Patient ist bei seinem Arzt, sie unterhalten sich über Befunde
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Welche Vorsorgeuntersuchungen sind für Männer und Frauen wichtig?

Von: Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education), Dagmar Schüller (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 04.02.2022

Gesundheits-Check-up, Hautkrebs-Screening oder Darmspiegelung – gesetzlich Versicherte haben Anspruch auf eine ganze Reihe medizinischer Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung. Welche Angebote es gibt, hängt vom Alter und Geschlecht ab. Doch wann ist welche Untersuchung sinnvoll – und wie oft sollte man sie wahrnehmen?

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Vorsorgeuntersuchungen

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen unter anderem den Gesundheits-Check-up ab 18 bzw. 35 Jahren, das Hautkrebs-Screening, die Krebsvorsorge bei Frauen und Männern sowie die Zahnvorsorge.

Warum Vorsorgeuntersuchungen so wichtig sind

Der Weg in eine ärztliche Praxis ist nicht immer beliebt – und vielen bereiten anstehende Untersuchungen ein mulmiges Gefühl. Dabei können Maßnahmen zur Vorsorge und Früherkennung Leben retten: Etwa wenn Brustkrebs oder Darmkrebs in einem frühen Stadium entdeckt werden. Es lohnt sich also, regelmäßig einen Blick auf die eigenen Ansprüche von Vorsorgeleistungen zu werfen – nicht nur zur Krebsprävention.

Im allgemeinen Sprachgebrauch ist oft von Vorsorgeuntersuchungen die Rede, obwohl medizinisch korrekt in vielen Fällen von Früherkennungsuntersuchungen gesprochen werden muss. Der Unterschied:

  • Vorsorgeuntersuchung: Ziel ist es, das Entstehen einer Erkrankung zu verhindern.

  • Früherkennungsuntersuchung: Sie dient dazu, eine bereits bestehende, aber noch symptomlose Erkrankung möglichst früh zu entdecken.

Wichtig: Wer ein erhöhtes Risiko hat – etwa durch familiäre Vorbelastung – kann unter Umständen bereits früher Anspruch auf bestimmte Untersuchungen haben. In diesen Fällen spielt beispielsweise die Krebsprävention eine große Rolle.

Ab 18: Zahnvorsorge

Warum? Im Rahmen der Zahnvorsorge lassen sich Entzündungen und Zahnschäden frühzeitig erkennen und behandeln – so können größere Folgeschäden vermieden werden.

Wann und wie oft? Gesetzlich Versicherte haben zweimal jährlich Anspruch auf eine zahnärztliche Kontrolluntersuchung sowie einmal jährlich auf die Entfernung von Zahnstein. Zusätzlich können sie alle zwei Jahre ein Parodontitis-Screening wahrnehmen, um eine Entzündung des Zahnhalteapparates zu erkennen.

Was gehört zur Vorsorgeuntersuchung?

  • Anamnese (Gespräch)
  • Sichtprüfung von Zähnen und Zahnhalteapparat
  • Zahnsteinentfernung
  • Kontrolle des Zahnfleischs mittels Parodontalem Screening Index

Gesundheits-Check-up ab 18 und ab 35

Warum? Besonders bei jungen Menschen können mit dem Gesundheits-Check-up verschiedene Erkrankungen oder ihre Vorboten frühzeitig erkannt werden. Dazu zählen Diabetes mellitus, Nierenerkrankungen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Wann und wie oft? Personen zwischen 18 und 34 Jahren haben Anspruch auf einen einmaligen Check-up. Ab 35 Jahren übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen alle drei Jahre die Kosten für die Untersuchungen.

Was gehört zur Vorsorgeuntersuchung?

  • Anamnese inklusive Lebensstil und Vorerkrankungen
  • körperliche Untersuchung, darunter Blutdruckmessung und Abhören von Herz und Lunge
  • Laboruntersuchungen mittels Blutabnahme und Urinprobe, um Laborwerte wie Blutzucker oder Cholesterin zu bestimmen
  • Überprüfung des Impfstatus und Beratung zu Impfungen

Ab 35: Hautkrebs-Früherkennung

Warum? Hautkrebs ist eine der häufigsten Krebserkrankungen – in frühen Stadien ist er jedoch oft gut behandelbar. Im Rahmen der Früherkennung können Ärzt*innen weißen Hautkrebs, schwarzen Hautkrebs und seine Vorstufen erkennen.

Wann und wie oft? Ab 35 Jahren haben gesetzlich Versicherte alle zwei Jahre Anspruch auf die Hautkrebs-Früherkennung.

Was umfasst die Hautkrebs-Früherkennung?

  • Anamnese
  • Ganzkörperuntersuchung der Haut

Ab 50: Darmkrebsvorsorge

Wozu? Wird Darmkrebs früh erkannt, sind die Heilungschancen hoch – oft ist dann eine weniger belastende Behandlung möglich. Ein wichtiger Baustein hierbei ist die Darmkrebsvorsorge.

Wann und wie oft? Darmspiegelung: Sowohl Frauen als auch Männer können ab 50 Jahren zweimal eine Darmspiegelung (Koloskopie) im Abstand von zehn Jahren durchführen lassen. Alternativ können Frauen und Männer ab 50 Jahren alle zwei Jahre einen Stuhltest machen.

Was gehört zur Darmkrebsvorsorge?

  • Test auf verstecktes Blut im Stuhl: Beim immunologischen fäkalen Stuhltest wird eine Stuhlprobe im Labor auf Blutspuren untersucht. Blut im Stuhl kann ein Hinweis auf Darmkrebs sein – es können aber auch andere Ursachen dahinterstecken.

  • Darmspiegelung: Die Koloskopie ist das zuverlässigste Verfahren, um Darmkrebs und seine Vorstufen zu erkennen. Dabei führt die*der Ärztin*Arzt einen dünnen Schlauch in den Dickdarm ein, an dessen Ende sich eine Kamera befindet.

Zusätzliche Untersuchungen für Frauen

Ab 20 für Frauen: Gynäkologische Untersuchung

Warum? Die Untersuchung dient zur Früherkennung von Krebs der Genitalien und der Gebärmutter. Gebärmutterhalskrebs und seine Vorstufen können Gynäkolog*innen unter anderem mithilfe eines Abstrichs feststellen.

Wann und wie oft? Ab 20 können Frauen die Untersuchung einmal pro Jahr in Anspruch nehmen.

Was umfasst die Untersuchung?

  • Anamnesegespräch über Befinden, Vorerkrankungen und Lebensstil
  • Inspektion der Geschlechtsorgane
  • Abstrich aus Gebärmutterhals und Muttermund und Begutachtung der Zellen unter dem Mikroskop

Bis 25: Chlamydien-Screening

Warum? Eine Infektion mit dem Bakterium Chlamydia trachomatis gilt als einer der häufigsten sexuell übertragbaren Erkrankungen. Für Frauen kann die Erkrankung mit Komplikationen wie Unfruchtbarkeit oder einem erhöhten Frühgeburt-Risiko verbunden sein. Zudem kann der Erreger auf Neugeborene übertragen werden.

Wann und wie oft? Das Screening wird für Frauen bis zum vollendeten 25. Lebensjahr einmal pro Jahr von den Krankenkassen bezahlt.

Was umfasst die Untersuchung?

  • Anamnesegespräch
  • Urintest zum Nachweis von Chlamydien

Ab 30: Brustkrebs-Früherkennung

Warum? Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen: Jedes Jahr erhalten in Deutschland rund 70.000 Frauen diese Diagnose. Je früher Brustkrebs erkannt wird, desto größer sind die Chancen, geheilt zu werden.

Wann und wie oft? Ab 30 Jahren können gesetzlich versicherte Frauen das Angebot jährlich wahrnehmen. Die Untersuchung führt die*der Frauenärztin*Frauenarzt meist zusammen mit der gynäkologischen Früherkennung durch.

Was umfasst die Früherkennung?

  • das Abtasten der Brust und der Lymphknoten im Bereich der Achseln
  • eine Anleitung zur Selbstuntersuchung der Brust

Zwischen 50 und 70: Mammographie-Screening

Wozu? Das Röntgen der weiblichen Brust ist eine Ergänzung zur jährlichen Brustkrebsfrüherkennung. Die Mammographie wird in einer sogenannten Screening-Einheit durchgeführt.

Wann und wie oft? Alle zwei Jahre können Frauen ab 50 bis zum 70. Geburtstag zum Screening.

Was gehört zum Screening?

  • Anamnesegespräch über die medizinische Vorgeschichte
  • Röntgen beider Brüste

Zusätzliche Untersuchungen für Männer

Ab 45: Früherkennung von Prostatakrebs

Warum? Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Die ärztliche Früherkennung ist ein wichtiger Baustein zur Krebsvorsorge.

Wann und wie oft? Männer ab 45 sollten die Untersuchung jedes Jahr wahrnehmen.

Was gehört dazu?

  • Anamnese über Befinden, Vorerkrankungen und Lebensstil
  • Tastuntersuchung und Begutachtung der äußeren Geschlechtsorgane sowie der umgebenden Lymphknoten
  • Prostatauntersuchung: Abtasten des Enddarms

Ab 65: Bauchaortenaneurysma-Früherkennung

Wozu? Ein Aneurysma ist eine krankhafte Erweiterung einer Arterie, die vor allem ältere Männer betrifft. Wenn ein Aneurysma im Bereich des Bauchs reißt, kann das lebensbedrohlich sein.

Wann und wie oft? Männer ab 65 Jahren können die Früherkennung einmalig in Anspruch nehmen.

Was gehört dazu?

Termine auf einen Blick

Die folgende Übersicht zeigt, welche Früherkennungs- und Vorsorgeuntersuchungen gesetzlich Versicherte in welchem Alter in Anspruch nehmen können – getrennt nach Geschlecht und ergänzt um die empfohlene Häufigkeit der jeweiligen Untersuchung. So lassen sich anstehende Termine einfach planen.

Tabelle 1: Vorsorgekalender für Frauen

Alter in JahrenUntersuchungHäufigkeit
18-34Gesundheits-Check-upeinmalig
ab 20Gynäkologische Krebsfrüherkennungjährlich
bis 25Chlamydien-Screeningjährlich
ab 30Brustkrebs-Früherkennungjährlich
ab 35Gesundheits-Check-upalle 3 Jahre
ab 35Hautkrebs-Früherkennungalle 2 Jahre
ab 50Darmspiegelung oder Stuhltestalle 10 Jahre oder alle 2 Jahre
50-69Mammographie-Screeningalle 2 Jahre

 

Tabelle 2: Vorsorgekalender für Männer

Alter in JahrenUntersuchungHäufigkeit
18-34Gesundheits-Check-upeinmalig
ab 35Gesundheits-Check-upalle 3 Jahre
ab 35Hautkrebs-Früherkennungalle 2 Jahre
ab 45Prostatakrebs-Früherkennungjährlich
ab 50Darmspiegelung oder Stuhltestalle 10 Jahre oder alle 2 Jahre
ab 65Bauchaneurysma-Screeningeinmalig