Ein Kind in der Schule putzt sich die Nase
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Adenovirus: Welche Symptome es hervorrufen kann

Von: Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 26.01.2023

Adenoviren sind hochansteckende Erreger, die verschiedene Erkrankungen der Augen, der Atemwege und des Magen-Darm-Bereichs verursachen können. Alles über mögliche Symptome, Ansteckung und Vorbeugung.

Adenovirus: Mögliche Symptome

Adenoviren (Adenoviridae) gehören zu den DNA-Viren. Sie sind sehr widerstandsfähig und hochansteckend. Adenoviren kommen weltweit vor und treten zu keiner Jahreszeit gehäuft auf. Es gibt rund 50 verschiedene Serotypen von Adenoviren, die verschiedene Krankheitsbilder hervorrufen können. Dazu zählen:

  • Keratokonjunktivitis epidemica (Augengrippe): Schmerzende, rote Augen, häufig Lichtempfindlichkeit. Der Erkrankung gehen in der Regel ein allgemeines Krankheitsgefühl sowie Erkältungssymptome und Fieber voraus
  • Follikuläre Konjunktivitis: Sie tritt epidemisch vor allem bei Kindern auf. Symptome sind Bindehautentzündungen (Konjunktivitis) beider Augen sowie Lymphknotenschwellung im Ohrenbereich
  • Atemwegsinfektionen wie Erkältungen: Zwei bis vier Tage nach Ansteckung treten Symptome wie Fieber, Halsschmerzen, Schnupfen und Husten auf
  • Pharyngokonjunktivalfieber: Bei Kindern vorkommende Erkrankung mit hohem Fieber, starker Rachenentzündung und nicht-eitriger Bindehautentzündung
  • Gastroenteritis: Die umgangssprachlich als Magen-Darm-Grippe bezeichnete Erkrankung geht in der Regel mit Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen und Übelkeit einher
  • Lymphknotenentzündung der Bauchhöhle: Mögliche Symptome sind Bauchschmerzen im rechten Unterbauch, Fieber, Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen
  • Lungenentzündung (Pneumonie) mit entsprechenden Symptomen: Husten, Fieber, starkes Krankheitsgefühl, Atemnot, schnelle Atmung
  • Rachenentzündung (Pharyngitis) mit Fieber
  • Mandelentzündung
  • Hämorrhagische Zystitis (Harnblasenentzündung): Eine seltene Form der Blasenentzündung mit sichtbarem Blut im Urin und den typischen Symptomen wie häufiger Harndrang und Schmerzen beim Wasserlassen

Adenoviren sind nach den Rotaviren die zweithäufigsten Ursachen für Durchfallerkrankungen bei Kindern.

Schwere Erkrankungen treten hauptsächlich bei Neugeborenen und Menschen mit Immunschwäche auf. Bei ihnen kann der Befall gleich mehrerer Organe in sehr seltenen Fällen zu schweren Verläufen führen.

Nach Infektionen mit verschiedenen Adenoviren ist bei Kindern bei gleichzeitiger Gabe des Wirkstoffs Acetylsalicylsäure (ACC) das Reye-Syndrom aufgetreten, eine akute, nicht-entzündliche Erkrankung des Gehirns mit Leberverfettung und akutem Leberversagen.

Adenovirus: So wird es übertragen

Adenoviren sind äußerst widerstandsfähig und können bei Zimmertemperatur mehrere Tage bis Wochen auf Gegenständen überleben. Eine Infektion mit den verschiedenen Typen von Adenoviren kann über

  • Tröpfcheninfektion beim Sprechen und Husten
  • Schmierinfektion durch Händeschütteln oder Gegenstände wie Türklinken und Handtücher
  • sowie fäkal-oral bei Kindern mit Magen-Darm-Symptomen

erfolgen.

Die Viren vermehren sich anschließend in den Zellen der Schleimhaut. Besonders ansteckend sind Adenoviren, die die Keratoconjunctivitis epidemica (Augengrippe) verursachen. Sie können regelrechte Epidemien in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen zur Folge haben. Meist werden sie übertragen, wenn sich eine infizierte Person in die Augen fasst und anschließend jemandem die Hand gibt oder sie einen Gegenstand berührt, der dann kontaminiert ist.

Ansteckungen mit Adenoviren erfolgen immer wieder auch in (Augen)-ärztlichen Praxen und Krankenhäusern.

Infizierte Personen sind bereits Tage bis Wochen vor Ausbruch der Krankheit ansteckend und bis zum Abheilen der Augengrippe nach etwa zwei bis drei Wochen.

Vielen Menschen sind Adenoviren ein Begriff, weil abgeschwächte Adenoviren von Schimpansen im vektorbasierten Impfstoff Vaxzevria® von AstraZeneca zum Einsatz kamen. Es entstand das Gerücht, diese Adenoviren hätten etwas mit dem Auftreten der Affenpocken zu tun. Dies ist jedoch falsch. Es handelt sich um verschiedene Virusfamilien. Adenoviren können keine Affenpocken auslösen. Zudem können die Viren, die als Vektor, also Überbringer, im Impfstoff dienen, nicht mehr krankmachen.

Adenovirus: So wird er nachgewiesen

Nur in schweren Fällen ist es überhaupt nötig, den Krankheitserreger zu bestimmen. Häufig werden Fachleute in solchen Fällen zunächst die Entzündungswerte bestimmen. Ein hoher CRP-Wert kann auf eine Adenovirus-Infektion hinweisen, aber auch durch andere Viren oder bakterielle Infektionen hervorgerufen werden. Bei durch Adenoviren verursachten Symptomen wie einer schweren Rachenentzündung wird daher häufig fälschlicherweise eine Infektion mit Bakterien vermutet und mit Antibiotika behandelt. Diese können gegen die Viren jedoch nichts ausrichten.

Der Nachweis des Adenovirus kann mittels

  • PCR-Test,
  • Antigen-Nachweis
  • oder Zellkultur erfolgen. 

Die sicherste Diagnostik gelingt mit dem PCR-Test, bei dem die DNA des Virus im Blut oder in einem Abstrich aus Atemwegssekreten oder Augensekret nachgewiesen wird. Antigen-Tests sind weniger zuverlässig. 

Behandlung einer Infektion mit dem Adenovirus

Behandelt werden in der Regel nur die Symptome, da gegen die Viren keine ursächliche Therapie existiert. In der Regel handelt es sich um leichte Krankheitsverläufe, deren Behandlung nicht nötig ist. Unterstützend wirken können dann je nach Erkrankung zum Beispiel schmerzlindernde und fiebersenkende Medikamente wie Ibuprofen

Antivirale Medikamente haben sich gegen Adenoviren nicht bewährt, zumal sie häufig mit starken Nebenwirkungen verbunden sind. Unter Umständen kann bei schwer erkrankten, immunsupprimierten Patient*innen der Wirkstoff Cidofovir zum Einsatz kommen.

Bei einer Superinfektion mit Bakterien kann manchmal ein Antibiotikum nötig werden.

Adenovirus: Lässt sich vorbeugen?

Impfstoffe gegen Adenoviren stehen in Deutschland nicht zur Verfügung. 

Am wichtigsten sind Hygienemaßnahmen, um Infektionen mit Adenoviren vorzubeugen. Dazu gehören:

  • Regelmäßiges Händewaschen
  • In ärztlichen Räumen und Krankenhäusern sowie bei infizierten Personen im privaten Umfeld Desinfektion von Händen und Flächen
  • Augentropfen, Augensalben und Nasenspray nicht mit anderen teilen
  • Auch Schminkutensilien und Kosmetikprodukte sollten nicht geteilt werden
  • Infizierte Personen sollten eigene Handtücher und Waschlappen verwenden. Diese sollten anschließend ausgekocht werden

Achtung bei der Wahl des Desinfektionsmittels! Sicher gegen Adenoviren wirken nur als "viruzid" oder "viruzid plus" gekennzeichnete Mittel. Als "begrenzt viruzid" deklarierte Produkte bieten keinen ausreichenden Schutz.