Höhenkrankheit: Symptome, Hilfe und Vorbeugung
Beim Wandern oder Klettern in hohen Regionen kann es zur Höhenkrankheit kommen, die mit Symptomen wie Kopfschmerzen oder Übelkeit einhergeht. In den meisten Fällen ist die Höhenkrankheit harmlos, selten treten gefährliche Formen auf. Erfahren Sie hier mehr über Ursachen und Behandlung.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Höhenkrankheit
Typisch für eine akute Höhenkrankheit sind Kopfschmerzen, Schwindel, Erbrechen und erhöhte Müdigkeit.
Es empfiehlt sich der Abstieg in niedrigere Lagen, sich auszuruhen und reichlich zu trinken.
Gefährlich kann es werden, wenn es zu einer Flüssigkeitsansammlung in der Lunge (Höhenlungenödem) oder zu einer Schwellung des Gehirns (Höhenhirnödem) kommt. Anzeichen dafür können starke Atembeschwerden beziehungsweise Kopfschmerzen sein.
Es gibt Maßnahmen, welche das Risiko verringern. Am wichtigsten ist ein möglichst langsamer Aufstieg. So hat der Körper Zeit, sich an die Situation zu gewöhnen. Zudem ist es ratsam, eine körperliche Überanstrengung möglichst zu vermeiden.
Was ist Höhenkrankheit?
Höhenkrankheit (auch Bergkrankheit genannt) kann bei Aufenthalten in höher gelegenen Bergregionen auftreten, wenn die Luft weniger Sauerstoff enthält als es für gewöhnlich in tieferen Lagen der Fall ist. Vor allem Personen, die sich zum Klettern oder Wandern in solche Gebiete begeben, haben ein erhöhtes Risiko.
Ab wann Höhenkrankheit entsteht, ist individuell verschieden. Bei vielen Menschen beginnt sie jedoch etwa bei 2.400 Metern über dem Meeresspiegel, wenn sie dort für sechs Stunden oder länger sind. Manche Personen haben aber auch in höheren Lagen keine Beschwerden.
Fachleute unterscheiden drei verschiedene Formen:
akute Höhenkrankheit: Diese leichte und am häufigsten auftretende Form hält meist nur für ein bis zwei Tage an und ist in der Regel harmlos.
Höhenlungenödem (HAPE): Eine Flüssigkeitsansammlung in der Lunge entsteht, die mit starken Atemproblemen einhergeht.
Höhenhirnödem (HACE): Es kommt zu einer Schwellung im Gehirn, die sich unter anderem durch starke Kopfschmerzen zeigt.
HAPE und HACE sind medizinische Notfälle, die mitunter lebensgefährlich sein können. Beide Formen sind jedoch selten. Meist die akute Form gemeint, wenn von der Höhenkrankheit die Rede ist.
Höhenkrankheit: Diese Symptome sind möglich
Bei einer akuten Höhenkrankheit kommt es zu unspezifischen Symptomen, wie zum Beispiel zu:
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Magenproblemen
- Appetitlosigkeit
- Übelkeit
- Erbrechen
- erhöhter Müdigkeit
- Benommenheit
- Schlafstörungen (beim Übernachten in erhöhten Regionen)
- Schwellungen im Gesicht, an den Händen oder Füßen
- kleineren Netzhautblutungen im hinteren Teil des Auges
Selten entwickelt sich die Höhenkrankheit zu einem Höhenlungenödem (HAPE). Dabei können folgende Lungenbeschwerden auftreten:
- Kurzatmigkeit schon bei leichter körperlicher Anstrengung
- gurgelnde Atemgeräusche, vor allem beim Schlafen
- Husten (trocken oder mit verfärbtem, blutigem Auswurf)
- bläuliche Verfärbung der Nägel, Lippen und/oder Haut (aufgrund von Sauerstoffmangel)
Typisch für die Symptome eines HAPE ist, dass sich diese nachts im Liegen und generell innerhalb kurzer Zeit verschlechtern.
Entsteht aus der akuten Form ein Höhenhirnödem (HACE) mit Hirnschwellung, macht sich dieses gegebenenfalls durch Verwirrtheit, starke Kopfschmerzen und Koordinationsprobleme (z. B. unsicherer Gang) bemerkbar. Bei den Symptomen einer HAPE oder einer HACE ist es wichtig, umgehend medizinische Hilfe anzufordern.
Ursachen: Wie kommt es zur Höhenkrankheit?
In höheren Lagen nimmt der atmosphärische Druck (Luftdruck) ab. Der Sauerstoffanteil in der Luft bleibt gleich, wodurch die Luft dünner wird. Sie enthält weniger Sauerstoff als es die meisten Menschen gewohnt sind, ein Sauerstoffmangel im Blut entsteht (Hypoxämie).
Die Bergkrankheit ist die körperliche Reaktion auf diese verringerte Sauerstoffzufuhr. Herz und Lunge versuchen, den Mangel mit erhöhtem Herzschlag und vermehrter Atmung auszugleichen. Mangelnde körperliche Fitness ist dabei kein ausschlaggebender Faktor.
Ursachen von Höhenhirnödem und Höhenlungenödem
Ein Höhenhirnödem kann entstehen, wenn der Sauerstoffmangel länger anhält. Dadurch erhöht sich der Blutfluss im Gehirn und der Hirndruck steigt.
Auch ein Höhenlungenödem ist die Folge des Sauerstoffmangels. Durch diesen verengen sich die Gefäße und der Blutdruck in der Lunge steigt an. Flüssigkeit tritt im Lungengewebe aus, was die Sauerstoffaufnahme weiter verschlechtert.
Risikofaktoren für Höhenkrankheit
Es gibt Aspekte, die das Auftreten einer Bergkrankheit begünstigen:
- ein besonders schneller Aufstieg
- starke körperliche Belastung beim Aufstieg beziehungsweise eine Überanstrengung
- ungewohnte Schlafhöhe
- Flüssigkeitsmangel, wenn viel geschwitzt und/oder zu wenig getrunken wurde
Zudem sind einige Personen besonders anfällig. Dazu gehören:
- Menschen, die sich normalerweise in sehr niedrigen Höhenlagen aufhalten beziehungsweise dort leben
- Frauen, die in der Vergangenheit einen Schwangerschaftsdiabetes hatten
Vorerkrankungen der Lunge wie Asthma bronchiale oder eine chronisch obstruktive Lungenkrankheit (COPD) sind kein Risikofaktor. Allerdings sind Betroffene oft körperlich weniger belastbar, wodurch es bei ihnen unter Umständen leichter zur Überanstrengung kommt.
Diagnose der Höhenkrankheit
Oft sind es typische Symptome (z. B. Kopfschmerzen, Übelkeit) und das Wissen über einen vorangegangenen Aufenthalt in ungewohnt hoch gelegenen Regionen, die auf die Höhenkrankheit hinweisen. Im Zweifel werden zudem folgende ärztliche Untersuchungen durchgeführt:
Ermittlung des Sauerstoffgehalts im Blut, beispielsweise mit einem kleinen Clip an der Fingerkuppe, der Lichtstrahlen aussendet (Pulsoxymetrie)
Abhören der Brust mithilfe eines Stethoskops, wobei eventuell in der Lunge gesammelte Flüssigkeit feststellbar ist, die auf ein Höhenlungenödem hindeutet
Röntgenaufnahme des Brustkorbs und der Lunge bei Verdacht auf ein Höhenlungenödem
Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) des Kopfes, um ein Höhenhirnödem zu diagnostizieren
Höhenkrankheit: Medikamente und weitere Behandlungsoptionen
Die wichtigste Maßnahme für Höhenkranke besteht darin, sich wieder in niedrigere Lagen hinabzubegeben beziehungsweise – wenn nötig – befördern zu lassen. Bei leichteren Symptomen sollten sich Betroffene ausruhen und reichlich trinken. Schmerzmittel mit Wirkstoffen wie Ibuprofen oder Paracetamol können Kopfschmerzen lindern.
Ist die Höhenkrankheit stärker ausgeprägt, bedarf es einer ärztlichen Behandlung. Ärzt*innen können
der betroffenen Person zusätzlichen Sauerstoff über eine Sauerstoffmaske oder einen -schlauch verabreichen
Medikamente geben, etwa mit den Wirkstoffen Dexamethason oder Acetazolamid, welche die Symptome lindern und unter anderem die Sauerstoffaufnahme im Blut verbessern
wenn ein Abtransport in niedrigere Lagen nicht möglich ist und in schweren Fällen eine hyperbare Sauerstofftherapie zur Behandlung nutzen, bei der die Person in einen speziellen Hochdruckbeutel atmet
Bei einem Höhenlungenödem können zudem spezielle Arzneimittel (etwa mit dem Wirkstoff Nifedipin) zum Einsatz kommen, um den erhöhten Blutdruck in der Lunge zu senken.
Verlauf und Prognose: Wann wird die Höhenkrankheit gefährlich?
In den meisten Fällen liegt eine akute Form vor, die nach ein bis zwei Tagen vollständig abklingt. Selten gibt es schwere Verläufe mit einem Höhenhirnödem (HACE) oder einem Höhenlungenödem (HAPE).
Bleiben diese schweren Formen unerkannt und werden nicht frühzeitig behandelt, ist es möglich, dass Betroffene ins Koma fallen. Gleichzeitig ist eine Ateminsuffizienz denkbar. Sowohl HACE als auch HAPE können daher tödlich sein. Eine schnelle medizinische Behandlung ist bei diesen Formen entscheidend.
Höhenkrankheit vorbeugen: Diese Tipps können helfen
Wer einen Gipfel besteigen möchte, sollte sich an ein paar Maßnahmen halten, um eine Höhenkrankheit möglichst zu vermeiden.
Langsamer Aufstieg
Besonders wichtig ist es, nur langsam in höhere Lagen aufzusteigen beziehungsweise hochzufahren – vor allem bei Höhen über 2.500 Metern. Das gilt besonders, wenn geplant ist, in höheren Regionen zu schlafen oder länger zu bleiben. Durch den langsamen Anstieg hat der Körper Zeit, sich an die geringere Sauerstoffmenge zu gewöhnen (Akklimatisierung). Dafür produziert er unter anderem vermehrt rote Blutkörperchen, die für den Sauerstofftransport zuständig sind.
Wie lange der Körper für die Anpassung braucht, ist verschieden. Eine Gewöhnung an Höhen bis zu 2.400 Metern über dem Meeresspiegel ist für die meisten Menschen in kurzer Zeit möglich. Ab 3.000 Höhenmetern dauert die Akklimatisierung oft länger – gegebenenfalls mehrere Tage. Daher sollte ein Aufstieg in solch hohe Lagen möglichst über mehrere Etappen erfolgen.
Medikamente und weitere Maßnahmen zur Vorbeugung
Es gibt spezielle Medikamente (z. B. Acetazolamid oder Dexamethason), die vorab ärztlich verordnet werden können und das Risiko der Bergkrankheit verringern. Wenn ärztlich nicht anders empfohlen, sind die Tabletten ab dem Beginn des Aufstiegs täglich einzunehmen. Außerdem ist es ratsam,
vor allem in höheren Regionen körperliche Anstrengungen möglichst zu verringern, um eine Überlastung zu vermeiden,
pro 1.000 Meter Anstieg mindestens zusätzlich einen Liter Wasser zu trinken und
auf Alkohol und Schlafmittel zu verzichten, um eventuelle Symptome nicht zu überdecken.
Wer bereits einmal eine leichte Form der Bergkrankheit hatte, sollte dies ernst nehmen, auch wenn die Symptome ohne Folgen geblieben sind. Es ist ratsam, künftig in etwas niedrigeren Lagen zu bleiben oder den Anstieg zu verlangsamen.