Koloniestimulierende Faktoren

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 20.12.2007

auch bezeichnet als:
colony stimulating factors; CSF

Wirkstoffe

Folgende Wirkstoffe sind der Wirkstoffgruppe "koloniestimulierende Faktoren" zugeordnet

Anwendungsgebiete dieser Wirkstoffgruppe

Koloniestimulierende Faktoren sind körpereigene Stoffe. Sie regen die Bildung von Blutzellen an. Im engeren Sinne sind damit nur weiße Blutkörperchen (Leukozyten) gemeint, welche für das Immunsystem wichtig sind. Streng genommen gehört zu den koloniestimulierenden Faktoren jedoch auch das Erythropoietin, das die Produktion roter Blutkörperchen fördert und in der Gruppe der blutbildenden Mittel zu finden ist.

Im Körper werden die koloniestimulierenden Faktoren von den verschiedensten Organen (Leber, Niere, Muskeln, Knochenmark) und Zellen (T-Lymphozyten, Fresszellen, Hautzellen) produziert. Außer Erythropoietin können heute erst wenige der natürlichen koloniestimulierenden Faktoren für Behandlungen genutzt werden. Man unterscheidet sie nach den Blutzellen-Arten, deren Bildung sie anregen:
  • G-CSF oder Granulozyten-stimulierendes CSF
  • M-CSF oder Makrophagen-stimulierendes CSF
  • GM-CSF oder Granulozyten- und Makrophagen-stimulierendes CSF.

Koloniestimulierende Faktoren finden vor allem Anwendung bei der Therapie der Neutropenie, des so genannten neutropenischen Fiebers und zur Bildung von Blutstammzellen.
  • Einsatz bei Neutropenie:
    Unter einer Neutropenie versteht man den Mangel an bestimmten weißen Blutkörperchen, den neutrophilen Granulozyten, welche zur Immunabwehr beitragen. Ein Mangel kann daher eine erhöhte und gefährliche Infektanfälligkeit zur Folge haben.
    Neutropenien haben vielfache Ursachen:
    1. Neutropenien entstehen im Rahmen der Vorbereitung einer Übertragung von Knochenmark (Transplantation). Hier muss zuvor mit Medikamenten die eigene Knochenmarkbildung des Patienten unterdrückt werden. Das aber stoppt auch weitgehend die Blutbildung.
    2. Krebsbehandlungen mit Zytostatika und/oder Strahlentherapie können eine Neutropenie hervorrufen.
    3. Bei fortgeschrittener HIV-Infektion, auch wenn es noch nicht zum Ausbruch der AIDS-Erkrankung kam, tritt häufig eine Neutropenie auf.
    4. Auch ohne erkennbare Ursache kann eine so genannte idiopathische Neutropenie entstehen oder sie kann auch angeboren sein.
  • Einsatz bei neutropenischem Fieber:
    Eine Neutropenie wird oft von fieberhaften Beschwerden begleitet. Auch dieses Symptom kann durch die Gabe von koloniestimulierenden Faktoren abgekürzt und gebessert werden.
  • Einsatz zur Bildung von Blutstammzellen:
    Es gibt viele verschiedene Arten von Blutzellen. Sie sind hochspezialisiert und erfüllen unterschiedliche Aufgaben. Aber alle Blutzellen-Arten haben ihren Ursprung in den so genannten Blutstammzellen. Eine Blutstammzelle kann sich in jede erforderliche Art von Blutzelle verwandeln. Ganz allgemein regen koloniestimulierende Faktoren die Bildung von Blutstammzellen an. Bei Patienten, die Knochenmark übertragen bekamen, werden die Wirkstoffe angewendet, um die Blutbildung zu fördern. Bei Knochenmarkspendern werden vor der Spende ebenfalls koloniestimulierende Faktoren angewandt, um besonders leistungsfähiges Knochenmark gewinnen zu können.

Wirkung

Die koloniestimulierenden Faktoren (CSF) regen die vermehrte Bildung und Aktivierung weißer Blutkörperchen (Leukozyten) an.
  • Der GM-CSF (Granulozyten- und Makrophagen-stimulierendes CSF) fördert, wie der Name sagt, die Bildung sowohl von Granulozyten wie Makrophagen (Fresszellen). Das deutet auf einen Ansatz in einer frühen Phase der Blutzellbildung hin: Je später die Phase, umso spezialisierter sind die entstehenden Zellen.
  • Wesentlich gezielter wirken G-CSF (Granulozyten-stimulierendes CSF) und M-CSF (Makrophagen-stimulierendes CSF). Sie greifen später in den Vorgang der Blutzellbildung ein, wenn er schon weiter fortgeschritten und damit spezialisierter ist.

Die als Arzneistoffe eingesetzten koloniestimulierenden Faktoren (CSF) werden durch bestimmte gentechnologisch veränderte Bakterienstämme im Labor hergestellt.

Alle koloniestimulierenden Faktoren sind Eiweißkörper, die im Magen-Darm-Trakt verdaut würden. Deshalb kann man die Substanzen nicht einnehmen, sondern sie müssen gespritzt werden.

Als häufigste Nebenwirkung der koloniestimulierenden Faktoren kommt es zu Knochenschmerzen. Koloniestimulierende Faktoren, die auch Makrophagen anregen (M-CSF und GM-CSF), werden dabei etwas schlechter vertragen.