HER2-Test: Probe aus dem Labor
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HER2-Test bei Brustkrebs: Ablauf, Ergebnisse und Bedeutung

Von: Frederike Rausch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 31.10.2024

Der HER2-Test spielt bei der Diagnose von Brustkrebs eine entscheidende Rolle. Durch ihn lässt sich feststellen, ob Krebszellen eine Überproduktion des HER2-Proteins aufweisen, welches das Wachstum von Tumoren beschleunigen kann. Erfahren Sie, warum der HER2-Test bei Brustkrebs so wichtig ist und wie er durchgeführt wird.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum HER2-Test bei Brustkrebs

Durch den HER2-Test wird bestimmt, ob Brustkrebszellen vermehrt das HER2-Protein auf ihrer Oberfläche haben. Dies beeinflusst die Therapieoptionen, da HER2-positive und HER2-low Tumoren auf spezielle Antikörpertherapien ansprechen.

Der Test wird an Gewebeproben des Tumors durchgeführt, die entweder durch eine Biopsie oder während der Operation entnommen werden.

Bei HER2-positivem Brustkrebs liegen in den Tumorzellen sehr hohe Mengen des Rezeptors HER2 vor. Diese Tumoren wachsen oft schneller und sind aggressiver. Gleichzeit ermöglicht der Status eine zielgerichtete Therapie.

Was ist der HER2-Test?

Durch den HER2-Test wird festgestellt, ob und wie viel HER2-Rezeptoren (humaner epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor 2) auf den Krebszellen vorhanden sind.

HER2-Rezeptoren sind auf allen Zelloberflächen vorhanden. Wachstumsstoffe können daran binden und die Zellen zum Wachsen anregen. Bei Krebszellen kann es sein, dass eine deutlich erhöhte Anzahl der Rezeptoren vorhanden ist. Die Folge ist ein sehr starkes und unkontrolliertes Wachstum.  Das bedeutet: Wenn bei Brustkrebs viele HER2-Proteine vorhanden sind, kann der Krebs oft aggressiver verlaufen und leichter in andere Körperteile streuen. Diese Tumoren nennt man HER2-positiv. 

Wenn im Tumorgewebe keine HER2-Proteine nachgewiesen werden, spricht man von einem HER2-0-Status. Werden hingegen geringe Mengen an HER2-Proteinen gefunden, wird dies als HER2-low-Expression bezeichnet.

Diese Differenzierung ist wichtig für die Therapieauswahl, da bestimmte Behandlungen speziell bei HER2-positiven oder HER2-low-Tumoren eingesetzt werden.

Wie wird der HER2-Test bei Brustkrebs durchgeführt?

Für den HER2-Test wird eine Gewebeprobe des Tumors benötigt. Diese wird entweder durch eine Biopsie oder bei einer Brustoperation entnommen und im Labor untersucht. Es kommen hauptsächlich zwei Methoden zum Nachweis von HER2 zum Einsatz.

Immunhistochemie (IHC)

Um den HER2-Status zu bestimmen, wird zunächst ein Immunhistochemie-Test (IHC) durchgeführt. Dieser Test zeigt, ob die Krebszellen eine übermäßige Menge an HER2-Proteinen auf ihrer Oberfläche produzieren.

Das Ergebnis der IHC wird in Stufen von 0 bis 3+ angegeben:

  • 0 oder 1+: Es gibt nur wenige oder gar keine HER2-Proteine auf den Zellen.
  • 2+: Dies bedeutet, dass das Ergebnis unklar ist. In diesem Fall ist ein weiterer Test, wie der FISH-Test, nötig.
  • 3+: Die Tumorzellen haben viele HER2-Proteine auf ihrer Oberfläche, der Test ist HER2-positiv.

Die IHC-Methode ist eine einfache und oft erste Methode, um zu überprüfen, ob der Tumor HER2-positive Merkmale aufweist. 

Fluoreszenz-In-Situ-Hybridisierung (FISH)

Der FISH-Test (Fluoreszenz-In-Situ-Hybridisierung) ist eine präzisere Methode, um den HER2-Status bei einem uneindeutigen IHC-Ergebnis zu überprüfen. Beim FISH-Test wird nicht das HER2-Protein auf der Zelloberfläche gemessen, sondern untersucht, wie viele HER2-Gene in den Tumorzellen vorhanden sind.  Diese Methode ist genauer als der IHC-Test, dauert jedoch länger (ungefähr sieben bis 14 Werktage).

Ein positives FISH-Ergebnis bestätigt, dass der Tumor auf HER2-basierte Therapien ansprechen könnte. Bei einem negativen Ergebnis müssen andere Behandlungsoptionen in Betracht gezogen werden.

Ein Vorteil des FISH-Tests ist, dass er an bereits konservierten Gewebeproben durchgeführt werden kann. Dies macht es möglich, den Test bei Bedarf zu wiederholen, ohne eine neue Gewebeprobe zu entnehmen.

Wie zuverlässig ist der HER2-Test?

Der HER2-Test ist ein wichtiges Diagnoseinstrument bei Brustkrebs und wird allgemein als zuverlässig angesehen. Doch in bestimmten Fällen kann die Auswertung etwas schwieriger sein.

Bei grenzwertigen Ergebnissen, die weder eindeutig HER2-positiv noch HER2-negativ sind, können die Testergebnisse von verschiedenen Patholog*innen unterschiedlich interpretiert werden. Dies liegt daran, dass die Standardisierung des Tests bei diesen Zwischenergebnissen nicht immer einfach ist. Um das Ergebnis zu bestätigen, wird oft ein zweiter Test, wie der FISH-Test, durchgeführt.

Zudem kann sich der HER2-Status im Verlauf der Krankheit ändern. Daher sollten bei einem Rückfall erneute Tests durchgeführt werden, um den aktuellen HER2-Status zu ermitteln. 

Die Zuverlässigkeit des HER2-Tests kann durch die unterschiedlichen Eigenschaften innerhalb eines Tumors beeinträchtigt werden. Es ist möglich, dass eine Gewebeprobe HER2-positiv ist, während eine andere Stelle des Tumors HER2-negativ getestet wird. Um eine genaue Beurteilung zu erhalten, werden manchmal mehrere Proben oder Tests aus unterschiedlichen Tumorbereichen durchgeführt.