Timolol + Pilocarpin
Allgemeines
Die Kombination dient der Behandlung des erhöhten Augeninnendrucks bei bestimmten Formen des Grünen Star (Weitwinkelglaukom, Kapselhäutchenglaukom). Voraussetzung ist, dass die Behandlung mit einem Betablocker oder Pilocarpin allein nicht ausreichend und eine Kombinationstherapie erforderlich ist.
Welchen Zwecken dient diese Wirkstoffkombination?
- Abflusswege für das Kammerwasser im Auge öffnen
- Produktion von Kammerwasser im Auge drosseln
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Timolol + Pilocarpin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wann dürfen Timolol + Pilocarpin nicht verwendet werden?
Die Kombination darf nicht verwendet werden bei
- Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe
- Heuschnupfen
- Entzündungen des hinteren Augapfels
- Hornhautablösungen
- Hornhautmissbildungen
- einigen speziellen Formen des Grünen Star wie Sekundärglaukom oder Pupillarblockglaukom
- Augenerkrankungen, bei denen eine Pupillenverengung vermieden werden muss
- Reizleitungsstörungen am Herzen (wie einem AV-Block zweiten und dritten Grades, der nicht durch einen Herzschrittmacher kontrolliert wird)
- bestehender Herzmuskelschwäche
- herzbedingtem Schockzustand
- langsamen Herzrhythmusstörungen wie Sinusbradykardie, Sick-Sinus-Syndrom oder sinuatrialem Block
- schwerer chronischer Lungenerkrankung mit Verengung der Atemwege (COPD)
- allergischer Atemwegserkrankung, einschließlich bestehendem Asthma oder solchem in der Vorgeschichte oder Übererregbarkeit der Bronchien.
Nur nach sorgfältiger Abwägung von Nutzen und Risiko durch den Arzt und unter seiner Kontrolle sollte die Kombination eingesetzt werden bei
- Geschwüren oder Verengungen im Verdauungskanal oder den Harnwegen
- mangelhafter Blutversorgung der Hirngefäße
- der Muskelerkrankung Myasthenia gravis, weil es vermehrt zu Doppeltsehen, Liderschlaffung und allgemeiner Schwäche kommen kann
- unbehandeltem Tumor der Nebenniere (Phäochromozytom)
- Übersäuerung des Körpers (metabolische Azidose)
- Herz-Kreislauf-Beschwerden wie verengten Herzkranzgefäßen, Angina pectoris und niedrigem Blutdruck
- AV-Block ersten Grades
- schweren Durchblutungsstörungen von Körpergliedern (Raynaud-Syndrom)
- leichter bis mittelschwerer chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD)
- Diabetes mit schwankendem Blutzucker-Wert, weil eine Unterzuckerung möglicherweise unbemerkt bleibt
- Hornhauterkrankungen, weil die Hornhaut vermehrt austrocknet
- Neigung zu allergischen Reaktionen, weil sich diese verstärken kann
- Netzhautablösungen in der Vorgeschichte und jüngeren kurzsichtigen Patienten, weil sich diese Leiden verschlimmern können
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Timolol + Pilocarpin können bei der Anwendung am Auge teilweise in den Körper aufgenommen werden. Wie aus Tierstudien hervorgeht, kann Timolol auch in den Mutterkuchen gelangen. Bisher gibt es keine ausreichenden Erfahrungen zur Anwendung der Kombination bei Schwangeren. Der Arzt wird sie daher während der Schwangerschaft nicht verschreiben, außer es ist unbedingt notwendig. Wenn die Kombination bis zur Geburt angewendet wird, wird der Arzt das Neugeborene während der ersten Lebenstage sorgfältig auf etwaige Nebenwirkungen beobachten.
Betablocker wie Timolol gehen in die Muttermilch über. Bei der Dosis, wie sie in Augentropfen zur Anwendung kommt, ist es jedoch nicht wahrscheinlich, dass eine Menge in der Muttermilch vorhanden ist, die ausreichen würde, um bei dem Säugling Nebenwirkungen auszulösen.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Ganz allgemein sollte Timolol in Augentropfen bei Kindern und Jugendlichen mit Grünem Star mit ärztlicher Vorsicht angewendet werden. Das Gleiche gilt auch für die hier vorliegende Kombination mit Pilocarpin, zumal diese nicht in klinischen Studien in dieser Altersgruppe getestet wurde.
Welche Nebenwirkungen können Timolol + Pilocarpin haben?
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Timolol + Pilocarpin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Häufige Nebenwirkungen:
vorübergehendes Stechen, Brennen, Verschwommensehen, Tränenfluss, Ziliarmuskelkrampf, Verengung der Bindehautgefäße, Augenschmerz, Juckreiz, Reizung, Kopfschmerzen, verringerte Sehschärfe (bei schwacher Beleuchtung, insbesondere bei Patienten mit Grauem Star), Kurzsichtigkeit, Störungen der Sehschärfeanpassung
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Hornhautunempfindlichkeit, punktförmige Entzündungen der Hornhaut, Blutdruckabfall, verlangsamter Herzschlag, Depressionen, Atembeschwerden, Übelkeit, Müdigkeit
Seltene Nebenwirkungen:
Netzhautablösung, Glaskörperbluterguß, Irissteife, Iriszysten, erweiterte Irisgefäße, Lidkrämpfe, Abflachung der Vorderkammer, vorübergehende Linsentrübung (bei Langzeitanwendung von Pilocarpin), trockenes Auge, Lid- und Bindehautentzündung, Sehstörungen, Doppeltsehen, Liderschlaffung, Herzmuskelschwäche, Herzrhythmusstörung, niedriger Blutdruck, Durchblutungsstörungen auch des Gehirns, Wahnvorstellungen, Angstzustände, Albträume, Erschöpfung, Schwindel, Verwirrung, Bronchialkrämpfe (speziell bei Patienten mit Asthma und Herzmuskelschwäche), verstopfte Nase, Erbrechen, erhöhter Speichelfluss, Durchfall, Überempfindlichkeitsreaktionen (Ausschlag, Nesselsucht, Haarausfall), Schwitzen
Nebenwirkungen ohne Angabe der Häufigkeit:
allergische Reaktionen (einschließlich Gesichtsschwellung, Juckreiz, Schock), Unterzuckerung, Schlaflosigkeit, Gedächtnisverlust, Ohnmacht, Schlaganfall, Durchblutungsstörung des Gehirns, Verstärkung der Anzeichen einer Myasthenia gravis, nervliche Missempfindungen, Augenreizungen, Hornhautentzündung, verschwommenes Sehen, Netzhaut-Ablösung (nach chirurgischem Filtrationsverfahren), Hornhautverdünnung, Brustschmerzen, Herzklopfen, Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme), AV-Block, Herzstillstand, Herzmuskelschwäche, Raynaud-Syndrom, Husten, Schmeckstörung, Verdauungsstörung, trockener Mund, Bauchschmerzen, Erbrechen, Schuppelflechte-artiger Ausschlag oder Verschlimmerung einer Schuppenflechte, Muskelschmerzen, sexuelle Funktionsstörung, verringerte Libido
Welche Wechselwirkungen zeigen Timolol + Pilocarpin?
Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Patienten, die Reserpin beispielsweise gegen Bluthochdruck erhalten, wird der Arzt bei Anwendung der Kombination vermehrt auf niedrigen Blutdruck, Schwindel, Ohnmachten oder Blutdruckabfall nach dem Urinieren hin beobachten.
Die gleichzeitige Anwendung von Betablockern wie Timolol am Auge mit Blutdrucksenkern wie Guanethidin oder aus den Gruppen der Calciumkanalblocker und Betablocker, Antiarrhythmika (einschließlich Amiodaron, Chinidin, Propafenon), Herzglykosiden, Cholinesterase-Hemmstoffe wie Distigmin und manchen Narkosemitteln zur Inhalation kann eine verstärkende Wirkung haben und zu niedrigem Blutdruck und sehr verlangsamtem Herzschlag führen.
Die gleichzeitige Behandlung mit den Psychopharmaka Fluoxetin und Paroxetin) kann die Wirkung von Timolol auf den Körper ausweiten. Es kann zu verlangsamtem Herzschlag und Depressionen kommen.
Vorsicht ist geboten, wenn Insulin oder orale Antidiabetika zusammen mit der Kombination angewendet werden. Es kann eine Unterzuckerung verschleiert werden.
Ebenso wird der Arzt bei der gleichzeitigen Verschreibung mit jodhaltigen Röntgen-Kontrastmitteln, nicht-steroidalen Antirheumatika, Antidepressiva, Glukokortikoiden, dem Malaria-Mittel Mefloquin, Muskelrelaxantien wie Suxamethonium, H1-Antihistaminika und dem opioiden Schmerzmittel Pethidin Vorsicht walten lassen.
Die Kombination kann die Wirksamkeit von Alpha-Sympathomimetika und Beta-2-Sympathomimetika sowie bestimmten Muskelrelaxanzien (beispielsweise Atracurium) hemmen.
Bei der gleichzeitigen Anwendung Timolol am Auge und Adrenalin (Epinephrin) wurden gelegentlich Fälle von Pupillenerweiterung berichtet.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Vor Operationen sollte der Narkosearzt von der Behandlung mit dem Medikament wissen.
- Die Behandlung mit den Augentropfen sollte durch einen Augenarzt oder einen Facharzt für Augenheilkunde begonnen werden.
- Kurzzeitiges Verschwommensehen und schlechte Nachtsicht nach der Anwendung können Autofahren gefährlich machen.
Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.
Welche Medikamente beinhalten Timolol + Pilocarpin?
Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Timolol + Pilocarpin enthalten sind.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.
So wirkt Timolol + Pilocarpin
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Timolol + Pilocarpin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Betablocker, zu welcher die Wirkstoffkombination Timolol + Pilocarpin gehört.
Anwendungsgebiet der Wirkstoffkombination Timolol + Pilocarpin
Die Kombination dient der Behandlung des erhöhten Augeninnendrucks bei bestimmten Formen des Grünen Star (Weitwinkelglaukom, Kapselhäutchenglaukom). Voraussetzung ist, dass die Behandlung mit einem Betablocker oder Pilocarpin allein nicht ausreichend und eine Kombinationstherapie erforderlich ist.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Timolol + Pilocarpin sind vertiefende Informationen verfügbar:
Wirkungsweise von Timolol + Pilocarpin
Pilocarpin wirkt auf einen Strang des unbewußten Nervensystems, den Parasympathicus-Nerv. Es wirkt dort so wie der zugehörige Nervenbotenstoff Acetylcholin. Am Auge bewirkt Pilocarpin nach der örtlichen Anwendung eine Pupillenverengung, eine Blockade des Scharfsehens sowie einen vorübergehenden Anstieg des Augeninnendrucks, gefolgt von einem länger anhaltenden Druckabfall.
Die Senkung des Augeninnendrucks wird vermutlich durch die Zusammenziehung der glatten Muskelfasern an der Iris und des Ziliarmuskel erreicht, welcher die Augenlinse bewegt. Dadurch öffnen sich die Abflusswege für die Flüssigkeit in der Augenkammer und der Druck darin sinkt. Pilocarpin ist seit langem zur Pupillenverengung sowie zur Senkung des Augeninnendrucks bei verschiedenen Formen des Grünen Star gebräuchlich.
Timolol ist ein Betablocker. Wahrscheinlich senkt es den Augeninnendruck, indem es die Kammerwasserproduktion vermindert. Durch die Anwendung am Auge können bei Menschen, die auf den Wirkstoff empfindlich reagieren, auch Wirkungen im übrigen Körper verursacht werden (Bronchialkrämpfe, Blutzucker-Krise, Herzschlagverlangsamung).
Die Kombination von Pilocarpin und Timolol in einem Tropfen erzeugt eine zusätzliche Senkung des Augeninnendrucks, da die drucksenkende Wirkung der beiden Kombinationspartner durch unterschiedliche Mechanismen zustande kommt.
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.