Grippeimpfung (Grippeschutzimpfung)
Eine Grippeimpfung im Oktober oder November ist der beste Schutz vor der Grippe. Seit der Grippesaison 2021/2022 gelten neue Empfehlungen für Menschen über 60 Jahre. Lesen Sie, für wen welche Grippeimpfung infrage kommt, wer die Impfung durchführen darf, welche Nebenwirkungen auftreten können und ob man sich wegen Corona gegen Grippe impfen lassen sollte.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Grippeimpfung – für wen sinnvoll?
Die Grippeimpfung ist sinnvoll für Menschen, für die die Erkrankung schwere bis lebensbedrohliche Folgen haben könnte. Dazu zählen vor allem Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Die Impfung bietet ihnen zwar keinen 100-prozentigen Schutz vor der Grippe. Wenn sie sich anstecken, verläuft die Erkrankung aber in der Regel wesentlicher harmloser, als es ohne Impfung der Fall wäre.
Wer sollte sich impfen lassen?
In Deutschland berät die Ständige Impfkommission (STIKO) jedes Jahr darüber, welche Impfungen für wen sinnvoll sind. Das ist ein unabhängiges Gremium aus wissenschaftlichen Expertinnen und Experten. Die STIKO empfiehlt folgenden Personen, sich gegen die Grippe impfen zu lassen:
- Menschen über 60 Jahre
- gesunden Schwangeren ab dem 4. Schwangerschaftsmonat
- Schwangeren mit einer chronischen Krankheit wie Asthma oder Diabetes schon im ersten Trimester
- Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern ab 6 Monaten mit chronischen Erkrankungen (z. B. Asthma, chronischer Bronchitis, Chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), Lebererkrankungen, Nierenerkrankungen, Diabetes oder der Nervenerkrankung Multiple Sklerose)
- Bewohnern von Alten- oder Pflegeheimen
- Personen, die allgemein ein höheres Risiko haben, mit Grippeviren in Kontakt zu kommen (z. B. medizinisches und pflegendes Personal, Bewohnerinnen und Bewohner von Seniorenzentren)
- Personen mit direktem Kontakt zu Geflügel und Wildvögeln (um problematische Doppelinfektionen mit der Vogelgrippe zu vermeiden)
Für gesunde Kinder, Jugendliche und Erwachsene unter 60 Jahren besteht derzeit keine ausdrückliche Impfempfehlung. Wer sich gegen die Grippe impfen lassen möchte, kann dies trotzdem bei der Hausärztin oder dem Hausarzt tun.
Grippesaison 2021/2022: Sollte man sich wegen Corona gegen die Grippe impfen lassen?
Die Grippeimpfung schützt nicht vor Coronaviren. Trotzdem hört man in letzter Zeit häufiger den Aufruf, gerade in diesem Jahr unbedingt an die Grippeimpfung zu denken. Sowohl Politiker*innen als auch Ärzt*innen raten dazu.
Der Grund: In der Corona-Pandemie wäre es verheerend, wenn eine starke Grippewelle das Gesundheitssystem überlasten würde. Die Kapazitäten werden für die Pandemie gebraucht. Je mehr Menschen wegen einer Grippe ins Krankenhaus müssen, umso weniger Krankenhausbetten stehen für Corona-Patient*innen zur Verfügung. Im vergangenen Jahr ist die Influenza-Welle wegen der strengen Infektionsschutzmaßnahmen fast ausgeblieben. Dies dürfte in dieser Saison wegen der Öffnungsschritte anders sein.
Noch etwas spricht für eine Grippeschutzimpfung trotz oder gerade wegen der Corona-Pandemie: Eine im Fachjournal Plos One veröffentlichte Studie konnte zeigen, dass die Grippeschutzimpfung offenbar vor schweren Verläufen von Covid-19 schützen kann. Zwei Gruppen von je 37.400 Patient*innen hatten entweder sechs Monate bis zwei Wochen vor einer Coronavirus-Infektion eine Grippeschutzimpfung erhalten oder nicht. Die Forscher*innen untersuchten im Nachhinein, wie häufig es in den Gruppen zu schweren Covid-19-Folgen wie Sepsis, Schlaganfall, tiefen Venenthrombosen, Nierenversagen oder Verlegung auf eine Intensivstation gekommen war.
Das Ergebnis: Die Personen, die nicht gegen Grippe geimpft worden waren, hatten ein
- um 20 Prozent erhöhtes Risiko, in ein Krankenhaus zu müssen,
- ein um 58 Prozent erhöhtes Risiko für eine intensivmedizinische Behandlung,
- und ein um 45 Prozent erhöhtes Risiko für eine Sepsis.
Auch das Risiko für einen Schlaganfall war erhöht. Wie dieser Effekt zustande kommt, ist noch nicht geklärt.
Klar ist: Gruppen, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf bei der Grippe und bei Covid-19 haben, sind sich sehr ähnlich. Diese Personen sollten sich deshalb sowohl gegen Covid-19 als auch gegen Influenza impfen lassen. Auch für alle anderen Personen kann eine Grippeimpfung nicht schaden: Sie verringert das Risiko, sich mit beiden Viten anzustecken und den Körper so doppelt zu belasten.
Der STIKO zufolge darf die Impfung gegen Covid-19 und die gegen Grippe gleichzeitig erfolgen, sofern es sich bei den Grippeimpfstoffen um einen Totimpfstoff handelt, was fast immer der Fall ist. Bei anderen Impfstoffen sollte ein zeitlicher Abstand von 14 Tagen eingehalten werden. Novavax arbeitet derzeit an einem Impfstoff, der gleichzeitig vor Influenza und Covid-19 schützen soll.
Dem Robert-Koch-Institut zufolge erhöht eine Grippe-Impfung nicht das Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf.
Video: Grippeimpfung in Zeiten von Corona – für wen sinnvoll?
Grippesaison 2021/2022: Hochdosis-Impfstoff für Menschen über 60 Jahre
Die Ständige Impfkommission empfiehlt seit der Grippesaison 2021/2022 einen Hochdosis-Impfstoff, der Studien zufolge eine leicht, aber signifikant erhöhte Wirksamkeit bei älteren Personen haben soll. Er enthält die vierfache Antigenmenge des herkömmlichen Impfstoffs. Hintergrund dieser Empfehlung ist, dass das Immunsystem älterer Menschen erfahrungsgemäß weniger gut auf Impfungen anspricht als das jüngerer Menschen.
Aktuell ist in Deutschland der Hochdosis-Wirkstoff Efluelda für Menschen ab 60 Jahren zugelassen, der nun standardmäßig bei dieser Altersgruppe zum Einsatz kommen soll. Ist er nicht vorrätig, können Senioren jedoch auch mit einem herkömmlichen Vakzin geimpft werden.
Zum ersten Mal in diesem Jahr ist mit FluadTetra auch ein Grippeimpfstoff dabei, der die Immunantwort speziell bei Senioren ab 65 Jahren mithilfe eines Adjuvans verbessern soll. Als Adjuvans bezeichnet man Hilfsstoffe, die selbst keine medizinische Wirkung haben, jedoch die Wirkung eines anderen Stoffes unterstützen. Allerdings sind sie umstritten, weil sie das Auftreten unerwünschter Nebenwirkungen begünstigen können.hoch
Ja, die Grippeimpfung bietet keinen 100-prozentigen Schutz – in manchen Fällen können auch Geimpfte an Grippe erkranken. Dies kann verschiedene Gründe haben:
- Es dauert etwa 10 bis 14 Tage, bis die Grippeimpfung wirkt. Hat man sichvoroder kurz nach der Impfung mit dem Virus angesteckt, kann man trotz Grippeschutzimpfung an Grippe erkranken.
- Darüber hinaus kommt es darauf an, wie gut die Virusbestandteile im Impfstoff mit den aktuell auftretenden Grippeviren übereinstimmen. Bei schlechter Übereinstimmung ist die Grippeimpfung weniger wirksam.
Ein Beispiel: In der Grippesaison 2017/2018 sind wesentlich mehr Menschen an der Grippe erkrankt als noch in den Vorjahren. Der Impfstoff stimmte in dieser Saison nicht so gut mit den zirkulierenden Viren überein – die Grippeimpfung wirkte dadurch etwas schlechter.
Eine gewisse Prognoseunschärfe ist nicht zu vermeiden. Der Grund: Jedes Jahr ändern sich die Erreger und der Impfstoff muss schon Monate vor der Saison aus verschiedenen Stämmen kombiniert werden. Dadurch wirkt die Grippeschutzimpfung mal gut, mal etwas schlechter.
Schützt die Grippeimpfung auch vor Erkältungen?
Nein, die Grippeimpfung schützt nur vor der echten Grippe (Influenza), nicht jedoch vor einer Erkältung.
Die Symptome einer Grippe und die einer Erkältung ähneln sich zwar – die Krankheitserreger, die hinter einer Grippe beziehungsweise einer Erkältung stecken, sind aber unterschiedlich. Daher kann es vorkommen, dass Menschen trotz einer Grippeschutzimpfung grippeähnliche Beschwerden haben. Dann liegt aber meistens keine echte Grippe vor, sondern "nur" eine Erkältung.
Eine echte Grippe hingegen darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen: Es handelt sich dabei um eine ernst zu nehmende Viruserkrankung, die praktisch jeden treffen kann.
Typisch für die Grippe ist ein heftiger und plötzlicher Beginn mit Fieber, Schmerzen und Abgeschlagenheit. Mehrere Symptome treten gleichzeitig auf und sind stärker, als man es von einer Erkältung gewohnt ist. Bei Kindern und Erwachsenen mit einer geschwächten Immunabwehr kann eine Grippe unter Umständen sogar tödlich verlaufen.
Wer führt die Grippeimpfung durch?
Impfen darf grundsätzlich jeder Arzt, egal welcher Fachrichtung er angehört. Wenn am Arbeitsplatz mit einer erhöhten Ansteckungsgefahr zu rechnen ist, organisieren die Arbeitgeber oftmals die Grippeimpfung für ihre Mitarbeiter.
Eine Grippeimpfung erhält man zum Beispiel
- beim Hausarzt,
- beim Internisten,
- beim Kinderarzt (der Kinderarzt kann sowohl Kinder als auch Erwachsene impfen) oder
- beim Frauenarzt.
Auch Apotheker mit einer entsprechenden Fortbildung dürfen in Rahmen eines vertraglich vereinbarten Modellvorhabens ab Herbst 2020 impfen.
Mehr wissen: So sieht der aktuelle Grippeimpfstoff 2021/2022 aus
Auf Grundlage der weltweit zirkulierenden Virus-Varianten, die für die kommende Grippesaison erwartet werden, legt die Weltgesundheitsorganisation WHO die Zusammensetzung für den Impfstoff jedes Jahr aufs Neue fest.
Der Vierfach-Impfstoff für die Grippeimpfung 2021/2022 setzt sich aktuell aus den Antigenen folgender Grippeviren zusammen:
- A/Victoria/2570/2019 (H1N1)-like virus
- A/Cambodia/e0826360/2020 (H3N2)-like virus
- B/Washington/02/2019 (B/Victoria/2/87-Linie)-ähnlicher Stamm
- B/Phuket/3073/2013 - ähnlicher Stamm (B/Yamagata/16/88-Linie)
Früher gab es ausschließlich Dreifach-Impfstoffe. Diese bestanden aus den Stämmen von zwei Influenza-A- und einem Influenza-B-Typen. Seit der Grippesaison 2018/2019 sollte jede Grippeimpfung mit einem Vierfach-Impfstoff erfolgen.
Nebenwirkungen der Grippeimpfung
Die Grippeschutzimpfung ist nicht gefährlich. Nur gelegentlich treten nach der Grippeimpfung leichte Nebenwirkungen auf, wie zum Beispiel
- Rötung oder Schwellung an der Einstichstelle,
- Kopf- und Gliederschmerzen,
- Abgeschlagenheit oder
- leichtes Fieber.
9 von 100 Personen entwickeln nach der Grippeimpfung erkältungsähnliche Symptome – zum Beispiel Fieber, Frösteln oder Schwitzen, Müdigkeit, Kopf-, Muskel- oder Gliederschmerzen. Diese Beschwerden sind harmlos und verschwinden nach einigen Tagen von selbst.
DIe Grippeimpfung per Nasenspray kann bei einigen Kindern eine verstopfte oder laufende Nase auslösen.
Wie bei jeder Impfung können manche Menschen auch nach der Grippeimpfung allergische Reaktionen zeigen. Da der Impfstoff in der Regel Hühnereiweiß enthält, kann die Impfung für Personen, die allergisch darauf reagieren, gefährlich sein.
Wann darf man sich nicht gegen Grippe impfen lassen?
Nicht impfen lassen sollten Sie sich
- bei Fieber (Körpertemperatur ≥ 38,5°C) und/oder
- einer akuten Infektion.
Die Grippeimpfung sollte dann zum frühestmöglich Zeitpunkt nachgeholt werden. Bei einer leichten Erkältung hingegen können Sie sich trotzdem bedenkenlos gegen Grippe impfen lassen.
Bei einer schweren Allergie gegen Hühnereiweiß sollten Sie sich vor der Impfung mit Ihrem Arzt besprechen. Der Grund: Die meisten Impfstoffe enthalten produktionsbedingt Spuren von Hühnereiweiß. In diesem Fall wird Ihnen der Arzt einen hühnereiweißfreien Impfstoff verabreichen, der auch für Allergiker geeignet ist.
Bei Kindern und Jugendlichen zwischen 2 und 17 Jahren kann die Grippeimpfung grundsätzlich mit einem Totimpfstoff oder einem Influenza-Lebendimpfstoff (als Nasenspray) erfolgen. Beide Impfungen bieten einen ähnlich guten Schutz vor der Grippe mit geringen Nebenwirkungen. Immunschwache Kindern oder Kinder mit schwerem Asthma sollten allerdings nicht mit dem neuen Lebendimpfstoff geimpft werden.
Grippeimpfung in der Schwangerschaft
Alle Frauen, die im Winter schwanger sind, sollten sich ab der 13. SSW gegen Grippe impfen lassen – so empfiehlt es die Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut (STIKO).
Der Grund: Schwangere sind anfälliger für Krankheitserreger wie das Grippevirus und haben ein höheres Komplikationsrisiko. Dies hängt mit verschiedenen physiologischen und immunologischen Veränderungen zusammen, die während einer Schwangerschaft im Körper ablaufen.
Es gibt keine Hinweise darauf, dass eine Grippeimpfung während der Schwangerschaft gefährlich ist. Da es sich um einen Totimpfstoff handelt, gilt die Grippeimpfung für Schwangere und für das ungeborene Kind als unbedenklich. Studien haben gezeigt, dass die Grippeimpfung
- weder das Risiko für Früh- oder Fehlgeburten
- noch die Häufigkeit von Kaiserschnitten erhöht.
Auch auf den Gesundheitszustand des Säuglings nach der Geburt hat die Grippeimpfung keinen Einfluss.
Trotz der Unbedenklichkeit empfiehlt die STIKO, Grippeimpfungen bei gesunden Schwangeren erst ab der 13. Schwangerschaftswoche durchzuführen. Der Grund: Die meisten Fehlgeburten (75%) treten im ersten Drittel der Schwangerschaft auf. Diese spontanen Fehlgeburten sollen nicht fälschlicherweise mit der Grippeschutzimpfung in Verbindung gebracht werden. Nur Schwangeren mit bestimmten Vorerkrankungen wird die Impfung schon im ersten Trimester empfohlen.
Eine Grippeimpfung in der Schwangerschaft schützt nicht nur die Mutter, sondern auch das Neugeborene, das selbst erst ab dem sechsten Lebensmonat gegen Grippe geimpft werden kann. Über die Plazenta (Mutterkuchen) gibt die Mutter die Antikörper an das Kind weiter – dies verleiht dem Neugeborenen einen gewissen Schutz vor der Grippe.
Dürfen sich stillende Mütter gegen Grippe impfen lassen?
In der Stillzeit ist eine Grippeimpfung bedenkenlos möglich– sowohl für die Mutter als auch für das Kind besteht keine Gefahr. Darüber hinaus kann die Grippeimpfung dazu beitragen, Neugeborene vor einer Grippe zu schützen.
Impfstoffe und Durchführung
Der Impfstoff wird entweder
- mit einer Spritze in den Muskel oder in die mittlere Hautschicht gespritzt oder
- über ein Nasenspray in die Nase gesprüht (bei Kindern zwischen 2 und 17 Jahren).
In der Regel verwendet der Arzt Totimpfstoffe, auch inaktivierte Impfstoffe genannt. Zur Herstellung werden lebende Viren abgetötet – der Impfstoff enthält entweder ganze (tote) Krankheitserreger oder aber nur Teile des Erregers.
Seit der Grippesaison 2012/13 steht in Deutschland auch ein Lebendimpfstoff zur Verfügung, der aber nur für Kinder zwischen zwei und 17 Jahren zugelassen ist und als Nasenspray verabreicht wird.
Grippeimpfung mit einem Totimpfstoff
Nach der Grippeimpfung mit einem Totimpfstoff bildet der menschliche Körper sogenannte Antikörper. Antikörper sind Eiweiße, die das Immunsystem bildet, um die Grippeviren abzuwehren. Bei einer Infektion mit Influenzaviren (des jeweils aktuellen Subtyps) werden diese dann umgehend von den Antikörpern bekämpft.
Da der Totimpfstoff keine vermehrungsfähigen Erreger enthält, kann die Grippeschutzimpfung bei Erwachsenen keine Grippe verursachen.
Bei Erwachsenen spritzt die*der Ärztin*Arzt den Impfstoff normalerweise in einen Muskel (intramuskuläre Injektion) – zum Beispiel in den Oberarm. Seit Februar 2009 ist ein Impfstoff zugelassen, den der Arzt nur wenige Millimeter unter die Oberhaut in die mittlere Hautschicht (Lederhaut, Dermis) spritzt (sog. intradermale Injektion). Dort finden sich viele Immunzellen, sodass auch diese Form der Impfung zu einer guten Reaktion des Immunsystems führen kann. Sowohl junge als auch ältere Menschen sollen durch den Impfstoff ebenso gut geschützt werden wie durch die herkömmliche Impfung in den Muskel.
Inaktivierte Grippeimpfstoffe sind als Drei- oder Vierfach-Impfstoffe verfügbar – Mediziner sprechen auch von
- trivalenten bzw.
- tetravalenten Grippeimpfstoffen.
Dreifach-Impfstoffe richten sich gegen zwei Influenza-A-Stämme und einen Influenza-B-Stamm. Vierfach-Impfstoffe beinhalten dieselben Antigene wie die Dreifach-Impfstoffe, zusätzlich aber noch Antigene von einem weiteren B-Virus.
Im November 2017 hat die STIKO beschlossen, die Impfung gegen saisonale Grippe mit einem Vierfach-Impfstoff zu empfehlen. Im April 2018 ist der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) dieser Empfehlung nachgekommen und spricht sich seit der Grippesaison 2018/2019 allgemein für eine Grippeimpfung mit einem Vierfach-Impfstoff aus. Die Kosten hierfür übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen.
Grippeimpfung per Nasenspray (Lebendimpfstoff)
Mittlerweile gibt es gegen die Grippe auch einen genetisch hergestellten Impfstoff mit lebenden Viren – dieser enthält abgeschwächte Erreger (sog. attenuierter Lebendimpfstoff). Dieser Grippeimpfstoff wird nicht wie üblich gespritzt, sondern in die Nase gesprüht.
Kinder und Jugendliche im Alter von zwei bis einschließlich 17 Jahren können sowohl mit einem Totimpfstoff als auch mit dem nasalen Lebendimpfstoff geimpft werden, sofern nichts dagegen spricht. Für immunschwache Kinder oder für Kinder mit schwerem Asthma ist die Grippeimpfung mit einem Nasenspray nicht zu empfehlen.
Grippeimpfung in der Apotheke: Ist das sinnvoll?
In Deutschland laufen seit Herbst 2020 Modellprojekte zur Grippeschutzimpfung in vier Bundesländern, die zunächst auf zwei Jahre angelegt sind. Mehr als 1000 Menschen haben sich in der vergangenen Saison in Apotheken gegen Influenza impfen lassen. Die wissenschaftliche Auswertung ergab: Vor allem waren dies Stammkund*innen der Apotheken, die sonst nicht für eine Grippeimpfung zum Arzt gegangen wären. Mehr als 700 Apotheker*innen haben sich entsprechend schulen lassen.
Noch beteiligen sich nicht alle Krankenkassen überall an der Möglichkeit der Grippeschutzimpfung. Das Angebot gilt für gesetzlich versicherte Erwachsene. Kinder müssen nach wie vor beim Kinderarzt gegen Grippe geimpft werden.
Ist die Grippeimpfung in der Apotheke sicher?
Das kommt darauf, wen man fragt. Die Bundesärztekammer zum Beispiel warnte vor Beginn des Modellversuchs, die Patientensicherheit sei nicht gewährleistet. "Nur Ärztinnen und Ärzte sind qualifiziert für die Impfanamnese, den Ausschluss akuter Erkrankungen und die Aufklärung zur Impfung", sagte Bundesärztekammerpräsident Rudolf Henke. Nur Mediziner*innen seien in der Lage, eventuell auftretende allergische Reaktionen zu beherrschen.
Richtig ist: Im Pharmaziestudium lernen die angehenden Apotheker*innen bislang nicht, wie Impfungen verabreicht werden. Damit ein*e Apotheker*in dem neuen Gesetz zufolge impfen darf, muss er*sie deshalb zunächst eine ärztliche Schulung machen. Allerdings können Apotheker*innen die Impfwilligen nicht untersuchen und müssen sich auf deren Angaben verlassen, was zum Beispiel Allergien oder Vorerkrankungen angeht. Im Modellversuche haben sich bislang keine Komplikationen ergeben.
Grippeimpfungen in der Apotheke: Ja oder nein?
Die Möglichkeit zur Grippeimpfung in der Apotheke soll die Impfung bei der Hausarztpraxis nicht ersetzen. Sie soll ein zusätzliches Angebot sein, um möglichst vielen Menschen einen einfachen Zugang zur Impfung zu ermöglichen. Immerhin ist es auch für die Impfwilligen einfacher, sich die Spritze mal eben in der Apotheke abzuholen, als dafür Wartezeit beim Arzt in Kauf zu nehmen.
Die Ständige Impfkommission empfiehlt besonders bei älteren Menschen eine Impfquote von 75 Prozent. Tatsächlich lassen sich jedoch nur rund 35 Prozent der über 60-Jährigen gegen die Influenza impfen. Für gesunde Erwachsene kann die Impfung in der Apotheke eine gute Sache sein. Allergiker*innen, Schwangere und Menschen mit Vorerkrankungen sollten sich sicherheitshalber weiterhin an ihre Arztpraxis wenden. Ob nach Ablauf des Modellprojektes auch in weiteren Apotheken geimpft werden darf, hängt zum Beispiel davon ab, ob die Impfquote durch diese Maßnahme steigt. Momentan sieht es danach aus.
Kosten der Grippeimpfung
Für alle Menschen, die einer der in den Empfehlungen genannten Risikogruppen angehören, ist die Grippeimpfung kostenlos – zum Beispiel für Schwangere oder für Personen ab 60 Jahren. Die Kosten übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen.
Für Personen, die keiner Risikogruppe angehören, kann eine Grippeimpfung mit Kosten in Höhe von etwa 10 bis 30 Euro verbunden sein. Viele Krankenkassen zeigen sich dabei allerdings entgegenkommend und übernehmen für alle Versicherten die Kosten der Grippeschutzimpfung – dies sollten Sie vorher mit einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter Ihrer jeweiligen Krankenkasse besprechen.
In einigen Fällen tragen die Arbeitgeber die Kosten für den Grippeimpfschutz ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Impfung wird dann häufig von der Betriebsärztin oder dem Betriebsarzt durchgeführt.
Wann ist der beste Zeitpunkt für die Grippeimpfung?
Der beste Zeitpunkt für eine Grippeimpfung sind die Monate Oktober und November. Nach der Impfung dauert es etwa 10 bis 14 Tage, bis sich der volle Impfschutz aufgebaut hat. Wer sich im Herbst impfen lässt, ist für die aktuelle Grippewelle gut gewappnet. Doch auch zu einem späteren Zeitpunkt kann eine Impfung noch sinnvoll sein, etwa im Dezember oder auch erst im Januar.
In der Regel schützt die Impfung über eine gesamte Grippesaison – eine Auffrischimpfung ist nicht notwendig. Ausnahme: Kinder bis zu einem Alter von etwa neun Jahren, die zum ersten Mal in ihrem Leben gegen Grippe geimpft werden, bekommen zwei Impfungen im Abstand von vier Wochen.
Es ist wichtig, sich jedes Jahr erneut impfen zu lassen, denn Grippeviren sind wahre Verwandlungskünstler. Ihr Erbgut verändert sich andauernd, und je nach Saison überwiegen unterschiedliche Typen.
Erst im Laufe des Jahres können Experten abschätzen, aus welchen Subtypen sich das Grippevirus in der bevorstehenden Grippesaison zusammensetzen wird. Daher sollte man sich auch nicht zu früh gegen Grippe impfen lassen.
Grippeimpfung für Kinder
Auch für Kinder kann eine Grippeimpfung in bestimmten Fällen sinnvoll sein. Etwa, wenn sie eine der folgenden Erkrankungen haben, die ihr Immunsystem und/oder ihre Atemwege schwächen:
- Asthma und COPD
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Lebererkrankungen
- Nierenerkrankungen
- Diabetes mellitus
- Nervenerkrankungen wie multiple Sklerose
- HIV-Infektion
Die Impfung ist ab einem Alter von sechs Monaten möglich. Säuglinge und Kleinkinder unter drei Jahren erhalten die Hälfte der Dosis, die für Erwachsene üblich ist.
Ältere Kinder und Jugendliche erhalten die gleiche Dosis wie Erwachsene. Nur für Kinder bis 9 Jahren, die die Grippeimpfung zum ersten Mal erhalten, gilt eine Besonderheit: Sie bekommen zwei Impfungen im Abstand von vier Wochen.
Normalerweise bekommen Kinder genau wie Erwachsene den Totimpfstoff, der als Spritze verabreicht wird. Für Kinder und Jugendliche im Alter von 2 bis 17 Jahren besteht jedoch auch die Möglichkeit einer Impfung per Nasenspray. Bei dem Spray handelt es sich um einen Lebendimpfstoff, der vermehrungsfähige, aber abgeschwächte Viren enthält.
Die Imfpung als Nasenspray eignet sich zum Beispiel für Kinder, für die die Impfung per Spritze nicht geeignet ist – zum Beispiel, weil sie eine Blutgerinnungsstörung oder große Angst vor Spritzen haben. Für immunschwache Kinder oder für Kinder mit schwerem Asthma ist die Grippeimpfung mit einem Nasenspray nicht zu empfehlen.