Aromatasehemmer

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 25.10.2007

auch bezeichnet als:
Hemmstoffe der Östrogenbildung

Wirkstoffe

Folgende Wirkstoffe sind der Wirkstoffgruppe "Aromatasehemmer" zugeordnet

Anwendungsgebiete dieser Wirkstoffgruppe

Aromatasehemmer werden vor allem gegen Brustkrebs (Mammakarzinom) eingesetzt, dessen Entstehung und Verlauf häufig durch das weibliche Sexualhormon Östrogen beeinflusst wird. Östrogen gilt hier als krebsverursachend. Obwohl Östrogen bei Männern nur in geringen Mengen vorhanden ist, können nicht nur Frauen sondern auch Männer an Brustkrebs erkranken.
  • Die Aromatasehemmer werden speziell eingesetzt bei fortgeschrittenen Brustkrebserkrankungen von Frauen nach den Wechseljahren. Zum Beispiel dienen sie der Krebsbehandlung von Frauen nach den Wechseljahren, die aufgrund eines erhöhten Risikos für Gefäßverschlüsse oder wegen Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut nicht oder nicht mehr mit Antiöstrogenen behandelt werden können. Ebenso werden Aromatasehemmer eingesetzt bei Frauen, deren Krebs nicht oder nicht ausreichend auf eine Behandlung mit Antiöstrogenen ansprach.
  • Der seltene Brustkrebs des Mannes wird ebenfalls durch Östrogen gefördert. Denn der Körper des Mannes produziert ebenfalls in geringem Maß dieses weibliche Sexualhormon. Daher kann auch der männliche Brustkrebs mit Aromatasehemmern behandelt werden. Allerdings gibt es bisher zu dieser Therapie kaum Untersuchungen und Empfehlungen. In der Regel schließt man sich den Empfehlungen und Dosierungen für Frauen an.

Wirkung

Das Enzym Aromatase nimmt in der Produktion des Östrogens im Körper von Mann und Frau eine zentrale Stelle ein. Es stellt Östrogen aus den Hormonen Androstendion und Testosteron her. Aromatase kommt in der Leber, der Nebenniere und in den Fettgewebszellen vor. Bei Frauen sind vor den Wechseljahren die Eierstöcke der Sitz der größten Aromatase-Aktivität und damit der zentrale Ort der Östrogen-Produktion. Wenn die Eierstöcke nach den Wechseljahren ihre Aktivität einstellen, geht die Gesamtmenge an Aromatase und damit auch an Östrogen im Körper stark zurück. Nur die Aromatase- und Östrogen-Erzeugung in den übrigen Körperzellen bleibt noch erhalten. Fatalerweise können auch die Brustkrebszellen Aromatase herstellen, die dann das krebsfördernde Östrogen erzeugt. Durch die Verbindung des Östrogens mit einem speziellen Östrogen-Rezeptor an der Oberfläche der Krebszellen werden das Krebswachstum und die Aussaat von Krebszellen in den übrigen Körper gefördert.

Aromatasehemmer, wie der Name es sagt, hemmen die Aktivität des Enzyms Aromatase und damit die Produktion körpereigenen Östrogens. So beseitigen sie eine Ursache des Brustkrebswachstums. Aromatasehemmer haben zudem den Vorteil, noch wirksam zu sein, wenn eine Therapie mit Antiöstrogenen schon versagte.

Frauen vor den Wechseljahren dürfen keine Aromatasehemmer bekommen, weil sie sonst die typischen Beschwerden der Wechseljahre erleiden könnten. Die Aromatasehemmer Anastrozol und Letrozol hemmen außerdem nicht die in den Eierstöcken gebildete Aromatase. Da ihr Effekt auf die Aromatase der übrigen Körperzellen beschränkt ist, wären sie vor den Wechseljahren wirkungslos.

Der Wirkmechanismus beim Einsatz von Aromatasehemmern bei Männern mit Brustkrebs entspricht im Wesentlichen dem Wirkmechanismus beim Einsatz zur Behandlung von Frauen nach den Wechseljahren.

Die Aromatasehemmer werden nach ihrer Molekülgestalt eingeteilt in nicht-steroidale und steroidale Hemmstoffe:
  • Zu den nicht-steroidalen Aromatasehemmern gehören die Arzneistoffe Anastrozol und Letrozol.
  • Von den steroidalen Aromatasehemmern ist nur noch Exemestan in Gebrauch. Interessanterweise ist es auch gegen Ausstreuungen des Brustkrebses in den Bauchraum (Eingeweide-Metastasen) wirksam.
Aromatasehemmer wurden bisher immer nur dann eingesetzt, wenn andere Arzneimittel (besonders Tamoxifen und andere Antiöstrogene) nicht oder nicht ausreichend Wirkung zeigten, der Brustkrebs also trotz Behandlung weiter wuchs. Neuere Studien zeigen allerdings, dass Aromatasehemmer auch gleich zu Beginn der Brustkrebsbehandlung genommen werden können. Die Aromatasehemmer haben keinen Einfluss auf die Wirkung von anderen Enzymen oder Hormonen, daher sind sie auch verhältnismäßig gut verträglich.

Als wesentliche Nebenwirkung treten eine Abnahme der Knochendichte und damit zusammenhängende Gelenkschmerzen auf. Dies geschieht häufiger als bei der Behandlung mit dem Antiöstrogen Tamoxifen. Um die negativen Auswirkungen auf die Knochen abzumildern, sollten Patientinnen Calcium und Vitamin D einnehmen. Weitere Nebenwirkungen sind Atemnot, Übelkeit und Erbrechen.

Die gleichzeitige Gabe von Östrogenen kann die Wirkung der Aromatasehemmer schwächen, wenn nicht gar aufheben. Diese Gefahr ist vor allem bei der Einnahme der Östrogene gegeben. Sie besteht aber auch bei nur örtlicher Anwendung zum Beispiel als Scheidenzäpfchen mit den weiblichen Geschlechtshormonen. Die Östrogene werden dabei durch die Haut oder Schleimhaut in den Körper aufgenommen und wirken dem Aromatasehemmer-Effekt entgegen.