Mann mittleren Alters mit Horner-Syndrom trägt eine Brille
© Grigorev_Vladimir/Getty Images (Symbolbild)

Horner Syndrom: Ursachen, Symptome und Behandlung

Von: Constanze Wolff (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 13.09.2024

Das Horner Syndrom ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptomkomplex. Dabei kommen eine verengte Pupille, ein herabhängendes Oberlid sowie ein in die Augenhöhle zurückgesunkener Augapfel zusammen. Alles zu Ursachen, Diagnostik und Therapie.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Horner Syndrom

Es wird durch eine Störung der Nervenversorgung des Auges ausgelöst. Dahinter stecken oft ernsthafte Erkrankungen wie ein Schlaganfall, ein Tumor oder eine Rissbildung in der Halsschlagader.

Üblicherweise entsteht der Symptomkomplex durch eine Schädigung der glatten Augenmuskulatur, die durch den Sympathikus gesteuert wird.

Das Horner Syndrom ist eine mögliche Ursache für ein hängendes Augenlid. Allerdings tritt dieses dann zusammen mit einer verengten Pupille und einem in die Augenhöhle zurückgesunkenen Augapfel auf.

Was ist das Horner Syndrom?

Das Horner Syndrom ist eine seltene Erkrankung, die durch eine Störung der Nervenversorgung des Auges und des umliegenden Gesichtsbereichs verursacht wird. Es handelt sich dabei nicht um eine eigenständige Krankheit, sondern um eine Kombination von Symptomen.

Zu den drei Hauptmerkmalen (Horner-Trias) zählen:

  • Miosis: eine einseitige Verengung der Pupille
  • Ptosis: ein Herabhängen des oberen Augenlids
  • Enophthalmus: ein in die Augenhöhle zurückgesunkener Augapfel

Das Syndrom tritt bei Männern und Frauen gleichermaßen auf und kann Menschen jeden Alters betreffen.

Horner Syndrom: Ursachen und Risikofaktoren

Das Horner Syndrom entsteht durch eine Schädigung der Nerven, die Augen und Gesicht versorgen. Diese Nerven sind Teil des sogenannten Sympathikus, der unwillkürliche Körperfunktionen wie Schweißproduktion, Blutdruck und Pupillenerweiterung steuert. Die Störung kann an verschiedenen Stellen entlang dieser Nervenbahnen auftreten – vom Gehirn über das Rückenmark in Brusthöhe bis hinauf zum Auge.

Fachleute entscheiden zwei Arten:

  • Beim zentralen Horner Syndrom liegen die Läsionen im Hirnstamm – hierfür können unter anderem Hirntumore, Schlaganfälle oder eine Syringomyelie (bei der sich flüssigkeitsgefüllte Hohlräume im Rückenmark bilden) verantwortlich sein.

  • Zu den häufigsten Ursachen des peripheren Horner Syndroms zählen Lungen- oder Rückenmarkstumore sowie Verletzungen oder Erkrankungen der Blutgefäße – etwa eine Rissbildung in der Halsschlagader (Karotisdissektion). 

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Patient*innen während einer Clusterkopfschmerz-Attacke Symptome des Horner Syndroms entwickeln. Dies geschieht aufgrund der Aktivierung des parasympathischen Nervensystems und der Beeinträchtigung der sympathischen Nerven, die die Augenmuskeln und die Pupillenreaktion steuern.

In seltenen Fällen ist das Syndrom angeboren. Dann können beispielsweise Fehlbildungen oder -stellungen der Halswirbel oder eine zusätzliche Rippe im Halsbereich die Nerven beeinträchtigen.

Tritt das Syndrom akut auf, handelt es sich meist um einen neurologischen Notfall. In jedem Fall sind eine genaue Diagnose und die Lage der geschädigten Nervenfasern entscheidend für die Behandlung.

Symptome des Horner Syndroms

Beim Horner Syndrom ist die Pupille auf der betroffenen Gesichtshälfte kleiner als auf der gesunden Seite (Miosis). Das Augenlid hängt leicht herab (Ptosis) und lässt sich nur eingeschränkt anheben. Während sich die Pupille bei Lichteinfall normal verengt, reagiert sie in dunkler Umgebung langsamer und unvollständig.

Ein weiteres Merkmal ist der Enophthalmus, bei dem der Augapfel sichtbar tiefer in der Augenhöhle liegt. Zudem kommt es oft zu einer verminderten Schweißproduktion (Anhidrose) auf der betroffenen Seite, was sich bereits mit bloßem Auge erkennen lässt.

Horner Syndrom: Untersuchungen und Diagnose

Die Diagnose erfolgt durch die Beurteilung typischer Beschwerden, wie einer verkleinerten Pupille und einem hängenden Augenlid. Bei manchen Patient*innen ist auch die Schweißproduktion im betroffenen Gesichtsteil verringert.

Eine spezielle Untersuchung der Pupillenweite kann ebenfalls zur Diagnosestellung beitragen: Mit einem sogenannten Pupillometer wird der Pupillendurchmesser nach einem kurzen Aufenthalt in einem dunklen Raum gemessen. Bei Vorliegen eines Horner Syndroms zeigt sich der Unterschied zwischen den beiden Augen zu diesem Zeitpunkt am deutlichsten.

Sollte das Ergebnis unklar sein, wird ein sogenannter Augentropfen-Test durchgeführt. Dabei kommen Tropfen mit Kokain oder Apraclonidin zum Einsatz. Beide Wirkstoffe haben normalerweise einen Einfluss auf die Pupillenweite, der sich bei einer Horner-Pupille jedoch abweichend äußert.

Eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) von

  • Gehirn,
  • Rückenmark,
  • Brust oder
  • Hals hilft,

den genauen Ort der Schädigung und damit die Ursache des Horner Syndroms zu bestimmen.

Behandlung: Wie wird das Horner Syndrom therapiert?

Für das Horner Syndrom gibt es keine spezifische Therapie. Vielmehr richtet sich die Behandlung nach der zugrundeliegenden Erkrankung. Eine Verbesserung der Grunderkrankung hat in vielen Fällen auch einen positiven Einfluss auf die Beschwerden.

Bei einem plötzlich auftretenden, schmerzhaften Horner Syndrom sollte sofort ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden. Es könnte auf eine Dissektion der Halsschlagader hinweisen. Dieser Einriss der inneren Schicht der Gewäßwand erfordert eine gefäßchirurgische Behandlung.

Verlauf und Prognose des Horner Syndroms

Wenn die zugrundeliegende Erkrankung erfolgreich behandelt wird, verschwindet oft auch das Horner Syndrom. Bei der angeborenen Form kann eine angepasste Behandlung (zum Beispiel von Fehlbildungen oder -stellungen der Halswirbel) ebenfalls zum Abklingen der Symptome führen. 

Wurde der Nerv durch die Grunderkrankung durchtrennt, ist eine Heilung nicht mehr möglich.