Frozen Shoulder: Ursachen und Behandlung von Schultersteife
Unter Frozen Shoulder wird eine langwierige Bewegungseinschränkung des Schultergelenks bezeichnet, die mit Schmerzen einhergeht. Neben Erkrankungen wie Diabetes können Verletzungen und Operationen zur Schultersteife führen. Doch nicht immer gibt es eine erkennbare Ursache. Was sollten Betroffene über den Verlauf und die Behandlung der Frozen Shoulder wissen?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Zusammenfassung
- Definition: Bei der Frozen Shoulder führen entzündliche Prozesse und Bindegewebsverwachsungen zu Bewegungseinschränkungen im Schultergelenk.
- Symptome: Neben der Schultersteife treten Schmerzen auf.
- Ursachen: Oft ist kein konkreter Auslöser erkennbar. Verschiedene Grunderkrankungen, etwa Diabetes oder eine Schilddrüsenüberfunktion, erhöhen das Risiko einer Frozen Shoulder. Auch Verletzungen und Operationen können zu einer Schultersteife führen.
- Diagnose: Um die Frozen Shoulder zu diagnostizieren, sind ein ärztliches Gespräch, eine körperliche Untersuchung und ein Röntgenbild nötig. Mitunter kommen MRT oder Ultraschall zum Einsatz.
- Warnsignale: Bei plötzlich auftretenden Schulterschmerzen, die in den Arm ausstrahlen und/oder von Brust- oder Bauchschmerzen, Herzrasen, Kreislaufproblemen, Todesangst, Atemnot, Husten, Übelkeit, Erbrechen und/oder Fieber begleitet werden, ist unverzüglich ärztlicher Rat einzuholen. Diese Symptome deuten nicht auf eine Frozen Shoulder, sondern einen medizinischen Notfall hin.
- Behandlung: Physiotherapie inklusive manueller Therapie, Schmerzmittel und Kortison kommen bei Schultersteife zum Einsatz. Ergänzend ist eine Stoßwellen- oder Laserbehandlung möglich. Eine Operation ist bei der Frozen Shoulder selten notwendig.
- Verlauf: Der Krankheitsverlauf ist langwierig und kann sich über mehrere Jahre hinziehen.
Was ist eine Frozen Shoulder?
Unter einer Frozen Shoulder – auf Deutsch eingefrorene Schulter – verstehen Fachleute einen entzündlichen Prozess im Schultergelenk, der mit Bindegewebsverwachsungen der Gelenkkapsel einhergeht. Die Beweglichkeit der Schulter ist in der Folge eingeschränkt, zudem treten Schmerzen auf. Anders als beim Schulter-Arm-Syndrom liegt die Ursache im Gelenk selbst: Die Beschwerden strahlen also nicht aus einem anderen Bereich in die Schulter aus.
Man unterscheidet die sekundäre Frozen Shoulder, die durch eine zugrundeliegende Erkrankung ausgelöst wird, von der primären Form, bei der die Schultersteife ohne erkennbaren Grund (idiopathisch) auftritt. An letzterer erkranken etwa 2 bis 5 von 100 Personen pro Jahr neu. Hinter etwa einem von zehn Fällen von Schulterschmerzen steckt eine Frozen Shoulder. Erstmals tritt die Erkrankung in der Regel im Alter von 40 bis 60 auf.
Frozen Shoulder: Symptome der Schultersteife
Die Erkrankung lässt sich anhand der Beschwerden in drei Phasen einteilen:
- Phase 1 („freezing“, also Phase des Einfrierens): Es treten zunehmend Schmerzen in der Schulter auf; zunächst vor allem bei Bewegungen, später auch in Ruhe. Die Beweglichkeit der Schulter bist zunächst noch erhalten, nimmt aber ab und es kommt zur Einsteifung.
- Phase 2 („frozen“, also eingefrorene Phase): Unter reduziertem Schmerz bleibt die Bewegungseinschränkung drei Monate bis ein Jahr lang bestehen.
- Phase 3 („thawing“, also Phase des Auftauens): Die Beweglichkeit des Schultergelenks kehrt zurück; die Schmerzen nehmen weiterhin ab. Dies kann fünf Monate bis zwei Jahre dauern.
Da die Beschwerden auch nachts auftreten, wenn die Patient*innen auf dem betroffenen Gelenk liegen, können die Schulterschmerzen die Schlafqualität einschränken.
Bei etwa zwei von zehn Betroffenen tritt die Frozen Shoulder auf beiden Seiten auf; dann aber in der Regel mit einem zeitlichen Abstand von zwei bis fünf Jahren.
Wie entsteht eine Frozen Shoulder?
Zunächst kommt es zu einer Entzündung der Gelenkschleimhaut (Synovitis). Die damit verbundenen Schwellungen führen zur Verengung der Gelenkkapsel und lösen auch die Schulterschmerzen aus. Im weiteren Verlauf entstehen Wucherungen aus Bindegewebe und damit Verklebungen (Adhäsionen) im Gelenk.
Schultersteife kann idiopathisch, also ohne erkennbaren Auslöser auftreten (primäre Frozen Shoulder). Es gibt jedoch Hinweise auf eine genetische Veranlagung. Von einer sekundären Frozen Shoulder ist die Rede, wenn die Erkrankung eine konkrete Ursache hat. Bekannte Auslöser sind:
- Schulterverletzungen (posttraumatische Frozen Shoulder)
- Schulteroperationen
- Autoimmunerkrankungen
- Schilddrüsenüberfunktion
- Diabetes (diabetische Schultersteife)
- erhöhte Blutfettwerte
- Herzinfarkt
- Entfernung der Brustdrüse
Zudem wird ein gehäuftes Auftreten mit dem Morbus Dupuytren beobachtet, der zu Neubildungen von Bindegewebe an den Händen führt.
Kann eine Frozen Shoulder psychische Ursachen haben?
Nach aktuellem Kenntnisstand kann die Frozen Shoulder nicht durch psychische Ursachen ausgelöst werden. Die langwierige Schultersteife, die mit Schmerzen und schlechter Nachtruhe einhergeht, kann sich jedoch negativ auf die Lebensqualität und damit auf die psychische Gesundheit von Betroffenen auswirken.
Wie lässt sich eine Frozen Shoulder feststellen?
Die Diagnose einer Frozen Shoulder erfolgt in der orthopädischen Praxis. Dort finden ein ärztliches Gespräch und eine körperliche Untersuchung statt. Bei Verdacht auf Schultersteife wird zudem ein Röntgenbild angefertigt. Selten kommen zusätzlich eine Magnetresonanztomografie (MRT) oder Ultraschall zum Einsatz.
Akute Schulterschmerzen: Wann sofort ärztliche Hilfe notwendig ist
Neben vergleichsweise harmlosen Erkrankungen wie der Frozen Shoulder können auch schwerwiegende gesundheitliche Probleme Schulterschmerzen auslösen. Diese treten dann in der Regel plötzlich auf. Bei akuten Schulterschmerzen links sowie Schmerzen in der Schulter und im Oberarm auf der linken Seite ist sofort ärztlicher Rat einzuholen. Gleiches gilt, wenn die Schulterschmerzen von einem oder mehreren der folgenden Symptome begleitet werden:
- Schmerzen im Brustkorb
- Atemnot, Husten
- Herzrasen, Kreislaufprobleme
- Todesangst
- Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen
- Fieber
Was tun bei Frozen Shoulder?
Bei der Behandlung der Schultersteife spielen manuelle Therapie und Physiotherapie eine wichtige Rolle. Wichtig ist, dass bei Frozen Shoulder die Übungen ganz sanft und unter professioneller Anleitung ausgeführt werden.
Medikamente gegen Frozen Shoulder
Gegen die Schmerzen können Betroffene sogenannte nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) einnehmen. Dabei handelt es sich um Wirkstoffe wie Ibuprofen und Diclofenac. Sie lindern aber lediglich die Schmerzen und dienen nicht der Heilung. Außerdem können sie bei langfristiger Einnahme das Herz-Kreislauf-System und den Verdauungstrakt belasten. Über mehrere Tage hinweg sollten sie daher nur auf ärztlichen Rat hin eingenommen werden.
Auch Kortison kann gegen die Frozen Shoulder eingesetzt werden, entweder in Tabletten- oder Spritzenform. Handelt es sich jedoch um die diabetische Schultersteife, ist von einer Therapie mit Kortison abzuraten.
Weitere nicht-invasive Behandlungen bei Frozen Shoulder
- Stoßwellentherapie: Druckwellen werden von außen auf die betroffene Schulter gerichtet. Sie sollen Verspannungen lösen und Ablagerungen zerstören. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Behandlungskosten in der Regel nicht, da die Wirkung in Studien bisher nicht einwandfrei nachgewiesen werden konnte.
- Lasertherapie: Hier wird der betroffene Bereich mit einem Laser bestrahlt. Die Behandlung soll Schmerzen lindern, entzündliche Prozesse hemmen und die Heilung beschleunigen. Gesetzlich Versicherte müssen die Behandlung aus dem gleichen Grund wie die Stoßwelle zumeist selbst bezahlen.
Muss eine Frozen Shoulder operiert werden?
In neun von zehn Fällen ist keine Operation notwendig. Ein operativer Eingriff kommt ohnehin erst dann infrage, wenn eine erhaltende (konservative) Therapie über sechs bis neun Monate hinweg erfolglos geblieben ist. Nur bei fortdauernder Schultersteife ist eine minimalinvasive Operation unter Vollnarkose angezeigt, bei der die Verwachsungen gelöst werden.
Wie verläuft eine Frozen Shoulder?
Der Krankheitsverlauf bei einer Frozen Shoulder ist langwierig: Es kann mehrere Monate bis Jahre dauern, bis vollständige Symptomfreiheit erreicht ist.
Ein Fünftel bis ein Drittel der Betroffenen kann auch danach noch unter leichten Schmerzen und/oder Bewegungseinschränkungen leiden. Dass die Erkrankung zurückkommt, ist jedoch unwahrscheinlich. Das geschieht nur bei etwa 2 von 100 Betroffenen.
Frozen Shoulder: Wie lange ist man arbeitsunfähig?
Insbesondere bei körperlichen Tätigkeiten sind die Schmerzen und Schultersteife ein großes Hindernis. Daher können Betroffene für längere Zeit arbeitsunfähig sein.
Kann man der Frozen Shoulder vorbeugen?
Der primären Frozen Shoulder, die ohne erkennbaren Grund auftritt, lässt sich nach heutigem Kenntnisstand nicht vorbeugen. Zur Prävention der sekundären Frozen Shoulder ist es wichtig, rechtzeitig Grunderkrankungen zu behandeln, die einen Risikofaktor darstellen.