Vedolizumab

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 05.11.2014

Allgemeines

Vedolizumab wird bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa eingesetzt.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Einwanderung von Entzündungszellen in die Darmwand verhindern
  • Anheftung von T-Lymphozyten an die Darmschleimhaut blockieren

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Vedolizumab im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Vedolizumab nicht verwendet werden?

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder aktiven schweren Infektionen wie Tuberkulose, Blutvergiftung, Infektionen mit Cytomegalievirus oder Listerien oder Gehirnentzündung (progressive multifokale Leukoenzephalopathie; PML) darf Vedolizumab nicht eingesetzt werden.

Bei vorheriger Anwendung biologischer Substanzen wie beispielsweise den monoklonalen AntikörpernNatalizumab oder Rituximab darf der Wirkstoff nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle eingesetzt werden. Nach dem Einsatz von Natalizumab muss zwölf Wochen abgewartet werden, bevor Vedolizumab angewendet werden kann.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Bisher gibt es nur wenige Erfahrungen mit der Anwendung von Vedolizumab bei Schwangeren. Tierexperimente ergaben keine Hinweise auf direkte oder indirekte gesundheitsschädliche Wirkungen bei den Nachkommen, doch gelangt der Wirkstoff über das mütterliche Blut zum Kind. Vedolizumab darf während der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn der Arzt den Nutzen über das mögliche Risiko für die Mutter und das Ungeborene stellt. Gebärfähige Frauen sollen zur Sicherheit geeignete Empfängnisverhütungsmethoden anwenden und diese mindestens 18 Wochen nach der letzten Gabe des Wirkstoffs beibehalten.

Da mütterliche Antikörper in die Muttermilch übergehen, ist das Gleiche für den Wirkstoff anzunehmen. Entweder ist daher bei Anwendung von Vedolizumab das Stillen zu unterbrechen oder die Behandlung wird vom Arzt beendet. Dabei wird er sowohl den Nutzen des Stillens für das Kind als auch den Nutzen der Therapie für die Mutter berücksichtigen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Vedolizumab bei Kindern im Alter von bis zu 17 Jahren ist nicht erwiesen. Die Anwendung liegt daher im Ermessen des Arztes.

Welche Nebenwirkungen kann Vedolizumab haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Vedolizumab. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Nasen-Rachenentzündung, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen.

Häufige Nebenwirkungen:
Bronchitis, Magen-Darmentzündung, Infektionen der oberen Atemwege, Grippe, Nebenhöhlenentzündung, Halsschmerzen, nervliche Missempfindungen, Bluthochdruck, Mund-Rachenschmerzen, verstopfte Nase, Husten, Aftergeschwüre, Analfissur, Übelkeit, Verdauungsstörungen, Verstopfung, aufgeblähter Bauch, Blähungen, Hämorrhoiden, Hautausschlag, Juckreiz, Ekzem, Hautrötung, Nachtschweiß, Akne, Muskelkrämpfe, Rückenschmerzen, Muskelschwäche, Müdigkeit, Fieber.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Infektion der Atemwege, Pilzinfektionen der Scheide, Pilzinfektionen im Mund, Haarbalgentzündung, Reizungen an der Infusionsstelle (einschließlich Schmerzen und Reizungen an der Einstichstelle), infusionsbedingte Reaktionen, Schüttelfrost, Kältegefühl.

Besonderheiten:
Wenn eine mild bis mittelschwer ausgeprägte Infusionsreaktion auftritt, wird der Arzt die Geschwindigkeit der Infusion verlangsamen oder sie unterbrechen und eine entsprechende Behandlung einleiten. Sobald Besserung eintritt, kann die Infusion fortgesetzt werden. Kam es bei einer früheren Vedolizumab-Infusion schon zu Reaktionen, kann eine Vorbehandlung beispielsweise mit H1-Antihistaminika, Hydrocortison und/oder Paracetamol diese verhindern.

Bei Patienten mit Colitis ulcerosa und Morbus Crohn besteht ein erhöhtes Risiko für Krebserkrankungen. Dieses Risiko kann sich durch Vedalizumab weiter erhöhen.

Welche Wechselwirkungen zeigt Vedolizumab?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Bei mit Vedolizumab behandelten Patienten wurden nach Einnahme einer Cholera-Schluckimpfung schwächere Immunreaktionen und damit ein schwächerer Schutz beobachtet. Die Auswirkungen auf andere Impfstoffe zur Einnahme oder zum Einsprühen in die Nase sind unbekannt. Bei gespritzen Impfstoffen wurde keine Wirkungsminderung festgestellt. Wegen dieses unklaren Bildes sollten alle Patienten vor Beginn der Therapie mit Vedolizumab alle Impfungen nach den aktuellen Impfempfehlungen erhalten. Patienten, die mit Vedolizumab behandelt werden, können weiterhin Impfungen mit inaktivierten oder abgetöteten Impfstoffen erhalten.

Bisher sind keine Ausbrüche von Infektionen durch Lebendimpfstoffe bei Vedolizumab-Patienten bekannt geworden. Die Verabreichung von Grippe-Impfstoff sollte wie üblich per Injektion erfolgen. Andere Impfungen mit lebenden Impfstoffen (aktive Impfungen) sollten bei Behandlung mit Vedolizumab nur angewendet werden, wenn der Arzt den Nutzen eindeutig über die Risiken stellt.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Die Behandlung mit dem Medikament sollte nur von Ärzten unternommen werden, die in der Therapie chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen erfahren sind.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Vedolizumab?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Vedolizumab enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Vedolizumab

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Vedolizumab. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Immunstärkende und -schwächende Mittel, Monoklonale Antikörper, zu welcher der Wirkstoff Vedolizumab gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Vedolizumab

Vedolizumab wird bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa eingesetzt.

Die Anwendung ist auf Fälle bei Erwachsenen beschränkt, die mittelschwer bis schwer ausgeprägt sind. Vedolizumab stellt eine Alternative zu den sonst gebräuchlichen Therapiemaßnahmen dar. So muss beispielsweise eine Behandlung mit Entzündungshemmern wie Mesalazin und Sulfasalazin,Infliximab, Adalimumab oder Certolizumab unzureichend wirksam oder unverträglich gewesen sein oder ihre Wirkung verloren haben.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Vedolizumab sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Vedolizumab

Vedolizumab gehört als monoklonaler Antikörper zur Wirkstoffgruppe der immunstärkenden und -schwächenden Mittel.

Vedolizumab wird auf biotechnologischem Wege aus Zellen des chinesischen Hamsters gewonnen, entpricht aber einem menschlichen Antikörper. Es wirkt unterdrückend auf die körpereigene Abwehr und zwar ausschließlich im Verdauungskanal.

Die Schleimhautzellen der Darmwand bilden nämlich ein Molekül (MAdCAM-1 genannt), das spezielle weiße Blutkörperchen (T-Lymphozyten) anlockt. Indem sich diese mit MAdCAM-1 verbinden, können sie in die Darmschleimhaut einwandern und rufen eine Entzündung hervor, die typisch für die chronisch-entzündlichen DarmerkrankungenColitis ulcerosa und Morbus Crohn ist. Vedolizumab verhindert die Anbindung der T-Lymphozyten an das Zellmolekül, indem es ein dazu nötiges Eiweiß (ein sogenanntes Integrin) auf der Oberfläche der T-Lymphozyten blockiert. Damit wird die Einwanderung der Entzündungszellen in die Darmschleimhaut erschwert.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.