Pille durchnehmen: Was zu beachten ist
Nie wieder Krämpfe, nie wieder Blutungen: Fast jede Frau würde auf ihre Menstruation wohl gerne verzichten. Die wenigsten wissen, dass sie tatsächlich die Wahl haben. Wer die Pille durchgehend nimmt, kann Blutungen vermeiden. Aber schadet das nicht dem Körper? Erfahren Sie hier, was zu beachten ist und ob es Risiken gibt, wenn Sie die Pille durchnehmen.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Pille durchnehmen: Pillenpause und Blutung umgehen
Seit Kurzem ist es offiziell: In der aktualisierten Leitlinie zur hormonellen Empfängnisverhütung steht, dass die Pillenpause medizinisch nicht zu begründen ist. Ob eine Frau, die die Pille nimmt, zwischendurch blutet oder nicht, ist für ihre Gesundheit nicht ausschlaggebend.
Die Pille gibt Frauen nicht nur die Freiheit, Geschlechtsverkehr zu haben, ohne schwanger zu werden. Sie bietet auch den Vorteil, die lästigen Blutungen loszuwerden, indem sie durchgenommen wird. Nicht nur vor dem Urlaub oder einem Date. Sondern so lange sie möchte.
Doch viele Frauen wissen gar nicht, dass sie eine Wahl haben: Nimmt eine Frau die Pille durch, setzt ihre Periode aus. "Wenn die Blutung ausbleibt, hat das keine gesundheitlich negativen Folgen", sagt Dr. med. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte und niedergelassener Frauenarzt in Hannover. Vorausgesetzt, die Frau nimmt die richtige Pille.
So funktioniert die Pille
Im normalen weiblichen Zyklus baut sich nach einer Menstruation die Gebärmutterschleimhaut auf und bereitet sich darauf vor, dass sich nach dem Eisprung eine befruchtete Eizelle dort einnisten kann. Geschieht das nicht, wird die aufgebaute Schleimhaut mit der nächsten Periode wieder abgestoßen.
Die Pille enthält künstliche Geschlechtshormone, die den Eisprung verhindern und den Schleim am Muttermund für Spermien undurchlässiger machen. Noch dazu baut sich die Gebärmutterschleimhaut nicht mehr oder kaum noch auf. Dadurch hätte eine Eizelle, wenn sie doch heranreifen und sich auf den Weg machen würde, kaum eine Chance, sich einzunisten.
Warum gibt es die Pillenpause?
Dennoch ist es vorgesehen, dass Frauen die Pille nach 21 Tagen für sieben Tage absetzen. Dann setzt die Blutung ein. Dabei handelt es sich eigentlich nicht um eine echte Menstruation, sondern eher um eine "Abbruchblutung", die als Reaktion auf den sinkenden Hormonspiegel einsetzt. Hat sich keine Gebärmutterschleimhaut aufgebaut, ist eine Blutung jedoch nicht nötig. Sie hat also keine Funktion.
Die Pillenpause hat eher den Zweck, den natürlichen Zyklus der Frau zu imitieren. Manchen Frauen gibt es möglicherweise auch ein Gefühl der Sicherheit, wenn die Blutung einsetzt, weil das ein sichtbares Zeichen dafür ist, dass sie nicht schwanger sind.
Welche Pille kann man durchnehmen?
Nicht jede Pille eignet sich dafür, sie durchgehend zu nehmen. Der Langzeitzyklus funktioniert mit Antibabypillen, die eine konstante Wirkstoffdosis haben, sogenannte Einphasenpräparate. Die Pille sollte niedrig dosiert sein, da im Langzeitzyklus ohne Pause ja mehr Wirkstoff aufgenommen wird. Allerdings ist das bei den meisten modernen Präparaten der Fall.
"Es gibt einige Pillen, die speziell für den Langzeitzyklus zugelassen sind", sagt Christian Albring. "Die Zusammensetzung ist so gewählt, dass die Gebärmutterschleimhaut gar nicht oder kaum wächst. Wenn somit die Blutung ausbleibt, hat das keine gesundheitlich negativen Folgen."
Aber auch andere Präparate können durchgenommen werden. Welche sich für einen Langzyklus eignen, muss man dem Gynäkologen zufolge ausprobieren: "Die Wirkung ist sehr individuell und vom Alter der Frau, der Dosis, vom Gewicht und anderen Dingen abhängig", sagt er. Aus diesem Grund sollten Frauen, die vorhaben, die Pille durchzunehmen, das vorher mit ihrem Frauenarzt oder ihrer Frauenärztin besprechen.
Achtung: Es gibt die sogenannten “21+7“ oder die “24+4“-Packungen, bei denen jeden Tag im Monat eine Pille genommen wird. Sie enthalten jedoch sieben bzw. vier Placebo-Tabletten ohne Wirkstoff, die nur dazu dienen, die Einnahme-Routine nicht zu unterbrechen. Bei ihnen müssten also die Pillen ohne Wirkstoff weggeworfen werden, damit die Blutung ausbleibt.
Wie lange kann man die Pille durchnehmen?
Die offizielle Empfehlung lautet: Die Pille kann eine Frau bis zu sechs Zyklen, also 189 Tage, durchnehmen. Anschließend sollen die Hormone sieben Tage lang abgesetzt werden. In dieser Zeit kann es dann zu einer Blutung kommen. Es stellt also grundsätzlich überhaupt kein Problem dar, die Pille einmalig durchzunehmen, beispielsweise im Urlaub. Es steht jeder Frau frei, die Entscheidung selbst zu treffen, ob sie die Pille durchnehmen möchte oder nicht.
Die Empfehlung beruht darauf, dass es keine Studien für eine längere Einnahmedauer gibt. Jedoch gibt es Frauen, denen die dauerhafte Einnahme der Pille ohne Pause sogar empfohlen wird: "Bei Vorliegen einer Endometriose oder einer extrem schmerzhaften oder starken Monatsblutung können diese Präparate dauerhaft durchgenommen werden, sodass keine Blutung mehr auftritt", sagt Gynäkologe Christian Albring.
Blutung trotz durchnehmen der Pille?
Allerdings können auch bei einem geplanten Langzeitzyklus Blutungen auftreten. Ist die Blutung nicht stark, kann man abwarten, ob sie von selbst aufhört. Ist sie zu stark oder dauert an, sollte man die Hormoneinnahme für sieben Tage unterbrechen und es abbluten lassen. Im Gegensatz zur Blutung in der Pillenpause sind solche Zwischenblutung im Langzyklus nicht planbar und können jederzeit auftreten. Je länger eine Frau die Pille durchnimmt, desto unwahrscheinlicher werden solche Zwischenblutungen allerdings.
Schadet es, die Pille durchzunehmen?
Offiziellen Angaben zufolge schadet es nicht, die Pille durchzunehmen. Die britische FSRH (Faculty of Sexual & Reproductive Healthcare of the Royal College of Obstetricians & Gynaecologists) verkündete 2019, dass es keinen gesundheitlichen Nutzen habe, eine Pillenpause zu machen. Auch die deutsche Leitlinie wurde kürzlich entsprechend angepasst.
Das Wissenschaftsinstitut Cochrane kam nach dem Vergleich von sechs Untersuchungen zu dem Schluss, dass die durchgehende Pilleneinnahme nicht nur sicher verhütet, sondern auch gesundheitlich unbedenklich ist. Allerdings gibt es keine Studien, die die Auswirkungen der Dauereinnahme auf sehr lange Sicht untersucht hat, worauf das Institut auch hinweist.
Dennoch gibt es kritische Stimmen. Einige Menschen vermuten, dass die Menstruation einen Sinn hat und ihre dauerhafte Unterdrückung schädlich sein könnte. Tatsächlich ist nicht ganz klar, warum die Natur den weiblichen Zyklus mit der Menstruation hervorgebracht hat.
Klar ist, dass beim Langzeitzyklus die Hormondosis pro Monat höher ist, als wenn eine Frau sieben Tage lang keine Hormone zu sich nimmt. Studien zeigten jedoch, dass die gesundheitlichen Risiken und Nebenwirkungen bei beiden Anwendungsarten der Pilleneinnahme – mit oder ohne Pause – gleich sind.
Da sich die Einnahme der Pille verkürzt, wird es pro Monat für die Frau auch etwas teurer, die Pille zu nehmen, da die siebentägige Pause übersprungen wird.