Klumpfuß: Häufigste Fußfehlstellung bei Kindern und Babys
Der Klumpfuß ist eine komplexe Fehlstellung des Fußes, bei der dieser nach außen gedreht ist. Betroffen sind 1 bis 2 von 1.000 Babys. Die Behandlung erfolgt mit Gipsen über mehrere Wochen hinweg. Was genau ist ein Klumpfuß und wie sieht dieser aus?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Fragen und Antworten zum Thema Klumpfuß
Der Klumpfuß ist eine angeborene Fußfehlstellung: Der Fuß hat eine spitze Form und die Ferse ist nach außen gedreht. Im Extremfall laufen betroffene Kinder auf dem Fußrücken.
Der Klumpfuß wird zumeist gleich bei der Geburt diagnostiziert. Die Therapie beginnt idealerweise noch in der ersten Lebenswoche.
Eine operative Therapie ist nur in seltenen Fällen nötig. In der Regel reicht eine Gipsbehandlung nach der Ponseti-Methode über mehrere Wochen aus.
An die orthopädische Therapie mit einem Oberschenkelgips schließt sich eine Schienenbehandlung bis zum vierten Lebensjahr an.
Was ist ein Klumpfuß?
Beim Klumpfuß – in der Fachsprache Pes equinovarus, also Pferdefuß – handelt es sich um eine komplexe Fußfehlstellung, an der mehrere Knochen und Gelenke (etwa das Sprunggelenk) sowie das Bindegewebe beteiligt sind: Die Ferse ist nach innen gedreht, die Achillessehne verkürzt und die Wadenmuskulatur unterentwickelt. Betroffene Kinder, die bereits laufen können, gehen zum Teil auf dem Außenrand oder dem Rücken Fußes.
Als deutlich erkennbare Fehlstellung wird der angeborene Klumpfuß beim Baby gleich bei der Geburt erkannt. Der erworbene Klumpfuß bei Erwachsenen geht meist auf Erkrankungen zurück, die den ganzen Körper betreffen (systemische Erkrankungen).
Bei der Hälfte der betroffenen Neugeborenen weisen beide Füße die Fehlstellung auf. 15 von 100 Babys, die einen Klumpfuß haben, leiden auch unter anderen Fehlstellungen. Besonders häufig tritt er in Verbindung mit der Hüftgelenksdysplasie (HD) auf.
Wie sieht ein Klumpfuß aus?
Beim Klumpfuß liegen mehrere Fehlstellungen gleichzeitig vor. Fachleute sprechen daher von einer kombinierten Deformität. An folgenden Anzeichen lässt sich ein Klumpfuß beim Neugeborenen erkennen:
- Spitzfuß: Der Fuß hat eine spitze Form; würde das Kind stehen, käme die Ferse nicht auf den Boden auf.
- Hohlfuß: Der Fuß ist zu stark gewölbt. Die Fußsohle, die eigentlich eine gerade Linie bilden würde, ist gekrümmt.
- Vorfußadduktion: Die Vorfuß ist sichelförmig nach innen gedreht.
- Klumpfußwade: Die Wadenmuskulatur ist unterentwickelt.
- Rückfuß: nach innen geneigter Fuß mit ausgeprägter O-Stellung des unteren Sprunggelenks
Zudem haben betroffene Babys meist eine verkürzte Achillessehne und vertiefte Hautfalten im Fußbereich. Noch deutlicher zeigen sich diese Merkmale im Laufalter.
Wie entsteht ein Klumpfuß?
Man unterscheidet zwischen dem primären und dem sekundären Klumpfuß. Der sekundäre Klumpfuß ist nicht angeboren, sondern die Folge einer zugrunde liegenden Erkrankung. Nicht immer tritt er bereits bei der Geburt auf. Mögliche Ursachen sind etwa die angeborene Gelenksteife oder eine Zerebralparese.
Für den primären, angeborenen Klumpfuß lässt sich nicht immer eine Ursache erkennen (idiopathischer Klumpfuß). Verschiedene Faktoren können bei der Entstehung eine Rolle spielen, vor allem:
- genetische Veranlagung
- Veränderungen des Bindegewebes, der Blutgefäße und/oder der Nerven und Muskeln
- Fehlbildungen der Knochen
- Rauchen in der Schwangerschaft
- Fruchtwasserpunktion oder verminderte Fruchtwassermenge
- Zwangslage des Fötus in der Gebärmutter
- Entwicklungshemmung des ungeborenen Kindes
Klumpfußbehandlung: Was hilft betroffenen Kindern?
In den meisten Fällen ist keine Operation des Klumpfußes notwendig. Die Behandlung beginnt frühestmöglich, bestenfalls noch in der ersten Lebenswoche, mit der Ponseti-Methode.
Sechs Wochen lang werden alle paar Tage bis jede Woche Gipsverbände bis zum Oberschenkel angelegt. Insgesamt sind fünf bis sieben Gipse nötig.
Unter örtlicher Betäubung kann durch einen kleinen Hautschnitt die Achillessehne durchtrennt werden (perkutane Achillessehnen-Tenotomie). Diese Durchtrennung ist ab der sechsten Lebenswoche möglich. In der Regel haben Babys nach dem Eingriff keine Schmerzen. Sie müssen jedoch danach für drei Wochen einen Gips tragen.
Im Anschluss an die Gipsbehandlung müssen betroffene Kinder eine Schiene tragen, die einer Rückkehr des Klumpfußes (Rezidiv) vorbeugt:
- in den ersten drei Monaten 23 Stunden pro Tag
- anschließend bis zum vierten Lebensjahr nachts
Bei einem ausbleibenden Erfolg der Ponseti-Methode, kann ab dem sechsten Lebensmonat eine operative Korrektur vorgenommen werden, an die sich eine Gipsbehandlung anschließt.
Wie lässt sich ein Klumpfuß diagnostizieren?
Die Fußfehlstellung ist meist mit bloßem Auge erkennbar. Gesichert wird die Diagnose im Rahmen einer körperlichen Untersuchung und gegebenenfalls mittels Ultraschall. Röntgenuntersuchungen kommen höchstens dann zum Einsatz, wenn die Therapie erfolglos bleibt.
Klumpfuß: Verlauf und Prognose
Bei frühzeitiger und entsprechender Behandlung sind Verlauf und Prognose bei einem Klumpfuß sehr gut. Bleibt die Therapie aus oder wird nur ungenügend behandelt, verschlimmern sich jedoch die Fehlbildungen zunehmend. Oftmals hilft dann nur noch eine Operation. Zudem kann es sein, dass Betroffene im Erwachsenenalter Beschwerden der Knie, Hüfte oder Wirbelsäule entwickeln.
In manchen Fällen haben Kinder mit erfolgreich behandeltem Klumpfuß dauerhaft unterschiedlich große Füße, weshalb sie Schuhe in verschiedenen Größen benötigen.
Kann man einem Klumpfuß vorbeugen?
Da es sich meist um eine angeborene Deformität handelt, ist die Prävention eines Klumpfußes schwierig. Werdende Mütter sollten auf einen gesunden Lebensstil achten und insbesondere keine schädlichen Stoffe wie Nikotin konsumieren. Grunderkrankungen, die zu einem Klumpfuß führen können, sollten rechtzeitig behandelt werden.