Tinidazol
Allgemeines
Tinidazol ist ein Wirkstoff zur Vorbeugung und Heilung akuter und chronischer Bakterieninfektionen. Die Einsatzgebiete sind sehr vielseitig.
Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?
- Infektionen mit Bakterien und Parasiten behandeln
- bakteriellen Infektionen vorbeugen
- Infektionen der weiblichen Geschlechtsorgane behandeln
- Infektionen der Lunge behandeln
- Infektionen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich behandeln
- Infektionen im Becken- oder Bauchraum behandeln
- Infektionen der Haut und der Weichteile behandeln
- Infektionen im Magen-Darm-Trakt behandeln
- entzündete Operationswunden positiv beeinflussen
- Blutvergiftungen behandeln
- Amöbenabszesse der Leber behandeln
- Trichomonadeninfektionen der Harnröhre und der Geschlechtsorgane behandeln
- Therapie von Mageninfektionen mit Helicobacter Pylori unterstützen
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Tinidazol im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wann darf Tinidazol nicht verwendet werden?
Bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Tinidazol oder andere Nitroimidazole darf der Wirkstoff nicht angewendet werden.
Bei schweren Leberschäden, schweren Blutbildveränderungen oder Erkrankungen des Zentralnervensystems sollte der Wirkstoff ebenfalls nicht eingesetzt werden.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Es liegen keine ausreichenden Erfahrungen über den Einsatz in Schwangerschaft und Stillzeit vor. Tinidazol sollte daher nicht in der Schwangerschaft angewendet werden. Dies gilt im Besonderen für die ersten drei Monate.
Da Tinidazol in die Muttermilch übertritt, sollte auf die Anwendung während der Stillzeit ebenfalls verzichtet werden. Ist eine Behandlung zwingend erforderlich, so muss das Stillen für die Dauer der Therapie unterbrochen werden.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Tinidazol sollte nicht bei Kindern unter sechs Jahren angewendet werden.
Welche Nebenwirkungen kann Tinidazol haben?
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Tinidazol. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Geschmacksveränderungen (metallischer Geschmack), Magen-Darm-Störungen, Zungenbelag, Zungenentzündung, Entzündungen des Mund- und Rachenraumes, Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit, bitteres Aufstoßen, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Störungen der Hirntätigkeit wie Kopfschmerzen, Schwindel, Schläfrigkeit, Schlaflosigkeit, Verwirrtheitszustände, Erregbarkeit, Depression, Bewegungskoordinationsstörungen, Empfindungsstörungen wie Taubheitsgefühl, Pelzigsein und Kribbeln.
Seltene Nebenwirkungen:
allergische Reaktionen wie Hautreaktion (Rötungen, Quaddeln), Schwellung des Hals- und Rachenraumes bis hin zu Fieber, schmerzhafte Gelenkschwellungen, Neigung zu Krämpfen, ungefährliche Dunkelfärbung des Urins.
Besonderheiten:
Es kann während der Behandlung zu einer Verminderung der weißen Blutkörperchen kommen.
Welche Wechselwirkungen zeigt Tinidazol?
Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Die Einnahme von Tinidazol führt zu einer Alkoholunverträglichkeit. Diese kann sich durch Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Schwindel sowie durch Hautrötungen im Kopf- und Nackenbereich äußern. Darum sollte während der Behandlung auf Alkoholgenuss verzichtet werden.
Babiturate (Beruhigungsmittel wie Methohexital, Thiopental und Phenobarbital) sowie Phenytoin als Mittel gegen Krampfanfälle vermindern die Wirksamkeit von Tinidazol. Eine Dosisanpassung durch den behandelnden Arzt kann erforderlich sein.
Außerdem verstärkt Tinidazol die blutverflüssigende Wirkung von Antikoagulanzien des Cumarin-Typs. Es kann zu verstärkter Blutungsneigung oder auch zu Blutungen kommen. Die Blutgerinnung sollte unter diesen Umständen besonders gut überwacht werden.
Wenn gleichzeitig Lithium (wirkt antidepressiv) eingenommen wird, erhöht sich der Lithiumgehalt im Blut. Dadurch können sich die Nebenwirkungen des Lithiums verstärken. Es kann sogar zu einer Lithiumvergiftung kommen.
Bei Anwendung von Cimetidin (Mittel gegen Magensäure) wird Tinidazol schlechter aus dem Körper ausgeschieden. Dadurch kann es zu einer Verstärkung der Nebenwirkungen kommen.
Weiterhin kann Tinidazol, wenn es zusammen mit Disulfiram (Mittel zur Behandlung der Alkoholkrankheit) eingenommen wird, Wahnvorstellungen und Verwirrtheitszustände auslösen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Der Wirkstoff sollte nicht länger als zehn Tage ohne ärztliche Verordnung angewendet werden.
- Alkohol sollte bis mindestens 72 Stunden nach der Einnahme vermieden werden, nach Möglichkeit ist während der gesamten Behandlung auf Alkoholgenuss zu verzichten.
- Die Wirkung von Alkohol ist während der Therapie verstärkt.
- Regelmäßige neurologische Untersuchungen sind bei längerer Anwendung empfehlenswert.
- Regelmäßige Blutbildkontrollen sind bei längerer Anwendung anzuraten.
- Ein Therapieabbruch durch den Arzt ist bei zu starken neurologischen Krankheitszeichen erforderlich.
- Ein Therapieabbruch durch den Arzt ist bei Blutbildveränderungen erforderlich.
- Eine Schwangerschaft sollte vor Behandlungsbeginn ausgeschlossen werden.
- Bei einer Infektion der Geschlechtsorgane sollte der Partner mitbehandelt werden.
- Das Reaktionsvermögen kann beeinträchtigt sein.
- Das Bedienen von Maschinen kann beeinträchtigt sein.
- Die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr kann beeinträchtigt sein.
Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.
So wirkt Tinidazol
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Tinidazol. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Nitroimidazole, Antibiotika, zu welcher der Wirkstoff Tinidazol gehört.
Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Tinidazol
Tinidazol ist ein Wirkstoff zur Vorbeugung und Heilung akuter und chronischer Bakterieninfektionen. Die Einsatzgebiete sind sehr vielseitig.
Behandelt werden Lungenentzündungen, Infektionen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich sowie Infekte der inneren und äußeren weiblichen Geschlechtsorgane. Ebenso werden Infektionen des Becken- oder Bauchraumes (Bauchfellentzündungen, Abszesse), Blutvergiftungen, entzündete Operationswunden sowie Hautinfektionen oder Weichteilentzündungen erfolgreich therapiert.
Weiterhin wird durch Tinidazol Infektionen bei Operationen an den weiblichen Geschlechtsorganen oder am Magen-Darm-Kanal vorgebeugt. (Anwendung meist in Kombination mit Aminoglykosid-Antibiotika oder Cephalosporinen).
Außerdem wird Tinidazol zusätzlich zu anderen Therapien bei Mageninfektionen mit dem Bakterium Helicobacter pylori sowie bei besonders schweren Infektionen durch anaerobe Bakterien eingesetzt.
Zudem hilft Tinidazol bei Erkrankungen, die durch einzellige Parasiten (Protozoen) verursacht wurden. Im Einzelnen gehören dazu Infektionen des Magen-Darm-Bereiches (wie Amöbenruhr, Lamblienruhr, Balantidien-Ruhr), Amöbenabszesse der Leber sowie Infektionen der Harnröhre und der Geschlechtsorgane durch Trichomonaden (Trichomonas vaginalis).
Momentan ist in Deutschland aus wirtschaftlichen Gründen der Pharmafirmen kein Medikament mit dem Wirkstoff Tinidazol zugelassen. Entsprechende Präparate sind nur in der Schweiz und Liechtenstein auf dem Markt.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Tinidazol sind vertiefende Informationen verfügbar:
Wirkungsweise von Tinidazol
Tinidazol ist ein Antibiotikum und gehört zur Gruppe der Nitroimidazole. Es wirkt sehr gut gegen anaerobe Bakterien (so genannte Anaerobier) und führt in nur wenigen Stunden zu dessen Tod. Weiterhin kann dieser Wirkstoff auch einzellige Parasiten (Protozoen) abtöten und so bei parasitären Erkrankungen, wie der Amöbenruhr, helfen. Darunter versteht man eine durch Amöben verursachte Entzündung der Darmschleimhaut mit massiven Durchfällen.
Der Wirkstoff verteilt sich gut im gesamten Körpergewebe. Darum kann er auch so vielseitig angewendet werden.
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.