Superinfektion nach Erkältung oder Grippe: Symptome und Therapie
Normalerweise ist eine Erkältung nach etwa ein bis zwei Wochen überstanden, eine Grippe kann sich manchmal länger ziehen. Was aber, wenn Symptome wie eine laufende Nase, Hals- oder Kopfschmerzen nicht enden wollen? Dann liegt möglicherweise eine Superinfektion vor. Was genau das ist und warum Antibiotika nötig sein können, erfahren Sie hier.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Superinfektion
Wenn eine Erkältung beispielsweise erst besser und dann wieder schlechter wird, könnte eine Superinfektion vorliegen. Werden Symptome wie Halsschmerzen, Husten oder Schnupfen schlimmer oder kommen neue Beschwerden wie hohes Fieber hinzu, sollte deshalb ärztlicher Rat eingeholt werden.
Die Dauer der Krankschreibung bei einer Superinfektion hängt von Art und Schwere der zweiten Infektion ab. Eine bakterielle Nasennebenhöhlenentzündung heilt in der Regel schneller aus als eine Lungenentzündung. Wie lange Betroffene krankgeschrieben sind, hängt somit vom Krankheitsverlauf ab und wird individuell ärztlich festgelegt.
Ob eine Superinfektion ansteckend ist, hängt vom Erreger ab. Eine bakterielle Bindehautentzündung ist beispielsweise sehr infektiös, eine Zweitinfektion der Haut hingegen weniger ansteckend.
Was ist eine Superinfektion?
Von einer Superinfektion sprechen Fachleute, wenn zusätzlich zu den Viren, die einen Infekt ausgelöst haben, weitere Krankheitserreger den Körper befallen. Beispiele sind etwa Viren eines anderen Stammes. Andere Bezeichnungen für eine Superinfektion sind
- Koinfektion,
- Zweitinfektion,
- Sekundärinfektion oder
- Folgeinfektion.
Bakterielle Superinfektion
Kommt es zu einer zusätzlichen Infektion mit Bakterien, sprechen Fachleute von einer bakteriellen Superinfektion. Häufig zu Superinfektionen führen Bakterien der Gattungen:
- Haemophilus influenzae
- Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae)
- Staphylococcus aureus
- Chlamydia pneumoniae
Interessant: Eine Superinfektion beschränkt sich nicht nur auf Atemwegserkrankungen. Beispielsweise sind auch Superinfektionen bei Hautkrankheiten wie einer atopischen Dermatitis oder im Rahmen eines diabetischen Fußes möglich.
Wie kommt es zu einer Superinfektion?
Das Risiko für eine Superinfektion besteht insbesondere dann, wenn es dem Immunsystem noch nicht gelungen ist, den ersten Infekt einzudämmen und der Körper durch die Erkrankung geschwächt ist. Zu einer bakteriellen Superinfektion kommt es häufig bei viralen Atemwegsinfekten wie einer Erkältung oder einer Grippe. Insbesondere bei einer Grippe ist eine Zweitinfektion der Ohren oder der Lunge häufig.
Die Atemwege sind mit Schleimhäuten ausgekleidet, die eine natürliche Schutzbarriere gegen Eindringlinge bilden. Sind die Schleimhäute jedoch beispielsweise durch eine Erkältung oder Grippe angegriffen, können sich andere Erreger wie Bakterien dort leichter einnisten. Im weiteren Verlauf vermehren sich die Bakterien und verschlimmern eine mögliche Entzündung.
Aus einer Erkältung oder Grippe können sich auf diese Weise etwa eine bakterielle
- Bronchitis,
- Nasennebenhöhlenentzündung,
- Mandelentzündung oder
- Lungenentzündung entwickeln.
Wichtig: Eine Superinfektion kann in seltenen Fällen eine Herzmuskelentzündung oder Hirnhautentzündung (Meningitis) auslösen, die unbehandelt schwere Folgen und Komplikationen haben können. Wer unter Symptomen einer Superinfektion leidet, sollte sich deshalb unbedingt ärztlich untersuchen lassen.
Bakterielle Superinfektion: Mögliche Symptome erkennen
Eine gewöhnliche Grippe dauert normalerweise rund zwei Wochen, Erkältungen klingen meist nach etwa einer Woche ab. Bessern sich die Beschwerden jedoch nicht oder verschlimmern sich sogar, kann das ein Zeichen für eine bakterielle Superinfektion sein.
Weitere mögliche Warnsignale einer bakteriellen Superinfektion sind:
- starke Abgeschlagenheit und Krankheitsgefühl
- gelber Schleim oder grüner Schleim aus der Nase
- Husten mit eitrigem Auswurf
- Nasenbluten
- starke Kopf- und Gesichtsschmerzen
- anhaltendes oder wiederkehrendes Fieber
- weiß-gelblicher Belag auf den Gaumenmandeln
Wichtig: Um eine bakterielle Superinfektion sicher feststellen zu können, muss ein sogenannter PCT-Test durchgeführt werden. Das ist ein Bluttest, mit dem die Konzentration des Entzündungsstoffes Procalcitonin (PCT) ermittelt wird. Bei viralen Infekten steigt der PCT-Wert auf das 10- bis 100-Fache an, im Falle einer bakteriellen Infektion hingegen auf das 1.000- bis 100.000-Fache.
Bakterielle Superinfektion: Wie erfolgt die Behandlung?
Prinzipiell lassen sich Bakterien mit einem Antibiotikum behandeln, weshalb sie bei einer bakteriellen Superinfektion möglicherweise verschrieben werden. Allerdings ist das nicht immer nötig. Häufig heilen beispielsweise bakterielle Entzündungen der Nasennebenhöhlen oder eine bakterielle Bronchitis auch ohne Antibiotika aus.
Anders sieht es bei Patient*innen einer bakteriellen Mandelentzündung oder Lungenentzündung aus. In diesen Fällen verschreiben Ärzt*innen in der Regel Antibiotika. Gegen eine Superinfektion mit einem Virus sind diese Medikamente allerdings wirkungslos.
Hinweis: Antibiotika sollten nur dann verschrieben werden, wenn es tatsächlich notwendig ist. Sonst besteht die Gefahr einer Antibiotikaresistenz. Bei einer erneuten Infektion mit dem Bakterium schlägt eine Antibiotikatherapie dann möglicherweise nicht mehr an.
Betroffene sollten sich ausreichend schonen und den Infekt vollständig auskurieren. Zudem ist es ratsam, auf eine gesunde Ernährung mit viel Vitaminen und ausreichend Flüssigkeit, bestenfalls eineinhalb bis zwei Liter Wasser oder Tee täglich, zu achten.