Bauchfett: Riskante Polster
Wampe, Plauze, Ranzen – Synonyme für einen runden Bauch klingen meist wenig charmant. Grund dürfte sein, dass der "Bierbauch" für viele als unästhetisch gilt.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Allgemeines
Doch nicht nur optisch stellt das Bauchfett ein Problem dar: Im Gegensatz zum sonstigen Körperfett, etwa jenem am Gesäß oder an den Oberschenkeln, spielt es eine bedeutende Rolle für den Stoffwechsel, und zwar eine negative.
Fett ist nicht gleich Fett: Zum Bauchfett zählt vor allem das im Inneren des Bauchraums gelegene Fett, das die Eingeweide umgibt. Mediziner sprechen von viszeralem Fett. Sie unterscheiden es vom sonstigen Fettgewebe des Körpers, das direkt unter der Haut liegt und abgeleitet vom Lateinischen subkutanes Fettgewebe heißt (lat. sub = unter, cutis = Haut).
Fachleute schreiben dem Bauchfett besonders schlechte Eigenschaften zu: Es gibt Botenstoffe und Hormone ab, die der Gesundheit schaden können, etwa indem sie Entzündungen fördern. In Studien fand sich unter anderem ein Zusammenhang zwischen der Menge des Bauchfetts und dem Risiko für chronische Erkrankungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Klar ist aber: Jegliches Übergewicht kann der Gesundheit schaden. Doch das Risiko für Folgeerkrankungen hängt auch davon ab, wo am Körper sich die Pölsterchen befinden.
Daher gilt das Bauchfett neben dem BMI (Body-Mass-Index, Körpermasseindex) als wichtiger Hinweis für das Gesundheitsrisiko. Mit Hilfe des BMI lässt sich abschätzen, ob eine Person unter-, normal- oder übergewichtig ist. Der Wert lässt sich anhand von Körpergröße und Gewicht ermitteln. Er bietet in der Regel eine gute erste Orientierung – bei manchen Personengruppen ist er allerdings weniger aussagekräftig, etwa bei sehr muskulösen Menschen oder Personen mit bestimmten Krankheiten.
- Ab einem BMI von 25 Kilogramm pro Quadratmeter Körperoberfläche (kg/m2) besteht Übergewicht,
- ein BMI von 30 kg/m2 und höher bedeutet, dass die Person fettleibig ist (Adipositas).
Wie viel Bauchfett ein Mensch hat, lässt sich anhand des Taillenumfangs schätzen. Er wird nicht auf Höhe des Bauchnabels gemessen, sondern eher etwas darüber. Je nachdem, wie hoch der ermittelte Wert ist, teilen Ärzte Frauen und Männer in gewisse Risikogruppen ein:
Gesundheitliches Risiko | Taillenumfang |
erhöht | 80 cm oder mehr bei Frauen, 94 cm oder mehr bei Männern |
deutlich erhöht | 88 cm oder mehr bei Frauen, 102 cm oder mehr bei Männern |
- Misst der Umfang der Taille bei Frauen mehr als 88 Zentimeter beziehungsweise
- bei Männern mehr als 102 Zentimeter, sprechen Mediziner von einer Bauchfettsucht (abdominale oder zentrale Adipositas).
Wieso ist das Bauchfett gefährlicher als das andere Fett? Das subkutane Fettgewebe scheint vor allem seinen Job als Energiereserve zu erfüllen – es produziert weitaus weniger gefährliche Stoffe als das viszerale Fett. Ob ein Mensch eher am Bauch oder an Po, Oberschenkeln und Co. zunimmt, richtet sich vor allem nach der genetischen Veranlagung. Wer das Pech hat, dass er überschüssige Kalorien vor allem als Bauchfett bunkert, sollte noch stärker auf viel Bewegung und eine gesunde, ausgewogene Ernährung achten und sein Gewicht möglichst im normalen Rahmen halten (BMI unter 25).
Grundsätzlich entsteht Fettgewebe nur, wenn man mehr Energie zuführt, als der Körper verbraucht. Die Hauptursachen für Übergewicht sind daher:
- falsche, zu energiereiche Ernährung
- mangelnde Bewegung
Apfel oder Birne?
Vielen Männern mit Übergewicht sieht man ihre Extra-Pfunde von hinten nicht an – das Fett sammelt sich fast ausschließlich im Bauchbereich, der Rest des Körpers erscheint normal oder schlank. Bei Frauen hingegen verteilt sich das Fettgewebe meist anders: Sie speichern die Energie an den Oberschenkeln, am Gesäß und an den Hüften, der sogenannte Bierbauch findet sich bei ihnen nur selten.
Mit etwas Phantasie betrachtet, erinnert die Fettverteilung beim Mann in der Form an einen Apfel, die der Frau an eine Birne. Daher sprechen Fachleute auch vom Apfel-Typ und Birnen-Typ, wenn es um das sogenannte Fettverteilungsmuster geht. Aber: Bei Männern wie Frauen kann sich das Fett auf beide Arten verteilen.
Der Birnen-Typ oder weibliche Typ birgt weniger Risiken als der eher männliche Apfel-Typ. Denn: Beim Apfel-Typ speichert der Körper erhebliche Mengen Fett im Inneren, beim Birnen-Typ vor allem in der Fettschicht unter der Haut. Dementsprechend liegt beim Apfel-Typ mehr "böses" Fett vor, das sich auf den Stoffwechsel nachteilig auswirkt.
So steigt bei Übergewichtigen vom Apfel-Typ das Risiko für die Stoffwechselkrankheit Diabetes, das metabolische Syndrom und frühzeitige Gefäßverstopfungen an den Herzkranzgefäßen (sog. KHK) stärker als bei Menschen, die das überschüssige Fett an anderen Körperstellen einlagern.
Lässt sich das Bauchfett gezielt loswerden?
Immer wieder hört man Versprechungen wie "Bauchfett weg in 4 Wochen". Für jeden, der Gewicht verlieren möchte, gilt: Generell kann man Fett durch regelmäßigen Sport (= Energieverbrauch) und eine ausgewogene Ernährung (= nicht zu hohe Energiezufuhr) zum Schmelzen bringen.
Wichtig dabei: Die Menge der Energie, die man durch Essen und Trinken zu sich nimmt, darf nicht höher sein als die Menge, die der Körper verbraucht. Sonst legt er Reserven an, und zwar als Fett.
Wer pro Tag in etwa so viele Kalorien aufnimmt, wie sein Körper im Normalzustand verbrennt, nimmt zumindest nicht weiter zu. Treibt er zusätzlich Sport, setzt der Körper früher oder später Energie aus dem Fettgewebe frei – die Pölsterchen schrumpfen.
Studien zufolge eignet sich ein sogenanntes aerobes Training gut, um das Bauchfett wieder loszuwerden. Aerob bedeutet, dass die Person während des Trainings ausreichend Sauerstoff aufnehmen kann, um die Energie aus dem Fett zu gewinnen. Einfacher gesagt: Man sollte während der Trainingseinheit nicht richtig aus der Puste kommen. Typische Ausdauersportarten wie
eignen sich gut.
Experten empfehlen, zumindest mit mittlerer Intensität zu trainieren. Wer schon länger keinen Sport gemacht hat, sollte sich von einem Arzt untersuchen lassen, bevor er das Training aufnimmt. Der Mediziner kann mögliche Risikofaktoren ausschließen und Tipps geben, welche Art der Belastung sich eignet.
Wie gut jeder einzelne das Bauchfett durch Sport loswerden kann, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und hängt auch stark von Alter und Geschlecht ab. Trauen Sie daher keinen pauschalen Versprechungen à la "Bauchfett weg dank Methode XY".
Zum Abschluss eine gute Nachricht: Wer Sport treibt und dennoch nicht abnimmt, tut seinem Körper trotzdem viel Gutes! Denn eine verbesserte Fitness senkt das Risiko für Folgeerkrankungen an Herz und Gefäßen – auch wenn die Waage stur bleibt und immerzu dieselben Werte anzeigt. Sport lohnt sich folglich immer, sofern keine gesundheitlichen Probleme gegen das Training sprechen.