Frau mit Gebärmuttersenkung sitzt auf Sofa und hält sich Arme vor den Unterleib.
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Gebärmuttersenkung: Symptome, Ursachen und was tun?

Von: Lydia Klöckner (Medizinredakteurin), Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 22.11.2024

Ist der Beckenboden geschwächt, kann es zu einer Gebärmuttersenkung kommen. Diese äußert sich mitunter durch Schmerzen im Unterleib und Probleme beim Wasserlassen. Im weiteren Verlauf drohen zudem eine Scheidensenkung. Erfahren Sie weitere Symptome, wer besonders oft von einer Gebärmuttersenkung betroffen ist und wann eine Operation unausweichlich ist. 

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Fragen und Antworten zum Thema Gebärmuttersenkung

Liegt nur eine leichte Senkung der Gebärmutter vor, verursacht dies meist keine Symptome. Im Verlauf sind Senkungsbeschwerden wie Unterleibsschmerzen, Verdauungs- und Blasenprobleme sowie ein Fremdkörpergefühl in der Scheide möglich.

Eine Gebärmuttersenkung ist äußerlich sichtbar, wenn sich der Gebärmutterhals und die Scheide bereits durch die Scheidenöffnung nach außen gestülpt haben. Dabei handelt es sich um einen Gebärmuttervorfall beziehungsweise Scheidenvorfall. Auch nach einer Gebärmutterentfernung können sich Scheide, Blase oder Darm nach außen stülpen.

Bei einer leichten Gebärmuttersenkung kann bereits Beckenbodentraining helfen. Frauen nach den Wechseljahren erhalten mitunter auch östrogenhaltige Zäpfchen oder Cremes. 

Helfen keine anderen Methoden zur Behandlung und ist die Senkung stark ausgeprägt, kann eine Operation infrage kommen.

Was ist eine Gebärmuttersenkung?

Bei einer Gebärmuttersenkung (Descensus uteri) verlagert sich die Gebärmutter aus ihrer normalen Lage im Becken nach unten. Sinkt die Gebärmutter sehr weit ab, kann der Gebärmutterhals sichtbar werden und aus der Scheide austreten. Auch die Scheide kann absinken und sich durch die Scheidenöffnung stülpen. Im Verlauf ist es zudem möglich, dass Mastdarm und Blase absinken. 

Schätzungen zufolge leiden rund drei Prozent aller Frauen im Verlauf ihres Lebens an einer solchen Organsenkung, die mit Beschwerden verbunden ist. 

Schweregrade der Gebärmuttersenkung: Wann ist sie sichtbar?

Fachleute teilen eine Senkung der Gebärmutter in verschiedene Grade ein: 

  • Grad 1: leichte Absenkung, der Gebärmutterhals sinkt maximal bis zur Mitte der Scheide

  • Grad 2: Gebärmutterhals erreicht den Scheidenausgang

  • Grad 3: Gebärmuttersenkung ist sichtbar, sie ragt bis zu einem Zentimeter aus dem Scheidenausgang (Gebärmuttervorfall)

  • Grad 4: Scheide und Gebärmutter sind zum großen Teil umgestülpt und liegen außerhalb des Scheidenausgangs (Totalprolaps)

Gebärmuttersenkung: Welche Symptome sind Anzeichen?

Meist äußert sich eine Gebärmuttersenkung durch folgende Symptome:

  • ziehende Unterleibsschmerzen
  • Fremdkörpergefühl in der Scheide
  • Druckgefühl im Unterbauch
  • unwillkürlicher Harnverlust (Inkontinenz), insbesondere beim Husten, Niesen, Lachen oder Geschlechtsverkehr (Belastungsinkontinenz)
  • Blasenentleerungsstörungen, etwa vermehrter Harndrang, wobei jedoch nur kleine Mengen Urin entleert werden können (Pollakisurie) und Restharn zurückbleibt
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie)
  • Probleme beim Stuhlgang wie Verstopfung und Völlegefühl des Darms

Wenn vermehrt Resturin in der Blase bleibt, erhöht sich das Risiko für Harnwegsinfekte. Vor allem Frauen nach den Wechseljahren, die häufig unter Blasen- oder Scheidenentzündungen leiden, sollten abklären lassen, ob eine Gebärmuttersenkung für die Symptome verantwortlich ist.

Gebärmuttersenkung: Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursache einer Gebärmuttersenkung ist eine schwache Muskulatur des Beckenbodens und folglich eine Beckenbodensenkung. Normalerweise hält der Beckenboden die Gebärmutter, die Harnblase und die anderen Organe des Beckens in ihrer Position. Der Halteapparat besteht aus mehreren Schichten von Muskeln und Bindegewebe, die an den Knochen des Beckens befestigt sind. Werden die Muskeln und Bänder überdehnt und geschwächt, können die Beckenorgane absinken.

Häufige Ursachen und Risikofaktoren einer solchen Überlastung sind:

  • Schwangerschaften und Geburten (insbesondere komplizierte oder schnell aufeinander folgende Geburten)
  • Übergewicht und Fettleibigkeit
  • schwere körperliche Arbeit
  • chronische Verstopfung
  • chronischer Husten
  • Bindegewebsschwäche
  • erbliche Veranlagung
  • Rauchen
  • Diabetes mellitus

Gebärmuttersenkung: Risiko steigt durch Wechseljahre

Zu einem Vorfall der Gebärmutter oder Scheide kommt es meist erst in den Wechseljahren. Das liegt mitunter daran, dass in den Wechseljahren der Östrogenspiegel sinkt. Östrogen ist ein Hormon, das unter anderem zur Stabilität des Bindegewebes beiträgt. Ein niedriger Östrogenspiegel begünstigt somit eine Beckenbodenschwäche.

Gebärmuttersenkung: Behandlung mit Übungen, Pessar und Operation

Die Behandlung richtet sich danach, wie weit die Gebärmutter und/oder Scheide bereits abgesunken sind und welche Beschwerden vorliegen. In jedem Fall sollten Betroffene Aktivitäten meiden, bei denen Druck auf ihren Beckenboden ausgeübt wird (z. B. Tragen schwerer Gegenstände) und gegebenenfalls Übergewicht abbauen.

Leichte Gebärmuttersenkung: Was tun?

Folgende Maßnahmen können bei einer leichten Senkung zum Einsatz kommen:

  • Beckenbodentraining: Bei einer leichten Senkung der Gebärmutter kann Beckenbodentraining helfen. Dabei trainieren und stärken Betroffene gezielt die Beckenbodenmuskulatur. 

  • Pessar: Das ring- oder würfelförmige Kunststoffgebilde wird in die Scheide eingeführt und stützt die Gebärmutter. Das Pessar kann dazu beitragen, die Senkungsbeschwerden vorübergehend zu lindern. Meist werden Pessare nur dazu eingesetzt, die Zeit bis zur Operation zu überbrücken. Zur Dauertherapie eignen sich diese nur, wenn keine Operation möglich oder erwünscht ist.

  • hormonhaltige Medikamente: Bei Frauen in den Wechseljahren wird oft aufgrund des sinkenden Östrogenspiegels die Scheidenwand dünner. Um daraus resultierende Beschwerden zu behandeln, kann die*der Ärztin*Arzt hormonhaltige Cremes oder Zäpfchen verschreiben.

Gebärmuttersenkung: Wann eine Operation notwendig ist

Bei schweren Formen einer Senkung der Gebärmutter beziehungsweise Scheide raten gynäkologische Fachleute meist zu einer Operation. Es gibt verschiedene Operationsverfahren. Wie genau operiert wird, hängt unter anderem davon ab, welches Organ betroffen ist und welche Beschwerden die Patientin hat. Ziel der Operation ist es, die inneren weiblichen Geschlechtsorgane an ihren ursprünglichen Platz zu bringen.

Damit die Organe nicht erneut absinken, stabilisiert die*der Ärztin*Arzt sie entweder mithilfe von Eigengewebe der Patientin oder mittels eines Kunststoffnetzes, das am Kreuz- oder Steißbein befestigt wird (Scheidenplastik). Wenn die Patientin eine Blasenschwäche hat, kann im Rahmen des Eingriffs zusätzlich eine Schlinge aus Kunststoff um die Harnröhre gelegt werden, um diese zu stützen.

In Einzelfällen kann eine Entfernung der Gebärmutter sinnvoll sein. Die Hysterektomie wird jedoch nur durchgeführt, wenn kein Kinderwunsch besteht und die Vor- und Nachteile gründlich abgewogen wurden.

Wie wird eine Gebärmuttersenkung diagnostiziert?

Wer Beschwerden im Unterbauch verspürt, die auf eine Gebärmuttersenkung hindeuten, sollte sich ärztlich untersuchen lassen. Zunächst werden Fragen zu den genauen Symptomen gestellt (Anamnese). Danach schließt sich eine körperliche Untersuchung an. 

Wenn sich die Gebärmutter stark nach unten verlagert hat, können Ärzt*innen dies oft bereits durch eine Untersuchung der Scheide feststellen. Mitunter werden auch der Enddarm und After abgetastet, um die Lage der anderen Organe im Becken zu überprüfen.

Weitere Untersuchungen können sein:

  • Husten-Stresstest, bei dem überprüft wird, ob Husten einen Abgang von Urin auslöst
  • Ultraschall des Beckenraums
  • Urinprobe, um eine Blasenentzündung auszuschließen

Verlauf und Prognose bei Gebärmuttersenkung

In der Regel kann sich eine leichte Senkung der Gebärmutter wieder von selbst zurückbilden. Ist diese hingegen stark ausgeprägt oder bleibt unbehandelt, verschlimmert sie sich meist. Insbesondere wenn weiterhin Druck auf den Unterbauch ausgeübt wird, etwa durch Heben schwerer Gegenstände, kann die Gebärmutter immer weiter absenken.

Unter Umständen kommt es zu einer Blasenentleerungsstörung und Stuhlinkontinenz, wenn keine Behandlung erfolgt. Eine operative Behandlung ist in der Regel erfolgreich. Dennoch entwickeln manche Betroffene erneut eine Gebärmuttersenkung (Rezidiv).

Mit zunehmenden Beschwerden treten bei einigen Frauen im Verlauf der Gebärmuttersenkung psychische Probleme auf. Diese Belastung kann so stark sein, dass sich betroffene Frauen aus dem sozialen Leben zurückziehen. Um dies zu verhindern, ist es wichtig, Hilfe zu suchen und anzunehmen. Insbesondere Selbsthilfegruppen können hier Unterstützung bieten.

Gebärmuttersenkung: Tipps zum Vorbeugen

Frauen können einer Senkung der Gebärmutter beziehungsweise Scheide vorbeugen, indem sie

  • Übergewicht vermeiden,
  • durch gezielte Übungen ihren Beckenboden trainieren,
  • schweres Heben vermeiden und
  • chronische Verstopfung oder Husten behandeln lassen.

Schwangere Frauen sollten an Schwangerschaftsgymnastik sowie nach der Geburt an Rückbildungskursen teilnehmen, um eine Gebärmuttersenkung zu verhindern.