Amalgam: Untersuchung beim Zahnarzt
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Amalgam: Sollte die Zahnfüllung entfernt werden oder nicht?

Von: Frederike Rausch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 21.03.2024

Zahnfüllungen aus Amalgam stehen schon länger in der Kritik, da sie giftiges Quecksilber enthalten. Wie gefährlich sind sie tatsächlich? Sollte man Amalgamfüllungen entfernen lassen? Erfahren Sie es hier.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Amalgam

Amalgam besteht zu etwa 50 Prozent aus giftigem Quecksilber und steht deswegen in der Kritik. Wissenschaftliche Studien konnten bislang allerdings nicht bestätigen, dass durch entsprechende Zahnfüllungen gesundheitliche Schäden hervorgerufen werden.

Sofern keine medizinische Notwendigkeit besteht, raten die meisten Fachleute davon ab, intakte Amalgamfüllungen entfernen zu lassen. Enthaltenes Quecksilber kann insbesondere beim Einbringen und Herausnehmen der Füllung freigesetzt werden.

Was ist Amalgam?

Amalgam ist ein Material, das bereits seit über 150 Jahren in der Zahnmedizin als Füllstoff verwendet wird. In den vergangenen Jahrzehnten kam es insbesondere bei Karies zum Einsatz und wurde hauptsächlich in Löcher im Seitenzahnbereich eingebracht.
 
Amalgam besteht zu rund 50 Prozent aus Quecksilber und zur anderen Hälfte aus einer Mischung aus Silber, Zinn, Kupfer und weiteren Metallen. Es wird kurz vor der Behandlung zu einer formbaren, silbrig-metallischen Paste zusammengemischt und dann in den Zahn eingebracht. Erst dann härtet es innerhalb von 24 Stunden vollständig aus.

Vor- und Nachteile von Amalgam

Amalgam gilt als kostengünstiges Füllungsmaterial, das sich der Größe und dem Umfang der Zahnlöcher gut anpasst. Die Kosten für eine Behandlung mit Amalgam werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Ein weiterer Vorteil des Materials ist seine lange Haltbarkeit, die oft mit zehn Jahren und mehr angegeben wird. 

Jedoch steht Amalgam aufgrund seines Quecksilbergehalts schon seit geraumer Zeit in der Kritik, da gesundheitliche Schäden befürchtet werden. Ein weiterer Nachteil ist die Optik: Viele Menschen empfinden die silbrig-schwarzen Amalgamfüllungen ("Plomben") im Seitenzahnbereich als unästhetisch. 

Heutige Verwendung von Amalgam in der Praxis

Die Verwendung von Amalgam ist schon seit Jahren rückläufig. 2013 machte Amalgam weniger als zehn Prozent des in Deutschland verkauften Gesamtvolumens an Füllmaterialien aus. 

Ab 2025 soll quecksilberhaltiges Dentalamalgam in der EU verboten werden. Allerdings nicht aus gesundheitlichen, sondern aus ökologischen Gründen. Ziel ist, Quecksilber gänzlich aus der Umwelt zu entfernen. Ausnahmen für Amalgamfüllungen soll es geben, wenn eine medizinische Notwendigkeit besteht. 

Bislang gilt das Verbot für Zahnfüllungen aus Amalgam lediglich für Kinder, schwangere und stillende Frauen.

Wie giftig ist Amalgam wirklich?

In der Alternativmedizin wird Amalgam aufgrund des enthaltenen Quecksilbers vielfach für verschiedene Krankheiten verantwortlich gemacht, darunter Krebs, Autoimmunkrankheiten, Depressionen oder Alzheimer. Auch an unspezifischen Symptomen wie Kopfschmerzen oder Müdigkeit sollen Amalgamfüllungen schuld sein. Bisher konnte wissenschaftlich nicht belegt werden, dass derartige körperliche Beschwerden oder Erkrankungen zu befürchten sind.

Problematisch ist Quecksilber vor allem in seiner Reinform. Das Schwermetall und seine Verbindungen können unter anderem Schädigungen der Atemwege, des Nervensystems, der Nieren oder des Magen-Darm-Traktes verursachen. Akute Vergiftungen durch Quecksilber kommen heute jedoch selten vor. 

In Amalgamfüllungen ist das Quecksilber fest in einer Legierung aus anderen Metallen eingebunden. Viele Fachleute gehen davon aus, dass von einer modernen und intakten Plombe keine gesundheitlichen Risiken ausgehen. Die Bundeszahnärztekammer betont, dass es kein Füllungsmaterial gibt, das derart häufig auf mögliche Gesundheitsgefahren hin geprüft wurde, wie es bei Amalgam der Fall ist. 

Das Robert Koch-Institut geht allerdings von einem Restrisiko aus. Denn durch Kauen, Essgewohnheiten oder Zähneknirschen können mitunter sehr kleine Mengen Quecksilber im Mund freigesetzt werden. In Untersuchungen waren die anorganischen Quecksilberwerte von Patient*innen mit Amalgamfüllung viermal höher als bei Menschen ohne diesen Füllstoff. Die Werte lagen jedoch weit unterhalb der Belastungsgrenze. 

Insbesondere, wenn die Füllung eingesetzt oder aufgebohrt wird, können Quecksilberdämpfe freigesetzt werden, wodurch sich das Metall in kleinen Mengen im Körper anlagern kann.

Amalgam: Füllung entfernen lassen oder nicht?

Viele Patient*innen möchte ihre Amalgamfüllungen aus Sorge entfernen lassen. Fachleute raten jedoch zum Großteil davon ab, die Plombe aufzubohren. Denn dabei steigt die Quecksilberbelastung meist deutlich an. Außerdem muss durch das Entfernen der alten Füllung und das Befestigen einer neuen die gesunde Zahnsubstanz häufig stark angeschliffen werden.

Amalgam im Mund sollte grundsätzlich nur dann entfernt werden, wenn eine medizinische Notwendigkeit besteht. Dies kann etwa der Fall sein, wenn eine Allergie gegen Quecksilber vorliegt, die entsprechende entzündliche Reaktionen im Mundraum verursacht oder die Füllung nicht mehr intakt ist.

Krankenkassen bezahlen die Entfernung der Plombe oft anteilig – allerdings nur, wenn die Amalgamfüllung beschädigt ist. Die Kosten für die Behandlung variieren stark und richten sich etwa nach der Größe der alten Plombe und dem Material, das statt des Amalgams eingesetzt werden soll. 

Amalgam: Welche Alternativen gibt es?

Es gibt verschiedene Alternativen zu Amalgam, die sich je nach den spezifischen Bedürfnissen und Vorlieben von Patient*innen sowie den Empfehlungen des*der Zahnarztes*Zahnärztin unterscheiden können. Einige gängige Alternativen sind:

  • Kunststofffüllungen: Diese bestehen aus einem Kunststoffgemisch, das mit feinen Glas- oder Keramik- und/oder Quarzpartikeln verstärkt ist, um die Füllung haltbarer zu machen. Füllstoff mit Kunststoff kann an die Farbe der Zähne angepasst werden, sodass er weniger auffällt. 

  • Keramikfüllungen: Aus Keramik hergestellte Füllungen, bieten eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen Abrieb und Flecken. Keramikfüllungen können sehr gut an die natürliche Zahnfarbe angepasst werden und gelten als langlebig.

  • Goldfüllungen: Goldfüllungen (auch als Inlays oder Onlays bezeichnet) sind sehr haltbar und verträglich, jedoch recht kostspielig. Sie werden außerhalb des Mundes hergestellt und später in den Zahn eingesetzt.

  • Glasionomerzement: Diese Art von Füllmaterial wird hauptsächlich bei Kindern oder für Füllungen unterhalb der Zahnfleischlinie verwendet. Glasionomerzement haftet direkt am Zahnmaterial und gibt Fluorid ab, was zur Vorbeugung weiterer Karies beitragen kann. Sie sind jedoch weniger haltbar als Kompositfüllungen und werden in der Regel für nicht-belastende Bereiche verwendet.

Interessant zu wissen: Indirekte Füllungen, einschließlich Inlays und Onlays, werden außerhalb des Mundes angefertigt und sind eine Option für umfangreiche Zahnreparaturen, bei denen nicht genug Zahnsubstanz für eine direkte Füllung vorhanden ist, aber auch noch nicht genug Schaden für eine vollständige Krone vorliegt. Sie können aus verschiedenen Materialien wie Gold, Porzellan oder Kompositmaterialien hergestellt werden.