Augengrippe: Hochansteckende Infektion mit Adenoviren
Eine Augengrippe ist eine Erkrankung der Binde- und Hornhaut des Auges, die durch Adenoviren verursacht wird, sich schnell verbreitet und sich nur schwer behandeln lässt. Welche Symptome sie verursacht, wie lange sie ansteckend ist und was man dagegen tun kann.
Augengrippe: Was ist das?
Augengrippe ist die umgangssprachliche Bezeichnung für eine meldepflichtige Viruserkrankung der Augen, die in der Fachsprache Keratokonjunktivitis epidemica oder auch Adenovirus-Konjunktivitis heißt.
Mit einer echten Grippe (Influenza) hat die Augengrippe wenig zu tun. Vermutlich wird sie so genannt, weil sie sich ebenso wie die Influenza schnell verbreitet und mitunter auch Atemwegssymptome hervorruft. Die Augengrippe kommt zu jeder Jahreszeit vor und breitet sich mitunter epidemieartig in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen oder Seniorenheimen aus.
Die Krankheitserreger – Adenoviren – werden über Körperflüssigkeiten wie Augensekret übertragen und sind äußerst umweltbeständig. Sie können beispielsweise auf Türklinken oder Handtüchern überleben und sind unter Umständen über Wochen hinweg infektiös. Hygiene ist darum besonders wichtig, um eine Übertragung der Krankheit einzudämmen.
Problematisch ist, dass die Inkubationszeit, also die Zeit von der Ansteckung bis zum Auftreten der ersten Symptome, mit fünf bis zwölf Tagen recht lang ist. So können Betroffene das Virus weitergeben, bevor sie etwas von ihrer Erkrankung ahnen.
Augengrippe: Typische Symptome, Dauer und Verlauf
Die Symptome einer Augengrippe ähneln zunächst denen einer Bindehautentzündung:
- Fremdkörpergefühl im Auge
- Schwellung und Rötung der Bindehaut
- tränende Augen
- Juckreiz im Auge
Meist beginnen die Symptome einseitig, weiten sich jedoch innerhalb von etwa einer Woche auf das andere Auge aus. Bei einer Augengrippe handelt es sich um eine schwere und hochansteckende Form der Bindehautentzündung, die außerdem
- schmerzende Augen,
- ein allgemeines Krankheitsgefühl,
- eine Trübung der Hornhaut,
- Sehschwäche,
- Lichtempfindlichkeit
- und ein Anschwellen der vor den Ohren liegenden Lymphknoten
zur Folge haben kann.
Häufig gehen den oben genannten Krankheitsanzeichen unspezifische Symptome voraus, zum Beispiel:
- Fieber
- Erkältungssymptome (Halsschmerzen, Schnupfen, Husten)
- Übelkeit
- Erbrechen
- Durchfall
- Muskelschmerzen
Wie lange dauert eine Augengrippe und wie verläuft sie?
Die Symptome der Augengrippe können insgesamt etwa zwei bis sechs Wochen anhalten. Man unterscheidet zwischen der
- akuten und der
- chronischen Phase.
Die akute Phase dauert etwa sieben bis zwölf Tage. Ein bis zwei Wochen nach Beginn der Symptome beginnt die chronische Phase, die durch punktförmige Trübungen auf der Hornhaut des Auges (sogenannte Nummuli) gekennzeichnet ist. Diese lösen sich dann nach und nach auf.
Die Infektion heilt in der Regel von selbst wieder vollständig und folgenlos ab. In seltenen Fällen können Nummuli jedoch bis zu zwei Jahre lang bestehen bleiben. Sehr selten bleibt das Sehvermögen dauerhaft beeinträchtigt. Bei manchen Betroffenen bleiben trockene Augen zurück, die weiterhin behandelt werden müssen.
Adenoviren als Auslöser der Augengrippe
Auslöser der Augengrippe sind bestimmte Adenoviren. Dabei handelt es sich um unbehüllte DNA-Viren, die sehr widerstandsfähig gegenüber den üblichen Hygienemaßnahmen und vielen Desinfektionsmitteln sind.
Sie werden hauptsächlich durch Schmierinfektionen über kontaminierte Gegenstände übertragen. Fasst sich beispielsweise eine infizierte Person ins Auge und berührt danach eine Türklinke, überträgt sie die Erreger darauf. Greift anschließend jemand an die Türklinke und sich dann ins Auge, kann der Erreger auf diese Person übergehen. Aber auch eine Übertragung der Erreger direkt von Mensch zu Mensch über Tränenflüssigkeit ist möglich, etwa beim Händeschütteln. Selten sind Infektionen durch Tröpfchen, die etwa beim Reden, Niesen oder Husten freigesetzt werden.
Eine wichtige Rolle bei der Übertragung spielen auch kontaminierte Instrumente in medizinischen Einrichtungen sowie mit anderen Personen gemeinsam benutzte Augentropfen.
Wer eine Infektion mit einem Adenovirus durchgemacht hat, ist gegen das spezifische Virus in der Regel immun. Eine erneute Infektion ist allerdings dennoch möglich, da es viele verschiedene Adenoviren gibt.
Augengrippe: Wie lange ist sie ansteckend?
Ansteckend sind infizierte Personen so lange, wie Adenoviren in ihrem Augensekret nachweisbar sind. Das ist bereits in der Inkubationszeit der Fall, also vor dem Auftreten der ersten Symptome, und anschließend mindestens zwei Wochen.
Erst mit Beginn der chronischen Phase, etwa ein bis zwei Wochen nach Ausbruch der Erkrankung, können Betroffene davon ausgehen, nicht mehr hochansteckend zu sein. Erkennbar ist das daran, dass die ersten Hornhauttrübungen auftreten. Eine Ansteckung ist jedoch auch dann theoretisch noch möglich.
Vorsichtsmaßnahmen bei Augengrippe
Das wichtigste Mittel, um einer Infektion mit Adenoviren und damit einer Augengrippe vorzubeugen, ist Hygiene. Allerdings reichen herkömmliche Hygienemaßnahmen wie Händewaschen meist nicht aus.
Wichtig: Um Adenoviren sicher abzutöten, sind mit "viruzid" (nicht "begrenzt viruzid!) gekennzeichnete Desinfektionsmittel nötig.
Dennoch ist es generell ratsam, sich regelmäßig und gründlich die Hände zu waschen und sich keinesfalls mit ungewaschenen Händen in die Augen zu fassen. Des Weiteren sollte der direkte Kontakt zu Betroffenen vermieden werden.
Was sollten Infizierte beachten, um andere nicht anzustecken?
Wer an der Augengrippe erkrankt ist, sollte
- sich möglichst nicht in die Augen fassen, um den Erreger nicht weiterzugeben.
- sich sofort gründlich die Hände waschen, wenn ein Auge berührt wurde.
- Handtücher, Waschlappen, Schminkartikel und andere Kosmetikprodukte nicht mit anderen teilen.
- Gegenstände, die nah am Auge verwendet werden, wie etwa Kameras, nicht mit anderen teilen.
- vor einem Besuch einer ärztlichen Praxis diese über die Symptome informieren.
- möglichst zu Hause bleiben.
- keine öffentlichen Einrichtungen aufsuchen.
- Türklinken, Lichtschalter etc. regelmäßig mit viruzidem Desinfektionsmittel reinigen.
- Augentropfen nicht mit anderen teilen und Reste nach Abheilen der Erkrankung entsorgen. Besonders geeignet sind in diesem Fall Augentropfen zur Einmalanwendung.
Personen im nahen Umfeld von Erkrankten können sich zusätzlich mit Einweghandschuhen vor einer Ansteckung schützen.
Diagnose der Augengrippe
In der Regel kann die*der Augenärztin*Augenarzt die Diagnose durch Abklären der Symptome sowie eine Inspektion der Augen stellen. Bei größeren Ausbrüchen und um die Erkrankung von einer Bindehautentzündung mit anderen Ursachen abzugrenzen, kann es nötig sein, eine Probe des Augensekrets zu nehmen. In der Probe lässt sich das Virus nachweisen, indem eine Zellkultur angelegt oder die Virus-DNA in einem PCR-Test nachgewiesen wird.
Bei Nachweis des Erregers im Labor oder größeren Ausbrüchen muss das Gesundheitsamt informiert werden.
Augengrippe: So wird sie behandelt
Gegen die Augengrippe existiert keine ursächliche Therapie. Da es sich bei den Erregern um Viren handelt, sind Antibiotika wirkungslos. Aber auch Virustatika, also Medikamente gegen virale Erkrankungen, zeigten in Studien kaum Wirkung.
Behandelt werden daher ausschließlich die Symptome. Zum Einsatz kommen können beispielsweise
- Tränenersatzmittel, um Beschwerden zu lindern,
- ggf. antibiotikahaltige Augentropfen, um bakterielle Superinfektionen zu vermeiden,
- kortisonhaltige Augentropfen gegen die Entzündung
- sowie ebenfalls entzündungshemmende Tropfen mit Ciclosporin.
Bleiben Hornhauttrübungen langfristig bestehen, können diese mit einer Laser-Behandlung entfernt werden.
Auf Kontaktlinsen sollten Betroffene verzichten, bis die Entzündung vollständig ausgeheilt ist.