Zu sehen sind mehrere Spermien
© Getty Images/CHRISTOPH BURGSTEDT/SCIENCE PHOTO LIBRARY

Sperma & Spermien: Farbe, Qualität und Fruchtbarkeit

Von: Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 20.01.2023

Ohne Sperma keine Befruchtung, ohne Befruchtung kein neues Leben. Mit jedem Samenerguss gelangen Millionen Spermien aus dem Körper des Mannes. Woraus Sperma besteht, wie viel Sperma nötig ist für eine Schwangerschaft und was Blut im Sperma bedeutet.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Sperma: Geruch, Geschmack, Farbe

Sperma ist die milchig-trübe Flüssigkeit, die beim männlichen Samenerguss aus der Harnröhre des Penis austritt. Wichtigster Bestandteil des Spermas sind die Spermien (Samenzellen). Ihre Aufgabe ist es, eine weibliche Eizelle zu befruchten. Ein Spermium misst etwa 0,06 Millimeter und gehört damit zu den kleinsten Zellen im Körper. Jede Spermazelle enthält das gesamte Erbgut des Mannes. 

In der Regel hat Sperma einen salzig-metallischen Geschmack, was auf seinen Salz- und Zinkgehalt zurückgeht. Der Geruch wird häufig als süßlich beschrieben. Riecht Sperma unangenehm, kann das auf eine Infektion hindeuten und sollte ärztlich abgeklärt werden. Ob Geruch und Geschmack des Spermas sich durch bestimmte Lebensmittel ändern, ist umstritten.

Woraus besteht Sperma?

Sperma besteht nur zu etwa fünf Prozent aus den männlichen Keimzellen, die in den Hoden gebildet werden: den Spermien oder auch Spermatozoen. Die restlichen 95 Prozent setzen sich aus verschiedenen Körperflüssigkeiten (Sekreten) zusammen, die dem Sperma die klebrige, flüssige Konsistenz geben. Diese Sekrete setzt der Körper bei sexueller Erregung frei und mischt sie den Spermien bei.

Ohne sie hätten die Spermien keine Chance, eine Eizelle zu erreichen, denn sie

  • helfen dabei, die Spermien zu transportieren,
  • schützen die Spermien vor dem sauren Milieu und den Abwehrzellen in der Scheide,
  • sorgen für die Beweglichkeit der Spermien und
  • liefern den Spermien Energie, um sich zu bewegen.

Sperma: Was ist drin?

  • Fruchtzucker (Fruktose): Er liefert den Spermien Energie. 
  • PSA (prostata-spezifisches Antigen): Es verflüssigt das Sperma
  • Proteine und Enzyme: Sie helfen dabei, dass die Spermien in der Vagina nicht zu schnell als fremd erkannt und abgetötet werden.
  • Abwehrzellen (Leukozyten, also weiße Blutkörperchen)

Was bedeutet Blut im Sperma?

Befindet sich Blut im Sperma, ist das ein Alarmsignal. In den meisten Fällen ist die Ursache harmlos. Zum Beispiel kann der Blutbeimischung eine kleine Verletzung zugrunde liegen. Es können jedoch auch eine Infektion oder ein Tumor dahinterstecken. Blut im Sperma sollte deshalb in jedem Fall ärztlich abgeklärt und Urin und Ejakulat untersucht werden.

Gelbes Sperma

Gelbes Sperma deutet auf eine Leukozytospermie hin. Das bedeutet, dass sich zu viele weiße Blutkörperchen im Sperma befinden. Dies kann zum Beispiel passieren, wenn eine Infektion vorliegt. Ist das Sperma gelb, sollte das ärztlich abgeklärt werden. Die erhöhte Konzentration an Leukozyten kann die Fruchtbarkeit negativ beeinflussen. 

Tabelle: Informationen über Sperma

MerkmalBeschreibung
Farbemilchig-weißlich bis gelblich-grau; trübe
Konsistenzzähflüssig bis flockig; verflüssigt sich nach ca. 15–30 Minuten
Menge pro Samenergussnach einigen Tagen sexueller Enthaltsamkeit zwischen 2 und 6 Milliliter (ml), im Schnitt ca. 3–4 ml; Finden sich gar keine reifen Spermien im Samen, spricht man von einer Azoospermie.
Spermienanzahlnormal: > 20 Millionen / ml, meist ca. 40 Mio. / ml
ÜberlebensdauerSpermien können im weiblichen Genitaltrakt etwa drei bis fünf Tage lang überleben. 
pH-Wert7–7,8 (schwach alkalisch)

Sperma: Wie viele Spermien produziert ein Mann?

Je nachdem, wie aktiv ein Mann sexuell ist, gibt er über sein Sperma im Laufe seines Lebens etliche Milliarden von Samenzellen ab.

Bei einem einzelnen Samenerguss geraten im Durchschnitt rund drei bis vier Milliliter Sperma ins Freie. Die genaue Menge hängt unter anderem davon ab, wann der letzte Samenerguss war. Wie viele Spermien sich in einem Milliliter Sperma befinden, ist individuell verschieden. Bei einem gesunden Mann sind es mehr als 20 Millionen Spermien pro Milliliter, meist aber deutlich mehr (rund 40 Millionen Milliliter).

Wie viele Spermien ein Mann beispielsweise in einem Jahr ejakuliert, hängt von verschiedenen Einflüssen ab.

Beispiele:

  • Wer 100 Mal im Jahr einen Samenerguss mit im Schnitt 3 Milliliter Volumen hat, von dem jeder Milliliter 40 Millionen Spermien enthält, kommt auf 12 Milliarden Spermien jährlich (100 x 3 x 40.000.000).
  • Erfolgt einmal wöchentlich ein Samenerguss, sind es noch 52 x 3 x 40.000.000 = 6,24 Milliarden.
  • Bei einem Samenerguss pro Monat ca. 1,4 Milliarden Spermien jährlich (12 x 3 x 40.000.000)

Wie lange produziert ein Mann Sperma?

Ein Mann produziert prinzipiell sein ganzes Leben lang Sperma. Anders als eine Frau bleibt er in der Regel sein Leben lang zeugungsfähig, auch wenn sich seine Hormonproduktion verändert und er weniger Testosteron produziert. Die Menge der Spermien und des Ejakulats nehmen daher im Alter ab. Aufgrund von Krankheiten oder in sehr hohem Alter kann es auch sein, dass gar keine Spermien mehr produziert werden. 

Wie lange dauert es, bis nach einer Ejakulation neues Sperma produziert wird?

Ein gesunder Mann produziert täglich neues Sperma. Der gesamte Reifeprozess der Spermien dauert etwa drei Monate. Es befinden sich also ständig Spermien in verschiedenen Reifestufen in den Samenkanälen und Hoden des Mannes.

Gibt es einen Samenstau?

Der Samenstau ist eine Legende. Erfolgt über längere Zeit hinweg kein Samenerguss, werden die Spermien durch Immunzellen einfach wieder abgebaut oder es erfolgt eine unwillkürliche Ejakulation, zum Beispiel im Schlaf.

    Sperma: Fruchtbarkeit des Mannes

    Ob ein Mann zeugungsfähig ist und wie hoch die Spermienqualität ist, lässt sich mithilfe eines sogenannten Spermiogramms ermitteln. Das Spermiogramm gibt unter anderem Auskunft darüber,

    • wie viele Spermien das Sperma enthält,
    • wie die Spermien aufgebaut sind,
    • wie viele Spermien sich bewegen und
    • wie schnell sie das tun.

    Wie viel Sperma ist nötig, um schwanger zu werden?

    Worauf es ankommt, ist nicht die Menge des Ejakulats, sondern die Menge der darin enthaltenen Spermien. Um ein Kind zu zeugen, sollten im Sperma mindestens 15 Millionen Spermien pro Milliliter enthalten sein.

    Prinzipiell reicht ein Spermium aus, um ein Kind zu zeugen. Der berühmte Lusttropfen könnte also theoretisch genug sein, um eine Eizelle zu befruchten. Es ist jedoch sehr unwahrscheinlich, da für das Überleben der Spermien ausreichend Samenflüssigkeit nötig ist. Auch bei einer normalen Menge an Ejakulat gelangt zudem nur ein kleiner Teil der Spermien tatsächlich bis in die Eileiter, wo eine Befruchtung stattfinden kann. Beim Lusttropfen befindet sich nur ein Bruchteil der normalen Spermien-Menge im Ejakulat. 

    Wenn ein Mann wissen möchte, ob er ausreichend Spermien produziert, sollte er ein Spermiogramm machen lassen. Dies ist zum Beispiel in einer urologischen Praxis möglich.

    Wie lange überleben Spermien?

    Innerhalb der Gebärmutter überleben Spermien etwa zwei bis fünf, in sehr seltenen Fällen auch sieben Tage. Aus diesem Grund ist die Möglichkeit, schwanger zu werden, auch einige Tage vor und nach dem Eisprung gegeben.

    Außerhalb des Körpers, etwa auf einem Bettlaken, überleben Samenzellen nur wenige Minuten. Nur in einem verschlossenen Becher sind die Spermien einige Stunden lang überlebensfähig. 

    Kann die Spermaproduktion gesteigert werden?

    Männer können einiges dafür tun, mehr Spermien und mehr Sperma zu produzieren.

    Zum Beispiel können sie:

    • nicht rauchen
    • weniger Alkohol trinken
    • ein gesundes Körpergewicht halten
    • Stress vermeiden
    • ausreichend trinken
    • sich gesund ernähren
    • moderat Sport treiben
    • zu viel direkte Wärmeeinwirkung auf die Hoden vermeiden (z. B. durch heiße Bäder, Sitzheizung...)
    • nicht zu enge Hosen tragen

    Bildung des Spermas

    Produktionsstätte der männlichen Samenzellen sind die beiden Hoden: Die Hodenkanälchen bilden jeden Tag aufs Neue zahlreiche Zellen, welche in die benachbarten Nebenhoden gelangen. Dort reifen die Samenzellen heran. 

    Insgesamt dauert es etwa drei Monate, bis aus einer Urkeimzelle ein reifes Spermium geworden ist. Die reifen Samenzellen werden sowohl in den Nebenhoden als auch in den Samenleitern gespeichert. Sie können sich noch nicht selbstständig fortbewegen. Kontraktionen der Samenleiter leiten sie weiter zur Prostata.

    Nur bei einer konstanten Körpertemperatur von etwa 35 Grad Celsius können Spermien gebildet werden. Deshalb ziehen sich die Hoden bei Kälte zusammen und rücken näher an den warmen Körper heran. Ist es zu warm, entspannt sich dagegen die Haut des Hodensacks und die Hoden hängen weiter unten, weg vom warmen Körper.

    Wie lange braucht ein Spermium bis zur Eizelle?

    Vor der Ejakulation mischen sich die Samenzellen mit den Sekreten des Spermas, die es ihnen erst ermöglichen, voranzukommen. Der Schwanzteil der Spermien kann peitschenartige Bewegungen ausführen und ermöglicht ihnen so, sich schwimmend fortzubewegen. In jeder Sekunde legt ein Spermium einen Weg zurück, der seiner eigenen Länge entspricht. Etwa 30 bis 60 Minuten nach der Ejakulation kann es den Eileiter erreichen, wo es möglicherweise auf eine Eizelle trifft.

    Aufbau des Spermiums

    Ein Spermium besteht aus einem Kopf-, Hals- und Schwanzteil. Der Kopf des Spermiums enthält das Erbgut des Mannes in Form von DNA – genauer gesagt nur den einfachen Chromosomensatz. Befruchtet das Spermium eine Eizelle, trifft es auf den dort enthaltenen einfachen Chromosomensatz der Frau. Zusammen entsteht daraus der komplette doppelte Chromosomensatz eines neuen Menschen.

      Bildung der Sperma-Sekrete

      Die verschiedenen Sekrete, die im Sperma enthalten sind, werden an verschiedenen Körperstellen gebildet:  

      • in den Bläschendrüsen (Samenbläschen): Die beiden Bläschendrüsen befinden sich oberhalb der Prostata. Mit ca. 60–70 Prozent der Spermamenge macht das Sekret der Bläschendrüsen den größten Anteil der Samenflüssigkeit aus. Es enthält Fruchtzucker und gibt den Spermien die nötige Energie, um sich fortzubewegen.
      • in der Prostata: Das dünnflüssige, milchig-trübe Sekret der Prostata ist für den typischen Geruch des Spermas verantwortlich. Es macht bis zu 30 % der Sperma-Menge aus.
      • in den Cowper-Drüsen: Die beiden linsen- bis erbsengroßen Drüsen (Bulbourethraldrüsen) liegen unterhalb der Prostata und münden in die Harnröhre. Ihr alkalisches Sekret schützt die Spermien vor dem eher sauren Milieu in der Harnröhre.

      Ein geringer Teil der Spermaflüssigkeit wird zudem in den Nebenhoden gebildet.