Innerlich anzuwendende Mittel gegen Schuppenflechte

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 10.09.2007

auch bezeichnet als:
Antipsoriatika, interne; Antipsoriatika, systemische; interne Antipsoriatika; systemische Antipsoriatika; systemische Mittel gegen Psoriasis vulgaris; systemische Mittel gegen Schuppenflechte

Wirkstoffe

Folgende Wirkstoffe sind der Wirkstoffgruppe "innerlich anzuwendende Mittel gegen Schuppenflechte" zugeordnet

Anwendungsgebiete dieser Wirkstoffgruppe

Schuppenflechte (Psoriasis) ist eine Erkrankung, die das Hautbild tiefgreifend verändert. Es bilden sich mehr oder weniger dicke Borken von Schuppen, die Haut juckt und sie blutet, sobald die Schuppenkrusten abgekratzt werden. Bevorzugte Stelle für die Krustenbildung sind die Ellenbogen und Knie. Manchmal nimmt die Schuppenflechte den Charakter einer rheumatischen Erkrankung an und befällt als Arthritis psoriatica die Gelenke. Es kommt zu Verdickungen und Knoten besonders an den Fingern und Zehen. Damit sind Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verbunden.

Schuppenflechte ist nicht erblich, allerdings kann die Anlage dazu vererbt werden. Oft kommt sie dann in Lebensphasen mit starkem Stress oder kurz nach solchen zum Ausbruch.

Schwere Formen der Schuppenflechte wie eine pustulöse Psoriasis (mit kleinen Geschwüren), eine psoriatische Erythrodermie (Hautröte) oder der beschriebene Gelenksbefall müssen meist mit innerlich wirkenden Mittel gegen Schuppenflechte (Antipsoriatika) behandelt werden. Bei einer gewöhnlichen Schuppenflechte werden diese Mittel erst dann eingesetzt, wenn die äußerliche Therapie der Haut einschließlich einer Lichtbehandlung mit UV-Bestrahlung keinen Erfolg hatte. Oft führen dann die eingenommenen Mittel zu einer deutlichen Verbesserung des Hautbildes und der Gelenkbeschwerden.

Zu den innerlich wirkenden Mitteln gegen Schuppenflechte gehören Wirkstoffe verschiedenster Wirkstoffgruppen wie:
  • Vitamin-A-Abkömmlinge (Retinoide)
  • Zytostatika
  • Immunmodulatoren
  • veresterte Fumarsäuren
  • mit Einschränkung auch innerlich wirkende Glukokortikoide.


Wirkung

Bei der Schuppenflechte kommt es zu einer beschleunigten Bildung von Hautzellen. Normalerweise braucht die Haut circa vier Wochen, um sich zu erneuern. Bei Schuppenflechte dauert es nur drei bis sieben Tage. Diese überschießende Vermehrung von Hautzellen durch Zellteilung ist die Folge einer Störung der Immunabwehr. Das Immunsystem richtet sich fälschlicherweise gegen die Zellen der Oberhaut, die so genannten Keratinozyten, welche für die Hauterneuerung eine zentrale Rolle spielen. Die Haut reagiert auf den Angriff des Immunsystems mit einer allgemeinen Entzündungsreaktion. Außerdem teilen sich die Keratinozyten öfter, wachsen schneller, sterben rascher ab und verhornen. Dadurch kommt es zu Hautverhärtungen mit den dicken Schichten von Hautschuppen, die typisch für die Erkrankung sind.

Innerlich wirkende Mittel gegen Schuppenflechte wirken entzündungshemmend und drosseln die überschießende Vermehrung von Hautzellen.

Die Medikamente dieser Wirkstoffgruppe haben verschiedene Angriffspunkte, um die oben beschriebene vermehrte Hautzellbildung zu drosseln:
  • Retinoide (Vitamin-A-Abkömmlinge) hemmen den Aufbau noch nicht verhornter Hautzellen und beschleunigen das Ablösen der schon verhornten Zellen. Darüber hinaus stimulieren sie den Aufbau fett- und eiweißhaltiger Substanzen, die für das Entstehen gesunder Oberhautzellen nötig sind. Zu den Retinoiden gehört als wichtiger Vertreter Acitretin.

  • Zur Gruppe der Zytostatika gehören Methoxsalen und Methotrexat.
    Methoxsalen (8-Methoxypsoralen) wird erst durch Bestrahlung mit ultraviolettem UV-A-Licht wirksam: Es lagert sich in die Erbsubstanz der Hautzellen ein. Damit wird die Verdoppelung der Erbsubstanz verhindert, ohne die keine Zellteilung und -vermehrung stattfinden kann. Die geschilderte Behandlung mit Methoxsalen ist eine Verschärfung der Lichttherapie und wird kurz PUVA genannt: Psoralen + UVA.

    Methotrexat hemmt ein Enzym, das beim Aufbau der für die Hautzelle lebenswichtigen Folsäure hilft. Auch hier können sich die Hautzellen dann nicht mehr teilen und ihre überschießende Vermehrung wird gehemmt.

  • Zu den Immunmodulatoren gehören Ciclosporin, Sulfasalazin und so genannte Biologicals.
    Ciclosporin wirkt auf das Immunsystem. Durch die Hemmung von Lymphozyten und Lymphokinen wird der Angriff des Immunsystems auf die eigenen Hautzellen unterdrückt und die übertriebene Neubildung von Hautzellen gedrosselt.

    Medikamente mit dem Wirkstoff Sulfasalazin wirken entzündungshemmend und schwächen zu starke Immunreaktionen ab. Dadurch werden die Hautzellen seltener als fremd erkannt und bekämpft. Das vermindert die überschießende Hautneubildung.

    Biologicals wie der monoklonale AntikörperInfliximab oder Alefacept, das die entzündungswichtigen T-Lymphozyten hemmt, sind neuartige Wirkstoffe und wirken ebenfalls auf das Immunsystem des Körpers. Auch sie verhindern eine überschießende Vermehrung der Hautzellen.

  • Veresterte Fumarsäuren wie Ethylhydrogenfumarat behindern zum einen die Neuentstehung von Hautzellen. Andererseits wirken sie entzündungshemmend. Dadurch greifen auch sie bei der Schuppenflechte gleich an zwei Punkten an.

  • Glukokortikoide haben eine hemmende Wirkung auf Entzündungsvorgänge und das Immunsystem. In der Zelle verzögern sie die Zellteilung und drosseln dadurch die überschießende Neubildung von Hautzellen.

    Eine Langzeitanwendung von Glukokortikoiden kann allerdings zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen führen. Die Oberhautschicht kann dünner werden und das Bindegewebe der Haut kann sich zurückbilden. Bei innerlich verwendeten Glukokortikoiden ist es wichtig, den Blutzucker regelmäßig zu kontrollieren. Außerdem müssen diese Wirkstoffe schrittweise abgesetzt werden, um ein Wiederaufflackern der Beschwerden zu verhindern und den Körper allmählich von den Glukokortikoiden zu entwöhnen. Wegen der Nebenwirkungen werden Glukokortikoide heutzutage bei der Schuppenflechte nur noch sehr zurückhaltend innerlich eingesetzt. Zu den Glukokortikoiden gehören Wirkstoffe wie beispielsweise Betamethason, Fluocortolon und Dexamethason.