Keuchhusten: Gefahr durch Infektionskrankheit
Keuchhusten ist hochansteckend und kann vor allem bei Säuglingen zu schwerwiegenden Komplikationen führen. Doch auch bei Erwachsenen ist ein gründlicher Impfschutz wichtig. Was es bei der Keuchhustenimpfung zu beachten gilt und welche Behandlung im Krankheitsfall zum Einsatz kommt, lesen Sie hier.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen & Antworten zu Keuchhusten
Wer einmal Keuchhusten hatte oder vollständig geimpft wurde, ist anschließend mehrere Jahre lang immun. Der Schutz vor einer erneuten Ansteckung hält aber nicht lebenslang an, sodass eine regelmäßige Auffrischimpfung empfohlen wird.
Ja: Wenn sich geimpfte Menschen das Bakterium Bordetella pertussis einfangen, sind sie selbst zwar weitgehend vor der Infektionskrankheit geschützt. Jedoch können sie für kurze Zeit den Erreger trotz Impfung weiterverbreiten.
Erkrankte können bis zu drei Wochen ansteckend sein, Säuglinge zum Teil noch länger. Erfolgt eine Behandlung mit Antibiotika, verringert sich die Ansteckungszeit auf rund fünf Tage.
Erkrankt eine werdende Mutter in der Schwangerschaft an Keuchhusten, besteht das Risiko, das Neugeborene nach der Geburt anzustecken. Säuglinge sind besonders anfällig für schwere Komplikationen wie Atemstillstand, Lungenentzündung oder Hirnschäden. Eine Impfung ab der 28. Schwangerschaftswoche schützt das Neugeborene durch mütterliche Antikörper.
Was ist Keuchhusten?
Keuchhusten (Pertussis) ist eine akute, durch das Bakterium Bordetella pertussis hervorgerufene Infektionskrankheit der Atemwege. Seit 2013 sind Krankheitsfälle meldepflichtig. Kennzeichnend für die Erkrankung sind Hustenanfälle mit anschließendem Keuchen. Bei Säuglingen in den ersten Lebensmonaten können zudem Atempausen auftreten, die mitunter lebensbedrohlich sind.
In Deutschland steigen die Fallzahlen in der Regel im Herbst und Winter. Grundsätzlich kann Pertussis aber in jeder Jahreszeit ausbrechen. Jährlich werden hierzulande rund 12.000 Keuchhustenfälle an das Robert Koch-Institut (RKI) übermittelt.
Der Erreger Bordetella pertussis kommt nur beim Menschen vor. Er vermehrt sich auf den Schleimhäuten der Atemwege und setzt unter anderem ein spezifisches Gift frei: das Pertussis-Toxin (PT). Dieses Bakteriengift verursacht Krankheitssymptome, denn es:
- zerstört die Schleimhäute
- schädigt umliegendes Gewebe
- schwächt die Abwehrkräfte
Zwei andere Bakterien namens Bordetella parapertussis und Bordetella holmesii können ebenfalls Symptome verursachen. Erkrankungen durch diese Bordetellen sind jedoch in der Regel milder und kürzer.
Wie erfolgt die Ansteckung mit Keuchhusten?
Keuchhusten wird durch eine Tröpfcheninfektion übertragen. Die Ansteckung erfolgt also über winzige Tropfen, welche die Krankheitserreger enthalten und die – zum Beispiel durch Niesen oder Husten – aus den Atemwegen der Infizierten in die Luft gelangen. Auch beim Küssen und über gemeinsam genutztes Geschirr oder Besteck kann sich Pertussis verbreiten.
Welche Symptome treten bei Keuchhusten auf?
Die Symptome halten meist wochen-, teilweise sogar monatelang an. Dabei lassen sich anhand der auftretenden Krankheitszeichen drei Stadien unterscheiden:
- erkältungsartiges Stadium
- Anfallsstadium
- Erholungsstadium
Erkältungsartiges Stadium (Stadium catarrhale)
Im ersten Stadium ähneln die Symptome einer Erkältung. Zu den typischen Anzeichen gehören:
- Niesen
- Schnupfen
- leichtes Fieber
- leichter Husten, der nach und nach in Krampfhusten übergeht
- seltener: Bindehautentzündung (Konjunktivitis)
Das Stadium catarrhale dauert etwa ein bis zwei Wochen an. In dieser Zeit sind Betroffene besonders infektiös.
Anfallsstadium (Stadium convulsivum)
Im zweiten Stadium treten die für Keuchhusten namensgebenden Symptome auf: Hustenanfälle mit anschließendem Keuchen beim Einatmen. Dieses Stadium kann drei bis sechs Wochen andauern.
Die Hustenattacken treten vor allem bei Kindern auf. Dabei husten sie mit vorgestreckter Zunge mehrfach schnell hintereinander (Stakkatohusten). Anschließend atmen sie keuchend ein.
Zusätzlich sind im Stadium convulsivum folgende Symptome möglich:
- zäher, glasiger Auswurf (Sputum)
- Erbrechen des hochgewürgten Auswurfs
- nächtliche Häufung der Beschwerden
- selten Fieber
Betroffene sind nun weniger infektiös, ein gewisses Ansteckungsrisiko kann aber noch bis zu drei Wochen nach Beginn des Anfallsstadiums bestehen.
Erholungsstadium (Stadium decrementi)
In der letzten Krankheitsphase werden die Symptome langsam schwächer. Dieses Erholungsstadium der Pertussis bezeichnen Fachleute auch als Rekonvaleszenzstadium (lat. convalescere = kräftig werden, erstarken). Es dauert etwa sechs bis zehn Wochen.
Inkubationszeit bei Keuchhusten
Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen Ansteckung und Auftreten der ersten Symptome, beträgt etwa sieben bis 20 Tage. Im Anschluss an die Inkubationszeit ist das Risiko, andere anzustecken, am höchsten. Nach der sechsten Erkrankungswoche sinkt das Ansteckungsrisiko langsam.
Keuchhusten: Vorbeugen durch Impfung
Keuchhusten lässt sich wirksam mit einer Impfung vorbeugen. Um so gut wie möglich geschützt zu sein, ist zunächst eine Grundimmunisierung nötig, die aus mehreren Impfdurchgängen besteht. Da der Impfschutz gegen Keuchhusten nicht lebenslang anhält, sind nachfolgend Auffrischimpfungen wichtig.
Zur Keuchhustenimpfung wird ein Kombinationsimpfstoff eingesetzt, der auch gegen Tetanus und Diphtherie verabreicht wird. Das empfohlene Impfschema zur Grundimmunisierung sieht wie folgt aus:
- 1. bis 3. Impfung: im Alter von 2, 3 und 4 Monaten
- 4. Impfung: zur vollständigen Grundimmunisierung im Alter von 11 bis 14 Monaten
- 1. Auffrischungsimpfung: im Alter von 5 bis 6 Jahren
- 2. Auffrischungsimpfung: im Alter von 9 bis 17 Jahren
Die Impfung schützt allerdings nur etwa vier bis zwölf Jahre lang vor Keuchhusten. Die Schutzdauer gilt immer ab der letzten Dosis. Wer bereits einmal mit dem Bakterium infiziert war, ist anschließend höchstens 20 Jahre lang gegen Keuchhusten immun. Ohne rechtzeitige Auffrischung können sich Jugendliche und Erwachsene also grundsätzlich wieder anstecken.
Kombinationsimpfung bei Erwachsenen
Erwachsene spielen als potenzielle Überträger von Keuchhusten eine immer größere Rolle. Darum gilt für alle Erwachsene grundsätzlich die Empfehlung, die nächste fällige Impfung gegen Tetanus und Diphtherie als eine Kombinationsimpfung gegen Tetanus, Diphtherie und Pertussis (Tdap-Impfung) durchzuführen.
Keuchhusten: Impfung in der Schwangerschaft
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt Frauen, sich in jeder Schwangerschaft gegen Pertussis impfen zu lassen. Die Immunisierung sollte möglichst früh im 3. Schwangerschaftsdrittel ab der 28. Schwangerschaftswoche (SSW) erfolgen. Auf diese Weise sind sowohl die werdende Mutter als auch das Neugeborene vor Keuchhusten geschützt.
Kontaktpersonen und Betreuende (Eltern, Geschwister, Babysittende) von Neugeborenen sollten sich spätestens vier Wochen vor der Geburt des Kindes eine Dosis Pertussis-Impfstoff verabreichen lassen, wenn ihre letzte Keuchhustenimpfung länger als zehn Jahre her ist.
Eine Impfung gegen Pertussis ist außerdem bei Menschen angezeigt, die im Gesundheitsdienst sowie in Gemeinschaftseinrichtungen arbeiten und sich in den letzten zehn Jahren nicht gegen Keuchhusten haben impfen lassen.
Mögliche Nebenwirkungen der Keuchhustenimpfung
Die Keuchhustenimpfung gilt als gut verträglich. Mögliche Impfreaktionen sind:
- Schwellung und/oder Rötung an der Einstichstelle und leichte Schmerzen (bei jeder dritten geimpften Person)
- Anschwellen des gesamten Armes (selten)
- Allgemeinsymptome wie erhöhte Temperatur, Schüttelfrost, Müdigkeit, Magen-Darm-Beschwerden, Muskelschmerzen
In der Regel klingen diese Beschwerden innerhalb weniger Tage wieder ab. Schwerwiegende Impfkomplikationen treten nur sehr selten auf. Das gesundheitliche Risiko, das mit einer Keuchhustenerkrankung einhergeht, ist deutlich größer.
Chemoprophylaxe: Sinnvoll für enge Kontaktpersonen
Um die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung mit Keuchhusten zu verringern, kann für Menschen ohne ausreichenden Impfschutz auch eine sogenannte Chemoprophylaxe zum Einsatz kommen. Dabei handelt es sich um eine medikamentöse Schutzmaßnahme: Nach Kontakt zu einer erkrankten Person wird prophylaktisch, also vorbeugend, ein Antibiotikum eingenommen. Dieses soll die Verbreitung der krankheitserregenden Bakterien verhindern.
Studien zeigen, dass die rechtzeitige Gabe von Antibiotika die Keimübertragung effektiv unterbindet. Wenn sich bereits Krankheitssymptome entwickelt haben, ist die Chemoprophylaxe weniger wirksam. Zwar reduziert sie die Ansteckungsgefahr für andere, hat aber nur geringen Einfluss auf die Schwere oder Dauer der Erkrankung.
Wie erfolgt die Behandlung bei Keuchhusten?
Bei Keuchhusten ist eine frühzeitige Behandlung mit einem Antibiotikum ratsam. Die Therapie sollte spätestens zwei Wochen nach Beginn der Hustenanfälle erfolgen. Geeignet sind zum Beispiel die Wirkstoffe Azithromycin, Clarithromycin oder Cotrimoxazol.
Antibiotika können den Krankheitsverlauf verkürzen und die Beschwerden mildern. Zudem sorgt die medikamentöse Behandlung dafür, die Verbreitung einzudämmen: Nach einer etwa drei- bis siebentägigen Behandlung besteht keine Ansteckungsgefahr mehr.
Keuchhusten: Was kann man noch tun?
Eine Behandlung mit Antibiotika ist notwendig. Zusätzlich können einfache Maßnahmen die mit Keuchhusten verbundenen Beschwerden lindern:
- eine ruhige Umgebung
- viel trinken und mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt essen
- kühle und feuchte Raumluft (z. B. durch das Aufhängen feuchter Handtücher im Zimmer)
Einige Personen empfinden warme Brustwickel oder regelmäßige Inhalationen mit einer Meersalzlösung als wohltuend. Erkrankte Kinder brauchen zudem viel Zuneigung. Es ist wichtig, sie während der Hustenanfälle zu beruhigen.
Säuglinge, die sich mit Keuchhusten infizieren, müssen zur Überwachung ins Krankenhaus. Dort wird die Atmung des Kindes mit einem Monitor kontrolliert. Außerdem können Babys in den ersten Lebensmonaten Schleim häufig nicht selbstständig abhusten, sodass dieser abgesaugt werden muss.
Keuchhusten: Wie erfolgt die Diagnose?
Meist lässt sich Keuchhusten bereits anhand der typischen Symptome erkennen. Im Anfangsstadium der Erkrankung wird häufig ein Rachenabstrich genommen, um den Erreger unter geeigneten Bedingungen anzuzüchten und so nachzuweisen. Allerdings gelingt dieser Nachweis im Labor nicht immer, da der Erreger sehr empfindlich ist.
Ein aufwendiges und teures Verfahren zur Diagnose von Pertussis ist die Polymerase-Kettenreaktion (PCR-Test): Die Methode besteht darin, aus einer Sekretprobe des Nasen-Rachen-Raums das Erbmaterial des Erregers zu vervielfältigen und zu untersuchen.
Im weiteren Krankheitsverlauf kann eine Blutprobe dazu beitragen, Keuchhusten festzustellen: Frühestens ab dem Anfallsstadium (Stadium convulsivum) hat das Immunsystem Antikörper gegen den Erreger gebildet, die sich im Blut nachweisen lassen.
Keuchhusten: Verlauf und Komplikationen
Keuchhusten ist typischerweise langwierig: Mit dem ein- bis zweiwöchigen Anfangsstadium, dem vier- bis sechswöchigen Anfallsstadium und dem sechs- bis zehnwöchigen Erholungsstadium zieht sich die Erkrankung über Monate hin. Mit einer frühzeitigen Gabe von Antibiotika lässt sich Keuchhusten in der Regel gut behandeln.
Wie sich eine Pertussis entwickelt, hängt jedoch in hohem Maß vom Alter der Betroffenen ab:
Keuchhusten bei Jugendlichen und Erwachsenen äußert sich oft nur durch langanhaltenden Husten.
Dagegen nimmt Keuchhusten bei Säuglingen und Kleinkindern oft einen besonders schweren Verlauf.
Komplikationen bei Säuglingen und Kleinkindern
Säuglinge im ersten Lebenshalbjahr haben das höchste Risiko für schwere Verläufe. Das gilt insbesondere für Neugeborene unter zwei Monaten, da ihr Immunsystem noch nicht ausgereift ist und noch kein ausreichender Impfschutz aufgebaut wurde. Möglich sind:
Atemstillstand (Apnoe): Keuchhustenanfälle können bei Säuglingen so heftig sein, dass sie zu Atemaussetzern führen. Diese Apnoen sind potenziell lebensbedrohlich und erfordern oft eine intensivmedizinische Überwachung.
Lungenentzündung (Pneumonie): Eine bakterielle Sekundärinfektion kann die Atemwege zusätzlich belasten und ist eine der häufigsten Komplikationen bei Säuglingen.
Ohrenentzündungen (Otitis media): Die Krankheit kann sich auf die oberen Atemwege ausbreiten und Mittelohrentzündungen verursachen.
Hirnschäden (Enzephalopathie): Durch Sauerstoffmangel während schwerer Hustenattacken oder als Folge einer Entzündung kann in seltenen Fällen das Gehirn geschädigt werden.
Komplikationen bei Erwachsenen
Auch wenn Keuchhusten bei Erwachsenen oft weniger typisch verläuft, können lang anhaltende Hustenanfälle zu erheblichen Beschwerden und Spätfolgen führen:
mechanische Schäden: Durch den heftigen und wiederholten Reizhusten können Rippen brechen. Der Druck beim Husten kann zudem Leisten- oder Nabelbrüche (Hernien) auslösen.
Kreislaufprobleme: Der anhaltende Husten kann die Herz-Kreislauf-Belastung erhöhen, was insbesondere bei Menschen mit Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinsuffizienz oder Koronarer Herzkrankheit (KHK) problematisch sein kann.
Ermüdung und Erschöpfung: Chronische Schlafstörungen durch nächtliche Hustenanfälle sind häufig. Die anhaltende Belastung führt zu körperlicher und psychischer Erschöpfung.
neurologische Störungen: In seltenen Fällen können auch Erwachsene Krampfanfälle oder andere neurologische Symptome durch Sauerstoffmangel entwickeln.