Sexualhormone

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 14.11.2012

auch bezeichnet als:
Geschlechtshormone

Wirkstoffe

Folgende Wirkstoffe sind der Wirkstoffgruppe "Sexualhormone" zugeordnet

Anwendungsgebiete dieser Wirkstoffgruppe

Sexualhormone kommen entweder zum Einsatz, wenn die körpereigene Produktion nicht ausreicht oder um bestimmte Wirkungen im Körper zu erzielen.

Als Wirkstoffe werden sowohl männliche Sexualhormone (Androgene), deren bekanntestes das Testosteron ist, als auch weibliche wie Estrogene (konjugierte Östrogene, Estradiol und Estriol) und die Gestagene, häufig als Kombinationen, angewendet.

Testosteron dient der Behandlung von Hormon-Mangelzuständen bei Männern, die Krankheitsbilder wie Erektionsstörungen und Osteoporose zur Folge haben. Bei Jugendlichen wird Testosteron eingesetzt, wenn eine Erbgutveränderung die Hormonproduktion vermindert (Klinefelter-Syndrom) und damit die körperliche Reife beeinträchtigt.

Weibliche Sexualhormone dienen vor den Wechseljahren vor allem in Form von Östrogen-Gestagen-Kombinationen zur Verhütung einer Schwangerschaft. Das gleiche Ziel kann mit sogenannten "Minipillen" erreicht werden, die nur Gestagene wie Desogestrel, Levonorgestrel oder Norethisteron enthalten.

Die Kombinationen werden jedoch auch benutzt, um Zyklusstörungen und -beschwerden zu begegnen oder zur Behandlung von Endometriose, um die Bildung stark blutender Schleimhaut zu vermindern. Dem gleichen Zweck dient der Einsatz reiner Gestagene wie Medroxyprogesteron, Cyproteron, Chlormadinon, Levonorgestrel und Dienogest.

Nach den Wechseljahren werden Östrogen-Gestagen-Kombinationen gegen Wechseljahresbeschwerden wie Nervosität, Schlafstörungen, Hitzewallungen und Herzrasen eingesetzt. Sie dienen auch dazu, das Risiko einer Osteoporose-Entwicklung zu vermindern. Bei besonders empfindlichen Frauen wird der Arzt zu diesen Zwecken eine individuell abgestimmte Zusammenstellung eines Estrogens mit einem Gestagen als Einzelsubstanzen geben.

Wirkung

Alle Sexualhormone sind Wirkstoffe, die sich an spezielle Rezeptoren binden und in den Zellen eine für sie typische Reaktion auslösen. Die Hormone wirken nicht allein auf die Geschlechtsteile, sondern beeinflussen auch die seelische Lage und die Gehirntätigkeit.

Die Hormonausschüttung wird von der Hirnanhangsdrüse geregelt. Sie produziert die übergeordneten Hypothalamushormone, welche unter anderem die Freisetzung der Sexualhormone steuern. Das Ganze funktioniert als sogenannter Regelkreis: Es werden so lange Sexualhormone ausgeschüttet, bis die nötige Konzentration erreicht ist. Das gibt das Signal an die Hirnanhangsdrüse, ihrerseits die Produktion von Hypothalamushormonen zu drosseln.

Die "äußere" Zufuhr von Sexualhormonen greift in diesen Regelkreis ein. Entweder wird ein Mangel bis zur natürlichen Konzentration aufgefüllt oder es wird so viel Hormon gegeben, dass die natürliche Produktion zum Erliegen kommt:
  • Therapeutisch dosierte Testosteron-Gaben gleichen die durch einen Mangel bedingten Beschwerden aus. Testosteron und besonders seine stark wirksamen chemischen Verwandten vermehren beim Doping die Muskelmasse, führen aber durch Unterdrückung der natürlichen Hormonproduktion zur Abnahme von Libido und Samenqualität.
  • Östrogen-Gestagen-Kombinationen gegen Wechseljahresbeschwerden enthalten natürliche Östrogene wie Estradiol, Estriol oder konjugierte Östrogene. Sie beseitigen die durch Hormonmangel bedingten Symptome.
  • Östrogen-Gestagen-Kombinationen zur Verhütung enthalten das stark wirksame Östrogen Ethinylestradiol, welches die Produktion von schwangerschaftsfördernden und -erhaltenden Hormonen unterdrückt.