Keuchhusten: Symptome, Impfung und Ursachen
Keuchhusten ist längst keine Kinderkrankheit mehr: Zunehmend sind auch Jugendliche und Erwachsene betroffen. Denn wer zwar als Kind geimpft wurde, aber keine Auffrischimpfung erhält, ist nicht mehr ausreichend geschützt. Welche Symptome bei Pertussis typisch sind und was es bei der Keuchhustenimpfung zu beachten gilt.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen zu Keuchhusten
Wer einmal Keuchhusten hatte oder vollständig geimpft wurde, ist anschließend mehrere Jahre lang immun. Der Schutz vor einer erneuten Ansteckung hält aber nicht lebenslang an, sodass eine Auffrischimpfung gegen Pertussis sinnvoll ist.
Ja: Wenn sich ausreichend geimpfte Menschen das Bakterium Bordetella pertussis einfangen, sind sie selbst zwar weitgehend vor Keuchhusten geschützt. Jedoch können sie für kurze Zeit den Erreger trotz Impfung weiterverbreiten.
Keuchhusten-Erkrankte können bis zu drei Wochen ansteckend sein, Säuglinge zum Teil noch länger. Der Besuch von Gemeinschaftseinrichtungen wie Kitas oder Schulen wird frühestens drei Wochen nach Auftreten der ersten Symptome empfohlen. Wird die Erkrankung antibiotisch behandelt, verringert sich die Ansteckungszeit deutlich, sodass Gemeinschaftseinrichtungen bereits fünf Tage nach Einnahmebeginn wieder aufgesucht werden können.
Was ist Keuchhusten?
Keuchhusten (Pertussis) ist eine akute, durch das Bakterium Bordetella pertussis hervorgerufene Infektionskrankheit der Atemwege. Kennzeichnend für die Erkrankung sind Hustenanfälle. Bei Säuglingen in den ersten Lebensmonaten können jedoch auch Atempausen auftreten, die mitunter lebensbedrohlich sind.
In Deutschland steigen die Fallzahlen in der Regel im Herbst und Winter. Grundsätzlich kann Pertussis aber in jeder Jahreszeit ausbrechen.
Keuchhusten ist sehr ansteckend
Fast alle ungeimpften Menschen, die mit dem Bakterium Bordetella pertussis in Kontakt kommen, erkranken daran. Pertussis gilt seit dem 29.03.2013 als meldepflichtige Erkrankung. Nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) zu melden sind
- der Verdacht auf Pertussis,
- die Erkrankung selbst,
- der Tod durch Pertussis sowie
- (bei Hinweisen auf eine akute Infektion) der direkte oder indirekte Nachweis der Erreger.
Außerdem sind Leitungen von Gemeinschaftseinrichtungen (vor allem von Einrichtungen mit Säuglingen und Kleinkindern) dazu verpflichtet, das zuständige Gesundheitsamt sofort über Keuchhusten-Fälle zu informieren.
Übrigens: In den letzten Jahren gingen die Fallzahlen deutlich zurück, was vermutlich mit den verschärften Hygienemaßnahmen und Kontaktbeschränkungen im Rahmen der Coronapandemie zusammenhängt.
Welche Symptome treten bei Keuchhusten auf?
Bei Keuchhusten halten die Symptome meist wochen- bis monatelang an. Dabei lassen sich anhand der auftretenden Krankheitszeichen drei Stadien unterscheiden:
- erkältungsartiges Stadium
- Anfallsstadium
- Erholungsstadium
Erkältungsartiges Stadium (Stadium catarrhale)
Im ersten Keuchhusten-Stadium ähneln die Symptome einer Erkältung. Zu den typischen Anzeichen gehören:
- Niesen
- Schnupfen
- manchmal Heiserkeit
- leichtes Fieber
- leichter Husten, der nach und nach in Krampfhusten übergeht
- manchmal Bindehautentzündung (Konjunktivitis)
Das Stadium catarrhale dauert etwa ein bis zwei Wochen an. In dieser Zeit ist Keuchhusten besonders ansteckend. Ein gewisses Ansteckungsrisiko kann aber noch bis zu drei Wochen nach Beginn des nächsten Stadiums bestehen.
Anfallsstadium (Stadium convulsivum)
Im zweiten Stadium treten die für Keuchhusten namensgebenden Symptome auf: Hustenanfälle mit anschließendem Keuchen beim Einatmen. Dieses Anfallsstadium der Pertussis kann drei bis sechs Wochen andauern. Die Hustenattacken klingen erst nach mehreren Wochen langsam ab.
Die für Keuchhusten typischen Hustenanfälle treten vor allem bei Kindern auf. Dabei husten sie mit vorgestreckter Zunge mehrfach schnell hintereinander (Stakkatohusten). Oft atmen sie anschließend keuchend oder juchzend ein.
Das keuchende Geräusch am Ende einer Hustenattacke tritt bei etwa jedem zweiten Kind mit Keuchhusten im Stadium convulsivum auf. Es entsteht durch das plötzliche Einatmen gegen die geschlossenen Stimmlippen (Glottis).
Neben dem typischen Keuchhusten sind im Stadium convulsivum folgende Symptome möglich:
- zäher, glasiger Auswurf (Sputum)
- Erbrechen des hochgewürgten Auswurfs
- nächtliche Häufung der Beschwerden
- selten Fieber
Je nach Alter können die bei Keuchhusten auftretenden Symptome unterschiedlich stark ausgeprägt sein.
Keuchhusten bei Jugendlichen und Erwachsenen macht sich oft nur durch langanhaltenden, trockenen Husten bemerkbar, ohne dass es zum Stadium convulsivum kommt.
Auch Keuchhusten beim Baby entspricht nicht immer dem typischen Bild des Stadium convulsivum. In den ersten Lebensmonaten verläuft die Pertussis allerdings häufig besonders schwer: Die Hustenanfälle sind zwar oft weniger stark, es können aber Atemstillstände (Apnoen) auftreten. Außerdem neigen gerade Säuglinge mit Keuchhusten dazu, Komplikationen zu entwickeln.
Erholungsstadium (Stadium decrementi)
In der letzten Keuchhusten-Phase werden die Symptome langsam schwächer. Dieses Erholungsstadium der Pertussis bezeichnet man auch als Rekonvaleszenzstadiumn (lat. convalescere = kräftig werden, erstarken). Es dauert etwa sechs bis zehn Wochen.
Keuchhusten: Vorbeugen durch Impfung
Einer Keuchhustenerkrankung lässt sich wirksam mit einer Impfung vorbeugen. Zum vollständigen Schutz vor einer Pertussis reicht eine einzelne Impfdosis jedoch nicht aus: Um so gut wie möglich vor Keuchhusten geschützt zu sein, ist zunächst eine Grundimmunisierung nötig, die aus mehreren Impfdurchgängen besteht. Da der Impfschutz gegen Keuchhusten nicht lebenslang anhält, sind nachfolgend Auffrischimpfungen wichtig.
Zur Keuchhustenimpfung wird ein Kombinationsimpfstoff eingesetzt, der auch gegen Tetanus und Diphtherie verabreicht wird. Das empfohlene Impfschema für die Impfungen gegen Pertussis sieht wie folgt aus:
- 1. bis 3. Impfung: im Alter von 2, 3 und 4 Monaten
- 4. Impfung: zur vollständigen Grundimmunisierung im Alter von 11 bis 14 Monaten
- erste Auffrischungsimpfung: im Alter von 5 bis 6 Jahren
- zweite Auffrischungsimpfung: im Alter von 9 bis 17 Jahren
Die Impfung schützt allerdings nur etwa vier bis zwölf Jahre lang vor Keuchhusten. Wer bereits einmal mit dem Bakterium infiziert war, ist anschließend höchstens 20 Jahre lang gegen Keuchhusten immun. Ohne rechtzeitige Impfauffrischung können sich Jugendliche und Erwachsene also grundsätzlich wieder anstecken.
Kombinationsimpfung bei Erwachsenen
Erwachsene spielen als potenzielle Überträger von Keuchhusten eine immer größere Rolle. Darum gilt für alle Erwachsene die Empfehlung, die nächste fällige Impfung gegen Tetanus und Diphtherie einmalig als eine Kombinationsimpfung gegen Tetanus, Diphtherie und Pertussis (Tdap-Impfung) durchzuführen.
Wann immer also im Erwachsenenalter eine Auffrischimpfung gegen Tetanus und Diphtherie ansteht (auch im Verletzungsfall), sollte dies Anlass sein, den Impfschutz gegen Keuchhusten zu prüfen und sich gegebenenfalls für eine kombinierte Impfung zu entscheiden.
Keuchhustenimpfung in der Schwangerschaft
Gerade im ersten Lebensjahr – wenn der Säugling selbst noch keinen vollständigen Impfschutz hat – verläuft Keuchhusten oft schwerwiegend. Die Keuchhustenimpfung ist darum allgemein für Frauen im fruchtbaren Alter und speziell für Kontaktpersonen von Babys wichtig – und zwar schon vor deren Geburt. Im Einzelnen bedeutet das:
Haushaltskontaktpersonen (Eltern, Geschwister) und Betreuende (z. B. Großeltern, Babysittende) von Neugeborenen und Schwangeren sollten sich spätestens vier Wochen vor der Geburt des Kindes eine Dosis Pertussis-Impfstoff verabreichen lassen, wenn ihre letzte Keuchhusten-Impfung mehr als zehn Jahre her ist.
Mütter, die vor der Empfängnis keine Auffrischung erhalten haben, lassen sich am besten in den ersten Tagen nach der Geburt ihres Kindes gegen Keuchhusten impfen.
Eine Impfung mit einer Impfstoff-Dosis ist außerdem bei Menschen angezeigt, die im Gesundheitsdienst sowie in Gemeinschaftseinrichtungen arbeiten und sich in den letzten zehn Jahren nicht gegen Keuchhusten haben impfen lassen.
Chemoprophylaxe: Sinnvoll für enge Kontaktpersonen
Ohne ausreichenden Impfschutz lässt sich die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung mit Keuchhusten nur verringern, indem der Kontakt zu infizierten Personen vermieden wird. Zusätzlich kann für ungeimpfte enge Kontaktpersonen von an Keuchhusten Erkrankten eine sogenannte Chemoprophylaxe zum Einsatz kommen. Dabei handelt es sich um eine medikamentöse Schutzmaßnahme: Die Kontaktperson erhält prophylaktisch, also vorbeugend, ein Antibiotikum, was die Verbreitung der krankheitserregenden Bakterien verhindern soll. Die Chemoprophylaxe sollte möglichst schnell nach Kontakt zur erkrankten Person erfolgen.
Mögliche Nebenwirkungen der Keuchhustenimpfung
Die Keuchhustenimpfung gilt als gut verträglich. Mögliche Impfreaktionen sind:
- Schwellung und/oder Rötung an der Einstichstelle und leichte Schmerzen (bei jeder dritten geimpften Person)
- Anschwellen des gesamten Armes (selten)
- Allgemeinsymptome wie erhöhte Temperatur, Schüttelfrost, Müdigkeit, Magen-Darm-Beschwerden, Muskelschmerzen
In der Regel klingen diese Beschwerden innerhalb weniger Tage wieder ab. Schwerwiegende Impfkomplikationen treten nur sehr selten auf. Möglich sind etwa allergische Reaktionen. In sehr seltenen Einzelfällen kann es im Anschluss an die Impfung zu Erkrankungen des Nervensystems kommen, was zu Erschöpfung, Sensibilitätsstörungen, Übererregbarkeit und Lähmungen führen kann. Das gesundheitliche Risiko, das mit einer Keuchhustenerkrankung einhergeht, ist deutlich größer.
Keuchhusten: Das ist die Ursache
Keuchhusten entsteht durch das Bakterium Bordetella pertussis. Dieser Erreger kommt nur beim Menschen vor. Er vermehrt sich auf den Schleimhäuten der Atemwege und setzt unter anderem ein spezifisches Gift frei: das Pertussis-Toxin (PT). Dieses Bakteriengift verursacht Krankheitssymptome, denn
- es zerstört die Schleimhäute,
- schädigt umliegendes Gewebe und
- schwächt die Abwehrkräfte.
Zwei andere Bakterien namens Bordetella parapertussis und Bordetella holmesii können Symptome verursachen, die dem Keuchhusten ähneln. Erkrankungen durch diese Erreger sind jedoch in der Regel milder und kürzer als Pertussis. Bordetella parapertussis kann neben dem Menschen auch Schafe infizieren.
Wie erfolgt die Ansteckung mit Keuchhusten?
Keuchhusten überträgt sich durch Tröpfcheninfektion. Die Ansteckung geschieht also über winzige Tropfen, welche die Krankheitserreger enthalten und die – zum Beispiel durch Niesen oder Husten – aus den Atemwegen der Infizierten in die Luft gelangen. Auch beim Küssen und über gemeinsam genutztes Geschirr oder Besteck kann sich Bordetella pertussis verbreiten.
Inkubationszeit bei Keuchhusten
Bei Keuchhusten beträgt die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen Ansteckung und Auftreten der ersten Symptome, etwa sieben bis 20 Tage. Im Anschluss an die Inkubationszeit ist das Risiko, andere anzustecken, am höchsten; nach der sechsten Erkrankungswoche sinkt das Ansteckungsrisiko langsam.
Keuchhusten: Wie erfolgt die Diagnose?
Meist lässt sich Keuchhusten bereits anhand der typischen Symptome erkennen. Im Anfangsstadium der Erkrankung wird häufig ein Rachenabstrich genommen, um den Erreger unter geeigneten Bedingungen anzuzüchten und so nachzuweisen. Allerdings gelingt dieser Nachweis im Labor nicht immer, da der Erreger sehr empfindlich ist.
Ein sehr aufwendiges und teures Verfahren zur Diagnose von Keuchhusten ist die Polymerase-Kettenreaktion (PCR): Die Methode besteht darin, aus einer Sekretprobe des Nasen-Rachen-Raums das Erbmaterial des Erregers zu vervielfältigen und zu untersuchen.
Im weiteren Krankheitsverlauf kann eine Blutprobe dazu beitragen, Keuchhusten festzustellen: Dann hat das Immunsystem Antikörper gegen den Erreger gebildet, die sich im Blut nachweisen lassen. Dies ist jedoch frühestens ab dem Anfallsstadium (Stadium convulsivum) möglich.
Wie wird Keuchhusten behandelt?
Bei Keuchhusten ist eine frühzeitige Behandlung mit einem Antibiotikum ratsam. Geeignet sind zum Beispiel die Wirkstoffe Azithromycin, Clarithromycin oder Cotrimoxazol.
Warum Antibiotika bei Keuchhusten?
Antibiotika bewirken, dass der Keuchhusten schneller und unkomplizierter ausheilt. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass die Behandlung früh genug beginnt – das heißt spätestens zwei Wochen nach Beginn der Hustenanfälle.
Zudem sorgen Antibiotika dafür, dass der Keuchhusten für eine kürzere Zeit ansteckend ist: Nach einer etwa drei- bis siebentägigen Behandlung besteht keine Ansteckungsgefahr mehr. Die Medikamente tragen also dazu bei, die Verbreitung der Pertussis einzudämmen.
Was kann man bei Keuchhusten selbst tun?
Zu Hause können einfache Maßnahmen die mit Keuchhusten verbundenen Beschwerden lindern:
- eine ruhige Umgebung
- viel trinken und mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt essen
- kühle und feuchte Raumluft (z. B. durch das Aufhängen feuchter Handtücher im Zimmer)
Ein Kind mit Keuchhusten braucht zudem viel Zuneigung. Es ist wichtig, Kinder während der Hustenanfälle zu beruhigen.
Säuglinge, die sich mit Keuchhusten infizieren, müssen zur Überwachung ins Krankenhaus. Dort wird die Atmung des Kindes mit einem Monitor kontrolliert. Außerdem können Babys in den ersten Lebensmonaten Schleim häufig nicht selbstständig abhusten, sodass man ihn absaugen muss.
Verlauf von Keuchhusten
Keuchhusten ist typischerweise langwierig: Mit dem ein- bis zweiwöchigen Anfangsstadium, dem vier- bis sechswöchigen Anfallsstadium und dem sechs- bis zehnwöchigen Erholungsstadium zieht sich die Erkrankung über Monate hin.
Wie sich eine Pertussis entwickelt, hängt jedoch in hohem Maß vom Alter der Betroffenen ab:
- Keuchhusten bei Jugendlichen und Erwachsenen äußert sich oft nur durch langanhaltenden Husten.
- Dagegen nimmt Keuchhusten bei Säuglingen und Kleinkindern oft einen besonders schweren Verlauf – obwohl die Hustenanfälle in dem Alter weniger stark ausgeprägt sind.
Denn Keuchhusten kann beim Baby Atemstillstände auslösen. Außerdem können bei Pertussis gerade im ersten Lebensjahr gehäuft Komplikationen auftreten, zum Beispiel:
- Lungenentzündung (Pneumonie)
- Mittelohrentzündung (Otitis media)
- krankhafte Ausweitungen von Teilen des Bronchialsystems (Bronchiektasen)
- Entzündung des Gehirns mit Krampfanfällen (zerebrale Krampfanfälle)