Tiaprofensäure

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 18.10.2007

Allgemeines

Tiaprofensäure wird zur Behandlung von Entzündungen und Schmerzen (leicht bis mäßig stark) bei rheumatischen Weichteilerkrankungen und entzündlich-rheumatischen Erkrankungen (chronischer Polyarthritis) eingesetzt. Weitere Anwendungsgebiete sind:
  • aktivierte Arthrose
  • vom Knochen auf das Gelenk übergehende Entzündung (Osteoarthritis)
  • Entzündung der kleinen Wirbelgelenke
  • Entzündungen anderer kleiner Gelenke
  • Gelenkentzündungen, die durch einen Gicht-Anfall (Erhöhung des Harnsäurespiegels) ausgelöst wurden.
  • Morbus Bechterew
  • schmerzhafte Entzündungen und Schwellungen nach Verletzungen.


Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Entzündungen hemmen
  • Schmerzen lindern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Tiaprofensäure im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Tiaprofensäure nicht verwendet werden?

Der Wirkstoff darf nicht angewendet werden bei:
  • Überempfindlichkeit gegen Tiaprofensäure
  • vorangegangenen Überempfindlichkeitsreaktionen mit Beschwerden wie Asthma bronchiale, Nesselsucht oder Gesichtsschwellung (Quincke-Ödem, allergische Sofortreaktion) nach der Einnahme von nicht-steroidalen Antirheumatika und Acetylsalicylsäure
  • akuten Blutungen (Magen-Darm-Trakt, Gehirn, Gefäße)
  • Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren
  • Blutgerinnungsstörungen und Verminderung der Blutplättchen (Thrombozyten)
  • schwerer Herzmuskelschwäche
  • schweren Lebererkrankungen
  • schweren Nierenfunktionsstörungen
Bei über 65-Jährigen, die unter 50 Kilogramm wiegen, darf der Wirkstoff nicht vor Operationen eingesetzt werden. Zudem ist eine Anwendung vor dem 18. Lebensjahr nicht erlaubt.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

In den ersten sechs Monaten der Schwangerschaft sollte Tiaprofensäure möglichst nicht eingenommen werden. Wenn es sich nicht umgehen lässt, muss vom Arzt die niedrigste Dosierung verordnet werden. In den letzten drei Monaten der Schwangerschaft ist die Einnahme von Tiaprofensäure strengstens untersagt. Der Wirkstoff kann zur Wehenhemmung führen und Organschädigungen beim Ungeborenen verursachen.

Tiaprofensäure geht in die Muttermilch über. Daher darf der Wirkstoff nicht während der Stillzeit eingenommen werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Eine Anwendung vor dem 18. Lebensjahr sollte nicht erfolgen, da keine ausreichenden Erkenntnisse über die Sicherheit der Behandlung mit Tiaprofensäure im Kindes- und Jugendalter vorliegen.

Welche Nebenwirkungen kann Tiaprofensäure haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Tiaprofensäure. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Magenbeschwerden, Darmbeschwerden, Bauchschmerzen, Verdauungsstörungen, Übelkeit und Erbrechen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Kopfschmerzen, Schwindel, Erhöhung der Nierenwerte (Kreatinin und Harnstoff), Veränderungen des Blutbildes (verminderte Zahl der roten und weißen Blutkörperchen).

Seltene Nebenwirkungen:
Schluckstörungen, Geschmacksstörungen, Appetitlosigkeit mit Gewichtsverlust, Ruhelosigkeit, Schlaflosigkeit, Depressionen, Zittern, Magenblutungen, Darmblutungen, Hämorrhoidenblutungen, Nierenentzündungen, Beinkrämpfe, Missempfindungen, Haarausfall, Entzündungen der Haut und der Bindehaut des Auges, allergische Reaktionen mit Hitzewallungen, Atemnot, Hautausschlag, Nesselsucht, Juckreiz, allergischer Schnupfen (Rhinitis), Verengung der Bronchien (Bronchospasmus), Husten, Herzrasen (Tachykardie) und Blutdruckabfall (Hypotonie).

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Lebensbedrohliche Schockreaktionen, Bluterbrechen, Blut im Stuhl, Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre eventuell mit Durchbruch der Geschwüre in die Bauchhöhle, schwere allergische Hautreaktionen (wie Stevens-Johnson-Syndrom und Lyell-Syndrom), Reizungen der Blase mit vermehrtem oder vermindertem Harnfluss, blutiger Urin.

Besonderheiten:
Bei älteren Patienten kommt es durch die Einnahme von Tiaprofensäure häufiger zu unerwünschten Wirkungen im Verdauungstrakt, vor allem zu Blutungen und Durchbrüchen, die auch tödlich enden können.

Die Einnahme von Tiaprofensäure ist möglicherweise mit einem geringfügig erhöhten Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall verbunden. Dieses Risiko wächst, je höher die Dosis ist und je länger die Behandlung dauert. Die empfohlene Dosis oder Behandlungsdauer ist nicht zu überschreiten. Alle Nebenwirkungen verringern sich, je niedriger die Dosis ist und je kürzer der Zeitraum, über den der Wirkstoff angewendet wird.

Welche Wechselwirkungen zeigt Tiaprofensäure?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die Anwendung von Tiaprofensäure in Kombination mit anderen nicht-steroidalen Antirheumatika (einschließlich der so genannten Coxibe oder selektiven Cyclooxygenase-2 Hemmer) sollte vermieden werden.

Die Wirkung von Diuretika (entwässernde Mittel) und Antihypertensiva (blutdrucksenkende Mittel) kann durch Tiaprofensäure abgeschwächt werden. In Wechselwirkung mit Schleifendiuretika (spezielle Entwässerungsmittel) kann eine Nierenfunktionsstörung auftreten. Bei gleichzeitiger Gabe von kaliumsparenden Entwässerungsmitteln erhöht sich der Kaliumspiegel im Blutserum mit der Gefahr von Herzrhythmusstörungen.

Gleichzeitige Einnahme von Antikoagulanzien (blutgerinnungshemmende Mittel) können die Blutungsneigung verstärken.

Die Wirkung von ACE-Hemmern (Mittel zur Behandlung von Herzmuskelschwäche und Bluthochdruck) kann abgeschwächt werden.

Die gleichzeitige Gabe von Tiaprofensäure und Methotrexat (Mittel gegen schwere Formen der Polyarthritis) kann zu vermehrten unerwünschten Nebenwirkungen von Methotrexat führen.

Bei gleichzeitiger Gabe von Digoxin (Mittel zur Stärkung der Herzkraft), Phenytoin (Mittel zur Behandlung von Krampfanfällen) oder Lithium (Mittel zur Behandlung geistig-seelischer Störungen) kann Tiaprofensäure deren Wirkung verstärken.

Die nierenschädigende Nebenwirkung von Cyclosporin (Mittel zur Unterdrückung der körpereigenen Abwehrreaktion, Immunologikum) kann verstärkt werden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Patienten, die in der Vorgeschichte an Magen- und Darmgeschwüren erkrankt waren, müssen sich regelmäßig vom Arzt auf die erneute Bildung von Geschwüren untersuchen lassen.
  • Ältere Patienten mit geschwächtem Gesundheitszustand müssen bei der Behandlung sorgfältig ärztlich untersucht werden (Leberfunktion, Nierenfunktion, Herzfunktion).
  • Bei Patienten mit Blutgerinnungsstörungen müssen das Blutbild und die Gerinnungswerte regelmäßig während der Behandlung ärztlich kontrolliert werden.
  • Das Medikament darf nur unter strenger ärztlicher Aufsicht eingenommen werden.
  • Bei längerem Gebrauch des Medikaments können Kopfschmerzen auftreten, die nicht durch erhöhte Dosen des Arzneimittels behandelt werden dürfen.
  • Bei Bluthochdruck und/oder leichter oder mittelschwerer Herzmuskelschwäche in der Vorgeschichte ist besondere ärztliche Überwachung nötig, da das Medikament Wassereinlagerungen im Gewebe verursachen kann.
  • Das Reaktionsvermögen kann durch die Einnahme des Medikaments so weit beeinträchtigt werden, dass Autofahren und das Führen von Maschinen gefährlich sind.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Tiaprofensäure?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Tiaprofensäure enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Tiaprofensäure

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Tiaprofensäure. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen nicht-steroidale Antirheumatika, Entzündungshemmer, Schmerzmittel, zu welcher der Wirkstoff Tiaprofensäure gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Tiaprofensäure

Tiaprofensäure wird zur Behandlung von Entzündungen und Schmerzen (leicht bis mäßig stark) bei rheumatischen Weichteilerkrankungen und entzündlich-rheumatischen Erkrankungen (chronischer Polyarthritis) eingesetzt. Weitere Anwendungsgebiete sind:
  • aktivierte Arthrose
  • vom Knochen auf das Gelenk übergehende Entzündung (Osteoarthritis)
  • Entzündung der kleinen Wirbelgelenke
  • Entzündungen anderer kleiner Gelenke
  • Gelenkentzündungen, die durch einen Gicht-Anfall (Erhöhung des Harnsäurespiegels) ausgelöst wurden.
  • Morbus Bechterew
  • schmerzhafte Entzündungen und Schwellungen nach Verletzungen.


Zu folgenden Anwendungsgebieten von Tiaprofensäure sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Tiaprofensäure

Der Wirkstoff gehört in die Gruppe der Propionsäureverbindungen der nicht-steroidalen Antirheumatika. Daher wirkt er schmerzlindernd und entzündungshemmend, indem er die Produktion der schmerz- und entzündungsfördernden Eiweiße (Prostaglandine) hemmt. Mit den Entzündungen gehen auch die Schmerzen zurück. Zudem verbessert sich in der Regel die Beweglichkeit der befallenen Gelenke, zumindest lassen Schmerzen nach, wie sie bei der Bewegung entzündeter Gelenke entstehen.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.