Das Bild zeigt eine Flasche mit Nudeln und eine Tomate.
© Imagestate/The Food Collection

Trennkost

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 16.03.2018

Trennkost ist eine besondere Form der Diät. Sie geht auf eine Theorie des amerikanischen Arztes Howard Hay (1866-1940) zurück. Er ging davon aus, dass der menschliche Körper nicht dazu in der Lage sei, eiweißreiche (säurebildende) und kohlenhydratreiche (basenbildende) Lebensmittel gleichzeitig zu verdauen. Demnach fördere eine gleichzeitige Aufnahme Verdauungsstörungen und Übergewicht.

Allgemeines

Trennkost-Rezepte beinhalten alle Lebensmittel einer gesunden und ausgewogenen Ernährung. Allerdings ist dabei zu beachten, dass Eiweiße und Kohlenhydrate nicht gleichzeitig, sondern zeitlich getrennt aufgenommen werden. Außerdem sollen pflanzliche (basenbildende) Lebensmittel die Grundlage der Diät bilden. Dagegen sollen säurebildende, also eiweißreiche Lebensmittel nur eingeschränkt aufgenommen werden, um einer Übersäuerung des Körpers entgegenzuwirken. Laut Hay behindere eine Übersäuerung den Stoffwechsel.

Darüber hinaus schreibt die Trennkost vor, sogenannte "unnatürliche" Lebensmittel nur eingeschränkt zu verzehren: Dazu gehören unter anderem Weißmehl, Fertiggerichte, Zucker, Süßigkeiten, konservierte Früchte und fettreiche Lebensmittel. Weitere Empfehlungen der Trennkost sind nicht mehr als 100 Gramm Fleisch und nicht mehr als 30 bis 60 Gramm Fett pro Tag aufzunehmen. Auf Alkohol sollen Befürworter der Trennkost ganz verzichten.

Alle Ernährungspläne der Trennkost beruhen auf den Erkenntnissen Hays. Seine Annahme entbehrt jedoch jeder wissenschaftlichen Grundlage. Nach heutigem Kenntnisstand der physiologischen Abläufe des Verdauungsprozesses scheint die Trennung von eiweiß- und kohlenhydrathaltigen Lebensmitteln nicht zu einer Gewichtsreduktion beizutragen. Trotzdem gelingt es vielen Menschen, mithilfe der Trennkost-Diät abzunehmen. Das liegt jedoch vielmehr an der Zusammensetzung der vegetarisch orientierten, fettarmen und ballaststoffreichen Ernährungsweise und dem Verzicht auf Süßigkeiten und Alkohol. Auch die These von der Übersäuerung des Körpers wird durch die Funktionsweise des Säure-Basen-Haushalts des menschlichen Organismus entkräftet.

Hay'sche Trennkost

Die Hay'sche Trennkost wurde bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch den amerikanischen Arzt Howard Hay entwickelt. Der eiserne Grundsatz seiner Theorie besteht darin, Kohlenhydrate und Eiweißzeitlich getrennt voneinander zu verzehren. Der Körper könne beide Nährstoffe zusammen nicht optimal verdauen und gerate bei gleichzeitiger Aufnahme von Kohlenhydraten und Eiweiß in einen gesundheitsschädlichen Zustand der Übersäuerung. Ernährungsphysiologen haben jedoch nachgewiesen, dass Verdauungsenzyme in Magen und Darm auf eine gleichzeitige Verdauung unterschiedlicher Nährstoffe ausgerichtet sind.

Obwohl die zugrunde liegende Theorien der Trennkost jeder wissenschaftlichen Basis entbehren, spricht der hohe Anteil kalorienarmer Lebensmittel wie Obst und Gemüse für sie. Die Empfehlung, langsam zu essen und gut zu kauen, sorgt für eine ausreichende Sättigung. Vier bis fünf Mahlzeiten täglich sind ebenfalls sinnvoll und versorgen den Körper gleichmäßig mit Energie und Nährstoffen.

Unseriös ist der Anspruch von Hay, mit der Trennkost Krankheiten wie Nierenerkrankungen, Diabetes mellitus oder Fettstoffwechselstörungen heilen zu können. Eine Trennung der Nährstoffe ist zudem im Alltag schwierig und nicht sinnvoll.

Wer auf eine ausgewogene Ernährung achtet und reichlich Obst, Gemüse und Salat zu sich nimmt und zeitgleich fette Wurst, Zucker, Süßigkeiten und Alkohol meidet, kann einen Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Die Trennkost vernachlässigt Getreide und Getreideerzeugnisse, die den Körper mit wichtigen Nährstoffen wie B-Vitaminen, Folsäure, Magnesium, Eisen und Selen versorgen. Auch Käse und Seefisch sind wichtige Komponenten, die in der Hay'sche Trennkost zu kurz kommen. Sie führen dem Körper Calcium, Jod und Omega-3-Fettsäuren zu. Auch wenn die Fleischportionen wie in der Hay'schen Trennkost vorgeschlagen nicht zu groß ausfallen sollten, spielt Fleisch als Eisenlieferant eine wichtige Rolle.

Fit for life

Fit for life ist eine Variante der Hay'schen Trennkost. Nach Ansicht des Ehepaars Diamond, den Erfindern der Fit-for-life-Diät, soll der gleichzeitige Verzehr eiweiß- und kohlenhydratreicher Lebensmittel das Gleichgewicht zwischen auf- und abbauendem Stoffwechsel stören – dabei sollen giftige Substanzen entstehen. Mit dem gemischten Verzehr von Lebensmitteln entstünden zudem Verdauungsüberreste, sogenannte Schlacken, deren Abbau die volle Kraft des Körpers beanspruchen. Da eine vollständige Ausscheidung der Schlacken nicht möglich sei, führten diese zu Übergewicht.

Die Diamonds empfehlen, zu 70 Prozent wasser- und vitalstoffreiches Obst und Gemüse zu essen. 30 Prozent der Nahrung soll aus konzentrierten Lebensmitteln wie Brot, Getreide, Fisch und Fleisch bestehen. Milch und Milchprodukte sind verboten, weil sie nach Meinung der Diamonds den Darm "verkleben". Als Getränk wird destilliertes Wasser angepriesen.

Die Diamonds gehen davon aus, dass es drei sogenannte Körperzyklen der Verdauung gibt, die ausschlaggebend für die Aufnahme, Ausnutzung und Ausscheidung der Nahrung sind: Essen und Aufschließen der Nahrung von 12 Uhr bis 20 Uhr, Aufnahme und Verwertung der Nahrung von 20 Uhr bis morgens 4 Uhr, Abgabe von Schlacken von morgens 4 Uhr bis mittags 12 Uhr. Diese Zyklen seien bei der Nahrungsaufnahme unbedingt zu berücksichtigen, um Übergewicht zu vermeiden. Dabei ist vor allem wichtig, die Ausscheidungsphase nicht zu stören, damit überflüssige Abfallstoffe entfernt werden.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) warnt vor Fit-for-life. Die Diät entbehre jeder wissenschaftlichen Grundlage und könne zum Mangel an wichtigen Nährstoffen führen. So sei zum Beispiel durch den Verzicht auf Milch und Milchprodukte die Calciumversorgung gefährdet. Der menschliche Körper benötigt diesen Mineralstoff vor allem für den Aufbau stabiler Knochen und Zähne. Auch eine Schlackenbildung findet aus ernährungsmedizinischer Sicht nicht statt: Der Körper verwertet Stoffwechselprodukte oder scheidet diese aus. Der ausschließliche Genuss von destilliertem Wasser sei zudem nicht zu empfehlen, da es keine lebenswichtigen Mineralstoffe enthalte.