Frühchen im Doppelpack: Warum kommen Zwillinge häufig als Frühgeburt zur Welt?
Viele Zwillingsschwangerschaften verlaufen ohne Probleme. Dennoch besteht bei der Doppel-Schwangerschaft ein leicht erhöhtes Risiko, dass eine Besonderheit auftritt. So ist zum Beispiel die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt bei Zwillingen erhöht. Warum kommen Zwillinge häufiger als Frühchen zur Welt?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Frühchen im Doppelpack – warum kommen Zwillinge häufig als Frühgeburt zur Welt?
Bei 30 Prozent aller Zwillingsschwangerschaften kommt es zu einer Frühgeburt. Damit werden Zwillinge drei- bis fünfmal häufiger zu früh geboren als Einlinge. Von einer Frühgeburt spricht man, wenn Babys zur Welt kommen, bevor 37 Schwangerschaftswochen vollendet sind. Eine normale Schwangerschaft dauert 40 Wochen (berechnet ab dem ersten Tag der letzten Periode).
Mögliche Ursachen für eine Frühgeburt können eine Gebärmutterhalsschwäche (Cervixinsuffizienz), vorzeitige Wehen oder ein vorzeitiger Blasensprung sein. Die Belastung, die auf den Gebärmutterhals ausgeübt wird, ist bei zwei heranwachsenden Babys größer als bei nur einem Säugling und auch die Gebärmutter ist im Verhältnis zum Gewicht der Föten und des Mutterkuchens bei einer Zwillingsschwangerschaft weniger durchblutet.
Bei einer Mehrlingsschwangerschaft ist außerdem die Aktivität bestimmter Hormone verändert, die die Erregung von Muskelzellen der Gebärmutter und die Beschaffenheit der Gebärmutterschleimhaut beeinflussen – auch dies könnte die verkürzte Schwangerschaftsdauer erklären.
Risikofaktor Gebärmutterhalsschwäche
Bei einer Gebärmutterhalsschwäche verkürzt sich der Gebärmutterhals der Schwangeren extrem, sodass sich der Muttermund frühzeitig öffnet. Die Veranlagung zu einer Cervixinsuffizienz kann von Geburt an bestehen oder durch eine Infektion der Scheide entstehen.
Der betreuende Arzt tastet bei jeder Vorsorgeuntersuchung in der Schwangerschaft Muttermund und Gebärmutterhals ab und nimmt außerdem einen Abstrich, um eine Scheideninfektion auszuschließen. Dadurch kann er eine Gebärmutterhalsschwäche in der Regel frühzeitig erkennen und gegebenenfalls entsprechende Maßnahmen einleiten, um eine Frühgeburt zu verhindern.
Zu solchen Maßnahmen können je nach Alter der Schwangeren und Länge des Gebärmutterhalses Schonung, strenge Bettruhe oder der Verschluss des Muttermunds mit einer Schlinge (sog. Cerclage) gehören. Auch wehenhemmende Medikamente und Magnesium gegen eine Infektion können dabei helfen, die Geburt hinauszuzögern. Wenn die Gefahr einer Frühgeburt besteht, kann eine sogenannte Lungenreifeprophylaxe in Form einer Kortisonspritze zum Einsatz kommen – diese unterstützt die Lungenreifung der Kinder, damit sie im Fall einer verfrühten Geburt selbstständig atmen können.
Vorzeitige Wehen – vor Ende der 36. Schwangerschaftswoche
Wenn sich die Gebärmutter vor Ende der 36. Schwangerschaftswoche regelmäßig zusammenzieht und sich dadurch der Gebärmutterhals verkürzt und der Muttermund öffnet, spricht man von vorzeitigen Wehen. Die Gebärmutter ist ein Muskel, der im Laufe der Schwangerschaft durch die Kindsbewegungen wächst und sich immer mal wieder zusammenzieht, um sich auf den Geburtsvorgang vorzubereiten. Wird die Gebärmutter durch Zwillinge besonders stark gedehnt, neigt sie dazu, sich häufiger zusammenzuziehen. Auch, wenn die ungeborenen Kinder besonders aktiv sind oder die Schwangere sich körperlich zu sehr anstrengt oder unter Stress leidet, kann dies vorzeitige Wehen auslösen.
Vorzeitiger Blasensprung – geplatzte Fruchtblase
Ein häufiger Grund für eine Frühgeburt ist ein vorzeitiger Blasensprung. Meistens wird dieser durch eine vaginale Infektion ausgelöst. Ein Blasensprung zeigt sich darin, dass tröpfchenweise oder schwallartig Fruchtwasser abgeht. Fruchtwasser ist wasserhell oder milchig-trüb. Es riecht süßlich und enthält meist kleine Flöckchen, die sogenannten Vernixflocken (Käseschmiere).
Wenn ein vorzeitiger Blasensprung eintritt, sollten Sie Ihre Hebamme oder den Arzt aufsuchen. Durch eine Blutuntersuchung muss zunächst kontrolliert werden, ob eine Infektion der Scheide vorliegt. Ist dies der Fall, besteht die Gefahr, dass Keime aus der Scheide in die Gebärmutter gelangen und die Kinder infizieren. Das weitere Vorgehen hängt davon ab, ob eine Infektion festgestellt wurde und in welcher Schwangerschaftswoche der vorzeitige Blasensprung eingetreten ist. Wenn möglich, sollte die Geburt so lange wie möglich hinausgezögert werden. Zwischen der 24. und 34. Schwangerschaftswoche und ohne Verdacht auf eine Infektion kann man unter Bettruhe und regelmäßiger Kontrolle des Bluts der Schwangeren und der Herztöne der Kinder zunächst abwarten. Bei einem vorzeitigen Blasensprung ab der 34. Schwangerschaftswoche wird nach 12 bis 24 Stunden die Geburt eingeleitet.