Lymphozyten: Was bedeuten erhöhte und niedrige Werte?
Lymphozyten zählen zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Die Hauptfunktion dieser Blutzellen ist die Abwehr von schädlichen Erregern. Aus diesem Grund sind sie unerlässlich für das Immunsystem. Wann die Lymphozyten im Blut bestimmt werden und was erhöhte und niedrige Werte bedeuten, erfahren Sie hier.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Lymphozyten
Die Blutzellen werden hauptsächlich im Knochenmark gebildet. Die sogenannten B-Lymphozyten sind dann bereits funktionstüchtig, während die T-Lymphozyten in die Thymusdrüse wandern, um dort weiter zu reifen.
Ein erhöhter Wert über 3.500 Zellen pro Mikroliter sollte ärztlich abgeklärt werden, um einen möglichen Auslöser herauszufinden.
Sinkt der Wert unter 1.500 Zellen pro Mikroliter, ist eine ärztliche Untersuchung wichtig, um die Ursache zu identifizieren.
Lymphozyten werden als atypisch bezeichnet, wenn sie in ihrer Form, Größe, Funktion und ihrem Aussehen von der Norm abweichen.
Was sind Lymphozyten?
Lymphozyten zählen zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und sind unerlässlich für die Immunabwehr. Die Blutzellen können Krankheitserreger wie Viren oder Bakterien erkennen und gegen sie vorgehen. Bestimmte Lymphozyten können sich an Erreger anpassen, um sie bei einer erneuten Infektion schneller erkennen und zu eliminieren. Zudem richten sie sich auch gegen entartete körpereigene Zellen wie Krebszellen.
Lymphozyten werden im Knochenmark gebildet und verteilen sich von dort über die Blut- und Lymphbahnen im Organismus. Einige der Blutzellen siedeln sich im Gewebe von Organen wie der Milz, in den Rachenmandeln, im Darm oder aber in den Lymphknoten an.
Drei Unterformen der Lymphozyten
Insgesamt gibt es drei Untergruppen mit unterschiedlichen Aufgaben:
B-Lymphozyten: Die B-Zellen werden im Knochenmark (englisch "bone marrow") gebildet und reifen dort bis zur Funktionstüchtigkeit. Nach Kontakt mit Erregern entwickeln sie sich zu sogenannten Plasmazellen. Die Plasmazellen bilden spezifische Antikörper (Immunglobuline) gegen Erreger, um diese nach einem erneuten Kontakt schneller eliminieren zu können. Dies wird auch als immunologisches Gedächtnis bezeichnet.
T-Lymphozyten: Die T-Zellen entstehen ebenso im Knochenmark, wandern jedoch zur vollständigen Reifung in den Thymus (eine Drüse) weiter. Einige dieser T-Zellen (Killerzellen), können Körperzellen, die von einem Virus befallen sind, gezielt zerstören. Andere T-Zellen (Helferzellen) locken Immunzellen an, um so Erreger abzuwehren. Auch die T-Lymphozyten verbleiben in immunologischen Gedächtniszellen und können bei einer erneuten Infektion gezielter gegen Erreger vorgehen.
natürliche Killerzellen: Die NK-Zellen werden im Knochenmark gebildet und sind ebenso wie die T-Zellen in der Lage, mit Krankheitserregern befallene Zellen zu bekämpfen.
Wann wird der Lymphozyten-Wert bestimmt?
Der Wert wird im Rahmen eines großen Blutbildes (Differentialblutbild) bestimmt. Ein solches großes Blutbild kann angeordnet werden, wenn bei einem kleinen Blutbild zu wenige oder zu viele weiße Blutkörperchen diagnostiziert wurden.
Darüber hinaus ordnen Fachleute die Bestimmung des Lymphozyten-Werts in folgenden Fällen an:
- wiederkehrende Infektionen
- Autoimmunerkrankungen und Allergien
- Verlaufskontrollen bei Chemo-, Strahlen- oder Kortisontherapie
- Verlaufskontrollen von Erkrankungen wie HIV-Infektionen
- Veränderungen der Lunge, etwa bei auffälligem Röntgenbild
Lymphozyten: Normwerte bei Erwachsenen
Die Lymphozyten können absolut pro Mikroliter Blut (teils auch pro Nanoliter) oder relativ nach ihrem Anteil an der Gesamtleukozytenzahl angegeben werden. Die genauen Normwerte unterscheiden sich je nach Alter der betroffenen Person. So sind die Normwerte bei Säuglingen und Kindern in der Regel höher und nicht mit denen von Erwachsenen vergleichbar.
Darüber hinaus variieren die Lymphozyten-Normwerte je nachdem, welches Messverfahren das jeweilige Labor nutzt. Auffälligkeiten sollten deshalb stets ärztlich besprochen und nicht zur alleinigen Diagnose möglicher Ursachen herangezogen werden.
Tabelle mit Lymphozyten-Normwerten
Die folgenden Lymphozyten-Normwerte gelten für Erwachsene über 18 Jahre.
Wert | Normwerte |
Lymphozyten absolut | 1.500 – 3.000 Zellen pro Mikroliter (µl) |
Lymphozyten relativ | 25 % - 45 % der Gesamtleukozyten |
Lymphozyten zu niedrig: Was sind mögliche Ursachen?
Ist der Lymphozyten-Wert zu niedrig, sprechen Fachleute von einer Lymphopenie oder Lymphozytopenie. Niedrige Werte können für eine Immunschwäche sprechen. Der Organismus ist dann anfälliger für Infektionen.
Mögliche Ursachen für zu niedrige Werte sind:
- Virusinfektionen, etwa Masern, Hepatitis oder HIV
- bakterielle Infektionen, beispielsweise bei Tuberkulose
- Autoimmunerkrankungen wie systemischer Lupus erythematodes, Sjögren-Syndrom oder rheumatoide Arthritis
- Strahlen- oder Chemotherapie
- Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppressiva), zum Beispiel Glukokortikoide
- Erkrankungen des Knochenmarks
- Gendefekte
- Eiweißmangelernährung
- Cushing-Syndrom (Überschuss von Cortisol)
- chronische Leber- oder Niereninsuffizienz
- Krebserkrankungen wie Lymphome oder akute lymphatische Leukämie
Lymphozyten erhöhen
In der Regel lassen sich die Lymphozyten erhöhen, indem die zugrunde liegende Erkrankung behandelt wird. Ist die Ursache eine Therapie mit bestimmten Medikamenten, kann nach ärztlicher Rücksprache gegebenenfalls die Dosierung angepasst oder auf ein anderes Präparat gewechselt werden.
Lymphozytose: Wenn die Lymphozyten erhöht sind
Ist der Lymphozyten-Wert zu hoch, liegt eine sogenannte Lymphozytose vor. Zu den möglichen Ursachen zählen:
- virale Infektion wie Röteln, Mumps, Pfeiffersches Drüsenfieber oder Hepatitis
- bakterielle Erkrankungen, zum Beispiel Tuberkulose oder Keuchhusten
- akuter Stress oder körperliche Anstrengung
- Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
- bestimmte Formen von Blutkrebs (Leukämie)
- Autoimmunerkrankungen, beispielsweise systemischer Lupus erythematodes oder rheumatoide Arthritis
Was tun, wenn die Lymphozyten zu hoch sind?
Sind die Lymphozyten-Werte zu hoch, ist eine ärztliche Untersuchung ratsam, um die genaue Ursache herauszufinden. Oftmals ist eine Virusinfektion der Auslöser, die nur selten behandelt werden muss. In manchen Fällen können Ärzt*innen jedoch Medikamente (Virostatika) verschreiben.