Eine Frau kauft Milchprodukte ein
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Lebensmittelrückrufe: 5 Fragen und Antworten

Von: Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 05.01.2022

Lidl warnt derzeit vor Forellenfilets, die es bei dem Discounter zu kaufen gab. In dem Fisch wurden Listerien nachgewiesen. Beim Verzehr können "ernste Krankheitsverläufe drohen". Durchschnittlich müssen drei Lebensmittel pro Woche aus dem Verkehr gezogen werden, weil sie nicht sicher sind. Was tun, wenn man ein Lebensmittel gekauft hat, das zurückgerufen wurde? Wo erfährt man überhaupt davon? Und was passiert, wenn man bereits davon gegessen hat? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Warum werden Lebensmittel zurückgerufen?

Am häufigsten werden Lebensmittel zurückgerufen, weil sie mit Keimen wie Salmonellen, Listerien oder E. coli-Bakterien verunreinigt sind oder weil sich Fremdkörper wie Glassplitter oder Metallteilchen darin befinden. Auch Schadstoffe wie zu hohe Rückstände von Pflanzenschutzmitteln oder nicht ausgewiesene Allergene können Gründe dafür sein, dass ein Lebensmittel aus dem Verkehr gezogen wird. Am häufigsten betroffen sind Fleisch- und Wurstwaren, gefolgt von Milchprodukten. Werden diese zum Beispiel unzureichend erhitzt oder gekühlt oder ist die Hygiene im Betrieb mangelhaft, können sich Krankheitserreger darauf besonders gut vermehren.

Verantwortlich für das Produkt ist der Hersteller. Ist es nicht sicher, muss er es zurückrufen. Mängel fallen entweder bei Selbstkontrollen des Herstellers auf oder bei stichprobenartigen Kontrollen durch die Behörden. Manchmal weisen auch Verbraucher auf Missstände hin.

Video: 5 Fragen und Antworten zu Lebensmittelrückrufen

Der Unterschied zwischen Rücknahme und Rückruf

Ist ein nicht einwandfreies Produkt noch nicht in den Verkauf gelangt, kann der Hersteller es aus dem Handel zurücknehmen. Das kann passieren, ohne dass die Öffentlichkeit davon etwas mitbekommt.

Ist ein Produkt bereits im Verkauf, muss der Hersteller es zurückrufen. Dann wird es aus dem Handel genommen und es geht eine offizielle Warnung an die Verbraucher raus.

Wo erfahre ich, ob ein Lebensmittel zurückgerufen wurde?

Der Hersteller muss die Behörden informieren und mit dem Rückruf an die Öffentlichkeit gehen. Wie, dafür gibt es keine genauen Vorgaben. Zum Beispiel kann er sich mit einer Pressemitteilung an die Medien wenden. Ob diese die Produktwarnung veröffentlichen, liegt in ihrem eigenen Ermessen. Natürlich muss der Hersteller auch den Handel informieren. Manchmal hängen Supermärkte dann Zettel mit der entsprechenden Lebensmittelwarnung aus.

Sicher erfahren Sie von einer Produktwarnung aber nur auf der Homepage des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Dort werden übrigens auch zurückgerufene Kosmetikprodukte aufgeführt. Verbraucherschutzorganisationen bemängeln jedoch, dass Meldungen dort verzögert erscheinen. Es gibt auch eine private Seite, die über Produktrückrufe informiert.

Was tue ich, wenn ich ein zurückgerufenes Produkt besitze?

Betroffen ist meist nur eine bestimmte Charge, die nicht in allen Bundesländern verkauft wurde. Zunächst sollten Sie deshalb die Produktnummer überprüfen, um sicherzugehen, dass Ihr Produkt überhaupt dazu gehört. Auf der Seite des BVL können Sie das überprüfen, indem Sie Ihr Bundesland herausfiltern.

Falls das Produkt zurückgerufen wurde, dann bringen Sie es am besten dorthin zurück, wo sie es gekauft haben. Der Händler muss es gegen ein einwandfreies Produkt umtauschen oder Ihnen Ihr Geld zurückerstatten. Meist geht das auch ohne Kassenbon.

Was ist, wenn ich ein zurückgerufenes Lebensmittel bereits verzehrt habe?

Wie gefährlich ein zurückgerufenes Lebensmittel ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Sind Glassplitter in einer Stichprobe gefunden worden, muss die gesamte Charge zurückgerufen werden. Dabei handelt es sich jedoch um eine Vorsichtsmaßnahme, denn es müssen sich nicht in allen Produkten Glassplitter befinden.

Auch wenn Listerien in einem Produkt sind (wie im Fall der Forellenfilets von Lidl), ist das für die meisten gesunden Menschen unbedenklich. Sie können innerhalb weniger Stunden bis zu zwei Tage nach Verzehr des Produkts leichtes Fieber und Magen-Darm-Beschwerden entwickeln, die aber von selbst wieder abklingen.

Immunschwache Menschen können allerdings schwer an einer Listeriose mit grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Muskelschmerzen sowie Erbrechen und Durchfall erkranken und im schlimmsten Fall eine Blutvergiftung oder eine Gehirnhautentzündung entwickeln. Auch für ungeborene Kinder stellen die Bakterien eine Gefahr dar. Die Schwangere bemerkt ihre Infektion unter Umständen nicht einmal, kann sie jedoch an das ungeborene Kind weitergeben. Das kann im Extremfall zu einer Früh- oder Totgeburt führen.

Lesetipp:Listeriose – krank durch Lebensmittel

Niemals sollten Sie ein zurückgerufenes Produkt essen. Es passiert zwar selten, aber auch Todesfälle sind nach dem Verzehr kontaminierter Lebensmittel bereits vorkommen. 2019 beispielsweise durch mit Listerien verunreinigter Wurst der Firma Wilke.

Haben Sie von einem Lebensmittel gegessen, bevor Sie von dem Rückruf gehört haben, sollte in der Produktwarnung stehen, welche Symptome auftreten können und was zu tun ist. Befinden sich zum Beispiel Listerien in einem Lebensmittel, ist ärztliche Hilfe ratsam, wenn Sie Fieber, Durchfall und oder Erbrechen bekommen. Schwangere und immunschwache Personen sollten auch ohne Symptome ärztlichen Rat einholen, um sicherzugehen. Der Verzehr von verunreinigten Produkten muss jedoch nicht immer Folgen haben.

Lesetipp: Salmonellen in Lebensmitteln – wie können Sie sich schützen?

Was mache ich, wenn ich selbst ein Lebensmittel entdecke, das gefährlich sein könnte?

Am besten melden Sie Ihren Fund direkt dem Hersteller. Zusätzlich sollten Sie das Lebensmittelüberwachungsamt vor Ort informieren. Das muss einer Beschwerde nachgehen.