig entfernt, sind Prognose und Heilungschancen oft gut. 

In den meisten Fällen wird Eierstockkrebs jedoch im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert, was sich negativ auf Prognose und Lebenserwartung auswirkt. Fünf Jahre nach der Diagnose leben noch etwa 42 Prozent der Patientinnen. Auch nach einer erfolgreichen Behandlung eines fortgeschrittenen Ovarialkarzinoms kann es zu einem Rückfall kommen. Ein solches Rezidiv ist in der Regel nicht heilbar. 

Nachsorge

Nach der Behandlung von Eierstockkrebs sind regelmäßige Kontrollen wichtig. Ziel der Nachsorge ist es einerseits, die durch Operation und Chemotherapie körperlich und seelisch belasteten Patientinnen gut zu betreuen. Andererseits soll die Nachsorge auch gewährleisten, dass ein eventuell neu gewachsener Tumor möglichst rasch erkannt und behandelt wird.

Die Nachsorgeuntersuchungen beim Ovarialkarzinom erfolgen nach einem engen zeitlichen Schema:

  • in den ersten drei Jahren nach der Therapie: vierteljährliche Untersuchung
  • in den folgenden zwei Jahren: halbjährliche Untersuchung
  • danach: jährliche Untersuchung

Während der Nachsorgeuntersuchungen erkundigt sich die*der Ärztin*Arzt nach Symptomen und tastet Bauch und Geschlechtsorgane ab. Eine Ultraschalluntersuchung der Organe im Bauch und Becken wird ebenso durchgeführt.

Lässt sich Eierstockkrebs vorbeugen?

Es ist nicht möglich, Eierstockkrebs sicher vorzubeugen. Einige Faktoren können jedoch dazu beitragen, das Risiko zu reduzieren:

  • Einnahme der Antibabypille (hemmt den Eisprung)
  • viele Geburten oder Schwangerschaft in jungen Jahren
  • lange Stillzeit
  • Sterilisation (operatives Verfahren zur dauerhaften Verhütung der Frau)

Wichtig: Diese schützenden Faktoren kommen nicht für alle Frauen infrage. Es sollte immer ärztliche Rücksprache gehalten und Vor- und Nachteile, etwa in Bezug auf die Einnahme der Antibabypille, abgewogen werden. 

Keine allgemeinen Früherkennungsmaßnahmen

Derzeit gibt es in Deutschland keine gesetzlichen Maßnahmen zur Früherkennung von Eierstockkrebs, wie es etwa bei Brust- oder Darmkrebs der Fall ist. Fachleute prüfen weiterhin, ob durch eine Reihenuntersuchung (Screening) mit Ultraschall und einer Blutuntersuchung auf einen sogenannten Tumormarker, Eierstockkrebs früher erkennbar wird – und somit die Todesfallrate gesenkt werden kann.

Bestimmte Genveränderungen erhöhen das Risiko, an Eierstockkrebs und Brustkrebs zu erkranken. Dabei handelt es sich um Mutationen der Gene BRCA-1 und 2. Liegen diese Mutationen bei einer gesunden Frau vor, kann die Entfernung der Eierstöcke eine Möglichkeit sein, das Risiko für ein Ovarialkarzinom zu senken, sofern die Frau die Familienplanung bereits abgeschlossen hat. Informationen dazu, ob im Einzelfall eine genetische Beratung infrage kommt, erhalten Frauen in der gynäkologischen Praxis.