Kartuschen und Luftballons auf einer Wiese
© Getty Images/Corinne Poleij

Lachgas: Wie gefährlich ist die Partydroge?

Von: Dr. med. univ. Lisa Raberger (Medizinautorin und Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 28.02.2024

Vom Arzneimittel zur Partydroge – Lachgas (Distickstoffmonoxid) hat einen beruhigenden, leicht schmerzlindernden und euphorisierenden Effekt. Welches Risiko der Lachgaskonsum mit sich bringt und wieso Lachgas nicht nur eine Droge, sondern auch ein Treibhausgas ist.

FAQ: Die häufigsten Fragen zu Lachgas

Lachgas (Distickstoffmonoxid) ist ein Narkosemittel und hat einen beruhigenden, leicht schmerzlindernden und euphorisierenden Effekt. Die Wirkung tritt kurz nach dem Einatmen ein und hält etwa ein bis fünf Minuten an.

 

In der Medizin wird Lachgas als Narkosemittel eingesetzt, zum Beispiel in der Zahnarztpraxis oder der Geburtshilfe. In der Lebensmittelindustrie wird Lachgas vielfach eingesetzt, unter anderem in Sprühsahne.

 

Lachgaskonsum birgt das Risiko der Unterversorgung mit Sauerstoff, was Bewusstlosigkeit und Verletzungsgefahr nach sich ziehen kann. Besonders gesundheitsgefährdend ist ein exzessiver Konsum, der Konsum direkt aus der Kartusche (Erfrierungen und Druckschäden) oder in geschlossenen Räumen (Auto), sowie das Bedienen von Fahrzeugen und Maschinen nach dem Konsum.

Was ist Lachgas?

Lachgas (Distickstoffmonoxid) wird in der Medizin als Narkosemittel eingesetzt und hat eine beruhigende, leicht schmerzlindernde und euphorisierende Wirkung. Das Gas findet seine Anwendung zum Beispiel in der Zahnmedizin, um Menschen mit großen Ängsten zu beruhigen.

Die Wirkung von Lachgas findet jedoch nicht nur in der Medizin Anwendung, sondern gewinnt auch als Partydroge an Beliebtheit. Lachgas führt zu einem Rausch mit meist euphorischem Gefühl, Entspannung und Losgelöstheit. Gelegentliches Lachen und Kichern könnten Lachgas seinen Namen gegeben haben. Die Wirkung entfaltet sich rasch, erreicht ihren Höhepunkt meist nach 10 bis 30 Sekunden und endet ein bis fünf Minuten nach dem Absetzen.

Lachgas ist in Deutschland nicht nur als Arzneimittel zugelassen, sondern auch im Handel frei erhältlich. Lachgas findet sich auch in den Kartuschen für Sahnesprays, die in Ballons abgelassen und als Droge konsumiert werden.

Wie verbreitet ist der Konsum von Lachgas?

Es ist nicht klar, wie hoch der missbräuchliche Lachgaskonsum ist, da viele Erhebungen vorrangig nach dem Konsum von Substanzen in Gasform fragen, als nach Distickstoffmonoxid.

Mittlerweile sind die Zahlen des Lachgaskonsums seit 2010 in einigen europäischen Ländern gestiegen. Der exzessive Konsum von Lachgas ist gering, jedoch in den letzten Jahren ebenfalls gestiegen. Gründe für die vermehrte Anwendung des Lachgases könnten einerseits die Verbreitung in den sozialen Medien sein, die leichte Verfügbarkeit, niedrige Preise, die kurze Wirkdauer und die allgemeine Annahme, eine relativ sichere und sozial akzeptable Droge zu konsumieren.

Aufgrund der steigenden Zahlen des Lachgaskonsums haben bereits einige Länder mit Maßnahmen reagiert. Während Lachgas in Deutschland und Österreich frei erhältlich ist, ist es in den Niederlanden und Großbritannien bereits verboten. Frankreich und Belgien haben die Abgabe an Minderjährige untersagt.

 

Lachgas: Anwendung

In der Medizin ist Distickstoffmonoxid als verschreibungspflichtiges Gas erhältlich und wird von medizinischem Fachpersonal in einer Praxis oder Klinik angewendet. Das Gas wird größtenteils als Gemisch mit Sauerstoff mithilfe einer Sauerstoffmaske verabreicht.

Wird Distickstoffmonoxid missbräuchlich verwendet, kommen vorrangig Kartuschen für Sahnesprays zum Einsatz, die in einen Ballon abgefüllt werden. Neben den kleinen Kartuschen aus dem Supermarkt, die etwa acht Gramm Distickstoffmonoxid enthalten, sind bereits auch größere Zylinder erhältlich. Größere Gebinde bringen jedoch auch die Gefahr für Verletzungen und übermäßigen Konsum mit sich.

Risiken: Lachgas als Partydroge

Die Gesundheitsrisiken von Lachgas unterscheiden sich vor allem je nach Dauer und Ausmaß der Anwendung.

Risiken bei kurzem Konsum von Lachgas

Beispiele für Nebenwirkungen von Lachgas in geringen Mengen sind:

Ursache für einige Nebenwirkungen ist meist die kurzfristige Unterversorgung mit Sauerstoff. Die Nebenwirkungen von Lachgas klingen meist ab, sobald das Gas nicht mehr eingeatmet wird. Je höher die konsumierte Menge, desto schädlicher sind die Auswirkungen auf die Gesundheit. Medizinische Behandlungen durch Vergiftungen von Lachgas sind selten und vorrangig auf Verletzungen durch Stürze bei Bewusstlosigkeit und Koordinationsproblemen zurückzuführen.

Lachgas direkt aus der Kartusche

Manche Personen atmen das Gas direkt aus der Kartusche ein und verzichten auf das Abfüllen in einen Ballon. Wird das Gas aus der Kartusche abgelassen, friert es (-40 bis -55 Grad Celsius), was ein großes Risiko für sekundenschnelle Erfrierungen der Nase, Lippen, Mund, Hals, Stimmbänder und Lunge birgt.

Zusätzlich befindet sich das Gas unter hohem Druck in der Kartusche. Entfaltet sich das Gas direkt in den Atemwegen, kann es zu Verletzungen kommen.

Hinweis: Erfrierungen können auch beim Abfüllen von Ballons auftreten: Wird die Kartusche zwischen die Oberschenkel geklemmt, um einen Ballon zu füllen, kann bei raschem Ablassen die Kartusche frieren. Durch die schmerzlindernde Wirkung des Gases bemerken Betroffene die Erfrierung nicht immer.

Auto, Fahrrad und Maschinen bedienen unter Lachgas

Lachgas hat sowohl Einfluss auf die geistige Leistungsfähigkeit (kognitive Fähigkeiten) als auch auf psychometrische Fähigkeiten. Psychomotorische Fähigkeiten sind die geistigen Prozesse, die sich auf körperliche Bewegungen (Motorik) auswirken. Psychomotorische Nebenwirkungen sind selten bis 20 Minuten nach der Beendigung der Lachgaseinnahme zu beobachten. Die kognitiven Fähigkeiten können jedoch mehrere Stunden beeinflusst sein. 

Es werden immer wieder Verkehrsunfälle unter Einfluss von Lachgas verzeichnet. Auch die Fähigkeit, Maschinen und Fahrzeuge zu bedienen, kann durch Lachgas beeinflusst sein. Das European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction (EMCDDA) empfiehlt deshalb, nach dem Gebrauch von Lachgas nicht mit dem Auto, Roller oder Fahrrad zu fahren und keine Maschinen zu bedienen.

Mischkonsum

Es wird vermutet, dass der dämpfende Effekt von Lachgas in Kombination mit anderen dämpfenden Substanzen, wie Alkohol, Benzodiazepinen und Opioiden, verstärkt werden könnte. Bei einer starken Dämpfung durch mehrere Substanzen können die sogenannten Schutzreflexe ausfallen. Das bedeutet, dass Reflexe wie der Hustenreflex nicht adäquat ablaufen. Übergeben sich Betroffene, könnte dies zum Einatmen in die Lunge oder Ersticken führen.

Hinweis: Der Konsum von Lachgas in einem geschlossenen Raum wie einem Auto kann zur Sauerstoffunterversorgung und zum Erstickungstod führen. Lachgas ist hoch entflammbar, deshalb sollte keinesfalls ein offenes Feuer in der Nähe sein oder geraucht werden.

Risiken bei langem (chronischem) Konsum von Lachgas

  • Vitamin B12: Lachgas beeinflusst den Vitamin-B12-Haushalt und inaktiviert das Vitamin. Vitamin B12 ist essenziell für die Erneuerung von Nervenzellen und kann vom Körper nicht selbst hergestellt werden. Es muss über Lebensmittel wie Fleisch, Fisch und Milchprodukte aufgenommen werden. Da Menschen mit veganer oder vegetarischer Ernährung zu Vitamin-B12-Mangel neigen können, sind diese einem besonders hohen Risiko ausgesetzt.
  • Schädigung des Nervensystems: Distickstoffmonoxid schädigt das Nervensystem. Der Mechanismus dahinter ist bis heute nicht verstanden, steht vermutlich jedoch in Zusammenhang mit dem Vitamin-B12-Haushalt und der aufgenommenen Dosis des Lachgases. Die Symptome von Nervenschäden können sehr unterschiedlich sein und äußern sich zum Beispiel als Ataxie (Bewegungs- und Koordinationsstörungen), Muskelschwäche beim Gehen oder Taubheitsgefühle. In den meisten Fällen haben Betroffene sehr viel Lachgas über Wochen bis Jahre konsumiert, mit 50 bis 600 Kartuschen pro Tag. Normalerweise können diese Symptome teilweise wieder nachlassen, vor allem wenn sie rechtzeitig erkannt und behandelt werden.

Ab welchem genauen Grenzwert Gesundheitsschäden bei Lachgaskonsum auftreten, kann nicht genau gesagt werden.

Mehr Informationen oder Hilfe? Anlaufstellen für mehr Informationen über Lachgas, sowie für Drogenberatung sind die hausärztliche Praxis oder über das Suchthilfeverzeichnis der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e. V mit über 1.400 Beratungsstellen zu finden.

Wann wird Lachgas eingesetzt?

Distickstoffmonoxid wird in der Medizin als Narkosemittel eingesetzt. Es handelt sich um ein Gas und wird vermischt mit Sauerstoff inhaliert. Es wird zur Einleitung der Narkose eingesetzt oder zur Linderung von geringen bis mittleren Schmerzen aufgrund des schnellen Wirkungsbeginns und -endes. Beispiele für medizinische Anwendungen sind die Zahnmedizin und die Geburtshilfe. In der modernen Medizin wird Lachgas zur Narkose während einer Operation nur noch selten verwendet.

Lachgas kommt in der Natur als Faulgas vor, entsteht also bei Gärprozessen. Es gehört zu den Treibhausgasen und ist rund 265-mal klimaschädlicher ist als Kohlendioxid. Das Übermaß an Lachgas entsteht hauptsächlich aufgrund von stickstoffhaltigen Düngemitteln in der Landwirtschaft und Tierhaltung, chemische Prozesse in der Industrie und Verbrennungsprozesse.

In der Lebensmittelindustrie ist Lachgas als Zusatzstoff E 942 gekennzeichnet und wird als Treibgas für Sahnesprays in Kartuschen angewendet oder um Getränke mit Aromen zu versetzen. Es tritt kein berauschender Effekt durch Lachgas in herkömmlicher Verarbeitung in Lebensmitteln auf.