Grapefruit und Medikamente: Riskante Kombination
Die Grapefruit hat es nicht nur wegen ihres sauren Geschmacks und ihrer gesunden Inhaltsstoffe in sich, sondern auch in Bezug auf ihre Wechselwirkungen mit vielen Medikamenten. In Kombination mit bestimmten Wirkstoffen kann Grapefruit nämlich zu einem ernst zu nehmenden Gesundheitsrisiko werden. Welche Wirkstoffe vertragen sich nicht mit Grapefruit?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Grapefruit und Medikamente: Warum ist das gefährlich?
Grapefruit führt bei vielen Medikamenten zu Wechselwirkungen – unter Umständen sogar zu lebensbedrohlichen. Denn Flavonoide wie Furocumarine in der Grapefruit hemmen ein körpereigenes Enzym namens CYP3A4. Dieses sorgt normalerweise dafür, dass die Wirkstoffe des Medikaments im Darm verstoffwechselt werden. Als Folge wird ihr Abbau gehemmt, die jeweiligen Wirkstoffe bleiben zu lang im Körper und können gefährliche Konzentrationen annehmen. So kann es zu einer Überdosierung kommen und das Risiko für Nebenwirkungen erhöht sich. Zudem ist das Enzym CYP3A4 bei jedem Menschen unterschiedlich stark in der Darmwand aktiv, was die Effekte von Grapefruit unberechenbar macht.
Das gilt allerdings nur für Arzneistoffe, die über den Mund aufgenommen werden, weil die Wechselwirkung bei der Aufnahme über die Darmschleimhaut stattfindet.
Trinkt jemand beispielsweise drei Tage lang täglich ein Glas (200 ml) Grapefruitsaft und nimmt gleichzeitig den Cholesterinsenker Simvastatin ein, kann das dazu führen, dass der Wirkstoff im Körper in dreimal höherer Konzentration vorliegt, als geplant. Dadurch steigt das Risiko für Leberschäden und eine Zersetzung der Muskulatur. Wenn sich die Muskelbestandteile im Filtersystem der Niere sammeln, kann dies zu Nierenschäden und schließlich Nierenversagen führen.
Auch Magenblutungen und Herzschäden sind mögliche Komplikationen, die bei gleichzeitiger Aufnahme von Grapefruit und bestimmten Medikamenten auftreten können.
Auch eine schwächere Wirkung der Medikamente ist möglich
Umgekehrt ist auch die gegenteilige Wirkung möglich: Inhaltsstoffe der Grapefruit blockieren nämlich auch Proteine, die dafür sorgen, dass bestimmte Wirkstoffe in die Zellen eingeschleust werden. Auf diese Weise führt Grapefruit dazu, dass einige Wirkstoffe nicht ausreichend vom Körper aufgenommen werden können und schwächer wirken.
Grapefruit und Medikamente: Empfohlener Abstand
Es reicht nicht aus, zwischen Grapefruit-Verzehr und Medikamenteneinnahme ein paar Stunden Abstand zu lassen. Denn der Effekt hält mindestens 24 Stunden bis hin zu mehreren Tagen an – so lange, bis das Enzym CYP3A4 vom Körper wieder in ausreichender Menge produziert wurde.
Ist nur frische Grapefruit riskant?
Das Risiko in Bezug auf Wechselwirkungen mit Arzneien besteht nicht nur bei frischer Grapefruit, sondern im Grunde bei allen Grapefruit-Produkten, also auch bei frisch gepresstem oder gekauftem Saft. Das heißt, bei der Einnahme bestimmter Medikamente sollte man Grapefruit besser ganz aus dem Ernährungsplan streichen.
Sind auch andere Zitrusfrüchte ein Risiko?
Ähnliche Effekte wie Grapefruit haben auch folgende Zitrusfrüchte:
- Pampelmusen
- Pomeranzen (Bitterorangen), oft in Orangenmarmelade enthalten
- Pomelo-Früchte (Kreuzung aus Pampelmuse und Grapefruit)
Orangen oder Orangensaft haben dagegen keine Wechselwirkungen wie die Grapefruit.
Beeinflusst Grapefruit die Wirkung der Pille?
Auch zwischen Grapefruit und der östrogenhaltigen Pille gibt es Wechselwirkungen. Die Wirkung wird dadurch jedoch nicht abgeschwächt. Der Verhütungsschutz ist also nicht gefährdet.
Vielmehr verstärkt Grapefruit die Wirkung der Pille, da die Konzentration des Wirkstoffs beziehungsweise der Hormonspiegel als Folge steigt. Das kann auf Dauer zu Beschwerden wie Brustspannen führen, aber auch das Risiko für Thrombosen und Brustkrebs erhöhen. Das gleiche Risiko besteht auch bei Frauen in den Wechseljahren, die Hormonersatzpräparate mit Östrogenen einnehmen.
Welche Wirkstoffe vertragen sich nicht mit Grapefruit?
Die Zahl der Arzneistoffe, bei denen Wechselwirkungen mit Grapefruit festgestellt werden, wächst ständig weiter. Wer sichergehen möchte, sollte nicht nur den Beipackzettel des jeweiligen Arzneimittels lesen, sondern auch in der ärztlichen Praxis oder der Apotheke nachfragen, ob bei der Einnahme des Medikaments Wechselwirkungen mit Grapefruit oder anderen Lebensmitteln bekannt sind.
Zu den Wirkstoffen, bei denen die Wirkung durch Grapefruit verstärkt wird, zählen beispielsweise:
- Cholesterinsenker, z. B.
- Calciumkanalblocker, z. B.
- Immunsuppressiva, z. B.
- Glukokortikoide, z. B.
- angstlösende Medikamente, z. B.
- Beruhigungsmittel, z. B.
- Mittel gegen Schlafstörungen, z. B.
- Mittel gegen Allergien, z. B.
- Mittel gegen Würmer, z. B.
- Mittel gegen Epilepsie, z. B.
- Carbamazepin
- Mittel gegen Herzrhythmusstörungen, z. B.
- Mittel gegen Harninkontinenz, z. B.
- Darifenacin
- Mittel gegen Reizblase, z. B.
- Mittel gegen Nierenerkrankungen, z. B.
- Mittel gegen Schmerzen, z. B.
- Mittel gegen Angina pectoris, z. B.
- Mittel gegen Mukoviszidose, z. B.
- Mittel gegen Erektionsstörungen, z. B.
- Mittel gegen Krebs, z. B.
- Axitinib
- Bexaroten
- Crizotinib
- Lapatinib
- Nilotinib
- Pazopanib
- Sunitinib
Wirkstoffe, die durch Grapefruit schwächer wirken, sind zum Beispiel:
- Mittel gegen Bluthochdruck, z. B.
- Mittel gegen Krebs, z. B.