APC-Resistenz (Faktor-V-Leiden-Mutation): Ursachen und Symptome
Die APC-Resistenz ist eine meist angeborene Blutgerinnungsstörung, bei der das Blut zu stark gerinnt. Ursache ist eine bestimmte Veränderung am Erbgut, die den Namen Faktor-V-Leiden-Mutation trägt. Welche Symptome bereitet die APC-Resistenz und wie genau entsteht sie?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Was ist die APC-Resistenz?
Der Begriff APC-Resistenz bezeichnet eine Blutgerinnungsstörung, die mit einem erhöhten Risiko für Thrombosen (Thrombophilie) verbunden ist. Die Gerinnungsstörung ist meist angeboren und dann fast immer auf eine bestimmte Veränderung (Mutation) an den Erbanlagen zurückzuführen: auf die sogenannte Faktor-V-Leiden-Mutation. Eine von der Faktor-V-Leiden-Mutation verursachte APC-Resistenz zählt zu den Erbkrankheiten.
Kennzeichnend für die APC-Resistenz ist, dass das Blutgerinnungssystem nicht auf das normalerweise gerinnungshemmend wirkende Eiweiß namens APC (aktiviertes Protein C) reagiert. Ein angeborener Widerstand (Resistenz) gegenüber APC entsteht durch eine Veränderung an den Erbanlagen oder Genen für den sogenannten Blutgerinnungsfaktor V (kurz: Faktor V, gesprochen Faktor fünf). Dieser Gerinnungsfaktor spielt bei der Gerinnung des Blutes eine wichtige Rolle. Bei der Genveränderung handelt es sich in 95 von 100 Fällen um eine bestimmte Mutation, deren Bezeichnung Faktor-V-Leiden-Mutation sich vom Ort ihrer Entdeckung ableitet: der niederländischen Stadt Leiden.
Faktor-V-Leiden: Häufigkeit
Die nur von einem Elternteil geerbte APC-Resistenz (heterozygote bzw. ungleicherbige Faktor-V-Leiden-Mutation) tritt bei Europäer*innen mit etwa fünf bis acht Prozent relativ häufig auf. In der asiatischen Bevölkerung sowie bei afrikanischen, amerikanischen und australischen Ureinwohner*innen ist diese angeborene Blutgerinnungsstörung selten nachweisbar.
Die durch die Faktor-V-Leiden-Mutation bedingte APC-Resistenz ist der häufigste bekannte erblich bedingte Thromboserisikofaktor: Bei etwa jedem dritten Menschen mit venöser Thromboembolie lässt sich die entsprechende Veränderung am Erbgut feststellen.
APC-Resistenz: Ursachen
Die APC-Resistenz hat meist erbliche Ursachen: Auslöser der Erbkrankheit ist ein verändertes Gen für den Blutgerinnungsfaktor V, kurz Faktor V. Die Ursache für diese Veränderung wiederum ist fast immer die sogenannte Faktor-V-Leiden-Mutation.
- Faktor V ist ein Eiweiß, das – einmal aktiviert – die Blutgerinnung in Gang hält.
- APC dient als Gegenspieler des aktivierten Faktors V – und damit als Hemmstoff der Blutgerinnung.
Das heißt: APC kann den Faktor V unwirksam machen. Dazu bindet das Eiweiß an einer bestimmten Stelle an den Faktor V und spaltet diesen. Bei der angeborenen APC-Resistenz ist genau diese Bindungsstelle so verändert, dass die Spaltung des Gerinnungsfaktors V beeinträchtigt ist. Aufgrund der Faktor-V-Leiden-Mutation kann der Körper den Faktor V nicht ausreichend "abschalten". Das Gerinnungssystem reagiert nicht auf die gerinnungshemmende Wirkung: Die Folge dieser APC-Resistenz ist eine schnellere Blutgerinnung.
Die durch die Faktor-V-Leiden-Mutation ausgelöste APC-Resistenz ist eine der häufigsten Ursachen für ein erblich bedingt erhöhtes Thromboserisiko. Hierzu reicht es schon aus, wenn Betroffene den ursächlichen Erbfaktor nur von einem Elternteil geerbt haben, also einen zweiten, unveränderten Erbfaktor besitzen. Fachleute nennen diesen Zustand heterozygot (mischerbig): Die Mutation kann bereits in diesem heterozygoten Zustand zur Thrombose führen.
Wenn also ein Elternteil die Faktor-V-Leiden-Mutation in sich trägt, erben die Kinder die heterozygote APC-Resistenz mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent und haben ein erhöhtes Risiko, eine Thrombose zu bekommen.
Weitere Ursachen einer APC-Resistenz
In seltenen Fällen kann eine APC-Resistenz auch ohne die Faktor-V-Leiden-Mutation oder sonstige Veränderungen am Erbgut auftreten. Zu beobachten ist eine solche erworbene Blutgerinnungsstörung beispielsweise manchmal
- bei einer Verschlusskrankheit der hirnversorgenden Arterien,
- bei einer Venenthrombose,
- bei einer Krebserkrankung,
- während einer Schwangerschaft oder
- bei Einnahme der Antibabypille.
Welche Symptome sind bei einer APC-Resistenz möglich?
Eine APC-Resistenz selbst verursacht keine Symptome. Allerdings erhöht die angeborene Blutgerinnungsstörung das Risiko für Thrombosen:
- Wer das verantwortliche Erbmerkmal von nur einem Elternteil erbt, (mischerbige bzw. heterozygote Faktor-V-Leiden-Mutation), weist ein gegenüber der übrigen Bevölkerung 5- bis 10-fach erhöhtes Thromboserisiko auf.
- Wenn beide Eltern das entsprechende Erbmerkmal weitergegeben haben, (reinerbige bzw. homozygote Faktor-V-Leiden-Mutation), ist das Thromboserisiko beim Kind 50- bis 100-fach erhöht. In dem Fall entwickeln Betroffene mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit irgendwann eine Thrombose.
Zu Beschwerden kommt es erst dann, wenn ein Blutgerinnsel (Thrombus) eine Vene verschließt. Sechs von zehn dieser Thrombosen betreffen die tiefen Beinvenen, drei von zehn die Beckenvenen. Als Folge des Verschlusses können die Venen nicht mehr ausreichend Blut zum Herzen transportieren.
Typische Symptome der Bein- und Beckenvenenthrombose sind:
- Schmerzen (z. B. im Bein oder in der Leiste)
- Schwellungen
- verfärbte Haut
In den ersten Tagen kann sich das Blutgerinnsel lösen und (wenn der Blutstrom es fortgeschwemmt hat) ein anderes Gefäß verschließen (Embolie). Abgeschwemmte Thromben aus den tiefen Bein- und Beckenvenen sind für 90 Prozent aller Blutgerinnsel in der Lunge (Lungenembolie) verantwortlich. Als Langzeitfolge einer Beinvenenthrombose kann sich außerdem am Unterschenkel eine offene Wunde (Ulkus) bilden.
Aufgrund von Embolien über den Lungenkreislauf haben Menschen mit einer APC-Resistenz öfter einen Schlaganfall. Die Blutgerinnungsstörung geht auch mit einem etwa um das vierfach erhöhte Herzinfarktrisiko einher. Zudem scheinen Frauen mit einer durch die Faktor-V-Leiden-Mutation ausgelösten APC-Resistenz neben der erhöhten Thromboseneigung häufiger eine Fehlgeburt zu haben.
APC-Resistenz: Wie erfolgt die Diagnose?
Eine angeborene APC-Resistenz ist fast immer die Folge einer als Faktor-V-Leiden-Mutation bezeichneten Veränderung am Erbgut. Für die Diagnose der Blutgerinnungsstörung eignet sich ein spezieller Bluttest: Hierbei überprüft die*der Ärztin*Arzt, ob der Zusatz von APC die Gerinnungszeit verlängert. Wenn dies nicht der Fall ist, ist die Gerinnungsstörung relativ sicher nachgewiesen.
Bei einer so diagnostizierten APC-Resistenz ist zusätzlich ein Gentest ratsam, um die Faktor-V-Leiden-Mutation nachzuweisen. Denn allein mit dem Test im Blutplasma lässt sich die genaue Form des Gendefekts nicht bestimmen.
Um zu unterscheiden, ob das Erbmerkmal für die APC-Resistenz nur von einem Elternteil oder beiden Eltern vererbt wurde, sind weitere Tests nötig. Diese Bestimmung ist sehr wichtig, um abschätzen zu können, wie stark die Gerinnungsstörung das Thromboserisiko erhöht.
Tests auf eine APC-Resistenz beziehungsweise auf den genetischen Defekt bei Thrombose sind immer empfehlenswert – vor allem, wenn die Betroffenen jünger als etwa 45 Jahre sind. Darüber hinaus ist eine genaue Diagnose auch für die Menschen ratsam, in deren Familie Thrombosen aufgetreten sind und die speziellen Risiken ausgesetzt sind – wie zum Beispiel einer anstehenden Operation oder der Einnahme der Antibabypille.
APC-Resistenz: Therapie
Solange keine Thrombose entsteht, muss die APC-Resistenz auch nicht behandelt werden. Nur in besonderen Risikosituationen – zum Beispiel bei Operationen oder längerer Ruhigstellung – kann eine vorübergehende Thromboseprophylaxe mit gerinnungshemmenden Mitteln sinnvoll sein. Wenn Patient*innen Thrombosen entwickeln, legt die*der Ärztin*Arzt die Behandlung und deren Dauer abhängig von Beschwerden und von zusätzlich vorhandenen Risikofaktoren fest.
Als gerinnungshemmende Medikamente kommen bei einer APC-Resistenz meist die Wirkstoffe Heparin und Phenprocoumon zum Einsatz. Diese Mittel zur Blutverdünnung, oftmals Heparinspritzen, sorgen dafür, dass bestimmte Blutbestandteile nicht mehr so leicht miteinander verkleben können, und verhindert die Bildung von neuen Blutgerinnseln. Vereinzelt kann es auch bestehende Blutgerinnsel auflösen. Diese Medikamente sind nur für eine kurzfristigere Therapie geeignet. Zur Langzeitbehandlung der Blutgerinnungsstörung erhalten Betroffene in der Regel Phenprocoumon in Tablettenform – Fachleute sprechen hierbei von einer oralen Antikoagulation.
Da gerinnungshemmende Medikamente das Risiko für Blutungen erhöhen, sollte die Behandlung streng nach ärztlicher Anweisung erfolgen. In jedem Fall ist es für die Therapie wichtig, das Thromboserisiko individuell abzuschätzen. Dazu zählt etwa, ob beide Elternteile entsprechende Merkmale für die APC-Resistenz vererbt haben, aber auch folgende Risikofaktoren für Thrombosen:
- Schwangerschaft
- Geburt
- Einnahme der Antibabypille
- Operationen
- Ruhigstellung
- Alter
- Übergewicht
Durch diese Risikoabschätzung lässt sich erkennen, ob ein sehr hohes, hohes, mittleres oder niedriges Risiko für eine venöse Thrombose vorliegt. Ist die APC-Resistenz mit einem niedrigen Thromboserisiko verbunden, reicht vorbeugend eine physikalische Therapie aus:
- sofortige beziehungsweise frühe Mobilisierung nach einer Operation
- Hochlagern der Beine
- Thromboseprophylaxestrümpfe
Diese Maßnahmen eignen sich auch bei einer mit hohem Risiko verbundenen Faktor-V-Leiden-Mutation, um die medikamentöse Therapie zu unterstützen. Sie wirken, indem sie das Blut schneller durch die Venen strömen lassen.
Lässt sich einer APC-Resistenz vorbeugen?
Einer erblich bedingten APC-Resistenz lässt sich nicht wirksam vorbeugen. Dasselbe gilt für die Faktor-V-Leiden-Mutation, die meist hinter der Blutgerinnungsstörung steckt. Betroffene können jedoch verschiedene Maßnahmen ergreifen, um Thrombosen zu verhindern. Zu dieser Thromboseprophylaxe eignen sich folgende allgemeine Maßnahmen:
- regelmäßige Bewegung, etwa Wandern, Schwimmen, Gymnastik oder Radfahren
- ausreichend trinken
- Abbau von Übergewicht
- langes Stehen oder Sitzen vermeiden
- Verzicht auf Nikotinkonsum
- wenn möglich auch hormonhaltige Verhütungsmittel verzichten