Trachom: Ein Arzt untersucht die Augen eines Kindes.
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Trachom: Chlamydieninfektion des Auges

Von: Dr. med. univ. Lisa Raberger (Medizinautorin und Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 06.11.2024

Das Trachom ist eine durch Chlamydia trachomatis ausgelöste Augeninfektion, die unbehandelt zur Erblindung führen kann. Sie betrifft weltweit Millionen Menschen und verursacht Beschwerden wie Bindehautentzündungen, Vernarbungen des Augenlids und Hornhautschäden. Erfahren Sie, wie eine frühzeitige Behandlung das Fortschreiten der Krankheit stoppen kann.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Trachom

Ja, ein Trachom ist bei frühzeitiger Therapie heilbar. Eine Behandlung mit Antibiotika kann die Infektion beseitigen und das Fortschreiten der Erkrankung verhindern. In manchen Fällen können chirurgische Eingriffe notwendig sein, um dauerhafte Sehschäden zu vermeiden.

Chlamydien können durch direkten Kontakt mit kontaminiertem Sekret ins Auge gelangen (Schmierinfektion). Dies kann passieren, wenn man mit den Händen oder Gegenständen wie Handtüchern oder Kleidung, die mit diesen Sekreten in Kontakt waren, das Auge berührt. Auch Fliegen können Sekrete übertragen, wenn sie auf kontaminierten Oberflächen landen und dann das Auge berühren.

Die Augenkrankheit ist weltweit die zweithäufigste infektiöse Ursache für Erblindung. Es sind etwa 1,9 Millionen Menschen aufgrund eines Trachoms erblindet oder sehbehindert. 

Was ist ein Trachom?

Das Trachom, auch Körnerkrankheit genannt, ist eine Erkrankung des Auges, die durch das Bakterium Chlamydia trachomatis verursacht wird. Verbreitet ist das Trachom vorrangig in tropischen Ländern mit geringen hygienischen Möglichkeiten. Besonders betroffen sind ländliche und arme Regionen in Afrika, Asien, dem Nahen Osten sowie in Teilen von Zentral- und Südamerika. In Europa gilt das Trachom als ausgerottet. Ohne Behandlung kann die Infektion die Sehkraft stark reduzieren und ist nach dem Grauen Star die zweithäufigste Ursache für Erblindung.

Symptome eines Trachoms

Nach der Ansteckung dauert es meist ein bis drei Wochen, bis sich erste Symptome zeigen (Inkubationszeit). In einer frühen Phase kommt es meist zunächst zu einer Entzündung der Bindehaut mit folgenden möglichen Symptomen:

  • Lichtscheu
  • brennendes Auge
  • Tränenfluss
  • Sekretbildung
  • Fremdkörpergefühl im Auge 

Im Spätstadium kann es zu Schwellungen und Vernarbungen des Augenlids kommen. Vernarbungen können das Gewebe des Augenlids schrumpfen lassen, wodurch die Wimpern nach innen ausgerichtet sind (Trichiasis). Diese ständige Reizung kann die Hornhaut schädigen, Sehstörungen hervorrufen und zur Erblindung führen. Eine zusätzliche Infektion mit Bakterien (bakterielle Superinfektion) kann die Entzündung verschlimmern.

Welche Ursachen hat ein Trachom? 

Das Trachom wird durch das Bakterium Chlamydia trachomatis verursacht. Der Erreger wird hauptsächlich durch den direkten Kontakt mit infektiösem Augensekret, vor allem über die Hände, übertragen. Wenn Betroffene sich zum Beispiel die Augen reiben und anschließend jemandem die Hand geben, können die Erreger auf die Hand der gesunden Person gelangen. Fasst sich diese Person dann ins Auge, können die Chlamydien das Auge infizieren und ein Trachom auslösen. Auch Fliegen, die mit dem Sekret in Berührung kommen, können das Trachom verbreiten.

Folgende Umweltfaktoren können die Verbreitung beeinflussen: 

  • mangelnde Hygiene: Wenn Menschen keine Möglichkeit haben, sich regelmäßig die Hände oder das Gesicht zu waschen, fördert dies die Verbreitung von Erregern.

  • überfüllte Haushalte: Leben viele Menschen auf engem Raum zusammen, können sich Infektionen leichter ausbreiten.

  • eingeschränkter Zugang zu sauberem Wasser: Wenn nicht ausreichend sauberes Wasser für grundlegende Bedürfnisse, wie Waschen, Kochen oder Trinken zur Verfügung steht, erhöht dies das Risiko von Infektionen.

  • unzureichende sanitäre Einrichtungen: Ein Mangel von Toiletten oder funktionierenden Abwassersystemen begünstigt die Verbreitung von Krankheitserregern.

Wie wird ein Trachom diagnostiziert?

Die Diagnose des Trachoms erfolgt neben einer klinischen Untersuchung durch Labortests, wie Abstriche oder andere Verfahren zum Nachweis des Erregers. Zudem kontrolliert die*der Ärztin*Arzt das Innere des Oberlids, um nach typischen Anzeichen wie Follikeln (kleinen Knötchen) und Narben zu suchen. Diese Untersuchung kann durch das Hochklappen des Oberlids durchgeführt werden. In fortgeschrittenen Fällen können eingewachsene Wimpern und Hornhauttrübung auf die Erkrankung hindeuten.

Trachom: Wie erfolgt die Behandlung?

Die Behandlung eines Trachoms kann mithilfe von Antibiotika erfolgen und dauert meist etwa drei Wochen. 

Ist das Augenlid bereits verändert oder reizen nach innen gekehrte Wimpern das Auge, können chirurgische Maßnahmen notwendig sein. 

Zusätzlich sollte das Gesicht sauber gehalten und, wenn möglich, die Wasser- und Hygieneversorgung zu Hause verbessert werden.

Trachom: Verlauf und Prognose

Ein Trachom ist gut behandelbar und kann bei frühzeitiger Therapie vollständig abheilen. Ohne Behandlung kann es jedoch zu Komplikationen führen, die das Sehvermögen beeinträchtigen. Obwohl die Infektion häufig im Kindesalter auftritt, kommt es in der Regel erst zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr zu Sehstörungen. Frauen erblinden etwa viermal häufiger als Männer, vermutlich weil sie aufgrund des engen Kontakts mit Kindern häufiger dem Erreger ausgesetzt sind. Ist eine Person bereits durch ein Trachom erblindet, lässt sich dies nicht mehr rückgängig machen.

Lässt sich einem Trachom vorbeugen?

Die Vorbeugung des Trachoms hängt eng mit den hygienischen Voraussetzungen betroffener (endemischer) Länder zusammen. Die Versorgung mit fließendem Wasser und Körperhygiene spielen eine wichtige Rolle. Auch die Bekämpfung von Fliegen wird in manchen Ländern vorbeugend durchgeführt. Da vor allem Kinder von Chlamydien betroffen sind, sind sie die größte Zielgruppe für vorbeugende Maßnahmen.