Das Bild zeigt ein Stäbchenbakterium.
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Mycobacterium tuberculosis: der Tuberkulose-Erreger

Von: Onmeda-Redaktion, Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 20.12.2021

Die Bakterien-Art Mycobacterium tuberculosis ist der Erreger der Tuberkulose. Die Bakterien werden durch Tröpfcheninfektion übertragen. Die Ansteckungsquelle sind dabei Erkrankte, die eine offene Lungen- oder Kehlkopf-Tuberkulose haben und husten oder niesen. Bereits wenige Bakterien reichen aus, um eine Erkrankung hervorzurufen.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Der Tuberkulose-Erreger

Jedes Jahr erkranken weltweit etwa 9 Millionen Menschen an Tuberkulose. Besondere Bedeutung haben Erkrankungen durch Mycobacterium tuberculosis in den Entwicklungsländern – insbesondere in den Ländern Zentral- und Südafrikas sowie in Asien. Dort treten mehr als 80 Prozent aller neuen Tuberkulosefälle auf.

Nur etwa 5 Prozent der weltweiten Tuberkulosefälle treten in europäischen Ländern auf, wobei es in Osteuropa häufiger zu Erkrankungen durch Mycobacterium tuberculosis kommt. In Westeuropa ging die Zahl der Neuerkrankungen dagegen seit den 1950er Jahren durch die Verbesserung der Lebensumstände und sozialen Faktoren immer mehr zurück. In Deutschland wurden im Jahr 2013 4.318 Neuerkrankungen verzeichnet.

Trotz guter Behandlungsmöglichkeiten sterben weltweit jedes Jahr rund 1,5 Millionen Menschen an den Folgen der Tuberkulose – weil die meisten Betroffenen in Ländern leben, in denen es keine ausreichende medizinische Versorgung gibt.

Die unbeweglichen, stäbchenförmigen Tuberkulose-Bakterien bilden keine Sporen und vermehren sich sehr langsam (Generationszeit 12 bis 18 Stunden). Bei einer Umgebungstemperatur von 37 Grad Celsius dauert es unter Laborbedingungen daher mindestens 3 bis 8 Wochen bis Mycobacterium-tuberculosis-Kolonien auf Nährböden mit bloßem Auge zu erkennen sind.

Mycobacterium tuberculosis ist sehr säurebeständig und überlebt die Passage durch den Magen deshalb problemlos. Das lässt sich durch den speziellen Aufbau der Zellwand erklären: Sie besteht zu einem ungewöhnlich großen Anteil aus Lipiden und besitzt dadurch eine Art Wachshülle. Die Bakterien sind dank dieser Hülle für die Fresszellen des Immunsystems nur schwer angreifbar. So können sie im Inneren der Fresszellen überleben und sich sogar vermehren. Die Zellwand von Mycobacterium tuberculosis enthält außerdem den sogenannten Cord-Faktor, der als Virulenzfaktor wirkt. Ohne diesen Faktor können die Bakterien keine Erkrankung hervorrufen.

Vorbeugen

Einer Erkrankung durch Mycobacterium tuberculosis lässt sich mithilfe der sogenannten BCG-Schutzimpfung (BCG = Bacille Calmette-Guérin, benannt nach zwei Bakteriologen, die den Impfstoff entwickelt haben) vorbeugen. Vor einigen Jahren wurde die Tuberkulose-Schutzimpfung bei Säuglingen noch regelmäßig durchgeführt, aufgrund möglicher Impfkomplikationen aber 1998 wieder eingestellt. Die Impfung ist heute von der Ständigen Impfkommission nicht mehr empfohlen.

Einer Tuberkulose lässt sich am besten vorbeugen, indem man die Erkrankung bei infizierten Personen möglichst rasch diagnostiziert und behandelt. So lässt sich das Ansteckungsrisiko für gesunde Kontaktpersonen deutlich reduzieren. Den Kontakt zu Betroffenen sollte man außerdem bis zur deren Genesung einschränken. Zudem ist es sinnvoll, Personen, die Kontakt zu Erkrankten hatten, regelmäßig zu untersuchen.