Leukozyten (weiße Blutkörperchen) im Urin: Bedeutung und was hilft?
Ist die Zahl der Leukozyten in der Urinprobe erhöht, deutet das oft auf eine bakterielle Infektion der Nieren oder der Harnwege hin. Aber auch andere Erkrankungen können die Zahl der weißen Blutkörperchen beeinflussen. Welche Werte sind normal und was hilft?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Was sind Leukozyten?
Leukozyten gehören zur körpereigenen Abwehr. Sie sind zum Beispiel in der Lage, körperfremde Strukturen zu erkennen und zu zerstören – dazu zählen auch "Eindringlinge" wie Bakterien oder Viren. Im Falle einer Infektion oder Entzündung produziert der Körper vermehrt weiße Blutkörperchen und transportiert sie mit dem Blut zu den benötigten Stellen.
Wann sind Leukozyten im Urin harmlos?
Leukozyten werden laufend gebildet und leben nur eine kurze Zeit. Abgestorbene oder beschädigte Leukozyten scheidet der Körper über die Nieren und den Urin aus. Das passiert ständig – eine geringe Menge an weißen Blutkörperchen im Urin ist deshalb normal.
Leukozyten im Urin: Was hilft?
Nicht immer haben Leukozyten im Urin Krankheitswert. Ist die Anzahl aber stark erhöht, weil eine bakterielle Infektion zugrunde liegt, kann eine Behandlung mit Antibiotika nötig sein. Um Bakterien aus den Harnwegen zu spülen, empfiehlt es sich außerdem, viel zu trinken – mindestens zwei Liter am Tag.
Leukozytenzahl feststellen
Ob die Leukozytenzahl erhöht ist, lässt sich mit einer Urinprobe herausfinden. Um festzustellen, ob zu viele weiße Blutkörperchen enthalten sind, verwenden Arztpraxen meist spezielle Schnelltest-Streifen, die man in den Urin taucht. Verfärbt sich der Streifen, weist das auf eine erhöhte Zahl von neutrophilen Granulozyten hin, einer für Infektionen wichtigen Untergruppe der Leukozyten.
Aber auch eine Untersuchung des Urinsediments (fester Bestandteil des Urins) mit dem Mikroskop ist möglich. Sind Leukozyten vorhanden, kann man sie damit optisch erkennen und zählen. Eine mikroskopische Untersuchung folgt oft, wenn der Teststreifen positiv auf Leukozyten reagiert. Je nach Ergebnis können weitere Untersuchungen notwendig werden. Mithilfe einer Urinkultur kann beispielsweise beim Verdacht auf eine bakterielle Infektion die Erregerart nachgewiesen werden.
Leukozyten im Urin: Zu wenig getrunken?
Die Trinkmenge kann Werte wie die Zahl der Leukozyten im Urin beeinflussen. Jedoch wird bei der Interpretation der Probe die Urinkonzentration berücksichtigt, weshalb die Aussagekraft dadurch in der Regel nicht verfälscht wird. Es ist dennoch ratsam, vor einer Urinuntersuchung nicht übermäßig, aber doch ausreichend zu trinken (empfohlen werden etwa 1,5 bis 2 Liter Wasser pro Tag).
Normwerte für Leukozyten im Urin
Als normal gelten:
- bis zu 10 Leukozyten pro Mikroliter (µl) Urin beziehungsweise
- bei einer Untersuchung des Urins mit dem Mikroskop 2 bis 3 Leukozyten pro Gesichtsfeld (= im sichtbaren Bereich des Objektträgers unter dem Okular).
Ist die Zahl der weißen Blutkörperchen erhöht, sprechen Fachleute von einer Leukozyturie.
Leukozyten im Urin: Ursachen für erhöhte Werte
Zu den häufigsten Ursachen für erhöhte Leukozyten-Werte im Urin zählen bakterielle Infektionen
- der Harnwege (Blasenentzündung, Entzündung von Harnleiter oder Harnröhre) oder der Nieren sowie
- bei Männern der Prostata oder der Nebenhoden (selten).
Ein weiterer Hinweis auf eine bakterielle Infektion (Bakteriurie) ist das Vorhandensein von Nitrit im Urin.
Aber auch sogenannte sterile Entzündungen – also Entzündungen, bei denen sich zwar Leukozyten, aber keine Bakterien im Urin nachweisen lassen (sog. sterile Leukozyturie) – können die Zahl der weißen Blutkörperchen im Urin erhöhen. Dies ist beispielsweise bei folgenden Erkrankungen und Umständen der Fall:
- bei einer Nierenentzündung im Rahmen der Autoimmunkrankheit Lupus erythematodes (sog. Lupus-Nephritis)
- bei einer Entzündung der Harnwege und Geschlechtsorgane als Folge einer fortgeschrittenen Tuberkulose
- bei einer Infektion mit schwer nachweisbaren bakteriellen Erregern (wie z. B. Chlamydien, Ureaplasmen)
- beim Reiter-Syndrom
- bei Harnwegsinfektionen, die bereits mit Antibiotika behandelt werden
- Bei Tumoren der Harnwege
- als Folge einer Strahlentherapie
Bei Frauen können falsch positive Leukozyten-Werte im Harn kurzfristig beispielsweise durch Scheidenausfluss auftreten.
Erhöhte Leukozyten im Urin und Rückenschmerzen
Rückenschmerzen bei gleichzeitig erhöhtem Leukozytenwert im Urin sprechen für eine Entzündung der Nieren oder einen Harnwegsinfekt. Dies gilt besonders, wenn zusätzliche Symptome wie Fieber oder Schmerzen beim Wasserlassen auftreten. Wird beispielsweise eine Entzündung der Blase nicht auskuriert, können die Bakterien aufsteigen und eine Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) zur Folge haben, die mit Rückenschmerzen einhergeht.