Ein Arzt erklärt einem Patienten ein Untersuchungsergebnis.
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Blasenkrebs (Blasenkarzinom)

Von: Onmeda-Redaktion, Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 20.01.2022

Bei Blasenkrebs (Blasenkarzinom) spielt die Früherkennung eine entscheidende Rolle. Je früher er entdeckt wird, desto besser sind die Heilungschancen.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Blasenkrebs (Blasenkarzinom)

Im Jahr 2014 erkrankten in Deutschland etwa 29.500 Menschen an Blasenkrebs. Männer waren dabei etwa dreimal häufiger betroffen als Frauen. Insgesamt macht Blasenkrebs bei Frauen 1,8 Prozent, bei Männern 4,7 Prozent aller Krebserkrankungen aus.

Blasenkrebs tritt in der Regel erst imhöheren Lebensalter auf. Männer erkranken durchschnittlich im Alter von 74 Jahren, Frauen im Alter von 76 Jahren. Im mittleren oder jungen Erwachsenenalter ist ein Blasenkarzinom selten.

Was ist Blasenkrebs?

Blasenkrebs ist eine bösartige Tumorerkrankung der Harnblase.

Blasenkrebs (Blasenkarzinom): Symptome

Bei Blasenkrebs (Blasenkarzinom) treten anfangs kaum Symptome auf, Falls sich Beschwerden zeigen, sind sie eher allgemeiner Natur. Als erstes Anzeichen findet sich bei Blasenkrebs oft Blut im Urin. Das heißt, der Urin ist rötlich oder bräunlich verfärbt. Schmerzen gehen nicht damit einher.

Auf Blasenkrebs können neben Blut im Urin außerdem weitere Symptome hinweisen, wie zum Beispiel ein verstärkter Harndrang, bei dem man dann auf der Toilette jedoch kaum oder gar kein Wasser lassen muss. Auch ein Druckgefühl auf der Blase ähnlich wie bei einer Blasenentzündung kann ein Anzeichen für Blasenkrebs sein.

In fortgeschrittenen Stadien können bei Blasenkrebs auch Schmerzen auftreten. Schmerzen entstehen ebenfalls, wenn zum Beispiel der Harnleiter – durch ihn fließt der Urin von der Niere zur Blase – oder die Harnröhre durch das Blasenkarzinom verlegt sind. Dann können auch die Nierengegend oder der Rücken wegen der gestauten und/oder entzündeten Niere schmerzen.

Hinweis: Die genannten Symptome sind kein sicheres Anzeichenfür Blasenkrebs. Solche Beschwerden können bei vielen Erkrankungen im Harnblasen- und Nierensystem vorkommen (z.B. einem Harnwegsinfekt wie einer Blasenentzündung). Um sicherzugehen, was genau dahintersteckt, sollte man solche Symptome jedoch ernstnehmen und von einem Arzt abklären lassen.

Blasenkrebs (Blasenkarzinom): Ursachen

Blasenkrebs (Blasenkarzinom) entsteht, wenn Zellen der Harnblase entarten. Das Erbgut hat sich bei ihnen auf eine Weise verändert, die sie dazu bringt, nicht mehr normal zu wachsen, sich zu teilen und nach einer gewissen Zeit abzusterben. Stattdessen beginnen die Zellen, sich unkontrolliert zu teilen – und das ohne programmierten Zelltod. Auf diese Weise können entartete Zellen einen Tumor hervorbringen.

Zur Entstehung von Blasenkrebs können Einflüsse beitragen, die Erbgutveränderungen in den Zellen der Harnblase fördern, wie zum Beispiel Rauchen. Für Blasenkrebs sind verschiedene solcher Risikofaktoren bekannt. Manchmal kann sich Blasenkrebs aber scheinbar auch ohne erkennbare Ursachen entwickeln beziehungsweise ohne, dass bei den Betroffenen bekannte Risikofaktoren im Spiel waren.

Risikofaktoren für Blasenkrebs

Rauchen

Rauchen ist der größte Risikofaktor für Blasenkrebs. Je länger man raucht, desto höher ist das Risiko für Blasenkrebs. Auch Passivrauchen erhöht das Erkrankungsrisiko.

Man geht davon aus, dass etwa jede zweite Blasenkrebs-Erkrankung durch Rauchen entsteht.

Berufsrisiken

Bestimmte chemische Substanzen stehen im Verdacht, Blasenkrebs zu verursachen. Darunter befinden sich auch chemische Stoffe (sog. aromatische Amine), die in der Gummi- oder Anilinindustrie verwendet wurden oder werden (z.B. Beta-Naphthylamin oder Benzidin). Tritt Blasenkrebs infolge eines andauernden Kontaktes mit diesen oder anderen aromatischen Aminen auf, kann er als Berufskrankheit anerkannt werden.

Strahlung

Eine Strahlentherapie der Blasenregion kann das Risiko für Blasenkrebs erhöhen.

Reizungen der Blase

Blasenentzündungen können das Risiko für Blasenkrebs erhöhen, wenn sie schon seit Jahren bestehen und nicht behandelt werden. Eine chronische Blasenentzündung kann zum Beispiel infolge dauerhafter Harnwegsinfekte, durch einen Dauerkatheter oder Blasensteine entstehen. In tropischen Ländern zählen chronische Blasenentzündungen infolge einer Bilharziose zu den wichtigsten Risikofaktoren für das Blasenkarzinom.

Medikamente

Bestimmte Medikamente gelten als Risikofaktor für Blasenkrebs, so beispielsweise Krebsmittel, die den Wirkstoff Cyclophosphamid enthalten. Krebspatienten, die solche Medikamente benötigen, erhalten deshalb gleichzeitig blasenschützende Medikamente.

Auch das Diabetesmittel Pioglitazon kann offenbar Blasenkrebs begünstigen. Seit Juni 2011 darf der Wirkstoff in Deutschland daher nur noch in begründeten Ausnahmefällen zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherungen verordnet werden.

Erbliche Einflüsse

In manchen Familien tritt Blasenkrebs gehäuft. Forscher gehen deshalb davon aus, dass auch die Vererbung eine Rolle bei der Entstehung spielen kann. Hatte ein Elternteil Blasenkrebs, erhöht sich dadurch das Erkrankungsrisiko für die Kinder.

Blasenkrebs (Blasenkarzinom): Diagnose

Besteht aufgrund von Blut im Urin und der Krankengeschichte der Verdacht auf Blasenkrebs (Blasenkarzinom), müssen verschiedene Untersuchungen veranlasst werden, um eine Diagnose zu stellen. Möglicherweise stellt der Arzt auch einige Fragen wie diese:

  • Haben Sie Blut im Urin bemerkt? Wenn ja, seit wann?
  • Haben Sie Schmerzen? Wenn ja, seit wann?
  • Hat sich beim Wasserlassen etwas verändert?
  • Liegen Vorerkrankungen vor (z.B. eine chronische Blasenentzündung oder Nierenerkrankungen)?
  • Bestehen Risikofaktoren für Blasenkrebs (z.B. Rauchen oder beruflicher Kontakt zu bestimmten chemischen Stoffen)?

Im Anschluss nimmt der Arzt gegebenenfalls folgende Untersuchungen vor:

  • Tastuntersuchung von
    • Nierengegend
    • Unterbauch
    • inneren Geschlechtsorganen
  • Ultraschalluntersuchung von
    • unterer Bauchregion
    • Blase
    • Nieren

Mit einem Urin-Teststreifen kann der Arzt feststellen, ob sich (verstecktes) Blut im Urin befindet.

Die wichtigste Untersuchung bei einem Verdacht auf Blasenkrebs ist die Blasenspiegelung (Zystoskopie). Unter örtlicher Betäubung (Gleitmittel mit betäubender Wirkung) schiebt der Arzt vorsichtig einen dünnen, weichen und flexiblen Schlauch (Endoskop) durch die Harnröhre bis in die Harnblase vor.

Eine Blasenspiegelung ist weitgehend schmerzfrei. In manchen Fällen kann sie jedoch auch unangenehm bis leicht schmerzhaft sein. Über in den Schlauch eingebaute optische Instrumente kann der Arzt die Schleimhaut der Harnblase Stück für Stück nach verdächtigen Stellen absuchen. Bei Bedarf entnimmt er mit einer kleinen Zange Gewebeproben (Biopsie).

Ein Gewebespezialist (Pathologe) untersucht diese Proben dann unter dem Mikroskop. Bei der Blasenspiegelung kann der Arzt auch die Mündungen der beiden Harnleiter in die Harnblase sehen. So lässt sich erkennen, ob das Blut eventuell aus einem der beiden Harnleiter kommt. Das würde bedeuten, dass die Blutungsquelle an anderer Stelle beziehungsweise oberhalb der Blase liegt.

Gab es bei den bisherigen Untersuchungen Hinweise auf Blasenkrebs nimmt Arzt unter Umständen eine transurethrale Resektion (TUR) von Blasengewebe vor. Ähnlich wie bei der Blasenspiegelung führt der Arzt hierbei ein Untersuchungsinstrument über die Harnröhre in die Blase ein, um Gewebe zu entnehmen. Der Betroffene ist dabei ganz oder teilweise in Narkose. Wird dabei ein Blasenkarzinom erkannt, kann es je nach Größe auch gleich mit entfernt werden.

Eine mikroskopische Untersuchung des Harns auf bösartige Zellen, die sogenannte Urinzytologie, kann bei Blasenkrebs zur Diagnose beitragen. Diese erfolgt, wenn die Blasenspiegelung den Verdacht auf eine Vorstufe eines oberflächlichen Blasenkarzinoms ergibt.

Ergibt die Blasenspiegelung den Verdacht auf Blasenkrebs, schließt sich gegebenenfalls eine Röntgenuntersuchung der Harnwege mit Kontrastmittel an (Urographie). Das dabei entstehende Röntgenbild heißt Ausscheidungsurogramm und stellt die ableitenden Harnwege dar. Dazu gehören:

  • Nierenbecken
  • Harnleiter
  • Harnblase
  • Harnröhre

In manchen Fällen kommen ergänzend Untersuchungen mittels Computertomographie (CT) oder Kernspintomographie (MRT) zum Einsatz. Sie ermöglichen es, die genaue Ausbreitung des Blasenkarzinoms im Beckenbereich zu beurteilen.

Ist der Blasenkrebs weiter fortgeschritten und bereits in die Muskelschicht der Harnblase oder in benachbarte Organe eingewachsen, erhöht dies die Wahrscheinlichkeit, dass er Tochtergeschwulste (Metastasen) bildet. Solche Metastasen finden sich dann vor allem in Lunge, Leber oder Skelett (Knochenmetastasen). Eine Röntgenuntersuchung der Lungen, eine Ultraschalluntersuchung der Leber und eine sogenannte Skelett- oder Knochenszintigraphie können zeigen, ob es dort solche Tochtergeschwulste gibt.

Liegt Blasenkrebs vor, wird ein Gewebespezialist mithilfe des Mikroskops untersuchen, aus welchen Zelltyp der Tumor hervorgegangen ist. In der Mehrzahl der Fälle entwickelt sich Blasenkrebs aus speziellen Schleimhautzellen der Blase, den sogenannten Übergangszellen (auch Urothel genannt). Diese Zellen kleiden die Harnblase von innen aus und bilden gewissermaßen die Innenhaut der Blase. Krebs, der aus diesen Zellen entsteht, heißt ÜbergangszellkarzinomoderUrothelkarzinom.

Sehr viel seltener bildet sich das Blasenkarzinom aus anderen Zelltypen (z.B. Plattenepithel- oder Drüsenzellen). Es handelt sich dann entsprechend um ein Plattenepithelkarzinom oder Adenokarzinom (griech. aden = Drüse).

Je nach Tumorwachstum unterscheidet man zwischen oberflächlichem und ins Gewebe einwachsendem, muskelinvasiven Blasenkrebs. Die einwachsende Form erreicht die unter den Übergangszellen gelegene Muskelschicht der Harnblase und kann sich im weiteren Verlauf auf Nachbarorgane (beim Mann z.B. Prostata, bei der Frau z.B. Gebärmutter) ausbreiten.

Blasenkrebs-Schnelltest: Wie verlässlich ist der NMP22-Test?

Der NMP22-Test soll als Blasenkrebs-Schnelltest mithilfe einer Urinprobe zeigen, ob dort Substanzen vorkommen, die auf Blasenkrebs hindeuten. Dieser Schnelltest wird in manchen Arztpraxen als IGeL-Leistung angeboten. Die Kosten hierfür (ca. 31 bis 41 Euro, inklusive Beratungsgespräch) werden also nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, sondern müssen selbst getragen werden.

Laut IGeL-Monitor ist die Aussagekraft und Verlässlichkeit des NMP22-Tests jedoch fraglich und der Test damit negativ zu bewerten. Die bisher vorliegenden Studien zur Wirksamkeit reichen laut IGeL-Monitor nicht aus, um einen Nutzen dieses Schnelltests erkennen zu lassen. Es besteht die Gefahr, damit Blasenkrebs zu übersehen oder fälschlicherweise festzustellen.

Blasenkrebs (Blasenkarzinom): Behandlung

Bei Blasenkrebs (Blasenkarzinom) richtet sich die Behandlung danach,

  • welche Tumorart vorliegt,
  • wo das Blasenkarzinom sitzt,
  • welches Stadium besteht bzw. ob das Blasenkarzinom oberflächlich oder in die Blasenmuskulatur eingewachsen ist und
  • ob sich der Blasenkrebs bereits ausgebreitet hat.

Oberflächliche Blasenkarzinome (nicht-muskelinvasive Blasenkarzinome)

Etwa 75 Prozent aller Blasenkarzinome werden in einem frühen, oberflächlichen Stadium entdeckt. Diese haben meist gute Aussichten auf Heilung. Mediziner unterscheiden an der Schleimhaut der Harnblase (Urothel) zwei Formen der oberflächlichen Blasenkarzinome:

  • papillenartige(papilläre) Neubildungen und
  • flächenhafte Neubildungen.

Bei einem oberflächlichen Blasenkarzinom beschränkt sich der Krebs auf die innerste Schicht der Blasenwand. Er dringt nichtbis zur Muskulatur vor, die unter der Schleimhaut und dem Bindegewebe liegt. Er ist also nicht muskelinvasiv.

Bei diesem Blasenkrebs-Stadium genügt als Therapie eine relativ kleine, sehr schonende endoskopische Operation. Diese erfolgt im Rahmen einer Art Blasenspiegelung: der sogenannten transurethrale Resektion (TUR) von Blasengewebe.

Bei der TUR führt der Urologe unter Teil- oder Vollnarkose vorsichtig ein starres Rohr über die Harnröhre in die Harnblase ein. Durch das dünne Rohr kann er feine Operationsinstrumente wie eine stromführende Schlinge vorschieben. Mit deren Hilfe entfernt er auffälliges beziehungsweise erkranktes Gewebe, indem er den oberflächlichen Tumor schichtweiseabträgt. Zudem entnimmt er Gewebeproben (Biopsien), die ein Spezialist unter anderem daraufhin untersucht, bis in welche Schicht der Tumor vorgedrungen ist.

Bestimmte feingewebliche Befunde machen es nötig, dass in einem etwa ein- bis sechswöchigen Abstand zur ersten TUR ein zweiter Eingriff folgt, bei dem der Urologe erneut Gewebe entnimmt. Dies ermöglicht dem Arzt, gegebenenfalls während des ersten Eingriffs nicht entfernte bösartige Bereiche zu entdecken und zu entfernen.

Um zu vermeiden, dass Blasenkrebs erneut auftritt, schließt der Arzt bei bestimmten Tumoren unmittelbar nach der TUR eine örtliche(sog. topische oder lokale)Chemotherapie an. Über einen Blasenkatheter bringt er Medikamente in die Harnblase ein, wo sie für kurze Zeit verbleiben. Diese sogenannte Instillationstherapie erfolgt mit Wirkstoffen aus der Gruppe der Krebsmittel (Zytostatika) wie Mitomycin, Doxorubicin und Epirubicin. Die Medikamente wirken nur im Inneren der Blase. Andere Organe betreffende Nebenwirkungen der Chemotherapie wie etwa Übelkeit, Erbrechen oder Haarausfall bleiben daher aus.

Eine weitere, ergänzende Behandlung bei Blasenkrebs ist die Immuntherapie mit dem Impfstoff BCG (Bacillus Calmette-Guérin), der wahrscheinlich die Immunabwehr in der Blase steigert. Im Falle eines Carcinoma in situ schließt sich immer eine Immuntherapie an die TUR an, da hier das Rückfallrisiko hoch ist. Sie erfolgt mit etwas Abstand zum ersten Eingriff und wiederholt sich dann wöchentlich für einige Zeit. Es kann hierbei zu Nebenwirkungen kommen.

Nach der Therapie oberflächlicher Blasenkarzinome sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Arzt (zu Beginn alle drei Monate) sehr wichtig. Denn diese neigen dazu, erneut aufzutreten (Rezidiv).

Infiltrierende bzw. fortgeschrittene Blasenkarzinome (muskelinvasive Blasenkarzinome)

Wenn das Blasenkarzinom bereits in die Muskulatur der Blasenwand einwächst, sprechen Mediziner von infiltrierendem oder muskelinvasivem Blasenkrebs. Die Standardbehandlung eines auf die Blase begrenzten Tumors sieht die operative Entfernung der Harnblase sowie der Lymphknoten des Beckens vor: die sogenannte radikale Zystektomie

Beim Mann entfernt der Urologe außerdem

  • die Vorsteherdrüse (Prostata) sowie
  • die Samenblasen (hierbei werden auch die Samenleiter durchtrennt).

Der Mann ist nach diesem Eingriff nicht mehr zeugungsfähig. Je nach Operationsverfahren können Erektionsstörungen (erektile Dysfunktion) auftreten, die sich in vielen Fällen mit Medikamenten, einer Vakuumpumpe oder Schwellkörperimplantaten gut behandeln lassen.

Bei derFrau entfernt der Arzt neben der Harnblase auch

Dieser Eingriff hat körperliche und häufig auch psychische Auswirkungen, da diese Organe für das Selbstverständnis vieler Frauen sehr bedeutsam sind. Nach der Entfernung der Gebärmutter können betroffene Frauen keine Kinder mehr bekommen. Da die meisten Frauen eher in fortgeschrittenem Alter an Blasenkrebs erkranken, spielt die Fortpflanzungsfähigkeit in der Regel jedoch keine Rolle mehr. Darüber hinaus führen die fehlenden Eierstöcke bei jüngeren Patientinnen, die noch nicht in den Wechseljahren (Klimakterium) waren, zu Änderungen im Hormonhaushalt. Sollten Beschwerden und Fragen aufkommen, empfiehlt es sich, diese auch mit einem Frauenarzt zu besprechen.

Blasenersatz und Harnableitung

Die entfernte Harnblase muss ersetzt werden, damit der Urin sich in einer künstlich geschaffenen "Ersatzblase" sammeln kann oder auf direktem Wege abgeleitet wird. Es gibt folgende Möglichkeiten, die sich in sogenannte kontinente und inkontinente Harnableitungen gliedern:

Kontinente ("dichte") Harnableitungen

  • Neoblase: Ersatzblase aus Schlingen des Dünndarms (Ileum)
  • Pouch: Harnreservoir aus Dünn- oder Dickdarm mit dichter Öffnung zur Bauchdecke (Stoma)
  • Einpflanzung der Harnleiter in den Mastdarm: Harnableitung in den Mastdarm, kontrolliertes Absetzen des Harns über den After

Bei der Ersatzblase (Neoblase) verbindet der Operateur ein vom restlichen Dünndarm entkoppeltes Stück Darm mit den beiden Harnleitern und mit der Harnröhre. Die Harnleiter transportieren normalerweise den Urin von den Nieren in die Blase. Die Harnröhre leitet den Urin beim Mann über den Penis und bei der Frau über die Mündung der Harnröhre im Bereich der Vulva nach außen. Das so geschaffene innere Darmreservoir ermöglicht ein nahezu natürliches Wasserlassen nach einer Blasenkrebs-Operation. In manchen Fällen muss der Betroffene die Darmersatzblase über einen Katheter entleeren (mehrmals täglich und einmal nachts). Beckenbodengymnastik hilft, die Kontrolle über das Wasserlassen wiederzuerlangen oder zu verbessern und Harnträufeln (Inkontinenz) zu vermeiden.

Kommt eine Ersatzblase nicht als Harnreservoir infrage, ist ein sogenannter Pouch eine weitere kontinente Methode. Hierbei handelt es sich um ein Reservoir, dass der Operateur aus einer "stillgelegten" Schlinge des Dünndarms oder Dickdarms bildet. Er schließt die Harnleiter an dieses Darmstück an und schafft eine direkte Öffnung zur Bauchdecke, ein sogenanntes Stoma. Das Stoma schließt dicht ab und arbeitet wie ein Ventil, sodass nicht unwillkürlich Urin aus dem Reservoir nach außen entweichen kann. Mit einem Katheter kann der Betroffene den gespeicherten Urin über das Stoma entleeren.

Die Einpflanzung der Harnleiter in den Mastdarm (letzter Teil des Dickdarms) stellt die dritte Möglichkeit der kontinenten Harnableitung nach einer Blasenkrebs-OP dar. Im Mastdarm mischt sich der Urin mit dem Stuhl und der Betroffene kann ihn willkürlich über den After absetzen (Kontrolle über den Schließmuskel).

Alle drei Alternativen sind nur dann sinnvoll, wenn die Nieren gut arbeiten, da die lange Kontaktzeit des Urins mit dem Darmgewebe dazu führt, dass bestimmte Stoffe zurück ins Blut gelangen, welche die Nieren dann wieder filtern müssen.

Inkontinente Harnableitungen

Harnleiter-Hautfistel: Hierbei näht man die beiden Harnleiter in die Bauchdecke ein und klebt über die Öffnung (Stoma) einen Sammelbeutel (Stomabeutel). Der Urin tröpfelt fortwährend in den Beutel hinein.

Ileum-Conduit: Beim Ileum-Conduit schafft der Chirurg einen künstlichen Harnausgang aus Teilen des Dünndarms, der auch Harnleiterfistel genannt wird. Die Harnleiter enden also in einem kurzen Dünndarmstück (dem Krummdarm, auch Ileum genannt), das wiederum direkt mit der Bauchdecke verbunden ist und dort in eine Öffnung (Stoma) mündet. Auch bei der Harnleiterfistel ist das Stoma inkontinent. Das heißt, es fließt kontinuierlich Urin über die Öffnung in einen Sammelbeutel, der von außen auf dem Stoma aufklebt.

Strahlentherapie und Chemotherapie

Ist eine radikale Harnblasenentfernung bei Blasenkrebs (Blasenkarzinom) nicht möglich oder lehnen die Betroffenen diese ab, können sie mit einer Strahlentherapie (Radiotherapie) behandelt werden. In der Regel kombiniert der Arzt die Bestrahlung mit einer Chemotherapie (sog. Radiochemotherapie).

Zuvor sollte der Arzt das Blasenkarzinom möglichst im Zuge einer speziellen Form der Blasenspiegelung (TUR, transurethrale Resektion) komplett entfernen. Ein Vorteil dieser Methode ist, dass die Blase erhalten bleibt. Eine möglichst genaue Planung der Behandlung schont das umliegende, gesunde Gewebe – die Risiken einer Strahlenbehandlung sind gering.

Sollte nach der Behandlung ein Tumorrest verbleiben oder der Blasenkrebs erneut auftreten, wird der Arzt dem Betroffenen das weitere Vorgehen erläutern und unter Umständen eine Blasenkrebs-Operation vorschlagen.

Bei fortgeschrittenem Blasenkrebs, der über die Muskelschicht hinausgewachsen ist und in manchen Fällen bereits benachbarte Organe erreicht hat (sog. T3- und T4-Stadium), kann eine auf den gesamten Körper wirkende Chemotherapie erforderlich sein. Hierbei kommen zwei Therapie-Varianten kommen infrage. In beiden Fällen gelangen die Krebsmittel (Zytostatika), die bei der Chemotherapie zum Einsatz kommen, durch eine Infusion über den Blutstrom zu den bösartigen Zellen im Gebiet der Blase oder den Organen, wo sich Tochtergeschwulste (Metastasen) befinden. Dort töten die Wirkstoffe die Krebszellen ab.

  • Gibt der Arzt die Blasenkrebs-Medikamente vor der Operation, handelt es sich um eine neoadjuvante Chemotherapie. Ihr Ziel ist es, den Tumor zu verkleinern und damit die Operation zu vereinfachen oder überhaupt erst zu ermöglichen.
  • Erfolgt die Therapie nach der Operation, bezeichnet man das als adjuvante Chemotherapie. Diese eignet sich bei bestimmten Tumorstadien (Lymphknotenbefall im Becken und/oder Tumorwachstum über die Blasenwand hinaus) und soll helfen, das Risiko für Tochtergeschwulste zu mindern. Die adjuvante Chemotherapie beginnt in der Regel innerhalb der ersten zwölf Wochen nach der Blasenkrebs-Operation.

Sind bereits Fernmetastasen vorhanden (z.B. in Knochen, Leber oder Lunge), ist die Chemotherapie oft die einzige Therapiemöglichkeit, um die Überlebenszeit zu verlängern und die Lebensqualitätdes Betroffenen zu bessern. Zwar geht eine Chemotherapie mit Nebenwirkungen einher, diese lassen sich aber heutzutage gut beherrschen. Mögliche Medikamente beziehungsweise Wirkstoffe, die bei der Chemotherapie zur Anwendung kommen, sind beispielsweise:

Blasenkrebs (Blasenkarzinom): Verlauf

Bei Blasenkrebs (Blasenkarzinom) sind Verlauf und Prognose umso besser, je früher der Tumor erkannt wird. In den meisten Fällen (etwa 75 Prozent) wird Blasenkrebs in sehr frühen Stadien (Tumorstadium pTa, T1 oder Carcinoma in situ) entdeckt. Es handelt sich dann um oberflächlichen Blasenkrebs, der papillenartig oder flach wachsen kann. Diese Form ist in den meisten Fällen heilbar.

Entfernt der Arzt den Blasenkrebs im Zuge einer speziellen Blasenspiegelung (TUR, transurethrale Resektion), so tritt im Verlauf der folgenden fünf Jahre in vielen Fällen erneut ein Blasenkarzinom auf. Deshalb ist eine regelmäßige Nachkontrolle sehr wichtig. Meist lässt sich durch den wiederholten Eingriff das oberflächliche Blasenkarzinom langfristig gut therapieren. Eine anschließende örtliche Chemotherapieoder Immuntherapie (sog. Instillation) senkt die Wahrscheinlichkeit, dass der Blasenkrebs wieder auftritt, um bis zu 20 Prozent.

Etwa jeder vierte Blasenkrebs-Patient weist schon zu Beginn oder im weiteren Verlauf einer oberflächlichen Tumorerkrankung ein Blasenkarzinom in einem höheren Stadium auf. Dann muss der Arzt die Blase komplett entfernen oder eine kombinierte Strahlenchemotherapie im Anschluss an eine TUR durchführen.

Blasenkarzinome, die muskelinvasiv wachsen, also bereits die Muskelschicht der Blasenwand erreicht haben, kann der Arzt in der Regel nicht im Rahmen einer TUR behandeln. Hier erfolgt eine offene Operation, bei der die Blase und die bei Mann und Frau unterschiedlichen angrenzenden Organe (wie Prostata oder Gebärmutter) entfernt werden.

Blasenkrebs (Blasenkarzinom): Lebenserwartung

Bei Blasenkrebs (Blasenkarzinom) hängt die Lebenserwartung neben anderen Faktoren vor allem davon ab, welches Krebsstadium vorliegt und davon ob und wie die Erkrankung behandelt wird. Bei fortgeschrittenem, muskelinvasivem Blasenkrebs ist zudem ein ganz entscheidender Faktor, ob das Blasenkarzinom bereits Absiedlungen in Organen wie Leber, Lunge oder Knochen gebildet hat (sog. Fernmetastasen).

Ohne Fernmetastasen und mit Harnblasenentfernung (weil der Tumor muskelinvasiv war) leben nach fünf Jahren nach der Behandlung statistisch gesehen noch etwa acht von zehn Betroffenen. Waren bereits Lymphknoten befallen, ist die Lebenserwartung niedriger: Fünf Jahre nach der Behandlung leben noch etwa zwei von zehn Betroffenen.

Da sich eine Krebserkrankung nicht bei jedem Menschen gleich entwickelt, sind allgemeingültige Aussagen zum weiteren Verlauf von Blasenkrebs und zur Lebenserwartung jedoch kaum möglich.

Blasenkrebs (Blasenkarzinom): Vorbeugen

Blasenkrebs (Blasenkarzinom) können Sie indirekt vorbeugen, indem Sie mögliche Risikofaktoren verringern beziehungsweise meiden:

  • Rauchen Sie nichtRauchen. Etwa jeder zweite Fall von Blasenkrebs entsteht wahrscheinlich durch Rauchen.
  • Achten Sie darauf, sich bei beruflich bedingtem häufigem Kontakt mit aromatischen Aminen (z.B. Anilin) entsprechend zu schützen.
  • Lassen Sie eine chronische Blasenentzündung behandeln, da sie ein Risikofaktor für ein Blasenkarzinom sein kann.
  • Verzichten Sie in tropischen und subtropischen Ländern auf das Baden in Seen und Flüssen. Auf diese Weise besteht keine Gefahr, sich mit sogenannten Schistosomen, den Erregern der Bilharziose, anzustecken. Besteht diese Erkrankung über viele Jahre und bleibt unbehandelt, steigt das Risiko für Blasenkrebs.

Nach einer Blasenkrebs-Behandlung sollten Sie sich nach Absprache mit dem Arzt regelmäßig, zunächst meist vierteljährlich, im Rahmen einer Nachsorge untersuchen lassen. Das ermöglicht es, ein Wiederauftreten des Tumors (Rezidiv) oder Komplikationen durch die Harnableitung frühzeitig zu erkennen und wirksam zu behandeln.