Man sieht die Hände einer Frau mit Affenpocken-Ausschlag
© Getty Images/ Marina Demidiuk

Affenpocken: Wie gefährlich ist die neue Variante des Mpox-Virus?

Von: Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 16.08.2024

Affenpocken sind eine seltene Erkrankung, die ursprünglich auf dem afrikanischen Kontinent aufgetreten ist. 2022 hat sich die Viruserkrankung weltweit ausgebreitet, auch in Deutschland. Nachdem eine neue Variante des Mpox-Virus entdeckt wurde, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im August 2024 erneut den globalen Notfallzustand ausgerufen. Erfahren Sie, welche Gefahr von dem Virus und der neu aufgetretenen Variante ausgeht, und ob eine Pandemie droht. 

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Affenpocken

In der Regel verläuft eine Infektion mit Mpox mild oder moderat und heilt nach zwei bis drei Wochen folgenlos aus. Kinder, ältere Menschen, schwangere Frauen und Menschen mit geschwächtem Immunsystem haben jedoch ein höheres Risiko für schwere Verläufe.

In der Regel treten zuerst allgemeine Symptome wie Fieber und Abgeschlagenheit auf, nach ein paar Tagen folgt ein Hautausschlag mit Blasen und Wunden. Dieser beginnt meist im Gesicht.

Dass die WHO den Notstand ausgerufen hat, bedeutet nicht zwangsläufig, dass eine Pandemie bevorsteht. Damit soll vielmehr eine erhöhte Aufmerksamkeit erzeugt werden, um eine Pandemie zu verhindern. Mpox ist zudem nicht so leicht übertragbar wie beispielsweise Covid-19 und es existiert bereits ein Impfstoff.

Affenpocken: Ursache und Übertragung

Affenpocken werden durch das Mpox-Virus (Monkeypox-Virus) verursacht, das eng mit dem Variola-Virus verwandt ist. Das Variola-Virus ist der Erreger der klassischen Pocken, die seit den 1980er Jahren als ausgerottet gelten.

Hinweis: Die WHO verwendet den Begriff Affenpocken seit 2022 nicht mehr und empfiehlt stattdessen die Bezeichnung "Mpox". Da der Begriff Affenpocken auch in Fachkreisen noch weit verbreitet ist, beziehen wir uns in diesem Artikel zunächst weiter auf ihn.

Übertragung des Mpox-Virus

Das Mpox-Virus wird hauptsächlich durch engen Kontakt mit infizierten Tieren, insbesondere Nagetieren, oder durch den Kontakt mit Körperflüssigkeiten infizierter Personen übertragen. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch erfolgt vor allem bei engem Kontakt, insbesondere zu infektiösen Bläschen oder Schorf, welche sich im Rahmen der Erkrankung bilden. Eintrittspforte für die Viren sind kleine Verletzungen und Schleimhäute, etwa an Augen, Mund, Nase und Genitalien.

Mögliche Übertragungswege sind:

  • sehr enger zwischenmenschlicher Kontakt, etwa Sexualkontakt
  • Schmierinfektion über kontaminierte Gegenstände wie Bettwäsche, Kleidung oder Handtücher
  • Tröpfcheninfektion über die Atemwege. Eine Tröpfcheninfektion ist theoretisch schon zu einem Zeitpunkt möglich, zu dem noch keine Hautveränderungen zu sehen sind.

Hauptwirt sind Nagetiere

Den Namen Affenpocken bekam die Viruserkrankung, weil dänische Forschende das Virus 1958 zufällig erstmals bei einem Affen entdeckten. Affen sind wie der Mensch jedoch vermutlich Fehlwirte des Virus, also nicht dessen eigentliches Ziel. Hauptwirt sind Nagetiere. Bei der Erkrankung handelt es sich daher um eine Zoonose.

WHO: Weltweite Notlage aufgrund neuer Mpox-Variante

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Ausbruch der Affenpocken im August 2024 erneut offiziell zur Notlage erklärt.

Grund für die Besorgnis ist die Ende 2023 im Osten der Demokratischen Republik Kongo aufgetretene Variante "Klade Ib", die ansteckender und gefährlicher sein könnte als das ursprüngliche Virus. Das afrikanische CDC (Centers for Disease Control and Prevention) meldete rund 15.000 Fälle oder Verdachtsfälle sowie 460 Todesfälle auf dem afrikanischen Kontinent aufgrund der neuen Variante. Es bestehe das Risiko, dass sich Mpox nach 2022 erneut international ausbreiten könnte. Einen bestätigten Fall in Schweden gibt es bereits. Die Europäische Gesundheitsbehörde ECDC hatte die Gefahr einer Ausbreitung in Europa im Juli als sehr gering eingeschätzt.

Konkrete Folgen ergeben sich aus der Notlage bislang nicht, die Einstufung gilt eher als Alarmsignal. Bereits im Juli 2022 hatte die Weltgesundheitsorganisation den Ausbruch zur "Notlage von internationaler Tragweite" erklärt. Diese Notlage wurde im Mai 2023 offiziell aufgehoben.

Symptome von Affenpocken

Die Inkubationszeit, also der Zeitraum zwischen Infektion und Ausbruch der Erkrankung, beträgt zwischen 5 und 21 Tagen. Erste Symptome sind:

Manche Betroffene zeigen vor dem typischen Hautausschlag keine dieser Symptome, andere Infizierte bleiben komplett symptomfrei. Bei den meisten Menschen kommt es jedoch einige Tage nach den allgemeinen Krankheitssymptomen zu den typischen, mit Eiter gefüllten Bläschen und Wunden. Der Ausschlag beginnt meist im Gesicht und breitet sich auf andere Körperteile aus. Mitunter tritt er auch im Anal- und Intimbereich auf.

Nach dem Abheilen der Blasen gilt die Erkrankung als nicht mehr ansteckend. 

Verlauf: Wie gefährlich sind Affenpocken?

Bei zuvor gesunden Erwachsenen verläuft die Erkrankung meist moderat bis mild und ist nach zwei bis drei Wochen ausgestanden.

Dennoch ist eine Infektion mit der Viruserkrankung laut Forschenden eine ernste Erkrankung. Besonders Kinder, ältere Menschen sowie Personen mit Immunschwäche sind gefährdet. Bei Schwangeren besteht zudem das Risiko, den Erreger auf das ungeborene Kind zu übertragen – mögliche Folgen sind Schwangerschaftskomplikationen sowie Fehlgeburten.

Mögliche Komplikationen

Mitunter kommt es zu schmerzhaften Geschwüren und Nekrosen (abgestorbenes Gewebe). 

Da das Immunsystem bereits geschwächt ist, kann zudem eine sogenannte Superinfektion durch Bakterien erfolgen. Diese können zu Lungen- oder Hirnentzündungen (Enzephalitis) sowie einer Infektion der Hornhaut im Auge und somit zur Erblindung führen.

Wie gefährlich ist die neue Variante?

Die neue Virusvariante verursacht offenbar schwerere Krankheitsverläufe als die zuletzt in Deutschland vorgekommene Variante. Auch sie kann vor allem für Kinder, immungeschwächte Personen und Schwangere gefährlich sein. Außerdem ist sie vermutlich von Mensch zu Mensch ansteckender.

Die neue Variante Klade Ib ist ein Abkömmling von Varianten der Klade I. Grundsätzlich werden zwei verschiedene Virustypen bei Mpox unterschieden:

  • Klade I (Zentralafrikanischer Typ): Die Sterblichkeitsrate bei diesem Typ liegt bei zirka 10 Prozent.
  • Klade II (Westafrikanischer Typ): Bei diesem Virustyp ist die Sterblichkeitsrate niedriger (1 Prozent), führt aber bei einigen Personen zu schweren Erkrankungen.

Die 2022 außerhalb Afrikas aufgetretenen Mpox-Fälle gingen auf die harmloseren Viren der Klade II zurück.

Diagnose von Affenpocken

Liegt ein Verdacht auf Affenpocken vor, muss bei der Anamnese zunächst geklärt werden, ob die betroffene Person in einem Endemiegebiet (West- und Zentralafrika) war, beziehungsweise engen Kontakt zu Reisenden aus diesen Gebieten oder Erkrankten hatte. Andere Erkrankungen, beispielsweise Windpocken, Gürtelrose sowie Syphilis, müssen ausgeschlossen werden.

Der sichere Nachweis der Affenpocken erfolgt in der akuten Krankheitsphase mithilfe eines PCR-Tests. Verwendet werden hierbei Bläschenflüssigkeit, Eiterflüssigkeit oder Schorf der Pocken. Ein Nachweis der Antikörper ist in der Regel erst eine Woche nach dem Auftreten der Hautläsionen mittels Labordiagnostik möglich.

Behandlung der Affenpocken

Die Behandlung von Affenpocken erfolgt in der Regel symptomatisch. Zum Beispiel können Fieber und Schmerzen mit Schmerzmitteln gelindert werden. In der Regel heilen Affenpocken ohne medikamentöse Behandlung aus.

Bei schweren Fällen und Menschen mit Immunschwäche können unter Umständen antivirale Mittel wie Tecovirimat verabreicht werden. Zudem ist es wichtig, eine mögliche bakterielle Superinfektion der Pusteln zu verhindern.

Impfung gegen Affenpocken: Wie funktioniert der Impfstoff?

In Deutschland werden die identischen Impfstoffe Imvanex und Jynneos gegen Mpox (Affenpocken) verwendet. Das Vakzin wurde ursprünglich zur Vorbeugung gegen Pocken entwickelt, bietet jedoch Studien zufolge auch einen  89-prozentigen Schutz gegen das Mpox-Virus. Der Impfstoff ist für Personen ab 18 Jahren zugelassen. Das Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt die Impfung insbesondere für Risikogruppen. Dazu zählen:

  • Enge Kontaktpersonen von Infizierten
  • Medizinisches Personal, das mit Mpox-Fällen in Berührung kommt
  • Laborpersonal, das mit potenziell infektiösem Material arbeitet
  • Personen, die sehr häufig ungeschützten Geschlechtsverkehr haben

Bei dem Impfstoff handelt es sich um einen Lebendimpfstoff, der vermehrungsfähige Krankheitserreger enthält und unter die Haut – meist in den Oberarm – injiziert wird. Personen, die in der Vergangenheit nicht bereits gegen Pocken geimpft wurden, erhalten zwei Impfstoffdosen in einem Abstand von mindestens 28 Tagen. Bei Menschen, die bereits gegen Pocken geimpft sind, reicht eine einmalige Dosis aus. Der Impfstoff ist in Deutschland derzeit jedoch nur eingeschränkt verfügbar.

Mögliche Impfreaktionen sind etwa Müdigkeit, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Übelkeit und Reaktionen an der Einstichstelle.

Nachträgliche Impfung möglich

Wer bereits Kontakt mit infizierten Personen oder Tieren hatte, aber noch keine Symptome zeigt, kann sich auch nachträglich gegen Mpox impfen lassen. Fachleute gehen davon aus, dass eine sogenannte postexpositionelle Impfung innerhalb von vier Tagen nach der Infektion vor einem Ausbruch der Krankheit schützen kann.

Schutz vor einer möglichen Infektion mit Affenpocken

Um sich vor der Pockeninfektion zu schützen, sollte der enge Kontakt mit infizierten Personen möglichst vermieden und Ausschläge und Wunden nicht berührt werden. Es ist zudem ratsam, auf sichere Hygienemaßnahmen beim Umgang mit Infizierten zu achten, etwa das Tragen von Handschuhen und das häufige Händewaschen. 

Kondome können das Risiko verringern, sich beim Sex mit Mpox zu infizieren.