Aspergillose
Aspergillose ist eine Infektion mit Schimmelpilzen der Gattung Aspergillus. Sie betrifft häufig das Atemwegssystem, wie Bronchien und Lungen, kann jedoch auch auf andere Organe übergehen. Gefährdet sind vor allem Menschen, die ein schwaches Immunsystem haben.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Aspergillose
Die Schimmelpilz-Gattung Aspergillus umfasst hunderte Arten, die überall in der Natur und in Gebäuden vorkommen. Die Schimmelpilzsporen befinden sich in der Luft und verbreiten sich über Klima- und Lüftungsanlagen. Sie lagern sich zum Beispiel im Erdreich, in Zimmerpflanzen, Heu oder Getreide, im Hausstaub, auf Tapeten oder in bestimmten Nahrungsmitteln ab. Bei Temperaturen zwischen idealerweise 20 bis 25 Grad Celsius und einer Luftfeuchtigkeit von etwa 80 Prozent können die Sporen auskeimen. Besonders gut gedeiht der Pilz dort, wo es verrottende Pflanzenteile gibt, zum Beispiel auf dem Kompost oder in der Blumenerde.
Unbemerkt atmen wir Pilzsporen aus der Luft ein. Für die meisten gesunden Menschen ist das kein Problem. Ihr Abwehrsystem verhindert, dass der Pilz sich im Körper ansiedeln kann. Sie bemerken gar nicht, dass Pilzsporen in ihren Körper gelangt sind.
Bei einigen Menschen ruft der Schimmelpilz jedoch eine allergische Reaktion hervor. Und bei immungeschwächten Personen schafft der Körper es unter Umständen nicht, den Pilz einzudämmen. Dann kann er sich zum Beispiel in Lunge, Nase, Nebenhöhlen oder Gehörgängen ausbreiten und eine Infektion auslösen. Am häufigsten entwickeln diese Menschen eine Lungenentzündung. Schlimmstenfalls breitet sich der Pilz über das Blut aus und gelangt so zum Beispiel ins Gehirn, ins Herz oder die Nieren.
Die meisten der vielen Aspergillus-Arten sind harmlos. Gefährlich ist vor allem Aspergillus fumigatus, der in 90 Prozent der Fälle Ursache einer Aspergillose ist.
Ist Aspergillose ansteckend?
Eine Aspergillus-Infektion ist nicht ansteckend. Eine Übertragung der Infektion von Mensch-zu-Mensch ist nicht möglich.
Ärzte unterscheiden zwischen der
- nicht-invasiven Aspergillose und der
- invasiven Aspergillose.
Bei der nicht-invasiven Aspergillose ist die Infektion oberflächlich. Sie betrifft zum Beispiel die Haut oder die Schleimhäute.
Bei der invasiven Aspergillose sind innere Organe wie Lunge, Herz, Nieren, Leber oder Magen-Darm-Bereich betroffen.
Nicht-invasive Aspergillosen
Zu den nichtinvasiven Formen der Aspergillose zählen:
- allergisches bronchopulmonales Asthma
- Aspergillom ("Pilzball")
Allergisches bronchopulmonales Asthma (ABPA)
Bei Menschen mit einer Überempfindlichkeit gegen Aspergillus-Sporen lösen eingeatmete Sporen eine Immunreaktion aus. Diese allergische Form der Aspergillose betrifft vor allem Menschen mit chronischen Atemwegs- oder Lungenerkrankungen wie
Aspergillom (Pilzball)
Ein Aspergillom ist ein Pilzgeflecht, das sich in bereits bestehenden Körperhöhlen bildet, zum Beispiel in der Lunge oder in den Nebenhöhlen. Der Pilz siedelt sich dort an und kapselt sich ab. Ein Aspergillom betrifft vor allem Menschen, die bereits eine bestehende Lungenerkrankung haben wie
- ein Lungenemphysem
- Tuberkulose oder
- vorangeschrittene Sarkoidose.
Aber auch bei ansonsten gesunden Menschen können sich diese Pilzbestandteile ansammeln.
Invasive Aspergillosen
Eine invasive Aspergillose betrifft zu 80 bis 90 Prozent die Lunge. Mediziner sprechen dann von einer pulmonalen Aspergillose. Es können jedoch auch andere Organe betroffen sein. Zum Beispiel die Nasennebenhöhlen, der Magen-Darm-Trakt, das zentrale Nervensystem oder die Nieren. Von der Lunge aus kann sich die Aspergillose auch auf andere Organe ausbreiten. Wer ein geschwächtes Immunsystem hat, ist besonders gefährdet, eine invasive Aspergillose zu entwickeln.
Das trifft zum Beispiel zu
- nach einer Knochenmarks- oder Organtransplantation,
- beim Einsatz von hochdosierten Kortikosteroiden,
- während oder nach einer Chemotherapie bei Krebserkrankungen oder
- bei einer HIV-Infektion.
Aspergillose: Symptome
Eine Aspergillose setzt sich meistens in der Lunge oder in den Bronchien fest, kann aber auch auf andere Bereiche des Körpers übergehen. Die Symptome hängen davon ab, welche Organe betroffen sind.
Mögliche Symptome bei chronisch hoher Schimmelpilzbelastung sind:
- Reizungen von Haut, Schleimhäuten und Augen
- Husten
- Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege
- Allergie
- Gefühl chronischer Erschöpfung
Der chronische Kontakt mit Aspergillus kann innerhalb von wenigen Tagen bis Wochen zu einer manifesten Aspergillose meist in Form einer allergischen bronchopulmonalen Aspergillose (ABPA) führen.
Mögliche Symptome einer Allergischen bronchopulmonalen Aspergillose (ABPA) sind:
- asthmatische Beschwerden (die Symptome eines bestehenden Asthmas können sich verschlimmern)
- bräunlicher Auswurf
- Gewichtsverlust
- Husten
- Muskelschmerzen
- Fieber
- Kopfschmerzen
Bei einem Aspergillom bildet sich ein sogenannter Pilzball in Höhlen des Körpers, zum Beispiel in den Nasennebenhöhlen oder Lunge.
Mögliche Symptome eines Aspergilloms sind:
- Bluthusten
- Wiederkehrende Lungenentzündungen durch zusätzliche Infektionen, meist mit Bakterien
- Infektionen der oberen Atemwege
- Mandelentzündung
- Nebenhöhlenentzündung
- Gehörgangsinfektionen
Die schwerste Form der Aspergillose betrifft vor allem immungeschwächte oder immunsupprimierte Menschen.
Mögliche Symptome einer invasiven Aspergillose sind je nach Ort des Befalls:
- Fieber und Schüttelfrost
- Husten mit Auswurf
- Blutungen in der Lunge
- Kurzatmigkeit
- Brustschmerzen
- Nasenbluten
- Hautwunden
- Durchfall und Bauchschmerzen bei Befall des Magen-Darm-Traktes
- neurologische Störungen bei Befall des zentralen Nervensystems und/oder Hirnhautentzündung wie Schwindel oder Nackensteifheit
- Entzündung der Nasennebenhöhlen mit Ausfluss aus der Nase
Aspergillose: Diagnose
Da die Symptome in der Regel nicht eindeutig einer Aspergillose zuzuordnen sind, ist es für den Arzt besonders wichtig zu wissen, ob der Betroffene aufgrund einer Erkrankung oder der Einnahme von bestimmten Medikamenten ein geschwächtes Immunsystem hat.
Die Diagnose von Aspergillose ist mitunter kompliziert. Es sind verschiedene Testverfahren nötig, um eine Infektion mit Aspergillus sicher festzustellen. Autopsiestudien zufolge gehört die invasive Aspergillose zu den am häufigsten übersehenen Todesursachen bei Intensivpatienten.
Aspergillus-Sporen lassen sich vor allem in Auswurf und Speichel nachweisen. Dafür nimmt der Arzt eine Probe des Patienten und legt Pilzkulturen an. Da der Schimmelpilz jedoch allgegenwärtig ist, findet er sich manchmal auch bei gesunden Menschen.
Es ist wichtig, dass der Arzt herausfindet, welche Aspergillus-Gattung die Infektion verursacht, da einige Pilze resistent sind gegen bestimmte Medikamente.
Röntgenaufnahmen und/oder eine Computertomographie können Ablagerungen des Schimmelpilzes in der Lunge sichtbar machen.
Außerdem kann der Arzt Hauttests machen und Gewebeproben nehmen. Bei einer Bronchoskopie zum Beispiel führt er über die Atemwege einen dünnen Schlauch mit einer Kamera in die Bronchien ein. Über diesen Schlauch kann er auch eine Gewebeprobe nehmen (Biopsie). In der Regel nehmen Fachärzte der Inneren Medizin wie Lungenfachärzte solche Eingriffe vor.
Bei Verdacht auf eine Allergie bringt er eine kleine Menge einer Aspergillus-Testlösung mit einer Nadel in die Haut ein (sogenannter Prick-Test). Mit einem Bluttest sucht der Arzt im Blut nach Antikörpern.
Aspergillose: Therapie
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Aspergillose zu behandeln. Welche Methode zum Einsatz kommt, hängt von der Form der Aspergillose ab. In der Regel dauert die medikamentöse Therapie sechs bis zwölf Wochen. Anschließend sollte der Patient regelmäßig kontrolliert werden.
Eine invasive Aspergillose muss mit Antipilzmitteln wie zum Beispiel dem Wirkstoff Voriconazol behandelt werden. Manchmal verschreibt der Arzt solche Mittel auch vorsorglich, zum Beispiel nach einer Lungentransplantation. Einige Aspergillus-Arten sind allerdings resistent gegen bestimmte Medikamente. In dem Fall muss der Arzt auf andere Antipilzmittel ausweichen.
Ein Aspergillom muss man in der Regel operativ entfernen. Medikamente reichen häufig nicht aus, um den Pilzball zu durchdringen.
Gegen allergisches bronchopulmonales Asthma (ABPA) bekommt der Patient meistens Kortisonpräparate verschrieben. Diese sollen verhindern, dass sich etwa ein bestehendes Asthma verschlimmert. Manchmal sollen Betroffene zusätzlich Antipilzmittel wie Itraconazol und Voriconazol einnehmen, um die Infektion in den Griff zu kriegen.
Man kann nicht verhindern, dass sich Aspergillussporen in der Umgebungsluft befinden. Jedoch kann jeder selbst darauf achten, die Schimmelpilzbelastung so gering wie möglich zu halten. Vor allem Allergiker sollten so wenig wie möglich mit dem Schimmelpilz in Berührung kommen.
Folgende Maßnahmen können dabei helfen:
- vermeiden Sie offensichtliche Quellen wie Schimmel, Biomüll, Komposthaufen, Erde und gelagertes Getreide.
- Stellen Sie keine Topfpflanzen mit Erde ins Haus. Auch im Zimmer des Krankenhauses sollten keine Topfpflanzen stehen.
- Bei einer Allergie kann man das Innenklima sowie Lüftungs- und Klimaanlagen auf Schimmel überprüfen.
- Stark immungeschwächte Menschen können eine sporendichte Atemschutzmaske tragen
- Richtiges Lüften und Heizen hält die Luftfeuchtigkeit in der Wohnung gering.
Aspergillose: Verlauf und Prognose
Grundsätzlich ist die Prgnose für eine Heilung gut. Entscheidend für den Erfolg der Therapie ist jedoch, wie gut das Immunsystem mit dem Erreger zurechtkommt. Da sich vor allem Menschen mit einem schwachen Immunsystem infizieren, treten schwere Verläufe von Aspergillose trotz Therapie häufig auf.
Bei einem schweren Verlauf kann eine Aspergillose zu chronischen Infektionen mit Gewebezerstörung führen. Außerdem kann der Schimmelpilz Aspergillus Gifte (sogenannte Aflotoxine) erzeugen, die Leberschäden und Krebs verursachen können.