Topotecan

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 05.04.2019

Allgemeines

Alleine eingesetzt wird Topotecan zur Behandlung folgender Krebserkrankungen: Bei Frauen mit Eierstockkrebs, der schon Tochtergeschwulste gebildet hat und bei dem andere Behandlungen bisher wirkungslos waren sowie bei Männern und Frauen mit wiederkehrendem kleinzelligem Lungenkrebs, die für eine Wiederbehandlung mit dem oder den in der Ersttherapie verwendeten Wirkstoff(en) nicht geeignet sind.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Aufspaltung des Erbgut-Stranges bei der Zellteilung aufhalten
  • Zellteilung aufhalten
  • Vermehrung von Krebszellen hemmen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Topotecan im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Topotecan nicht verwendet werden?

Bei schwerer Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder bereits vor Beginn der ersten Behandlung bestehende schwere Funktionsstörung des Knochenmarks darf Topotecan nicht eingesetzt werden. Auch bei Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance unter 20 Milliliter/Minute) oder stark eingeschränkter Leberfunktion (Zirrhose) wird die Anwendung nicht empfohlen.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf der Wirkstoff bei weniger schwer betroffenen Leberpatienten eingesetzt werden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Tierexperimente haben gezeigt, dass Topotecan Fehlbildungen und auch das Absterben des Embryos verursachen kann. Daher sollen Frauen im gebärfähigen Alter eine Schwangerschaft während der Behandlung mit Topotecan vermeiden. Wie bei allen Zytostatika müssen wirksame Verhütungsmethoden angewandt werden, wenn einer der beiden Partner eine Behandlung mit Topotecan erhält.

Topotecan darf während der Stillzeit nicht angewendet werden. Obwohl nicht bekannt ist, ob Topotecan in die Muttermilch übergeht, sollte vor Therapiebeginn abgestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Der Wirkstoff wurde auch schon bei Kindern angewendet, doch sind die Patientenzahlen sehr gering. Eine Dosierungsempfehlung kann nicht gegeben werden und die Therapie liegt in der Verantwortung des Arztes.

Welche Nebenwirkungen kann Topotecan haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Topotecan. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Infektion, Mangel an Neutrophilen mit Fieber, Mangel an Blutplättchen, Blutarmut, Mangel an weißen Blutkörperchen, Essensverweigerung (die schwer sein kann), Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Verstopfung, Bauchschmerzen, Mundschleimhautentzündung, Haarausfall, Fieber, Schwäche, Erschöpfung

Häufige Nebenwirkungen:
Blutvergiftung, Mangel an Blutzellen, Überempfindlichkeitsreaktionen einschließlich Hautausschlag, Bilirubin-Überschuss im Blut, Juckreiz, Unwohlsein

Seltene Nebenwirkungen:
allergischer Schock, Gesichtsschwellung, Nesselsucht, Lungenerkrankung (in einigen Fällen mit tödlichem Verlauf)

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Flüssigkeitaustritt aus den Blutgefäßen ins Gewebe

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Schwere Blutungen (verbunden mit Blutplättchenmangel), Durchbrüche im Magen-Darm-Kanal, Schleimhautentzündung

Besonderheiten:
Die Hemmung der Knochenmarksfunktion kann zu einem gefährlichen Mangel an Blutzellen mit der Folge von Fieber und Blutvergiftung führen. Wenn es während der Behandlung zu Fieber oder Bauchschmerzen kommt, ist daher sofort ein Arzt zu befragen.

Husten, Fieber, Atemnot und/oder blaue Lippen können Anzeichen einer Lungenerkrankung als Nebenwirkung sein und müssen unverzüglich einem Arzt berichtet werden.

Weil die Verträglichkeit der Therapie bei geschwächten Personen schlechter ist, wird der Arzt darauf achten, dass sich der Allgemeinzustand während der Therapie nicht verschlechtert.

Welche Wechselwirkungen zeigt Topotecan?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wenn Topotecan mit anderen Zytostatika kombiniert wird, kann eine Dosisverminderung jedes einzelnen Wirkstoffs erforderlich sein, um die Verträglichkeit zu verbessern.

In Kombination mit platinhaltigen Wirkstoffen wie beispielsweise Carboplatin oder Cisplatin besteht eine Wechselwirkung abhängig davon, ob das platinhaltige Mittel am Tag 1 oder am Tag 5 der Topotecan-Anwendung gegeben wird. Wenn Cisplatin oder Carboplatin am Tag 1 der Topotecan-Anwendung gegeben wird, wird der Arzt die anderen Stoffe der Kombination in niedrigere Dosierungen geben als am Tag 5 der Topotecan-Anwendung. Das soll die Verträglichkeit verbessern.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Der Arzt wird während der Behandlung mit dem Medikament das Blutbild regelmäßig kontrollieren.
  • Kommt es bei der Behandlung zu Fieber und Bauchschmerz, sollte sofort ein Arzt befragt werden.
  • Bei Husten, Fieber, Atembeschwerden oder blauen Lippen muss ein Arzt befragt werden, da es Zeichen von Nebenwirkungen sein können.
  • Wird einer der Partner mit dem Medikament behandelt, muss eine Empfängnis und Schwangerschaft derweil wirksam verhütet werden.
  • Das Medikament ist nur in spezialisierten Kliniken und unter der Aufsicht eines erfahrenen Krebs-Arztes anzuwenden.
  • Beim Autofahren und Bedienen von Maschinen ist Vorsicht angezeigt, wenn Müdigkeit und Erschöpfung anhalten.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Topotecan?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Topotecan enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Topotecan

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Topotecan. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Zytostatika, zu welcher der Wirkstoff Topotecan gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Topotecan

Alleine eingesetzt wird Topotecan zur Behandlung folgender Krebserkrankungen: Bei Frauen mit Eierstockkrebs, der schon Tochtergeschwulste gebildet hat und bei dem andere Behandlungen bisher wirkungslos waren sowie bei Männern und Frauen mit wiederkehrendem kleinzelligem Lungenkrebs, die für eine Wiederbehandlung mit dem oder den in der Ersttherapie verwendeten Wirkstoff(en) nicht geeignet sind.

In Kombination mit Cisplatin setzt man Topotecan zur Behandlung von Frauen mit Gebärmutterhalskrebs ein, der nach Bestrahlungen wiederkehrte oder sich schon auf andere Organe ausgebreitet hat. Bei Patientinnen, die vorher Cisplatin erhalten hatten, wird der Arzt eine längere behandlungsfreie Zeit einhalten, bevor er beide Wirkstoffe kombiniert.

Die Anwendung von Topotecan ist auf medizinische Einrichtungen beschränkt, die auf die Anwendung von Zytostatika spezialisiert sind.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Topotecan sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Topotecan

Topotecan gehört zur Wirkstoffgruppe der Zytostatika.

Seine krebshemmende Wirkung beruht auf der Hemmung des Enzyms Topoisomerase I. Dieses Enzym ist an der Verdoppelung des Erbgutes (DNA) während der Zellteilung beteiligt. Man muss es sich wie den Schlitten eines Reißverschlusses vorstellen, dass die miteinander verzahnten Seiten des Erbgutes löst. Erst dann kann jede Seite zu einer vollständigen Kopie ergänzt werden.

Topotecan hemmt die Topoisomerase I, indem es den Komplex aus Enzym und der in die beiden Stränge aufgespaltenen DNA stabilisiert. Damit bleibt der "Reißverschluss-Schlitten" hängen. Die Verdoppelung stockt und die DNA bricht an dieser Stelle. Damit ist die Vermehrung der Zellen unmöglich.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.